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Von Dennis Speed
Am letzten Freitag, dem 4. Juli, begann eine einjährige Gedenk- und Erinnerungsphase zum 250. Jahrestag der Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika. Der ehemalige Kongreßabgeordnete und Präsidentschaftskandidat (2004, 2008) Dennis Kucinich veröffentlichte dazu am 1. Juli eine Erklärung mit der Überschrift „4. Juli 2025: Die Entweihung der Unabhängigkeitserklärung und ein Aufruf zur Erneuerung“. Das Dokument beginnt mit dem Aufruf: „Wenn Amerika das bleiben soll, was die Revolution 1776 angestrebt hat – eine rechtsstaatliche Nation –, dann müssen wir, das Volk, unsere Stimme erheben, wir müssen handeln und diese Vision verteidigen.“1
Das Schiller-Institut wurde 1984 gegründet mit einer „Erklärung der unveräußerlichen Rechte des Menschen“, die mit der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung fast identisch ist.2 Helga Zepp-LaRouche schlug damals wie heute vor, die Länder des Globalen Südens – die erweiterte Gruppe der Nationen, die sich 1955 in Bandung zur Bewegung der Blockfreien Staaten zusammenschlossen – sollten die Unabhängigkeitserklärung übernehmen. Auch wenn die Vereinigten Staaten selbst deren Inhalt in der Zwischenzeit politisch aufgegeben haben, bleibt sie universell gültig. Der Grundsatz, daß „alle Menschen gleich geschaffen sind; daß sie von ihrem Schöpfer mit unveräußerlichen Rechten ausgestattet sind; daß dazu Leben, Freiheit und das Streben nach Glückseligkeit gehören“, ist kein willkürliches Dekret, sondern ein Gesetz der menschlichen Natur. Es gibt unveräußerliche Rechte, die keinem Menschen genommen werden können, weil sie universell und nicht vom Staat bestimmt sind. Diese Bestrebungen finden ihren Ausdruck in der Politik der BRICS-Staaten – eine Politik, die u.a. im EIR-Sonderbericht von 2014 Die Neue Seidenstraße wird zur Weltlandbrücke konkretisiert wurde.3
Das zehnte von Helga Zepp-LaRouches Zehn Prinzipien für eine neue internationale Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur lautet: „Die Grundannahme des neuen Paradigmas ist, daß der Mensch grundsätzlich gut ist, und fähig, die Kreativität seines Geistes und die Schönheit seiner Seele unendlich zu vervollkommnen, und daß er die am weitesten entwickelte geologische Kraft im Universum ist, was beweist, daß die Gesetzmäßigkeit des Geistes und die des physischen Universums in Übereinstimmung und Kohäsion stehen und daß alles Böse das Ergebnis eines Mangels an Entwicklung ist und daher überwunden werden kann.“4
Einige Leute im Silicon Valley und in der Londoner City widersprechen dem vehement. Das sind die „neuen Eugeniker“, die glauben, sie könnten eine „transhumanistische“ Ethnie nach ihrem Bilde erschaffen. Die „Untauglichen“, insbesondere die Armen, würden dann einfach aus der menschlichen Ethnie gestrichen. „Einst aufgrund der Greueltaten der Nazis abgelehnt, wird die Eugenik heute sowohl von der Linken als auch von der Rechten befürwortet. Doch ihr schlagendes Herz liegt nicht in der Politik, sondern in technikgetriebenen Ansätzen“, schreibt der Autor Joel Kotkin. „Ein großer Unterschied zur Eugenik des 20. Jahrhunderts besteht darin, daß die heutigen Bemühungen eine weitgehend private Angelegenheit sind, die nicht vom Staat, sondern von der technokratischen Elite gestaltet wird – zumindest bis jetzt. Was sich abzeichnet, ist eine moderne Version von Johannes Calvins protestantischen ‚Auserwählten‘.“
Sind sie – die Kreaturen von INCUTEL, Palantir usw. – eine „neue Rasse“ antichristlicher Soldaten, die die Menschheit in den Weltkrieg stürzen will? Wer hat zum Beispiel entschieden, daß die Vereinigten Staaten von der berüchtigten „Kriegspartei“ regiert werden? Nicht die Menschen in den Vereinigten Staaten. Sie sind gegen die derzeitige Kriegspolitik und haben einen Präsidenten gewählt, der sich gegen „ewige Kriege“ aussprach – und trotzdem hat der Krieg stattgefunden. Warum führen die Vereinigten Staaten von Amerika ständig Kriege gegen den Willen ihres eigenen Volkes, ganz gleich, wen es wählt, obwohl die Wirtschaft und die Lebensgrundlagen der Bevölkerung immer schneller zusammenbrechen?
Doch es geht nicht nur um Krieg. Vor drei Wochen, am 19. Juni, „beschleunigte eine chinesische Magnetschwebebahn mit einem 1,1 Tonnen schweren Testschlitten und einem elektromagnetischen Antriebssystem nach einer Strecke von nur 600 Metern auf eine Geschwindigkeit von 650 Kilometern pro Stunde – die höchste Geschwindigkeit, die je von einer Magnetschwebebahn erreicht wurde – und bremste dann innerhalb von 220 Metern zum Stillstand ab“ (siehe Aus Wissenschaft und Technik in dieser Ausgabe). Dabei hatten die amerikanischen Physiker James Powell und Gordon Danby von den Brookhaven National Laboratories auf Long Island, New York, schon vor fast 60 Jahren ein erstes Patent für den Entwurf einer Magnetschwebebahn erhalten. Hat die Kommunistische Partei Chinas die USA in den letzten 60 Jahren daran gehindert, eigene Magnetschwebebahnen oder Hochgeschwindigkeitszüge zu bauen – oder war es die Kriegspartei?
Warum wurde die NASA, das Herzstück der amerikanischen Raumfahrt, in dem gerade verabschiedeten „großen häßlichen Haushaltsgesetz“ auf das finanzielle Niveau der Zeit vor Präsident Kennedys Mondlandeprogramm zurückgestuft – einschließlich des gesamten Artemis-Mondprogramms, das im wesentlichen eingestellt wird?
Sind es dieselben Leute, die solche Entscheidungen treffen, die auch beschlossen haben, daß Amerika schon wieder in einen aussichtslosen Krieg verwickelt werden soll, diesmal gegen den Iran – einen Krieg, der schon seit 2001 geplant ist? Mehrere wichtige Kommentatoren, von Scott Ritter bis Jeffrey Sachs, haben in den letzten Tagen die Möglichkeit erörtert, daß Israels Ministerpräsident Netanjahu oder unter bestimmten Umständen sogar die USA Atomwaffen einsetzen würden, nachdem der Iran offiziell beschlossen hat, der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) vorerst keine weiteren Inspektionen zu gestatten.
Der Iran hat gute Gründe. Der Journalist Kit Klarenberg hat gerade in einem Artikel „Den Iran ausspionieren: wie der MI6 die IAEO infiltrierte“ in The Grayzone auf den Fall des britischen MI6-Agenten Nicholas Langman aufmerksam gemacht. Langmans Name und Selbstbeschreibung „wurde in einer Reihe von durchgesickerten Papieren entdeckt, in denen die Aktivitäten von Torchlight, einer produktiven vorgeschobenen britischen Geheimdienstorganisation, beschrieben werden“. Langman sagt, er habe „an der Verhinderung der Verbreitung von Massenvernichtungswaffen durch … Unterstützung der [IAEO] und der Organisation für das Verbot chemischer Waffen [OPCW] und durch hochrangige internationale Partnerschaften gearbeitet“. Zudem behauptet er, den „großen diplomatischen Erfolg des iranischen Atom- und Sanktionsabkommens ermöglicht zu haben“.
Klarenberg schreibt dazu: „Der Einfluß, den Langman auf die IAEO ausgeübt haben soll, verleiht den iranischen Behauptungen Gewicht, daß die internationale Atomaufsichtsbehörde mit dem Westen und Israel zusammenarbeitet, um die Souveränität des Landes zu untergraben. Die iranische Regierung behauptet, die IAEO habe die Identitäten ihrer Spitzen-Atomwissenschaftler an den israelischen Geheimdienst weitergegeben und so deren Ermordung ermöglicht, und sie habe den USA und Israel wichtige Informationen über die Atomanlagen geliefert, die sie bei ihrem Militärschlag im Juni dieses Jahres bombardiert haben.“
Wie weit ist es mit den Vereinigten Staaten am Vorabend ihres 250-jährigen Bestehens gekommen? Bestenfalls „britisches Hirn und amerikanischer Muskel“! Werden Amerikas gewaltige militärische Kräfte statt für das Wohl des amerikanischen Volkes für einen totalen Krieg gegen Rußland, den Iran und/oder China eingesetzt werden, wie es von britischer Seite betrieben wird? Wenn sich Netanjahu und Trump nächste Woche in Washington treffen, welche britische Agenten haben beide vorher getroffen? Wie unabhängig sind die US-Regierung oder das Volk der Vereinigten Staaten tatsächlich von den alten Kolonialherren, 250 Jahre nach ihrer Gründung?
Kucinich schließt seine Erklärung zum 4. Juli 2025 mit folgenden Worten: „Wenn Amerika das bleiben soll, was die Revolution von 1776 anstrebte – eine Nation, die von Gesetzen regiert wird –, dann müssen wir, das Volk, unsere Stimme erheben. Wir müssen handeln und diese Vision verteidigen. Unsere Freiheit hängt letztlich von aufgeklärten, aktiven Bürgern ab. Andernfalls verraten wir die Vergangenheit, geben die Zukunft auf, und die Nation scheitert.“
Und unter „Bürgern“ müssen wir heute alle Bürger der Welt verstehen, die sich nicht in erster Linie als Parteien oder Nationalitäten, sondern nach ihrer Zielsetzung organisieren.
Wenn die Welt nicht nur überleben, sondern auch wachsen und sich entwickeln soll, dann sollten diese Bürger, ganz besonders junge Menschen aus aller Welt, die „Erklärung der unveräußerlichen Rechte des Menschen“ und die „Zehn Prinzipien für eine neue internationale Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur“ des Schiller-Instituts studieren. Und sie sollten persönlich oder online an der Konferenz „Der Mensch ist nicht des Menschen Wolf – für ein neues Paradigma in den internationalen Beziehungen!“ vom 12. bis 13. Juli in Berlin teilnehmen.6 Helfen Sie außerdem, überall die Erklärung Wird es am 4. Juli ein thermonukleares Feuerwerk geben?7 auf der Straße und im Internet zu verbreiten.
Anmerkungen
1. July 4, 2025: The Desecration of the Declaration of Independence and a Call for Renewal,
Internetseite von Dennis Kucinich, ehemaliger Kongreßabgeordneter und US-Präsidentschaftskandidat (2004, 2008).
2. Die "Verfassung" des Schiller-Instituts von 1984.
3. Die Neue Seidenstraße wird zur Weltlandbrücke, PDF E-Book, E.I.R. Verlag.
4. Zehn Prinzipien für eine neue internationale Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur,
Helga Zepp-LaRouche, Schiller-Institut.
5. Spying on Iran: How MI6 infiltrated the IAEA, Internetseite der Grayzone, 1. Juli 2025.
6. „Der Mensch ist nicht des Menschen Wolf”,
Einladung zur internationalen Konferenz des Schiller-Instituts, Großraum Berlin, 12. und 13. Juli 2025.
7. Wird es am 4. Juli ein nukleares Feuerwerk geben?,
Erklärung des Schiller-Instituts und Leitartikel der Neuen Solidarität Nr. 27/2025.
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