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Von Jason Ross und Alexander Hartmann
Der scheidende US-Präsident Joe Biden behauptete, das Waffenstillstandsabkommen zwischen Israel und der Hamas, das am 15. Januar angekündigt wurde, sei der langen, unermüdlichen Arbeit seiner Regierung zu verdanken – tatsächlich kam es nur durch die Bemühungen des designierten Präsidenten Donald Trump zustande. Der hatte seit langem darauf gedrängt, eine solche Einigung noch vor seinem Amtsantritt zu erreichen – hauptsächlich um ihn zu entlasten, damit er sich als Präsident seinen eigenen Prioritäten widmen kann. Die Palästinenser waren über die Neuigkeit erleichtert und viele feierten, in Israel waren die Extremisten schockiert und wütend, aber die Familien der Geiseln froh und voller Hoffnung, ihre Angehörigen wiederzusehen.
Offensichtlich hätte die Biden-Regierung – oder wer auch immer ihr die Politik diktiert – ein solches Abkommen schon vor Monaten durchsetzen können, wenn sie gewollt hätte. Statt dessen entschied sie sich dafür, bloß Lippenbekenntnisse für die Rechte der Palästinenser abzugeben, aber gleichzeitig die systematische Zerstörung des Gazastreifens zuzulassen und mit Geld und Waffen zu unterstützen.
Zwei mutige amerikanische Journalisten, Max Blumenthal und Sam Husseini, sprachen den scheidenden Außenminister Tony Blinken auf seiner letzten Pressekonferenz darauf an. Sie fragten ihn polemisch: „Warum stehen Sie nicht in Den Haag vor Gericht?“ und „Warum haben Sie den Holocaust unserer Zeit zugelassen?“ Blinken ließ sie gewaltsam abführen, einen sogar in Handschellen. In seiner Abschiedsrede beim Atlantic Council wurde Blinken von Demonstranten unterbrochen mit Zwischenrufen wie: „Sie werden als ,Blutiger Blinken‘ und als ,Völkermord-Minister‘ im Gedächtnis bleiben!“
Die beiden großen Fragen sind nun: Erstens, kann Trump – der drohte, in der Region könnte „die Hölle losbrechen“, wenn keine Einigung erzielt wird – auch in anderen Regionen der Welt Lösungen für Konflikte erzielen? Und zweitens: Schaffen wir es, durch umfassende wirtschaftliche Entwicklung dauerhaft Frieden zu schaffen, durch Wasserprojekte die Wüste zu besiegen und so mit der Zeit den Haß aus den Herzen zu verbannen?
Trump lobt zwar sein persönliches Verhältnis zum chinesischen Präsidenten Xi Jinping, aber seine scharfen Kommentare und Personalentscheidungen bieten wenig Hoffnung auf eine nützliche Zusammenarbeit der beiden größten Volkswirtschaften der Welt. Bisher stehen die Zeichen noch auf Konflikt, ob im militärischen Bereich, im Handel oder in beiden.
Bei all diesen Fragen liegt die wahre Entscheidung nicht bei Trump und anderen Regierungen, sondern bei uns allen. Welche Forderungen stellen wir an unsere Regierungen? Können wir einen Dialog zwischen Menschen guten Willens aus dem Globalen Norden und dem Globalen Süden schaffen, um Erfahrungen auszutauschen und eine wahrhaft menschliche Zukunft für alle zu verwirklichen?
In dieser Hinsicht gibt es interessante neue Phänomene. In den USA steht ein Gesetz kurz vor der Umsetzung, um die erfolgreiche, aus China stammende Social-Media-Plattform TikTok zu schließen, deren Muttergesellschaft einem Verkauf an Amerikaner nicht zustimmt. Aber gleichzeitig ist eine andere App aus China, Xiaohongshu (auch als Red Note bekannt) zur am häufigsten heruntergeladenen mobilen App geworden, und zahlreiche Erfahrungsberichte zeigen, daß Amerikaner mehr darüber erfahren, wie Menschen in China und anderen Teilen der Welt leben.
Mit dem Engagement, unsere gemeinsamen Ziele als eine Menschheit voranzutreiben – wissenschaftliches, technologisches, wirtschaftliches, kulturelles und moralisches Wachstum –, können wir nicht nur eine internationale Zukunft schmieden, sondern sogar eine interplanetare Zukunft der Eroberung des Alls.
In Ihrem Internet-Dialog am 15. Januar wurde die Gründerin des Schiller-Instituts, Helga Zepp-LaRouche, auf die Geopolitik angesprochen. Ein Zuschauer fragte: „Glauben Sie nicht, daß unter den westlichen Staatsführungen die geopolitische Weltsicht viel zu beherrschend ist, um damit zu brechen? Sie ist im politischen Denken der beiden großen Parteien in Amerika verankert, auch bei vielen Republikanern, die Trump unterstützen.“ Und ein Professor aus Großbritannien fragte: „Beruht die Geopolitik nicht auf der Idee, daß es keine Einigkeit darüber gibt, was ein ,Gemeinwesen‘ oder ein ,Gemeinwohl‘ definiert, und deshalb die Identitätsunterschiede, die benutzt werden, um geopolitische Spaltungen zu schüren, natürlich und unüberwindbar sind?“
In ihrer Antwort betonte Helga Zepp-LaRouche, man könne diese Unterschiede überwinden, weil wir Menschen sind. Sie sagte:
„Wenn Geopolitik etwas Natürliches wäre, dann wären wir Teil der Tierwelt. Schließlich weiß jeder, daß männliche Tiere mit bestimmten Methoden ihr Revier markieren und sicherstellen, daß es keine Konkurrenten gibt. Aber wir sind keine Tiere, wir sind Menschen. Und ich betrachte das aus der Perspektive der langen Entwicklungsgeschichte: Wie alt ist das Universum? Wir wissen es nicht genau, vielleicht 13,5 Milliarden Jahre, das waren die Ergebnisse des James-Webb-Teleskops. Und innerhalb dieses langen Zeitraums umfaßt die Menschheitsgeschichte vielleicht zwei Millionen Jahre, und die aufgezeichnete Geschichte vielleicht maximal 10.000 Jahre – je nachdem, welche Artefakte man als Grundlage nimmt. Wir existieren also erst seit sehr kurzer Zeit in der Geschichte des Universums.
Aber überlegen Sie: Wo standen wir vor 10.000 oder 20.000 Jahren, am Ende der letzten Eiszeit? Und wo stehen wir heute? Wir haben das Bevölkerungspotential von einigen Hunderttausend, vielleicht maximal einigen Millionen Menschen immer mehr erhöht. Bevor wir die Landwirtschaft ernsthaft entwickelten, als wir noch auf dem Niveau von Jägern und Sammlern waren, war die Bevölkerungsdichte des Planeten sehr gering. Zu der Zeit benutzten die Menschen einen Stein wahrscheinlich, um ihren Nachbarn zu attackieren, und er galt als tödliche Waffe. Heute schaut man sich denselben Stein an und sagt: ,Ach wie interessant, das sind seltene Erden‘, oder ,Der ist gerade so groß wie ein Handy.‘ Und in diesem Handy oder in der Fähigkeit, die seltenen Erden für die Produktion zu nutzen, haben Sie die Verkörperung der gesamten wissenschaftlichen und technologischen Entwicklung dieser gesamten Periode.“
Dann lenkte sie den Blick in die Zukunft:
„Nun sind 10.000 Jahre eine sehr kurze Zeitspanne. Und Sie können an 10.000 Jahre in der Zukunft denken. Wir haben wahrscheinlich viel größere Sprünge und Fortschritte gemacht als in der Vergangenheit. Glauben Sie also wirklich – wenn wir uns nicht in der Zwischenzeit durch einen Atomkrieg selbst auslöschen, was natürlich passieren könnte –, daß wir in 10.000 Jahren immer noch um Territorien, Brunnen usw. streiten werden? Wenn wir mit Sicherheit schon lange zuvor den nahen Weltraum kolonisiert haben, Dörfer auf dem Mond errichtet haben und wahrscheinlich – sogar Elon Musk ist von dieser Perspektive begeistert – Städte auf dem Mars gebaut haben werden? Glauben Sie wirklich, daß es in der Natur des Menschen liegt, sich im ständigen geopolitischen Kampf zu befinden? Ich glaube nicht.“
Zepp-LaRouche betonte:
„Ich denke, wir unterscheiden uns von allen anderen Arten durch unsere Vernunft, durch die Tatsache, daß wir alles ändern können, was uns einschränkt. Und irgendwann wird klar sein, daß wir die eine menschliche Gattung sind, die eine wichtige Aufgabe hat, in der Galaxie zu überleben. Die letzte Zählung des James-Webb-Teleskops hat, glaube ich, ergeben, daß es mindestens mehrere Billionen Galaxien gibt. Das ist einfach unglaublich. Aber wenn wir als Gattung in diesem unglaublich großen Universum überleben wollen, müssen wir unser Verhalten ändern und dürfen unsere Energie nicht damit verschwenden, gegeneinander zu kämpfen. Das ist also meine Antwort an den Professor aus Großbritannien.“
Allerdings sei es wahr, daß zur Zeit die geopolitische Sichtweise noch vorherrscht:
„Wenn man sich die Spitze des Systems ansieht: die beiden Parteien in den Vereinigten Staaten, die EU-Bürokratie, die denkt, daß wir jetzt unsere eigene geopolitische Kraft gegen andere Großmächte wie China, Rußland und die Vereinigten Staaten werden müssen. Aber wenn man die Menschen fragt, die Bevölkerung, glaube ich nicht, daß sie geopolitisch denken. Ich denke, Menschen neigen dazu, sich gleich mit anderen Menschen anzufreunden, wenn sie sie kennenlernen. Auf der untersten Stufe kochen sie zusammen und tanzen zusammen; wenn es etwas weiter entwickelt ist, beginnen sie, ihre unterschiedlichen Kulturen zu schätzen.“
Die Geopolitik sei der Grund für die beiden Weltkriege im 20. Jahrhundert gewesen und müsse definitiv überwunden werden. Statt dessen brauche man die Idee, daß es ein größeres Interesse gibt, das uns als Menschheit eint. „Das ist eine existentielle Frage, denn wenn wir sie nicht überwinden können, ist die Wahrscheinlichkeit groß, daß wir uns selbst in die Luft jagen und alles auf diesem Planeten zerstören – leider waren wir dem noch nie näher. Aber andererseits denke ich, wenn genügend Menschen diese Gefahr erkennen, dann können wir vielleicht die moralische Kraft aufbringen, sie zu überwinden.“
Später fügte Zepp-LaRouche in ihrer Antwort auf eine Frage zum Flüchtlingsproblem hinzu:
„Wenn der gesamte Westen mit den BRICS-Plus-Staaten zusammenarbeiten würde, um dieses Problem ein für allemal zu lösen und für alle Menschen auf der Erde die Voraussetzungen für wirtschaftliche Entwicklung zu schaffen, dann könnten wir alle diese Probleme lösen. Und das ist in Reichweite. Wenn Sie also irgendwo auf der Welt leben und dieser Perspektive zustimmen, schließen Sie sich uns an. Bleiben Sie nicht neutral: Schließen Sie sich dem Schiller-Institut an; nehmen Sie freitags am wöchentlichen IPC-Treffen teil und arbeiten mit uns zusammen. Dies ist eine Periode in der Geschichte, in der das Eingreifen des einzelnen die Geschichte verändern kann. Also schließen Sie sich uns an!“
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