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Neue Solidarität
Nr. 44-45, 30. Oktober 2025

Das Beringtunnel-Projekt weist den Weg
zum „Frieden durch Entwicklung“

In einer Welt, die sich entweder für geopolitische Spaltung oder für kooperative Entwicklung entscheiden muß, könnte der Beringstraßen-Tunnel eine Brücke nicht nur zwischen Kontinenten, sondern auch zwischen Zivilisationen sein. Ein solches Projekt wäre weit mehr als nur ein Tunnel, weil er mit der Schaffung von Entwicklungskorridoren mit Schienenverkehr in den riesigen, noch unerschlossenen Regionen bis zur Beringstraße verbunden wäre.

Es ist eine Vision von Frieden durch Entwicklung: Länder, die nicht länger durch Rivalität getrennt, sondern für ein gemeinsames Ziel geeint sind. Der Tunnel würde eine Weltlandbrücke herstellen – durchgehende Eisenbahn- und Entwicklungskorridore von New York bis Shanghai, von Paris bis Buenos Aires, von Dakar bis Moskau. Und er kann eine moralische Revolution in der Außenpolitik auslösen, in der statt Konkurrenzkampf und „Nullsummenspiel“ gemeinsamer Fortschritt das Ziel ist. In Verbindung mit einer Politik der Bankentrennung („Glass-Steagall“) würde dieses Projekt international Investitionen auf produktive Entwicklung verlagern und damit die Entindustrialisierung, die heute in weiten Teilen Europas und Nordamerikas zu beobachten ist, umkehren.

Die Idee eines solchen, etwa 100 km langen Tunnels reicht mehr als 150 Jahre zurück, wurde jedoch immer wieder als zu kostspielig und aufwendig verworfen. Die LaRouche-Bewegung setzt sich seit den 1980er Jahren aktiv dafür ein, zusammen mit Ingenieuren, die die technischen Herausforderungen studiert haben.

In den letzten Wochen rückte das Projekt plötzlich weltweit ins Rampenlicht der Massenmedien. Wie kam es dazu? Rußland hatte der US-Regierung am 14. Oktober historische Dokumente zum Attentat auf Präsident John F. Kennedy übermittelt, und darunter war auch eine handgezeichnete Karte einer Landverbindung zwischen Alaska und Sibirien aus dem Jahr 1963, mit der Bezeichnung „Kennedy-Chruschtschow-Weltfriedensbrücke”.

Das erregte die Aufmerksamkeit von Kirill Dmitrijew, dem Sonderbeauftragten des russischen Präsidenten und Verhandlungspartner von Präsident Trumps Sonderbeauftragtem Steve Witkoff. Er veröffentlichte die Karte in den sozialen Medien und schrieb dazu: „Mit der modernen Technologie der Boring Company kann das ein Putin-Trump-Tunnel werden, der Eurasien und Amerika für weniger als acht Milliarden Dollar verbindet.” Die Boring Company ist eine Tunnelbaufirma von Elon Musk.

In einem zweiten Beitrag gab Dmitrijew bekannt, daß die Machbarkeitsstudie für den Tunnel vor sechs Monaten, also etwa im April, begonnen hat – vier Monate vor dem historischen Gipfel von Putin und Trump am 15. August in Alaska. Kurz vor diesem Gipfel machte Viktor Rasbegin, Direktor des Zentrums für integrierte regionale Verkehrsprojekte im russischen Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung, in einem Interview auf das Tunnelprojekt aufmerksam und erklärte, Vorarbeiten seien bereits abgeschlossen. Helga Zepp-LaRouche, die Gründerin und Präsidentin des Schiller-Instituts, hatte schon am 11. August in einem Offenen Brief an die Präsidenten Trump, Putin und Xi zum Bau des Beringstraßen-Tunnels aufgerufen. Sie erklärte darin, warum er eine entscheidende Wende bringen kann (vgl. Neue Solidarität 34/2025):

Als Donald Trump dann am 17. Oktober in seiner Pressekonferenz mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj von Journalisten auf den russischen Vorschlag des „Putin-Trump-Tunnels“ angesprochen wurde, antwortete er: „Das ist interessant. Darüber müssen wir nachdenken. Davon habe ich noch nichts gehört.“ Diese Äußerung löste ein großes Echo mit zahlreichen Berichten in Massenmedien in aller Welt aus.

EIR-Seminar zum Beringtunnel-Projekt

Die Frage Zusammenarbeit oder Konfrontation zwischen Amerika und Rußland ist angesichts des andauernden Krieges in der Ukraine besonders vordringlich geworden, da alle Bemühungen zu dessen Beendigung heftig bekämpft werden, besonders aus London und anderen europäischen Hauptstädten. Um diese Diskussion voranzutreiben und in produktive Gleise zu lenken, lud Executive Intelligence Review (EIR), die 1974 von Lyndon LaRouche gegründete Nachrichtenagentur, kurzfristig zu einem Internetforum am 22. Oktober ein. Unter dem Titel „Das Beringstraßen-Tunnelprojekt kann eine neue Ära des Friedens durch Entwicklung einläuten“ entspann sich eine außergewöhnliche, zweistündige Diskussion mit Experten aus Ingenieurwesen, Eisenbahnbau, Finanzen und Diplomatie aus den USA, Rußland, Italien und Deutschland.

Die Veranstaltung wurde von Helga Zepp-LaRouche, die auch Chefredakteurin von EIR ist, initiiert. Sie eröffnete die Podiumsdiskussion mit der Feststellung, der Beringstraßen-Tunnel, für den sie und ihr verstorbener Ehemann Lyndon LaRouche sich jahrzehntelang eingesetzt haben, „ist sehr wahrscheinlich die Antwort auf die Frage, ob wir Krieg oder Frieden haben werden“. Sie betonte auch, die Zusammenarbeit zwischen den USA und Rußland könne „die entscheidende Wende sein, die eine Abkehr von diesem extrem gefährlichen Moment in der Geschichte markiert“.

Ein zentrales Thema, das alle Redner der Runde ansprachen, war die transformative Kraft des Bering-Tunnelprojekts, insbesondere wenn man es zusammen mit den umfangreichen Zubringerstrecken betrachtet, die für die Schaffung eines integrierten globalen Eisenbahnnetzes erforderlich sind. Es kann nicht nur die Beziehungen zwischen den USA und Rußland, sondern auch die Produktivität der Kontinente Nordamerika und Eurasien insgesamt völlig neu gestalten, was sich dann durch weitere Tunnel- und Brückenverbindungen auf alle Kontinente ausweiten würde. Ein solches Vorhaben würde die Menschheit verändern.

Mehrere Redner hoben die ungeheure Größe und Reichweite des Projekts hervor. So betonte Scott Spencer, Chefprojektberater von InterContinental Railway, der Tunnel werde sich durch seine Auswirkungen auf den Welthandel und Zugang zu Rohstoffen bald mehr als amortisieren. Der russische Ökonom und Ingenieur Dr. Viktor Rasbegin, Vizepräsident und Vorsitzender der russischen Niederlassung der Interhemispheric Bering Strait Tunnel & Railroad Group (seit 1993) sowie langjähriger Vizepräsident (1997-2015) des Russischen Staatsrats für die Erforschung produktiver Kräfte (SOPS), berichtete, die Machbarkeitsstudien seien abgeschlossen. Die Fertigstellung des Gesamtprojekts würde etwa 10 bis 15 Jahre dauern. Er betonte auch, ein besonders wichtiges Ergebnis wäre die Beendigung der schweren Krise zwischen den USA und Rußland.

Aser Mamedow, Erster Stellvertretender Geschäftsführer des von Kirill Dmitrijew geleiteten Russian Direct Investment Fund (RDIF), fügte hinzu, er habe die „äußerst aufschlußreiche“ Diskussion mit großem Interesse verfolgt. Der RDIF halte „das Projekt für sehr wichtig, weil es ein erhebliches Potential für die wirtschaftliche Entwicklung der Kontinente, nicht nur der Länder, bietet. Wir sind entschlossen, einen Weg zu finden, das Projekt in naher Zukunft umzusetzen.”

Weitere namhafte Diskussionsteilnehmer waren Professor Enzo Siviero aus Italien, Direktor der eCampus University und Vizepräsident des Réseau Méditerranéen des Écoles d’Ingénieurs, sowie Dr. Alexander Bobrow, Doktor der Geschichte und Leiter der Abteilung für Diplomatische Studien am Institut für Strategische Studien und Prognosen der russischen RUDN-Universität (Universität der Völkerfreundschaft).

Eine Frage an die Podiumsteilnehmer, ob die Initiierung des Projekts die derzeitige Gefahr eines Atomkrieges mindern könnte, wurde von allen sehr ernst genommen, ebenso wie das grundlegende Ziel, das allen solchen transformativen Projekten zugrunde liegt: die Verbindung von Völkern, Nationen und Kulturen.

Zepp-LaRouche schloß die Podiumsdiskussion mit der Feststellung:

Auch wenn Präsident Trump am 22. Oktober das angedachte Treffen mit Präsident Putin vorerst abgesagt hat, ist offensichtlich, daß die großen Probleme der Menschheit und die Kriegsgefahr nur überwunden werden können, wenn sich die Präsidenten dazu an einen Tisch setzen. Und der Beringstraßen-Tunnel ist vielleicht das Thema, das den Weg für einen diplomatischen Durchbruch zu „Frieden durch Entwicklung“ eröffnen kann.

Es liegt an den Bürgern in aller Welt, den „Geist von Alaska“ nach dem vielversprechenden Treffen der Staatschefs Rußlands und der Vereinigten Staaten vom August wieder wachzurufen. Ein Mann, der sich jahrzehntelang für die Erschließung der Arktis und für die internationale Zusammenarbeit einsetzte, war der ehemalige Gouverneur von Alaska Walter Hickel (1919-2010), bekannt für seine Forderung, Megaprojekte zu bauen, statt Krieg zu führen. In einem Interview mit der Los Angeles Times 2006 sagte Hickel: „Große Projekte prägen eine Zivilisation. Meine Frage war immer: Warum Krieg – warum nicht große Projekte? Große Projekte können Länder davon abhalten, Krieg gegeneinander zu führen.“

alh


Anmerkungen

1. Ein 44-seitiger EIR-Bericht über das Projekt und seine Vorgeschichte ist über unseren Online-Shop zu beziehen.

2. Das Video des zweistündigen Seminars finden Sie im Youtube-Kanal von EIR

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