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Von Alexander Hartmann
Zu Neujahr am 1. Januar war Ray McGovern, ehemaliger CIA-Analyst und Mitbegründer der Veteran Intelligence Professionals for Sanity (VIPS), Gast von Helga Zepp-LaRouche in ihrem Neujahrsdialog „2025: Nukleare Katastrophe oder neues Paradigma“. Beide sprachen besonders eindringlich über die Notwendigkeit von Empathie, allem voran im Zusammenhang mit dem schrecklichen Völkermord im Gazastreifen.
Auf eine Frage Zepp-LaRouches hin erzählte McGovern die Geschichte einer Gruppe deutscher Kriegsgefangener, die gegen Ende des Zweiten Weltkriegs von sowjetischen Truppen abtransportiert wurden. Der besiegte Zug deutscher Soldaten war hungrig, verzweifelt und dem Tode nahe. Verständlicherweise hatten die Russen, die sie sahen, vorher diese Deutschen wegen des Einmarschs in ihr Land beschimpft, schließlich verlor die Sowjetunion während des Krieges etwa 27 Millionen Menschen. Eine ältere russische Frau aber sah die verzweifelten Soldaten und holte für einen jungen deutschen Kriegsgefangenen ein Stück Brot heraus. Für die Russen hatte der Streit aufgehört und es herrschte Frieden.
McGovern führte diese Geschichte als Beispiel dafür an, daß man seinen Nächsten lieben und seinen Feinden vergeben sollte. Wir sollten einander die Hand reichen und verstehen, bevor es zu spät ist, sagte er.
Er fragte: „Wie kommt es, daß westliche Regierungen gar kein Mitgefühl für das Geschehen in Gaza haben können? Ich kann nur sagen, in diesem Fall muß ein mangelndes Einfühlungsvermögen mit Soziopathie einhergehen.“ Es sei erstaunlich, wie seine Regierung und die deutsche Regierung tatenlos zusehen und den Völkermord in Gaza nicht verurteilen. Das klarste Bekenntnis zu dieser Gleichgültigkeit des westlichen Bündnisses gegenüber menschlichem Leid und Greueln stamme von der damaligen US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Madeleine Albright (später Außenministerin), die 1996 auf die Frage, ob das Resultat den Tod von 500.000 irakischen Kindern durch die US-Sanktionen rechtfertige, antwortete, es sei „den Preis wert“ gewesen. „Wie viele Tausende Palästinenser sind jetzt wegen der Untätigkeit unserer Regierungen tot?“
McGovern schloß: „Wir müssen diejenigen von uns, die mit Empathie denken, zusammenbringen und dafür sorgen, daß es nicht so weitergeht und daß jede Regierung, die in Washington oder Berlin kommt, ein menschliches Gesicht zeigt, was es seit vielen Jahren nicht mehr gegeben hat.“
(Den Mitschnitt des Gesprächs mit deutscher Simultanübersetzung finden Sie auf der Internetseite des Schiller-Instituts.)
Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt des zweistündigen Gesprächs war, die Notwendigkeit, die Wahrheit über Themen wie die Ermordung von Präsident John F. Kennedy bis hin zur Zerstörung der Nord Stream 2-Pipelines ans Licht zu bringen. McGovern hatte als Analyseexperte der CIA jahrelang jeden Morgen das Briefing für den Präsidenten der Vereinigten Staaten vorbereitet – bis er kündigte, weil er die Lügen, die als Vorwand für den Irakkrieg dienten, nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbaren konnte.
Ein Zuschauer stellte die Frage: „Kann die Rehabilitierung von Lyndon LaRouche die Kriegstrommeln zum Schweigen bringen?“ McGovern antwortete: „Ich denke, das würde helfen. Ich glaube, die Menschen haben eine völlig falsche Vorstellung davon, was er gesagt hat und wofür er stand. Ich kann nur hoffen, daß die Öffentlichkeit herausfindet, worum es dabei ging und warum er so behandelt wurde.“ Er zitierte dann die BSW-Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen: „Es ist unsere erste Pflicht, sich von diesem Königreich der Lügen nicht dumm machen zu lassen.”
Für diejenigen, die es nicht wissen: Der Ökonom, Staatsmann und achtmalige US-Präsidentschaftskandidat Lyndon H. LaRouche war seit seinem ersten Wahlkampf 1976 bis zu seinem Tod 2019 Ziel krimineller Angriffe verschiedener britischer und US-Regierungsstellen. Das verschärfte sich, als es ihm gelang, Präsident Ronald Reagan für die Politik zu gewinnen, die Reagan am 23. März 1983 als Strategische Verteidigungsinitiative (SDI) ankündigte, um „Atomwaffen machtlos und obsolet“ zu machen.
Deswegen wurde LaRouche schließlich ins Gefängnis geworfen, nach einer juristischen Hexenjagd, über die der ehemalige US-Justizminister Ramsey Clark in einem Brief vom 26. April 1995 an die damalige Justizministerin Janet Reno schrieb, es sei „ein breiteres Spektrum an vorsätzlichem und systematischem Fehlverhalten und Machtmißbrauch über einen längeren Zeitraum in dem Bestreben, eine politische Bewegung und einen politischen Führer zu zerstören, als jede andere Strafverfolgung der Bundesbehörden in meiner Zeit oder meines Wissens“.
Das Ergebnis war ein tragisches Fehlurteil, das nur durch LaRouches umfassende Rehabilitierung korrigiert werden kann.
Diese Verpflichtung zur Gerechtigkeit muß auch das Jubeljahr erfüllen, das gerade – keinen Tag zu früh - begonnen hat. Papst Franziskus eröffnete am Heiligen Abend das Heilige Jahr 2025 mit dem traditionellen „Klopfen an die Pforte“ des Petersdoms in Rom – als Symbol dafür, „durch die Pforte des Christentums in eine ‚neue Zeit‘ einzutreten“ –, und besuchte anschließend drei weitere Basiliken und schließlich auch die Kapelle der Strafanstalt Rebibbia in Rom, wo er ebenfalls die Pforte öffnete und „alle Gefangenen einlud, mit Hoffnung und neuem Vertrauen in die Zukunft zu blicken“. Das hat es in der jahrhundertelangen Geschichte dieser Zeremonie noch nie gegeben.
In seiner jährlichen Neujahrsansprache zum Angelus-Gebet forderte Papst Franziskus die wohlhabenden Länder auf, die Schuldenlast der ärmsten Länder zu verringern. „Der Erste, der Schulden vergibt, ist Gott, wie wir ihn immer bitten, wenn wir das Vaterunser beten...“, sagte er, „und das Jubeljahr fordert uns auf, diese Vergebung auf sozialer Ebene umzusetzen, damit kein Mensch, keine Familie, keine Bevölkerung von Schulden erdrückt wird“.
Im Grunde brauchen wir für die Verwirklichung der Idee des Jubeljahres das, was Helga Zepp-LaRouche eine „neue Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur“ für die Welt genannt hat. Das ist eine komplexe, aber durchaus nachvollziehbare Idee, die aber viel mehr erfordert als platte Parolen wie „Reichtum umverteilen“ oder „Weg mit dem übermächtigen Staat“.
Ein konkretes Beispiel ist Syrien. Der Gesandte des Papstes in Damaskus forderte schnelle, konkrete Schritte zum Wiederaufbau des Landes. „Die internationale Gemeinschaft reagiert vorsichtig auf die schönen Versprechen aus Syrien; aber wenn das bedeutet, daß sie noch länger warten will, bevor sie Unterstützung leistet und die Sanktionen aufhebt, dann sage ich nein!“, sagte Kardinal Zenari. „Ich habe eine große Bitte an die internationale Gemeinschaft: Macht euch an die Arbeit in Syrien! Der Frieden in Syrien ist sehr, sehr fragil, wir befinden uns in einer sehr heiklen Phase.“
Wie könnte ein zerstörtes Syrien Frieden finden, „mit einer zusammenbrechenden Wirtschaft, einer beschädigten Infrastruktur, der Hälfte der Krankenhäuser, die nicht funktionieren, zerstörten Schulen, hungernden Menschen und ohne Strom? Wenn wir Frieden in Syrien wollen, müssen wir für Entwicklung sorgen! Der neue Name für Frieden ist Entwicklung, um Syrien dabei zu helfen, auf eigenen Beinen zu stehen und zu gehen.“
Aber nicht nur Syrien braucht dringend Hilfe. Die ganze Welt braucht dringend eine neue Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur, ein Erlaßjahr, um die Armen von der erdrückenden, verhaßten Schuldenlast zu befreien und allen die Freiheit zu geben, sich zu entwickeln und zu wachsen.
Das bedeutet auch, die Tyrannei der grünen Ideologie zu beenden, die die Entwicklung blockiert, die Lebenserwartung verkürzt, Energie unzuverlässig und unerschwinglich macht und eine Kultur fördert, die die edle Menschheit als etwas Abscheuliches betrachtet, eine unheilvolle Verirrung in einer sonst idealen Natur.
Es bedeutet auch, die Welt von der Tyrannei einer hegemonialen unipolaren Welt, wie sie die anglo-amerikanische Elite erhalten will, zu befreien.
Was soll aus den absurden, unbezahlbaren Schulden werden, die das „Casino Royale“ der Londoner City den Ländern der Globalen Mehrheit auferlegt hat? Eine neue Finanzarchitektur aller Nationen der Welt auf der Grundlage realer wirtschaftlicher Produktion muß die alte, betrügerische Architektur ablösen. Billiarden Dollar an Derivatschulden müssen abgeschrieben werden, sie sind unbezahlbar. Sie dürfen nicht bezahlt werden, oder die Menschheit wird aufhören zu existieren. Deshalb müssen wir zu unser aller Sicherheit und Nutzen das Erlaßjahr ausrufen.
Die Kriege in der Ukraine, in Südwestasien, die zahlreichen von der NATO angezettelten Bevölkerungskriege in Afrika und an anderen Orten müssen aufhören, und ein neuer Westfälischer Friede muß herrschen. Das wäre ein wahres Neues Jahr für eine Menschheit, die beweist, daß sie moralisch überlebensfähig ist. Das ist die Bedeutung des Jubeljahres.
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