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Neue Solidarität
Nr. 32, 8. August 2024

Israelische Morde bringen die Region
und die Welt an den Rand des Krieges

Als die Gründerin des Schiller-Instituts Helga Zepp-LaRouche Mitte Juni erklärte, die nächsten vier bis fünf Monate bis zur US-Präsidentschaftswahl am 5. November „werden meiner Meinung nach absolut entscheidend dafür sein…, ob wir in den Dritten Weltkrieg eintreten oder ob wir zu einem neuen Paradigma übergehen können“, hielten viele ihre Prognose für überzogen.

Dann trafen sich vom 9. bis 11. Juli die Staats- und Regierungschefs der NATO in Washington und postulierten, kein Land und kein Staatschef dürfe der Politik des anglo-amerikanischen Establishments für einen Krieg gegen Rußland und China im Wege stehen.

Dann wurde am 13. Juli der Präsidentschaftskandidat Donald Trump in Pennsylvania beinahe ermordet, und die Sicherheitslücke des präsidialen Personenschutzes (Secret Service) war skandalös und verdächtig.

Dann sprach am 24. Juli der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu vor dem US-Kongreß und erhielt bei seiner Rede mehr als 50 stehende Ovationen, als er dazu aufrief, Israels Feldzug der verbrannten Erde zu intensivieren, um Palästina auszulöschen, und den Krieg mit direkter Beteiligung der USA auf den Iran auszuweiten.

Dann tötete Israel am 30. Juli den obersten Hisbollah-Kommandeur Fuad Shukr im Libanon und drohte mit einer großangelegten Invasion, die das Land wie Gaza behandelt.

Und dann tötete Israel am 31. Juli mit offensichtlicher Unterstützung der Biden-Administration Ismail Haniyeh in Teheran, wo er an der Vereidigung des neuen iranischen Präsidenten teilgenommen hatte. Haniyeh war nicht nur eines der wichtigsten Mitglieder der Hamas-Spitze, sondern auch der Hauptverhandlungsführer für einen möglichen Waffenstillstand und ein Geiselabkommen mit Israel, womit nun eine diplomatische Lösung in Gaza so gut wie vom Tisch ist.

Die rasante jüngste Eskalation wirft eine Reihe von Fragen auf. Erstens: Wußten die USA im voraus von den Anschlägen? Waren sie in irgendeiner Weise daran beteiligt? Der Eindruck drängt sich auf, daß Netanjahus Washington-Besuch zeitlich darauf abgestimmt war, die Unterstützung der USA für eine geplante Eskalation in naher Zukunft zu erhalten, ohne die Israel wahrscheinlich nicht überleben würde.

Zweitens: Was werden die USA nun tun? Wird die US-Regierung jetzt, da klar ist, daß wir am Rande eines großen Krieges stehen, Israel an die Kandare nehmen – oder wird sie einen Krieg schüren, der sich schnell auf die gesamte Region ausbreiten und sogar eine globale nukleare Konfrontation auslösen kann?

Ihre bisherige Reaktion ist erschreckend. In einer Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats am 31. Juli erklärte der stellvertretende US-Gesandte Robert Wood nicht nur, daß „Israel das Recht hat, sich zu verteidigen“, sondern auch, daß „es noch Zeit und Raum für eine diplomatische Lösung gibt“, aber nur, wenn die Welt zusätzliche Maßnahmen gegen den Iran ergreife!

Für jeden ehrlichen Beobachter führt der gegenwärtige Kurs, den Israel mit Washingtons Segen eingeschlagen hat, garantiert in einen großen Krieg. Das Ziel des Anschlags auf Haniyeh war offensichtlich, den Iran zu wütenden Racheakten zu provozieren und so den Krieg zu einem Flächenbrand auszuweiten. US-Kriegsschiffe sind auf dem Weg in die Region, und Verteidigungsminister Lloyd Austin hat angekündigt, das US-Militär stehe bereit, Israel im Falle eines Angriffs zu verteidigen. Die strategische Waffe ist geladen und jederzeit schußbereit.

Der Hintergrund: der Kollaps des Westens

Die Welt steht in der Tat am Rande eines allgemeinen thermonuklearen Krieges, genau wie Helga Zepp-LaRouche es vorhergesagt hat. Sie kommentierte die Lage nach den Anschlägen am 31. Juli in ihrem internationalen Internetforum:

Der Hintergrund der an allen Fronten vorangetriebenen Eskalation ist, daß das westliche System in die Endphase seines Zusammenbruchs eingetreten ist. Das anglo-amerikanische Projekt, die Ukraine zu benutzen, um Rußland entweder zu zerstören oder auf der Weltbühne zu diskreditieren, ist gescheitert. Täglich mehren sich die Eingeständnisse, daß die Ukraine den Krieg nicht gewinnen kann und zu Verhandlungen übergehen sollte. Gleichzeitig verschärfen sich interne Konflikte innerhalb des sogenannten „kollektiven Westens“, denn insbesondere die europäischen Volkswirtschaften ächzen unter der Last der Sanktionen, der gewaltigen Aufrüstung und der jahrzehntelangen Deindustrialisierung. Hinzu kommt, daß trotz all des Geredes über das Ende der „russischen Desinformation“ und anderer Kampagnen der psychologischen Kriegsführung von CIA und MI6 das westliche Narrativ von den meisten Ländern der Welt nicht mitgetragen wird.

Tatsächlich droht angesichts der Fortschritte, die insbesondere Chinas diplomatische Bemühungen in den letzten Wochen machten, aus der Sicht der Kriegspartei im Westen das Schlimmste, was ihr passieren kann: daß Frieden ausbricht. Daher das Schüren neuer Spannungen um Taiwan und China; daher der großmäulige Versuch, die venezolanische Regierung zu stürzen und in Iberoamerika Chaos zu verbreiten; und daher das grüne Licht für Israels Vorstoß zu einem Krieg in ganz Südwestasien. Auch die jüngsten Angriffe auf die Institution der US-Präsidentschaft - sowohl gegen Donald Trump als auch gegen Joe Biden – sollte man unter diesem Gesichtspunkt betrachten.

Eine andere, weniger beachtete, aber ebenso entscheidende Front in diesem globalen Machtkampf ist der Finanz- und Wirtschaftskrieg gegen Länder, die Teil der BRICS sind oder ihre Absicht bekundet haben, der BRICS beizutreten – der globalen Alternative, die sich gegen das bankrotte Finanzsystem der Londoner City und der Wall Street organisiert. Argentinien, Äthiopien, Ägypten, Südafrika, Bangladesch, Brasilien und nun auch das chaotische Venezuela wurden mit Finanzkriegen, Sanktionen und Destabilisierungen durch Farbrevolutionen ins Visier genommen, in einem verzweifelten Versuch, den kommenden BRICS-Gipfel vom 22. bis 24. Oktober im russischen Kasan zu sabotieren.

Man muß sich vor Augen halten, wie anfällig die meisten Entwicklungsländer für solche Operationen sind. Laut einem am 31. Juli von Debt Relief International veröffentlichten Bericht hat die durchschnittliche Schuldendienstlast der Entwicklungsländer mit 42,2% der Gesamtausgaben einen historischen Höchststand erreicht. Mit anderen Worten: Diese Länder müssen fast die Hälfte ihres gesamten Staatshaushalts als Tribut an das bankrotte Finanzsystem der City und Wall Street entrichten, bevor sie auch nur einen Cent für Gesundheit, Bildung, Armutsbekämpfung, Infrastruktur und andere notwendige Programme ausgeben können. Ganz zu schweigen von der Verseuchung des gesamten Weltfinanzsystems mit dem Krebsgeschwür der Derivate, das sich inzwischen auf etwa 2,1 Billionen Dollar beläuft.

Eine solche Situation kann und wird nicht von Dauer sein. Die Globale Mehrheit hat deutlich gemacht, daß fünf Jahrhunderte Kolonialismus vorbei sind und daß eine neue internationale Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur im Entstehen ist. Werden wir im Westen es zulassen, daß London und die NATO Krieg als Mittel nutzen, um diesen Prozeß aufzuhalten und die Wall Street zu retten? Oder kann die Vernunft doch siegen?

In ihrem Internetforum am 31. Juli erläuterte Helga Zepp-LaRouche nochmals ihr Konzept eines Rats der Vernunft:

dns/slb/alh

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