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Neue Solidarität
Nr. 46, 14. November 2024

Eine polyphone Welt aufbauen

Bericht vom 75. Treffen der Internationalen Friedenskoalition

Die Gründerin des Schiller-Instituts, Helga Zepp-LaRouche, eröffnete die 75. wöchentliche Onlinesitzung der Internationalen Friedenskoalition (IPC) am 8. November mit den Worten, der 6. November 2024 werde wegen der Wahl Trumps und des Sturzes der Ampelkoalition in Deutschland als historischer Meilenstein betrachtet werden. Dies sei eine große Störung der Kriegsmaschinerie und eine tektonische strategische Verschiebung, worüber die Briten und andere völlig hysterisch seien. Aber ob Donald Trump als Präsident sein Versprechen einlöst, die Kriege zu beenden, müsse sich noch zeigen; die Zusammensetzung seines Kabinetts werde dazu ein erster Hinweis sein.

Die Situation hänge jedoch nicht nur von den Vereinigten Staaten ab. Der Sturz der deutschen Regierung sei eine sehr positive Entwicklung, denn es war „die schlechteste deutsche Regierung der gesamten Nachkriegszeit“. Das einzige Verdienst von Bundeskanzler Scholz sei, daß er die Lieferung von Taurus-Langstreckenwaffen an die Ukraine verhindert hat, während die atlantischen Kriegstreiber „jede erdenkliche Waffe liefern wollen, bevor Trump ins Amt kommt“.

Ob es Trump gelingt, die gegenwärtigen gefährlichen Konfrontationen zu entschärfen, hänge ganz von seiner Haltung gegenüber der aufstrebenden Globalen Mehrheit ab, wie sie sich auf dem jüngsten BRICS-Gipfel widerspiegelte. In diesem Zusammenhang forderte Zepp-LaRouche alle Teilnehmer auf, Präsident Putins „bemerkenswerte Rede“ vom 7. November auf der Tagung des Waldai-Diskussionsklubs zu lesen,1 in der er die folgende, zum Denken anregende Metapher verwendete:

Donald Ramotar, ehemaliger Präsident von Guyana, bot eine „Perspektive von außen“ auf die US-Wahl: Sie werde einen sehr wichtigen Einfluß auf die Weltlage haben, was einerseits Hoffnung, andererseits auch Sorgen bereite. Er hofft auf ein Ende des sinnlosen Krieges in der Ukraine und stimmte mit Zepp-LaRouche darin überein, daß die Zusammensetzung von Trumps Kabinett zeigen wird, was zu erwarten ist, einschließlich der Frage, ob er den israelischen Völkermord unterstützen wird. Andererseits habe Trump anscheinend eine sehr unkluge „Mission, Chinas Aufstieg aufzuhalten“. Dabei blickten die Länder des Globalen Südens in Bezug auf Sicherheit und Entwicklung in erster Linie auf Rußland und China.

Ramotar wies darauf hin, daß Trump mehr Stimmen von Afroamerikanern und Latinos erhalten hat als jeder frühere republikanische Kandidat, vor allem weil die Menschen wütend über den Zustand der US-Wirtschaft seien. Die Demokratische Partei habe die Arbeiterklasse im Stich gelassen, nicht umgekehrt. Ramotar ist allerdings besorgt über Trumps „Leugnen des Klimawandels“.

Die Senatskandidatin Diane Sare antwortete später darauf, es gebe keine Beweise dafür, daß der Mensch den Klimawandel verursacht, aber es gebe Beweise dafür, daß die Menschen keine entsprechende Infrastruktur bauen, um sich vor seinen Folgen zu schützen.

Dr. Perlmutters Bilder vom Völkermord

Dr. Mark Perlmutter sollte an der Icahn School of Medicine des Mount-Sinai-Krankenhauses in New York über seine Erfahrungen als Arzt im Gazastreifen sprechen, aber die Veranstaltung wurde auf Druck von Pro-Israel-Aktivisten abgesagt (lesen Sie dazu auch unseren Bericht, Dr. Mark Perlmutter spricht über Gaza – trotz Versuchen, ihn mundtot zu machen, in dieser Ausgabe). Dank des Eingreifens der New Yorker LaRouche-Kandidaten Diane Sare und José Vega wurde kurzfristig ein anderer Veranstaltungsort gefunden. Vega berichtete: „Wir führen unsere Kampagnen so, als wären wir schon gewählt“, deshalb hätten sie sich eingeschaltet, um einen Saal für Perlmutters Rede zu finden.

Die IPC-Versammlung hörte dann von der Medizinstudentin Isabel vom Mount-Sinai-Krankenhaus, einer Aktivistin der Organisation Medical Students for Justice in Palestine, die das Treffen veranstaltete. Sie berichtete, daß die Biden-Administration nicht einmal den Erhalt eines Offenen Briefes bestätigt hat, den 99 in Gaza tätige Mediziner unterzeichnet haben.2 Isabel verlas eine Erklärung von Perlmutters Kollegen Dr. Feroze Sidwha, in der es heißt, daß „der Völkermord in Gaza sich offenbar beschleunigt“.

Dr. Perlmutter hat schockierende Fotos von den Fällen in Umlauf gebracht, denen er in Gaza begegnet ist und die belegen, daß israelische Scharfschützen gezielt auf Kinder schießen. Es gab eine längere Diskussion darüber, wie man diese Bilder verwenden soll. Zepp-LaRouche kommentierte: „Wenn die Welt diese Bilder sieht, kann sie nicht mehr leugnen, was vor sich geht.“ Aber schon Platon habe zu seiner Zeit gewarnt, daß Kinder die Stücke der griechischen Tragödiendichter nicht ansehen sollten, weil ihr Verstand die darin dargestellten Übel und Gewalt noch nicht bewältigen kann. Sie schlug deshalb vor, Ärzte, die für den Umgang mit solchen schrecklichen Bildern ausgebildet sind, mit den Beweisen zu konfrontieren, Kinder aber davor zu schützen.

Der Ko-Moderator der Konferenz Dennis Small betonte: „Wir wollen die Menschen nicht durch Angst und Schrecken lähmen“, sondern die Realität nutzen, um sie zum Handeln zu bewegen. Isabel antwortete, die US-Medien ignorierten das Geschehen in Gaza, deshalb müßten wir die Öffentlichkeit darüber informieren, was wir wissen. In der Diskussion schlug ein pensionierter Arzt vor, Perlmutters Bilder zu verbreiten, aber nur im von ihm angegebenen Kontext, und zu betonen, daß die dort eingesetzten Waffen illegal sind. Ein anderer Teilnehmer schlug vor, daß wir uns an die 26 Ärzte wenden, die derzeit im US-Kongreß sitzen.

Weitere Gedanken zu den US-Wahlen

Diane Sare, unabhängige LaRouche-Kandidatin für den US-Senat im Staat New York, sagte, Krieg und Völkermord seien für die amerikanischen Wähler das wichtigste Thema, dicht gefolgt von der Wirtschaft. Die Amerikaner wollten nicht das Blut von Zehntausenden Kindern an ihren Händen haben. Wir bräuchten eine starke Kampagne gegen die zionistische Lobbygruppe AIPAC und die „verachtenswert feigen Kongreßabgeordneten“, die sich von AIPAC bezahlen lassen.

Ein Teilnehmer fragte, ob Präsident Biden den Krieg in der Ukraine bis zum Ausnahmezustand eskalieren könnte, um so einen Amtsantritt Trumps zu verhindern. Zepp-LaRouche antwortete, Trumps Sieg sei so groß, daß ein solches Szenario kaum gelingen könnte, deshalb sei es auch unwahrscheinlich, daß jemand es versucht. Allerdings müsse Trump nach drei Mordversuchen auf der Hut sein.

Diskussion

Präsident Ramotar wurde gebeten, sich als hochrangiger, erfahrener Politiker dazu zu äußern, wie man junge Menschen bewegt, aktiv zu werden. Er antwortete, wir dürften die alten Methoden, die wir immer benutzt haben, nicht vergessen, aber wir müßten auch entdecken, was wir von jungen Menschen lernen können. Der amerikanische Kabarettist Jimmy Dore sei ein Beispiel für jemanden, dessen Tätigkeit offenbar große Wirkung auf junge Menschen hat.

In ihrem Schlußwort sagte Zepp-LaRouche, die Frage von Krieg und Frieden hänge davon ab, ob man die Bevölkerung in Amerika und in Europa dazu bewegen kann, positiv auf die neu entstehende Weltordnung zu reagieren, anstatt sie als Feind zu betrachten. „Öffnen Sie Ihr Herz und Ihren Geist für neue Kulturen. Machen Sie die bevorstehende Konferenz des Schiller-Instituts am 7. und 8. Dezember3 zu einer sehr mächtigen Demonstration, daß wir in eine neue Ära eintreten... einen krachenden Durchbruch für die ganze Welt.“

eir


Anmerkungen

1. Englisch: http://en.kremlin.ru/events/president/transcripts/75521,
deutsch: https://anti-spiegel.ru/2024/putins-grundsatzrede-beim-valdai-club-ueber-die-russische-aussenpolitik/

2. American doctors who worked in Gaza: No more bombs to Israel, Internetseite von Responsible Statecraft.

3. https://schillerinstitute.com/de/blog/2024/11/05/konferenz-7-8-dezember-2024/

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