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Die 117. wöchentliche Onlinesitzung der Internationalen Friedenskoalition (IPC) am 29. August begann mit einem Lageüberblick der Gründerin des Schiller-Instituts, Helga Zepp-LaRouche. Sie betonte, die Weltgemeinschaft sei angesichts des Völkermords in Gaza „machtlos und handelt nicht”. Sie erinnerte daran, daß der 18. September die Frist für Israel ist, um den Urteilen des Internationalen Gerichtshofs (IGH) nachzukommen, und daß die UN-Vollversammlung im Falle der Nichtbefolgung die Resolution 377 – Vereint für den Frieden anwenden kann. Eine Zweidrittelmehrheit in der Generalversammlung könne demnach beschließen, Blauhelme oder ähnliche Streitkräfte zu entsenden, um die Belagerung zu durchbrechen. „Wir verlieren nicht nur das palästinensische Volk, wir verlieren auch das Völkerrecht, wir verlieren die Fähigkeit, morgens in den Spiegel zu schauen.“
Deutschland, Frankreich und Großbritannien hätten das Ultimatum an den Iran zur Inspektion von Nuklearstandorten, den sog. „Snapback“, aktiviert. Aber als der Iran das letzte Mal mit dem Westen kooperieren wollte, hätten die USA das Land mit Scheinverhandlungen getäuscht und einen Angriff vorbereitet. Die Sanktionen gegen den Iran hätten über 500.000 Todesfälle durch Hunger und Mangel an medizinischer Versorgung verursacht.
Zepp-LaRouche äußerte sich zu der aktuellen deutschen Theorie über die Sabotage der Nord-Stream-Pipeline. Die Geschichte vom „Segelboot mit Hobbytauchern” als Tätern werde auf der ganzen Welt skeptisch betrachtet. Der Terrorakt habe zu einer Kluft zwischen Europa und Rußland geführt und den Beginn des wirtschaftlichen Zusammenbruchs Deutschlands markiert. Rußland weise darauf hin, daß Infrastruktur nirgendwo auf der Welt sicher ist, wenn dies nicht ordentlich aufgeklärt wird. Zepp-LaRouche bedauerte das derzeitige politische Klima in Deutschland, wo Militärführer streng geheime Treffen zur Vorbereitung auf einen Krieg abhalten.
Glücklicherweise werde das Treffen am 3. September in Beijing zum Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs dazu beitragen, die Globale Mehrheit zu festigen. Am selben Tag beginne auch das Östliche Wirtschaftsforum in Wladiwostok mit mehr als 6000 Unternehmen, wo die Entwicklung der Arktis auf der Tagesordnung stehe. „Wir werden uns dafür einsetzen, den Beringstraßentunnel als Schlüsselelement unserer Perspektive für Weltfrieden durch Entwicklung auf die Tagesordnung zu setzen.“ Zepp-LaRouche scherzte, vielleicht habe Donald Trump tatsächlich den Friedensnobelpreis verdient, weil er nämlich China und Indien durch sein Mobbing näher zusammenführt.
Dr. Georgij D. Toloraja ist Exekutivdirektor des Russischen Nationalkomitees für BRICS-Forschung, Direktor des Asien-Strategiezentrums des Instituts für Wirtschaft sowie Forschungsleiter des Instituts für China und das zeitgenössische Asien der Russischen Akademie der Wissenschaften. Er sagte, das Treffen in Beijing werde ein Meilenstein sein. Die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) werde eine Erklärung darüber abgeben, wie die eurasischen Länder gemeinsam die Weltkrise bewältigen können, dann folgten die Gedenkfeier zum Kriegsende im Pazifik und das Wladiwostok-Forum. Toloraja sagte, wir hätten uns zwar etwas von der Schwelle eines Atomkrieges wegbewegt, trotzdem bleibe die Lage sehr besorgniserregend.
Zepp-LaRouche ergänzte, die Stimme des Globalen Südens sei nun im kollektiven Westen deutlich zu hören. Alle Probleme wären eigentlich leicht zu lösen, wenn wir die Denkweise hin zu „Kooperation statt Konfrontation“ ändern könnten. Toloraja entgegnete, das werde nicht einfach sein, weil in der sog. Goldenen Milliarde (dem „Westen“) Egoismus und Ausbeutung tief verwurzelt seien, und das werde durch militärische Gewalt und psychologische Kriegsführung unterstützt. Zepp-LaRouche hielt dagegen, die Goldene Milliarde sei keine homogene Gruppe und die westlichen Regierungen hätten keine Unterstützung mehr in der eigenen Bevölkerung; der Wirtschaftskollaps werde diese Unterstützung noch weiter untergraben. Ein klares Kooperationsangebot des Globalen Südens für gemeinsame Projekte zur Entwicklung des Südens würde deshalb Wirkung zeigen. Es böten sich viele Gelegenheiten für Interventionen, darauf sollten wir uns konzentrieren. Toloraja sagte, die Russen hätten gehofft, daß Trumps Wahl Ausdruck des Wunsches nach Veränderung in Amerika sei, aber die bisherigen Ergebnisse seien enttäuschend.
Graham Fuller, ehemaliger US-Diplomat, CIA-Beamter und Islamwissenschaftler, sagte: „Die Ukraine ist nur ein Symptom für eine viel tiefere Krise zwischen den USA und Rußland.“ Er sei begeistert von der Landbrücken-Idee des Schiller-Instituts mit dem Beringstraßentunnel, aber die politischen Hindernisse seien enorm, allem voran die Russophobie in den USA. Es werde behauptet, über die Beringstraße würden Horden von Kommunisten hereinströmen. Die Briten hätten einst die Russophobie geschaffen, aus Angst, die Russen könnten in ihr „Kronjuwel“ Indien einfallen. Die USA hätten russische Ballerinas und Musiker deportiert, um Amerika „sauber“ zu halten. Fuller schlug vor, den verstorbenen Präsidenten Ronald Reagan zum Aushängeschild für bessere Beziehungen zu Rußland zu machen, weil der in den USA einen guten Ruf genieße und wir sein Image als großer Patriot, der trotzdem für Verständigung mit Rußland war, wiederbeleben könnten.
Ray McGovern, ehemaliger CIA-Analyst und Mitbegründer der Veteran Intelligence Professionals for Sanity (VIPS), dankte Fuller – dessen frühere Aufgabe dem heutigen DNI (Direktor der Nachrichtendienste) entsprach –, für seine „Tour d'horizon”. Es gebe Grund zur Hoffnung, weil Putin und Xi keine Eile hätten und die Konstellation auf der Welt sich hin zur Mehrheit verschiebe.
Zepp-LaRouche sagte, die Menschheit habe etwas Schönes an sich, das sie optimistisch stimme, aber sie könne immer noch nicht verstehen, was mit Staatsführern los sei, die bereit sind, ihre eigene Auslöschung zu riskieren. „Was nützen Ihnen alle Reichtümer, wenn am Ende alles zerstört ist?“ Sie beklagte erneut den Zustand ihres Heimatlandes. Man müsse „laut nach Deutschland hineinrufen“, um die schlafwandelnden Deutschen aufzuwecken.
Die Moderatorin Anastasia Battle berichtete über ihre jüngsten Erfahrungen beim Organisieren in Deutschland: Die Menschen teilten die Russophobie ihrer Politiker nicht, und es wäre gut, wenn russische Politiker sich direkt an die europäische Bevölkerung und insbesondere an die Friedensdemonstranten wenden. McGovern, der selbst kürzlich eine Woche in Deutschland war, erklärte: „Schuld sind die Medien.“ Die deutschen Medien seien schlimmer als die amerikanischen und genauso schlecht wie die britischen. Rußland sei bewußt nicht in Kiew einmarschiert, weil es den Minsker Vereinbarungen vertraute; Rußland wolle sein Territorium nicht erweitern. Und er machte noch einen Witz: „Warum ist Tony Blair an den Gaza-Verhandlungen beteiligt? Weil Satan diese Woche keine Zeit hat.“
Purnima Anand ist Präsidentin des BRICS International Forum, einer zivilgesellschaftlichen Organisation in Delhi. Sie sagte, Indien werde als Reaktion auf die von Trump angekündigten Zölle neue Handelspartner finden. Indien betreibe umfangreichen Handel sowohl mit Rußland als auch mit den USA, warum beschwere sich die amerikanische Regierung? „Amerika kann nicht immer die Nummer eins sein, Europa kann nicht immer Kolonialmacht sein.“
Toloraja beklagte, die BRICS seien offen für eine Zusammenarbeit mit dem Westen, aber der Westen habe daran kein Interesse.
Zepp-LaRouche berichtete, daß Krankenschwestern in Deutschland angehalten werden, sich darauf vorzubereiten, vor Zivilisten erst verwundete NATO-Soldaten zu versorgen. Die USA und der gesamte Westen seien finanziell bankrott: „Ich glaube, wir stehen vor einer sehr stürmischen Zeit… Ich denke, im Vergleich zu dem Kollaps, vor dem wir jetzt stehen, wird das, was 2007-2008 passiert ist, nur ,Peanuts‘ sein.“
Teilnehmer fragten nach Trumps Drohungen gegenüber Venezuela und seiner Behauptung, dessen Regierung sei ein Drogenkartell. Co-Moderator Dennis Small erinnerte daran, daß das Hauptproblem das Drogengeld im Bankensystem sei. Als die britische HSBC-Bank dabei erwischt wurde, über 60 Milliarden Dollar für das Sinaloa-Kartell zu waschen, hätte das für sie keine Konsequenzen gehabt.
Fuller fragte in seinen Schlußbemerkungen: „Werden wir die BRICS-Staaten bei jeder Gelegenheit blockieren, oder werden wir uns ihnen anschließen, um etwas zu erreichen, das sehr gewinnbringend sein könnte?“ Zepp-LaRouche kam auf den Vorschlag zurück, Ronald Reagan als Vorbild für die Entspannung mit Rußland zu benutzen. Sie erinnerte daran, daß Reagan bei seiner Strategischen Verteidigungsinitiative (SDI) Moskau Zusammenarbeit anbot, um Atomwaffen überflüssig zu machen. Diese Idee habe er von ihrem verstorbenen Ehemann Lyndon LaRouche übernommen.
Battle postete den Appell an die Präsidenten Xi, Trump und Putin, sich am 3. September zur Feier des Kriegsendes zu treffen, mit den Namen von 97 prominenten Unterzeichnern.1
Anmerkung
1. https://www.solidaritaet.com/neuesol/2025/34/appell.htm
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