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Das 113. Online-Treffen der Internationalen Friedenskoalition (IPC) am 1. August wurde von der IPC-Initiatorin und Gründerin des Schiller-Instituts, Helga Zepp-LaRouche, eröffnet, die warnte, die strategischen Lage nähere sich vielleicht schon der „letzten Sturmphase”: Während der Sitzung wurde bekannt, daß US-Präsident Trump zwei Atom-U-Boote in die Ostsee beorderte, um die Konfrontation mit Rußland zu verschärfen. Zepp-LaRouche rief dazu auf, „die ganze Welt zu alarmieren, daß wir die Friedensbewegung vereinen müssen“, um „außerordentlich in die strategische Lage einzugreifen“.
Zepp-LaRouche sagte, obwohl die Medien jetzt viel mehr darüber berichten, sei die Weltgemeinschaft machtlos, den Völkermord in Gaza zu stoppen. Ein 24seitiger Bericht der UN-Sonderberichterstatterin Francesca Albanese liste die Konzerne auf, die von dem Gemetzel in Gaza profitieren, was internationale Aufmerksamkeit verdiene. Als groteske Reaktion darauf habe US-Außenminister Rubio Sanktionen gegen Albanese verhängt. Die Gaza Humanitarian Foundation (GHF) sei eine Todesfalle, die verzweifelte Palästinenser mit dem Versprechen von Lebensmitteln in den Tod locke. Ohne eine neue Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur1 sei keine dauerhafte Lösung möglich.
Präsident Trump habe „offensichtlich Chaos im internationalen Wirtschafts- und Finanzsystem angerichtet“. Trumps Handelsabkommen mit der EU werde Europa schaden, breche aber jetzt schon in sich zusammen. Die Behauptungen über den Inhalt des Abkommens seien umstritten. So solle Europa angeblich in drei Jahren für 750 Milliarden Dollar US-Flüssiggas kaufen, aber das stehe in den Sternen, weil dafür einzelne Unternehmen und Regierungen und nicht die EU zuständig sind.
Die Hoffnung, daß Trump die Beziehungen zu Rußland normalisieren könnte, sei sehr fraglich. Der russische Außenminister Lawrow hat einen Artikel2 verfaßt, in dem er schreibt, Europa werde mit seiner grenzenlosen Aufrüstung zum Vierten Reich. Die Frage sei, ob Trump den Vorschlag des US-Europakommandeurs Gen. Donahue unterstützt, die russische Region Kaliningrad zu besetzen?
Der zweite Redner war Mossi Raz, ehemaliges Mitglied der Knesset, ehemaliger Generaldirektor von Peace Now und ehemaliger israelischer Fallschirmjäger, der erklärte, der Konflikt in Gaza könne nicht mit Gewalt gelöst werden. Er würdigte die Bedeutung der Ankündigungen des französischen Präsidenten und anderer Regierungen, die einen palästinensischen Staat fordern. Raz verwies auch auf eine Erklärung des indonesischen Präsidenten Prabowo Subianto, Indonesien sei bereit, Israel anzuerkennen und diplomatische Beziehungen aufzunehmen, wenn Israel seinerseits einen unabhängigen palästinensischen Staat anerkennt. Raz unterstützte den ägyptischen Friedensplan, der unter diesen Umständen funktionieren könne.
Ray McGovern, ehemaliger CIA-Analyst, Mitbegründer der Veteran Intelligence Professionals for Sanity (VIPS) und häufiger IPC-Podiumsteilnehmer, gratulierte den ersten beiden Rednern und sagte: „Der Schwerpunkt liegt genau dort, wo er liegen sollte, nämlich darauf, daß mein Land Völkermord ermöglicht.“ Er zitierte den südafrikanischen Bischof Desmond Tutu, der nach einem Besuch in Israel gesagt hatte, die Apartheid sei dort schlimmer als in Südafrika. Rabbi Abraham Joshua Heschel habe richtig gesagt, bei einem Völkermord seien nicht alle schuldig, aber alle seien mitverantwortlich. Präsident Trump unterstütze Israel, weil er befürchte, mit Material über Jeffrey Epstein erpreßt zu werden. Das sei eine „abscheuliche Tat im Quadrat“. McGovern erinnerte daran, wie der Tiefe Staat, darunter Geheimdienste, Medien und die Demokratische Partei, nach Trumps Sieg 2016 versuchten, ihn zu entmachten, um eine Normalisierung der Beziehungen zu Rußland zu verhindern. „Wenn Trump auch nur die geringste Flexibilität hätte, würde er einen Deal zur Ukraine machen“, sagte McGovern. Er verwies dazu auf seinen neuesten Artikel auf Consortium News.3
Der erfahrene brasilianische Journalist Luiz Erthal war angenehm überrascht vom Ergebnis des jüngsten BRICS-Gipfels, über den er zusammen mit Tim Rush von EIR berichtete. Zuvor habe sich Brasilien der Biden-Regierung gebeugt, aber jetzt bleibe die Regierung Lula fest. Die energische Verurteilung des Völkermords in Gaza sei wichtig. Lula habe die Souveränität des Landes verteidigt und das brasilianische Volk geeint. Brasilien sei für Trump zu einem vorrangigen Angriffsziel geworden, weil dessen Verfassung der Regierung die Kontrolle über alle Bodenschätze einschließlich strategisch wichtiger Seltener Erden einräumt. Man sehe die Unterstützung des angeklagten Ex-Präsidenten Bolsonaro als Möglichkeit, das zu umgehen. Erthal schloß: „Wir hoffen auf den Tag, an dem die Vereinigten Staaten den BRICS beitreten.“
Diane Sare, Präsidentin der LaRouche-Organisation (TLO) in den USA, berichtete über die Aktivitäten rund um die UN-Konferenz für die Zwei-Staaten-Lösung vom 28.-30. Juli. UN-Sicherheitskräfte hätten zwar versucht, Delegierten, die das Gebäude betraten, die TLO-Flugblätter wegzunehmen, aber es gab nur sehr wenig Widerspruch gegen die Polemik gegen Völkermord und die Forderung nach ähnlichen Maßnahmen wie denen, die die Apartheid in Südafrika beendeten.
Der Aktivist Rafed Aljoboury berichtete über seine Katastrophenhilfeorganisation, Integrity Political Action Committee4, und deren Aktivitäten in Gaza. Sie erhalten Notrufe wegen Babynahrung, die es nur auf dem Schwarzmarkt gebe, die Wochenration für ein Baby koste dort 60-70 Dollar. Die israelischen Streitkräfte arbeiteten mit Verbrecherbanden zusammen, die Lebensmittel stehlen und verkaufen.
Seine Gruppe plant für den 15. September große Kundgebungen. Aljoboury machte auf den ehemaligen Green Beret Anthony Aguilar aufmerksam, der den israelischen Streitkräften Kriegsverbrechen an den Verteilstellen vorwirft, und unterstützte die Universal Disaster Relief Foundation5.
Die Moderatorin Anastasia Battle berichtete über die jüngste Weltfriedenskonferenz in China, an der sie zusammen mit 3000 jungen Menschen teilgenommen hatte. Im Mittelpunkt der Konferenz standen die Bedeutung des Globalen Südens und Frieden durch wirtschaftliche Entwicklung. Besonders bewegt war sie vom Kulturteil der Konferenz mit Beiträgen aus aller Welt. Die Delegation aus Japan sang das Volkslied Sakura, das die Schönheit und Vergänglichkeit der Kirschblüten beschreibt und das als Geste der Versöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg bekannt ist. Viele chinesische Teilnehmer seien davon zu Tränen gerührt gewesen.
Weitere Berichte über Aktivitäten kamen aus Frankreich und aus Nicaragua.
Zepp-LaRouche betonte, daß die Bemühungen zur Einigung der internationalen Friedensbewegung verdoppelt werden müssen, und dankte Erthal für seinen Appell an die USA, den BRICS beizutreten. Erthal sagte, die BRICS bräuchten einen ständigen Sitz in der westlichen Hemisphäre, damit niemand behaupten kann, sie seien gegen den Westen. Als Standort wurde Rio de Janeiro vorgeschlagen.
In der Diskussionsrunde gab es Einwände gegen Israelis, die behaupten, Frieden zu wollen, aber den Palästinensern das Recht auf Selbstverteidigung verweigern oder sich gegen die Freilassung palästinensischer Geiseln aussprechen. Zepp-LaRouche antwortete, das Völkerrecht sei zusammengebrochen, spätestens als die USA unter Vortäuschung von Verhandlungen den Angriff auf den Iran organisierten. „Wir befinden uns in einer Situation, in der die Zivilisation fast verschwunden ist – ich glaube, die Uhr tickt.“ Die Politiker spielten mit einem Atomkrieg, und wenn wir den nicht verhindern können, könne man alle anderen Themen vergessen. Dazu brauche man die Methode des Zusammenfalls der Gegensätze – eine Lösung auf einer höheren Ebene als der des Konfliktes. Deshalb schließe auch die IPC niemanden aus, mit dem es auf niedrigerer Ebene Meinungsverschiedenheiten gibt.
Co-Moderator Dennis Small fügte hinzu, wenn wir alle, die anderer Meinung sind, aus der Diskussion ausschließen würden, dann würden wir nur noch mit uns selbst reden. Auf der höheren Ebene sei der Zusammenbruch des globalen Finanzsystems das zentrale Thema. Trumps Zollpolitik und Förderung von Kryptowährungen seien zwei Seiten derselben Medaille. Schuldnerstaaten, die nicht exportieren können, würden zahlungsunfähig, sie müßten sich jetzt entscheiden zwischen einem Völkermord durch den IWF oder dem Übergang zu einem neuen Handelssystem. In den USA stehe eine massive Inflation bevor, weil Trumps Kryptowährungspolitik eine beispiellose Spekulationsblase auslösen werde. Die Einnahmen aus den Zöllen würden nicht in produktive Investitionen fließen, sondern in die Blase gesaugt werden. Das sei die eigentliche Ursache des Problems, das zum Völkermord führt.
Sare betonte, das „Russiagate“ sei eine britische Operation, um einen Krieg gegen Rußland zu inszenieren.
Zepp-LaRouche schloß, die Zeit werde knapp und man brauche mehr als unsere wöchentlichen Diskussionen. Jeder, der Zugang zu internationalen Organisationen hat, müsse diese in eine direkte Zusammenarbeit einbinden.
Anmerkungen
1. Zehn Prinzipien für eine neue internationale Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur,
Helga Zepp-LaRouche, Schiller-Institut.
2. Germany and rest of EU transforming into Fourth Reich – Lavrov, Nachrichtenseite von RT,
erreichbar durch Umgehung der politischen Zensur in der EU, z.B. mit einem VPN.
3. WATCH: CN Live! – 'Russiagate Decomposed', Consortium News, 24. Juli 2025.
4. Let's Forge A Government Shaped By The People, Website der Integrity Political Action Committee.
5. Join Our Cause, Website der Universal Disaster Relief Foundation (UDRF).
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