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Neue Solidarität
Nr. 38, 19. September 2024

Die Vernunft muß über den Kriegswahn siegen!

Bericht vom 67. Treffen der Internationalen Friedenskoalition am 13. September 2024

An dem 67. wöchentlichen Internet-Treffen der Internationalen Friedenskoalition (IPC) am 13. September beteiligten sich mehr als tausend Menschen aus fast 40 Ländern, aus Sorge vor der schrecklichen Krise, in der sich die Menschheit befindet.

Helga Zepp-LaRouche sagte zur Eröffnung der Diskussion, wir befänden uns an einem Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt. Sie bezog sich auf die Entscheidung, der Ukraine die sogenannte „Erlaubnis“ zu erteilen, Langstreckenraketen der USA und der NATO gegen Rußland einzusetzen, und Präsident Putins klare Ansage, in dem Fall werde Rußland wissen, daß nicht die Ukraine, sondern die USA und die NATO Rußland angreifen, und werde „entsprechend reagieren“ – dies zeige, daß wir uns im gefährlichsten Moment der Geschichte befinden, möglicherweise nur Tage oder Wochen von einem thermonuklearen Krieg entfernt.

Den Hauptvortrag hielt Dr. Ted Postol, emeritierter MIT-Professor und einer der führenden Kernwaffenexperten der Welt. Er sagte, wenn US-Außenminister Antony Blinken den Einsatz taktischer Atomwaffen auch nur in Erwägung ziehe, bedeute das, daß Blinken nicht weiß, was er tut. Blinkens Leichtfertigkeit gegenüber der „an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit der Zerstörung der modernen Zivilisation, wie wir sie kennen“, beweise seine Ignoranz und ungeheuerliche Verantwortungslosigkeit. „Mir ist klar, daß das sehr harte Worte sind, aber es ist einfach kaum zu begreifen, daß jemand so leichtsinnig sein kann, vor allem jemand, der in einer Position ist, in der Entscheidungen, die er trifft, schwerwiegende Folgen für die Sicherheit praktisch der gesamten modernen Welt haben. So schlimm ist es!“

Der Krieg der Ukraine gegen Rußland sei verloren, fuhr Postol fort, die gescheiterte Invasion bei Kursk habe die Lage für die Ukraine noch verschlimmert. Weil sie für die Invasion Elitetruppen und Luftabwehr von der Front im Donbaß abzog, könnten die russischen Streitkräfte dort ohne großen Widerstand vorrücken, denn die verbliebenen ukrainischen Streitkräfte seien größtenteils unwillig und untrainiert. „Viele fliehen oder ergeben sich, und sie stehen kurz vor dem Zusammenbruch.“

Grafik: Theodore Postol
Der Atomwaffenexperte Ted Postol beschrieb anhand dieser Karte die Folgen eines möglichen Einsatzes taktischer 75-kt-Atomwaffen Rußlands in Deutschland: Abhängig von der gerade herrschenden Windrichtung (im angenommenen Fall: Westwind) würde sich der radioaktive Niederschlag vom Ort des Einsatzes ausbreiten. In den roten Zonen würden die Bewohner, wenn nicht sofort evakuiert werde, innerhalb von 24 Stunden tödlichen Strahlungsdosen ausgesetzt, in den blauen Zonen 50% der Bevölkerung Strahlungskrankheit erleiden.

Postol zeigte dann eine Serie von Karten und Diagrammen, die er nach eigenen Angaben auf Ersuchen von Helga Zepp-LaRouche hin erstellt hat. Sie zeigen das Ausmaß von radioaktiven Atompilzen, die der Wind verweht, wodurch der radio­aktive Niederschlag weithin verbreitet wird. Er zeigte eine Deutschlandkarte mit einer Darstellung der möglichen Aus­wirkungen von zehn (willkürlich ange­nommenen) 75-Kilotonnen-Atomwaffen, die Rußland auf Deutschland abwerfen könnte, wenn der wahnsinnige US-Plan zur Stationierung atomarer Lang­strecken­raketen in Deutschland 2026 verwirklicht wird.

Postol betonte, die Unterwerfung unter diesen US-Plan sei „ein Bärendienst am deutschen Volk und an der deutschen Wirtschaft“, die vor allem wegen der Zerstörung der Nord-Stream-Pipeline ohnehin schon zusammenbreche. „Die Deutschen haben das Recht, das zu verhindern“, schlußfolgerte er und forderte sie auf, ihren Politikern zu zeigen, was sie von dieser verrückten Politik halten.

Der pensionierte CIA-Beamte Larry Johnson von den „Geheimdienstveteranen für Vernunft“ (Veteran Intelligence Professionals for Sanity, VIPS ) sah zwei positive Ereignisse in dieser hochgefährlichen Zeit: Erstens habe Putins klare Ansage jeden Zweifel an der russischen Position ausgeräumt, und das sei zumindest bei einigen im Westen angekommen. Zweitens habe der Anruf zweier russischer Komiker, die sich als der ukrainische Ex-Präsident Poroschenko ausgaben, beim polnischen Außenminister und Kriegshetzer Radoslaw Sikorski eine wesentliche Erkenntnis gebracht: Sikorski gab zu, daß sein Säbelrasseln und seine ständige Prahlerei, man werde Rußland besiegen, nur Theater sind und daß Europa nicht wirklich einen Krieg mit Rußland will, von einem Atomkrieg ganz zu schweigen. Johnson fügte hinzu, der Westen verkalkuliere sich, wenn er „Putins Geduld als Schwäche auslegt“.

Dr. Mubarak Awad, Gründer von Nonviolence International und außerordentlicher Professor an der American University in Washington, sagte, die Leute, die beiläufig über Atomwaffen sprechen, „haben keine Ahnung von der Wirkung dieser Waffen“. Es werde oft behauptet, die amerikanische Demokratie sei eine überlegene Regierungsform, doch es waren die USA, die Atomwaffen auf die Zivilbevölkerung in Japan abwarfen und in der letzten Zeit alle Rüstungskontrollabkommen aufgekündigt haben. Milliarden von Dollar würden für Atomwaffenarsenale vergeudet.

Awad erinnerte auch an die Schwächen unserer Gesundheitssysteme während der Pandemie: Auf die gewaltige Gesundheitskatastrophe im Falle eines nuklearen Schlagabtausches wäre die Welt völlig unvorbereitet. Er prangerte an, daß die US-Regierung keine Rüstungskontrollabkommen mehr in Betracht zieht, und rief die Kirchen und andere Institutionen auf, nicht länger zu schweigen und die Menschen zu mobilisieren und zu handeln, um den Kriegswahnsinn zu stoppen.

Ray McGovern, ehemaliger CIA-Beamter und Mitbegründer der VIPS, gab Präsident Putin darin recht, daß die sogenannte „Erlaubnis“ Washingtons für die Ukraine, amerikanische Waffen für einen Angriff auf Rußland einzusetzen, ein Betrug sei, weil solche Trägersysteme von NATO-Soldaten bedient werden und es also faktisch ein NATO-Krieg gegen Rußland wäre. Auf die Frage, ob Minister Blinken und Sicherheitsberater Sullivan tatsächlich Atomwaffen einsetzen würden, antwortete er, ihnen gehe es in erster Linie darum, „nicht zu verlieren“ – nicht den Krieg verlieren, nicht die Wahl verlieren und vielleicht auch nicht ihre Freiheit zu verlieren. Denn sie hätten sich eindeutig schwerer Verbrechen schuldig gemacht, und wenn sie den Krieg und die Wahl verlieren, könnten sie hinter Gittern landen. McGovern erinnerte an die Lügen, die den USA und Großbritannien als Vorwand für den Irakkrieg 2003 dienten, und warnte vor einem Angriff unter falscher Flagge noch vor den US-Wahlen im November.

Der Historiker Tony Chaitkin, Autor eines Buches über „Amerikas Kampf für den universellen Fortschritt“ (Who We Are: America's Fight for Universal Progress), gab einen Überblick über die Geschichte des internen Machtkampfes in den USA: auf der einen Seite die Befürworter des industriellen und wissenschaftlichen Fortschritts und auf der anderen Seite die Finanziers, angefangen mit den Sklavenhändlern und Tory-Bankern, die schon die Amerikanische Revolution unterdrücken wollten. Er erinnerte an den Mut von Präsident John F. Kennedy, der sich gegen die Wall Street und die Kriegspartei stellte und für Entwicklung und Wissenschaft für Amerika und die Welt kämpfte. „Die Wall Street hat noch nie Industrie aufgebaut“, und so sabotiere sie noch heute den Aufstieg anderer Länder und vergifte Amerikas eigene Entwicklung. Es seien diese uralten Feinde Amerikas, die heute den Aufstieg Rußlands, Chinas und der Globalen Mehrheit aufhalten wollen.

Der EIR-Analyst und Militärhistoriker Carl Osgood sprach über die Geschichte und Entwicklung des Verteidigungsabkommens (MDA) von 1958 zwischen den USA und Großbritannien, das Präsident Biden und Premierminister Starmer jetzt so ändern wollen, daß es dauerhaft wird und nicht mehr in bestimmten Abständen verlängert werden muß. Osgood warnte, dann könne kein zukünftiger Präsident und keine politische Bewegung das Abkommen wieder beenden. Einige in den britischen Geheimdiensten sagten, damit würde das Abkommen „Trump-sicher“, treffender wäre aber die Bezeichnung „Nationalstaats-sicher“, weil alles einer supranationalen Kontrolle unterstellt würde.

In der Diskussionsrunde wurden u.a. Ideen darüber ausgetauscht, was die UN-Vollversammlung, die nächste Woche ihre Sitzung des Jahres 2024 beginnt, gegen die Atomkriegsgefahr und gegen den Völkermord in Palästina tun kann. Ein Teilnehmer sagte, man müsse die Emotionen der Menschen ansprechen, weil viele auf Vernunft nicht reagieren, und warnte, daß soziale Unruhen zu Krieg führen. Helga Zepp-LaRouche antwortete, es gebe eigentlich keinen Widerspruch zwischen Vernunft und Gefühl, Friedrich Schiller habe gezeigt, wie man Gefühle auf die Ebene der Vernunft heben kann. Sie betonte auch, Kriege gingen immer von der Oligarchie aus und nicht von Spannungen in der Bevölkerung – die werde in der Regel gegen ihre besten Absichten in den Krieg getrieben.

Zepp-LaRouche bedankte sich bei allen Rednern und ganz besonders bei Postol. Wenn Deutschland überlebe, werde es einen wichtigen Einfluß auf die globale Krise haben, und das sei dann auch Postols Intervention mit Vernunft und Emotion zu verdanken.

eir

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