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Neue Solidarität
Nr. 40, 3. Oktober 2024

Die geopolitische Brille macht blind

Bericht vom 69. Treffen der Internationalen Friedenskoalition

Mehr als tausend Wissenschaftler, Akademiker, Mediziner und Aktivisten aus der ganzen Welt nahmen am 27. September an der 69. wöchentlichen Online-Sitzung der Internationalen Friedenskoalition (IPC) teil. Die Eröffnungsvorträge wurden live auf YouTube und verschiedenen anderen Plattformen übertragen.1

Helga Zepp-LaRouche betonte in ihrer Hauptrede, die größte Gefahr gehe jetzt offensichtlich von der Neufassung der russischen Atomwaffendoktrin aus, die Präsident Putin am 25. September angekündigt hat. Dieser Kurswechsel sei eine direkte Reaktion auf die eskalierenden offenen Drohungen, daß die USA und die NATO der Ukraine erlauben, russische Städte mit westlichen Langstreckenwaffen zu bombardieren. Darüber tobe eine enorme Machtprobe hinter den Kulissen in Washington. Das Militär im Pentagon mahne zur Zurückhaltung, und dies habe offenbar verhindert, daß Präsident Biden die „Zielliste“ der zu bombardierenden russischen Städte unterschrieb, die der britische Premierminister Keir Starmer am 13. September ins Weiße Haus brachte, sowie eine entsprechende Abmachung mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj, als der am 26. September Biden im Weißen Haus traf. Zu dieser gefährlichen Eskalation der politisch instabilen USA und europäischen Staaten, hin zur offenen Konfrontation mit der weltgrößten Atommacht, komme nun die Eskalation der israelischen Provokationen hinzu, den massenmörderischen Krieg gegen die Palästinenser auf den Libanon auszuweiten und zu versuchen, den Iran in den Konflikt hineinzuziehen.

China

Zepp-LaRouche verurteilte auch scharf den geopolitischen Wahnsinn des US-Außenstaatssekretärs Kurt Campbell, der vor dem US-Kongreß China als die größte Bedrohung aller Zeiten für die USA bezeichnet hatte – nicht nur militärisch, sondern auch technologisch sowie durch Chinas Beziehungen zum Globalen Süden.

„Das ist eine Lüge, die nicht hingenommen werden darf“, sagte sie. China sei kein aggressives oder imperialistisches Land, sondern es habe seine Wirtschaft und Bevölkerung entwickelt und tue nun mit Erfolg das gleiche im gesamten Globalen Süden, um durch den Aufbau von Infrastruktur, Bildung, Gesundheit, Industrie und Landwirtschaft das Erbe des Kolonialismus zu überwinden. Zepp-LaRouche ist gerade von Feierlichkeiten zum Weltfriedenstag im chinesischen Shandong zurückgekehrt, und sie zog einen Vergleich zu ihrem ersten Besuch in China im Jahr 1971: Es sei ein erstaunlicher Wandel des Landes von bitterer Armut zu rascher Entwicklung zu beobachten.

„Wenn der Westen sein unipolares Gefühl der Weltdominanz aufgeben und eine Entwicklungszusammenarbeit anbieten würde, dann würden sich Rußland und China sofort anschließen und die Welt würde zum Frieden übergehen“, was sogar relativ einfach wäre. Aber stattdessen bereite sich der Westen auf einen globalen Krieg vor.

Präsident Biden besucht im Oktober Deutschland, und Zepp-LaRouche wird in einer Zoom-Konferenz mit US-Botschafter a.D. Jack Matlock und dem Wissenschaftler Ted Postol sowie deutschen und französischen Experten am 2. Oktober die gefährliche Krise für Deutschland behandeln. Im Aufruf zu der Konferenz heißt es: „Sollte es zu einem Krieg kommen, wird Deutschland das Hauptziel eines Angriffs sein, und wenn Atomwaffen eingesetzt werden, wird von Deutschland nichts mehr übrig bleiben, keine Industrie, keine Städte, keine Infrastruktur – und keine Menschen... Liegt das im Interesse Deutschlands?“

Sie schloß: „Wir müssen mobilisieren, um auf die Straße zu gehen – eine große Anzahl von Menschen auf die Straße bringen, um dagegen zu protestieren. Und, was noch wichtiger ist, wir müssen uns auf internationaler Ebene dafür einsetzen, daß die neue Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur auf die Tagesordnung gesetzt wird. Das ist es, worüber wir hier diskutieren sollten.“

Beiträge internationaler Experten

Prof. Glenn Diesen aus Norwegen erläuterte Putins neue Nukleardoktrin. Die beiden wichtigsten Punkte darin seien, daß ein Angriff eines nicht atomar bewaffneten Staates, der von einer Atommacht unterstützt wird, als gemeinsamer Angriff mit einer angemessenen Antwort behandelt würde; und daß ein Angriff auf Weißrußland genauso aufgefaßt würde. Letzteres sei eindeutig die Reaktion auf eine politische Konferenz 2022 in den USA, deren Schlußfolgerung war, daß ein Atomschlag gegen Rußland eine nukleare Antwort provozieren würde und es deshalb besser wäre, dessen Verbündeten Weißrußland anzugreifen.

Der Kernwaffenexperte Dr. Steven Starr warnte, seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion sei in Amerika die Angst vor den Atomwaffen verschwunden, sie werde z.B. nicht mehr in den Schulen unterrichtet. Starr zeigte Bilder der Explosion der sowjetischen „Zar-Bombe“, der größten Bombe aller Zeiten. Anschließend beschrieb er ein aktuelles Szenario eines nuklearen Schlagabtauschs, der innerhalb von nur 72 Minuten zum Tod von 85 Millionen Menschen führen würde, worauf ein „nuklearer Winter“ folge, weil der Ruß der Explosionen die Stratosphäre füllt, das Sonnenlicht blockiert und die Temperaturen senkt, was den Großteil des Lebens auf der Erde vernichtet. Einige Leute behaupteten, das sei eine falsche Theorie, in Wirklichkeit sei es ein existentielles Problem für die Menschheit.

Der Unfallchirurg Dr. Feroze Sidhwa aus Kalifornien, der im Frühjahr zusammen mit Dr. Mark Perlmutter nach Gaza gereist war, berichtete, daß dort zusätzlich zu dem Massensterben durch Verhungern auch praktisch alle Gesundheits- und Sanitärein­richtungen zerstört wurden. Es gebe eine Toilette für 4000 Menschen und 4 Liter Wasser pro Person (15 Liter gelten als Minimum für Notfälle). Er kam zu dem Schluß, die Welt sei in großer Gefahr, wenn dieser von den USA unterstützte Völkermord nicht gestoppt wird.

Dr. Jorge Rachid aus Argentinien informierte darüber, daß ein Team argentinischer Ärzte nach Gaza reisen wird und daß 15 Intellektuelle eine argentinische Sektion der IPC gegründet haben, deren Gründungserklärung er verlas, die von Adolfo Perez Esquivel, dem Friedensnobelpreisträger von 1980, unterstützt wird. Er erklärte, die Befehlshaberin des US-Südkommandos, Gen. Laura Richardson, leite persönlich eine Kampagne, im Auftrag von Hedgefonds wie BlackRock alle Verbindungen südamerikanischer Staaten mit Rußland und China zu kappen.

Weltweite Demonstrationen

Zur Eröffnung des Diskussionsteils beschrieb der New Yorker Kongreßkandidat José Vega, wie sein Wahlkampfteam einen Bericht der Ärzte Perlmutter und Sidhwa an die Delegierten der UN-Vollversammlung verteilte, aber danach Sicherheitskräfte die Flugblätter von den Delegierten konfiszierten, damit die Delegierten die Wahrheit über Gaza nicht erfahren.

Jacques Cheminade, Vorsitzender der französischen Partei Solidarité et Progrès, berichtete über ein katholisches Friedens­forum mit 3000 Teilnehmern in Paris, an dem Vertreter verschiedener Religionen aus der ganzen Welt teilnahmen und an das auch Papst Franziskus eine Botschaft sandte. Cheminade sprach dort über den Zusammenbruch des globalen Finanzsystems als Motiv für Kriege (woran der Vorsitzende, ein ehemaliger französischer Botschafter im Vatikan, ihn hindern wollte, ohne Erfolg). Cheminade und seine Mitstreiter verteilten über tausend Flugblätter an die Teilnehmer.

Ein Aktivist aus Spanien berichtete, daß am 28. September in 50 spanischen Städten Demonstrationen für Palästina stattfinden, was mehrere Gewerkschaften mit Streiks unterstützen, um die Einstellung der diplomatischen Beziehungen und der Waffen­lieferungen an Israel zu fordern. Die spanische Regierung habe zwar Palästina als Staat anerkannt, aber keine Maßnahmen gegen Israel ergriffen. Ein anderer Spanier kündigte an, daß am 2. Oktober zum Internationalen Tag der Gewaltlosigkeit in Costa Ricas Hauptstadt San José ein Welt-Marsch für den Frieden beginnt.

International nimmt die Dichte der Friedenskundgebungen zu: Am 28. September findet eine Demonstration von Humanity for Peace in Stockholm statt, u.a. mit Solidaritätsbekundungen prominenter Amerikaner wie Ray McGovern und Oberst Douglas Macgregror. Parallel dazu laufen die Kundgebung „Rage Against the War Machine“ am gleichen Tag in Washington sowie eine Friedensdemo in Kingston im US-Staat New York mit Scott Ritter und anderen wichtigen Rednern. In Deutschland finden am 3. Oktober landesweit große Friedensdemonstrationen statt.

eir


Anmerkung

1. Siehe https://www.youtube.com/watch?v=oIzUpiP1VXA

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