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Neue Solidarität
Nr. 34, 22. August 2024

Dieser Aufruf ist eine Bekräftigung
der gemeinsamen Menschlichkeit

Von Dennis Kucinich

Dennis Kucinich war von 1997 bis 2013 Kongreßabgeordneter der Demokratischen Partei für den 10. Kongreßbezirk von Ohio und kandidierte 2024 als unabhängiger Kandidat für den Kongreß. Beim Treffen der Internationalen Friedenskoalition am 9. August 2024 sagte er folgendes.

Zunächst einmal möchte ich meinen beiden Vorrednern für ihre wortgewaltigen Erklärungen zum Stand der Dinge danken. Da ich viele Jahre in der Regierung gearbeitet habe, kann ich Oberst Wilkersons Beobachtungen bestätigen und danke ihm für seinen Dienst am Land und für seinen wahren Patriotismus. Und ich danke auch Frau LaRouche für ihre sehr klugen und treffenden Einsichten in die aktuelle Lage.

Wir alle wissen, und deshalb sind wir bei diesem Gespräch, daß wir am Rande des Dritten Weltkriegs stehen. In gewisser Weise findet der Dritte Weltkrieg schon statt, auf Raten. Da ist das außergewöhnliche Geschehen eines Völkermordes im Gazastreifen, an dem die Vereinigten Staaten von Amerika beteiligt sind – das sollte ein Warnsignal für alle sein, daß nicht nur im Nahen Osten, sondern überall auf der Welt unbewußte Kräfte am Werk sind, die ständig Kriege fördern.

Das ist nicht ohne historische Parallele. Die brillante Historikerin Barbara Tuchman hat in ihrem Buch Die Torheit der Regierenden (The March of Folly) aufgezeigt, wie im Laufe der Geschichte Regierungen wider die Vernunft handelten und Entscheidungen trafen, die ihre Länder zerstörten und in einigen Fällen tiefgreifende Auswirkungen auf die ganze Zivilisation hatten.

Wir befinden uns wieder an einem solchen Punkt. Das Denken, das uns den Krieg bringt, ist stärker als der gesunde Menschenverstand. Die Politik, die uns den Krieg bringt, bereichert eine elitäre Klasse, die ihre Pläne mit den niederträchtigsten Begriffen rechtfertigen kann, damit die Profite weiter fließen. Nach 16 Jahren im Kongreß weiß ich eines: daß ich die Aussage von General Smedley Butler bestätigen kann, daß der Krieg ein krummes Geschäft ist, denn jeder Krieg, den ich erlebt habe, seit ich 1997 ins Repräsentantenhaus einzog, beruhte auf Lügen. Und daß die Lügen nicht nur dazu dienen, Macht und Ressourcen an sich zu reißen, sondern auch dazu, Profit zu machen.

Wir befinden uns hier in einer dunklen Periode der Menschheit. Aber wir haben immer noch das, was in jedem von uns schlummert: dieses innere Licht, das sich mit dem verbindet, was man die „ursprünglichen menschlichen Sympathien“ nennen kann, wie der Dichter Wordsworth es seinem Gedicht über die Unsterblichkeit Intimations of Immortality beschrieben hat – die urmenschlichen Sympathien, die uns alle miteinander verbinden und uns unserer gemeinsamen Menschlichkeit bewußt werden lassen.

Und das ist etwas, wofür dieser Aufruf wichtig ist. Denn er ist eine Bekräftigung der gemeinsamen Menschlichkeit, die es auf der ganzen Welt für die Sache des Friedens gibt – nicht den Frieden des Grabes, sondern ein Frieden, der es jedem Menschen auf der Erde ermöglicht, sein individuelles oder kollektives Schicksal mit seiner Familie und den Menschen um sich herum zu leben.

Wir stehen jetzt an einem Krisenpunkt, an dem wir, wie in der Einleitung zu diesem Aufruf gesagt wurde, vor einem Atomkrieg stehen könnten. Es gibt Leute, die von Atomwaffen sprechen, als ob es keine große Sache wäre. Sie sprechen von Atomwaffen, die eine „begrenzte“ Wirkung haben. Als ich das letzte Mal im Kongreß war, habe ich vor dem Einsatz sogenannter nuklearer Bunkerbrecher gegen den Iran gewarnt und darauf hingewiesen, daß alle Atomwaffen – auch die „mit geringer Sprengkraft“, wie sie genannt werden – einen nuklearen Fallout verursachen würden, der sich über Tausende von Kilometern ausbreitet und Millionen von Menschen vergiftet.

Die Tatsache, daß wir immer noch darüber sprechen, daß Staaten Atomwaffen einsetzen, zeigt uns, wie entartet die Situation ist. Die Tatsache, daß die Medien die dümmsten, unsinnigsten Debatten über Politik in einem Kasperletheater mitmachen, statt eine tiefgreifende Analyse der aktuellen Lage zu liefern, zeigt uns, in welcher Gefahr wir uns befinden. Die Tatsache, daß Journalisten, die versuchen, das richtige zu tun und wahrheitsgemäß zu berichten, was vor sich geht, verunglimpft werden, daß sie angegriffen werden, daß es Razzien gegen sie gibt, zeigt uns, in welcher Gefahr wir uns befinden. Es ist wirklich ein Moment für einen crie de coeur, einen Schrei des Herzens, um zu sagen: „Hört zu, wir nehmen das nicht länger hin!“

Diese Regierung – ich meine unsere Regierung hier in den Vereinigten Staaten, wo ich spreche – muß mit ihrer endlosen Fixierung auf den Krieg aufhören. Über eine Billion Dollar pro Jahr werden heute für Kriege und Kriegsvorbereitungen ausgegeben. Mehr als die Hälfte unseres Staatshaushalts, der eigentlich für den Schutz des täglichen Lebens der Amerikaner gedacht ist, wird jetzt für die Idee ausgegeben, daß Amerika irgendwie immer noch der unipolare Herrscher der Welt ist – und offen gesagt, diese Idee ist längst überholt. Und wenn wir nicht erkennen, daß wir uns in einer Welt befinden, in der sich die Macht auf alle verteilt, verlieren wir die Möglichkeit, anstelle der Kriegsmaschinerie als Freunde Teil dieser gemeinsamen Menschlichkeit zu werden.

Als jemand, der so viele Jahre in der Regierung gearbeitet hat und sich der grundlegenden Korruption unserer Gesellschaft bewußt ist, die der ständige Militarismus mit sich bringt, schließe ich mich heute Ihrem Aufruf zum Waffenstillstand an: daß die Menschen ihre Waffen niederlegen, daß der Geist von „Schwerter in Pflugscharen“ wiedererweckt wird, daß wir verstehen, daß wir ein gemeinsames Schicksal haben.

Und wenn es unser Schicksal sein soll, ein nuklearer Trümmerhaufen zu werden, dann müssen diejenigen von uns, die dagegen sind, so wie wir heute, Gehör finden. Ich erhebe Einspruch dagegen. Und ich weiß, daß künftige Generationen gerade jetzt darauf angewiesen sind, daß wir alle Gehör finden.

Und wie verschaffen wir uns Gehör? Die Regierungen hören uns, wenn wir kandidieren und in ein Amt gewählt werden. Wir werden gehört, wenn wir uns auf den Plätzen der Städte organisieren und die Gelegenheit ergreifen, Menschen zusammenbringen. Wir werden gehört, wenn wir die alle verfügbaren Mittel im Internet nutzen, um zu kommunizieren und die Menschen aufzurütteln, um sie auf die aktuellen Herausforderungen aufmerksam zu machen. Und wir sind hier, um durch unsere Gemeinsamkeiten eins zu werden und ein neues Bewußtsein zu schaffen, das hoffentlich diesen schmutzigen Tanz mit dem Tod überwinden kann.

Ich danke Ihnen allen für das, was Sie tun. (Es tut mir leid, daß mein Beitrag nicht als Video funktioniert.) Ich hoffe, daß diese Konferenz der Anfang von vielen neuen Bemühungen ist, die überall auf der Welt für Frieden, Gerechtigkeit, Menschlichkeit und den Fortbestand des Lebens auf unserem Planeten entstehen. Vielen Dank an alle.

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