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Neue Solidarität
Nr. 31, 1. August 2024

Aufruf zur Gründung eines Rates der Vernunft

Die folgende Erklärung wurde von Helga Zepp-LaRouche, Gründerin des Schiller-Instituts und Vorsitzende der Internationalen Friedenskoalition (IPC), am 23. Juli 2024 verfaßt. Sie wird von der IPC und ihren Mitstreitern zur weltweiten Verbreitung zur Verfügung gestellt.

Betrachtet man die Erklärungen des jüngsten NATO-Gipfels in Washington, auf dem Rußland als „wichtigste und unmittelbare Bedrohung“ und China als „systemische Herausforderung für die euro-atlantische Sicherheit“ bezeichnet wurden, und die Perspektive einer Globalen NATO im allgemeinen, so scheint für Diplomatie und Dialog als Mittel der Konfliktlösung kein Platz mehr zu sein. Von den zahlreichen Eskalationen, die wir weltweit beobachten, von der Ukraine über Südwestasien bis zum Indopazifik, hat jede einzelne das Potential, sich innerhalb kürzester Zeit zu einem globalen Atomkonflikt auszuweiten.

Alle Werte, die einst so hoch gepriesen wurden – „Demokratie“, „Menschenrechte“, „Meinungsfreiheit“ und viele andere – sind, für die ganze Welt offensichtlich, durch Doppelmoral ausgehöhlt worden. Kurz, die Weltgemeinschaft befindet sich in einer tiefen zivilisatorischen und kulturellen Krise, die es zu bewältigen gilt.

Es gibt verschiedene Friedensinitiativen, von Papst Franziskus, der seine Vermittlung im Ukraine-Krieg angeboten hat, über den chinesischen Friedensplan in Zusammenarbeit mit Brasilien, die Initiative afrikanischer Staatschefs bis hin zum türkischen Präsidenten Erdogan und anderen. Doch solange die führenden Institutionen des Westens an dem Ziel festhalten, Rußland eine „strategische Niederlage“ zuzufügen, wie es die offizielle Politik der EU ist, bleiben Diplomatie und Dialog verboten.

Es besteht die akute Gefahr, daß die Welt in zwei Blöcke zerfällt, den kollektiven Westen auf der einen Seite und die Nationen der globalen Mehrheit auf der anderen Seite. Wenn das passiert, kann es nicht nur zu einer Neuauflage des Kalten Krieges, einer wirtschaftlichen Abkopplung mit enormen Folgen bis hin zum Kollaps kommen, sondern auch zu einem globalen Atomkrieg, der alles Leben auf der Erde auslöschen könnte.

Es scheint, als hätten die heute an der Macht befindlichen Politiker die schrecklichen Erfahrungen ihrer Eltern und Großeltern vergessen, die zwei Weltkriege erlebt und die schmerzliche Lektion gelernt haben, daß in einem Weltkrieg niemand gewinnt. Die Tatsache, daß es anscheinend keinen Platz mehr für Diplomatie und Konfliktlösung durch Dialog gibt, sollte jeden erschrecken, der sich die Auswirkungen eines globalen Atomkrieges vor Augen führt.

Die UNO mag reformbedürftig sein, aber sie bleibt der einzige Ort, an dem alle Nationen zusammenkommen können. Wenn ihre Institutionen erodieren, gewinnt das Gesetz des Dschungels die Oberhand. Nur wenige Länder respektieren heute noch die Charta der Vereinten Nationen, während andere behaupten, die Auserwählten zu sein, die über eine undefinierte „regelbasierte Ordnung“ herrschen wollen, die jedoch keine Rechtsherrschaft ist, sondern die Herrschaft eines willkürlichen Rechts, das angewandt wird, wie immer es opportun erscheint.

In allen Ländern gibt es weise Männer und Frauen, meist aus älteren Generationen, die die gegenwärtige Weltkrise mit großer Sorge betrachten und die ihr Wissen und ihre Erfahrung einbringen könnten und sollten, um Ratschläge zu erteilen und Optionen zu entwickeln, wie die Menschheit aus dieser Krise herauskommen und einen besseren Weg in eine sichere Zukunft finden kann.

Wir rufen daher Elder Statesmen, religiöse Führer, ehemalige Diplomaten und gewählte Amtsträger, pensionierte Militärs und zivile Führungspersönlichkeiten aus allen Ländern auf, einen Rat der Vernunft zu bilden, um das Potential für eine neue internationale Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur zu erkunden, die die Interessen jedes Landes auf der Erde berücksichtigen kann.

Es gibt Beispiele für einen solchen Ansatz aus verschiedenen Zeiten und unter verschiedenen Umständen, die uns jedoch alle Hinweise darauf geben können, was in der gegenwärtigen Krise zu tun ist. Um nur einige zu nennen: das Konzil von Florenz, das die christliche Kirche zumindest für kurze Zeit geeint hat; der Westfälische Friede, der den Dreißigjährigen Krieg beendete und den Grundstein für das Völkerrecht legte; die südafrikanische Truce and Reconciliation Commission, die Wege fand, die Wunden der Apartheid zu heilen.

Diese Beispiele sollten uns inspirieren, neue und mutige Ideen für die Schaffung eines Rates der Vernunft zu entwickeln, der alle moralischen und intellektuellen Reserven der Menschheit vereint, um die Welt vom Abgrund wegzuführen.

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