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Neue Solidarität
Nr. 35, 29. August 2024

„Wen die Götter vernichten wollen,
den stürzen sie zuerst in den Wahnsinn“

Von Jason Ross und Alexander Hartmann

Der 2019 verstorbene amerikanische Staatsmann Lyndon LaRouche hat oft betont, daß das Britische Empire nicht nur weiterlebt – in einer erweiterten anglo-amerikanischen Form –, sondern daß es auch die größte Kraft des Bösen auf der Welt ist. Und er warnte, die Gefahr, die von diesem Empire ausgeht, werde am größten sein, wenn ihm unmittelbar der Untergang droht.

Tatsächlich hat man heute den Eindruck, daß die unmittelbare Aussicht auf den Verlust der globalen Vormachtstellung die Eliten des anglo-amerikanischen Empires in immer wahnsinnigere Handlungen treibt – wie ein Pokerspieler, der schon alles verloren hat und trotzdem immer wieder den Einsatz verdoppelt, um die anderen aus dem Spiel zu bluffen.

Hier sind drei jüngste Beispiele für diesen massenmörderischen und selbstmörderischen Wahnsinn der Anglo-Amerikaner:

Zum ersten Punkt heißt es in einem Kommentar in der Londoner Times: „Britische Regierungsvertreter und Experten sind der Meinung, ihre europäischen Verbündeten hätten zuviel Bedenken, eine russische Eskalation zu provozieren. Nach Ansicht von Sicherheitsbeamten gibt es trotz der Aufstockung der an die Ukraine gelieferten Militärausrüstung keine Anzeichen dafür, daß Rußland auch nur mit dem Einsatz taktischer Atomwaffen droht – was ein Schreckensszenario wäre, das die Drohungen mit einem Dritten Weltkrieg glaubhaft machen würde.“

„Die Russen spucken ständig Feuer und Schwefel“, zitiert das Sprachrohr des Empire eine Quelle aus dem britischen Verteidigungsministerium. „Ich kann Ihnen versprechen, daß sie seit Beginn des Krieges keinen Finger in Richtung eines nuklearen Einsatzes gerührt haben.”

Die Times behauptet, ein Atomwaffeneinsatz sei für Putin politisch nicht sinnvoll, die Chinesen hielten ihn davon ab, weil sie das nicht unterstützen würden.

Offenbar gilt es in London als eine erfolgversprechende Strategie, mit Rußland ein „Angstspiel“ zu treiben, ein Spiel mit dem nuklearen Feuer, indem man dessen rote Linien ignoriert, direkt sein Territorium angreift und versucht, die russische Nation zu zerstören – in der irrsinnigen Annahme, die Russen würden all das aus Angst vor einem Atomkrieg mit dem Westen tatenlos hinnehmen.

Selenskyjs „Ardennenoffensive“

Diese britische Linie betet auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nach. Im Zusammenhang mit dem Vorstoß ukrainischer Elitetruppen in die russische Region Kursk verkündete er am 19. August bei einem Treffen mit Botschaftern in Dnipro:

Selenskyj drängte dementsprechend seine westlichen Partner „entschlossen zu sein, russisches Territorium militärisch zu erobern und Rußland zu Zugeständnissen zu zwingen“.

In Wirklichkeit ist es ein verhängnisvoller Fehler, aus der Tatsache, daß Rußland trotz des ukrainischen Einmarschs keine Anstalten zum Einsatz von Atomwaffen macht, zu schließen, daß Rußland diese Waffen niemals einsetzen würde. Es sieht nur bisher keine Notwendigkeit dazu. Nicht zuletzt, weil die Ukraine selbst militärisch kurz vor dem Zusammenbruch steht, denn wenn ihre Elitetruppen in der Kursker Offensive verbraucht sind, bleibt ihr fast nichts mehr, um den Kampf fortzusetzen.

Viele Beobachter sehen Parallelen des ukrainischen Einmarschs in Kursk zu Adolf Hitlers Ardennenoffensive im Dezember 1944. Diese Offensive war ein letztes Aufbäumen, das letztlich scheiterte, auch wenn sie zunächst auch auf amerikanischer Seite Verwirrung schuf und eine reale Bedrohung für den belgischen Hafen Antwerpen darstellte, der das Ziel der Deutschen war. Die Amerikaner mußten mindestens zwei Divisionen aus anderen Teilen der Front verlegen, um der Bedrohung Herr zu werden. Dennoch konnte die Ardennenoffensive den unvermeidlichen Zusammenbruch der deutschen Armeen nicht verhindern.

Es stellt sich die Frage: Sind die Briten wirklich so verrückt zu glauben, Rußland würde eher das Ende und die Zerschlagung seiner Nation zulassen, als seine nukleare Abschreckung einzusetzen? Oder wollen sie eine solche Reaktion bewußt provozieren, in der Hoffnung, daß sich die Welt (oder was nach einem nuklearen Schlagabtausch noch davon übrig ist) dann gegen Rußland eint?

Taiwan: Angriff als beste Verteidigung?

Als wäre der Krieg gegen Rußland nicht schon verrückt genug, wird nun auch noch vorgeschlagen, am Pazifik eine Front gegen China zu eröffnen. So schreibt Michael Rubin vom neokonservativen American Enterprise Institute: „Der Wissenschaftler Gordon Chang hat vorgeschlagen, daß Taiwan Zigmillionen Menschen töten könnte, indem es chinesische Staudämme zerstört… Schon die Erwähnung dieses Szenarios stärkt Taiwans Abschreckung.“ Darin sieht er aber nicht die einzige Möglichkeit, Chinesen umzubringen: „Wenn China einmarschiert, wird der Schlüssel zu Taiwans Verteidigung eine starke Offensive sein. Genauso wie die Biden-Regierung niemals versuchen sollte, den Kampf gegen die Ukraine auf die Ukraine selbst zu beschränken, sollte Taiwan seine Vergeltungsmaßnahmen nicht künstlich geographisch begrenzen... Ein taiwanesisches Sperrfeuer von der Insel Quemoy [Kinmen] auf die chinesische Stadt Xiamen, die nur ein paar Kilometer entfernt ist, könnte Zehntausende töten.“ (Derselbe Gordon Chang hatte übrigens 2001 vorhergesagt, daß die Regierung der Kommunistischen Partei in China spätestens 2011 kollabieren würde.)

Vermutlich interessiert sich Rubin ebensowenig für Taiwan wie die NATO für die Ukraine – beide dienen lediglich als Mittel zum Zweck für Angriffe auf China und Rußland.

USA: Krieg gegen drei Nuklearmächte?

Die US-Regierung plant sogar schon Kriege gegen Rußland, China und Nordkorea gleichzeitig. David Sanger von der New York Times berichtete am 20. August, Präsident Biden habe im März einen streng geheimen nuklearen Strategieplan gebilligt, der Amerikas Abschreckungsstrategie neu ausrichtet und sich auf Chinas rasche Ausweitung seines Atomwaffenarsenals konzentriert. Das Dokument, Nuclear Employment Guidance, sei so streng geheim, daß sie in keinem Computer, sondern nur in wenigen gedruckten Exemplaren existiert, aber Beamte der Biden-Administration hätten in zwei öffentlichen Reden darauf angespielt.

Die Zeitung zitiert Vipin Narang, einen Nuklearstrategen am MIT, der im Pentagon diente und nun wieder in der Forschung arbeitet: „Der Präsident hat kürzlich aktualisierte Richtlinien für den Einsatz von Nuklearwaffen herausgegeben, um mehreren nuklear bewaffneten Gegnern Rechnung zu tragen.“ Vor allem berücksichtigten die Rüstungsrichtlinien „die beträchtliche Vergrößerung und Diversifizierung“ des chinesischen Atomwaffenarsenals.

„Es liegt in unserer Verantwortung, die Welt so zu sehen, wie sie ist, und nicht so, wie wir sie uns erhofft oder gewünscht haben“, sagte Narang. „Es ist möglich, daß wir eines Tages zurückblicken und das Vierteljahrhundert nach dem Kalten Krieg als nukleare Pause betrachten werden.“ Die neue Herausforderung bestehe in der „realen Möglichkeit der Zusammenarbeit und sogar der geheimen Absprache zwischen unseren nuklear bewaffneten Gegnern“.

Schon im Juni hatte der leitende Direktor für Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung im Nationalen Sicherheitsrat, Pranay Vaddi, auf den nuklearen Strategieplan verwiesen. Darin werde zum ersten Mal detailliert untersucht, ob die USA darauf vorbereitet sind, auf nukleare Krisen, die gleichzeitig oder nacheinander ausbrechen, mit einer Kombination aus nuklearen und nicht-nuklearen Waffen zu reagieren. Die neue Strategie, so Vaddi, betone „die Notwendigkeit, Rußland, die VR China und Nordkorea gleichzeitig abzuschrecken“.

Wir brauchen einen Ausbruch der Vernunft

Diese „Notwendigkeit“ existiert aber nur in verwirrten Köpfen. Sie ist ein Ausdruck der fixen Idee der westlichen Eliten, sie müßten den Rest der Welt zur Unterwerfung unter ihre Regeln zwingen, um anglo-amerikanische „Interessen“ durchzusetzen. Sobald sich der Westen von dieser fixen Idee verabschiedet und sich einem neuen Paradigma anschließt, das die berechtigten Interessen aller Länder berücksichtigt, wie es der Globale Süden anstrebt, ist der Konflikt des Westens mit der übrigen Welt überwunden, der uns bisher noch daran hindert, für die Verwirklichung der gemeinsamen Ziele der Menschheit zusammenzuarbeiten.

Dazu brauchen wir einen „Ausbruch der wiedererwachten Vernunft“ in den Ländern der anglo-amerikanischen NATO. Das Schiller-Institut, die LaRouche-Bewegung und die Internationale Friedenskoalition (IPC) arbeiten daran, die kreativen Kräfte führender Köpfe aus aller Welt dafür zu bündeln. Gemeinsam müssen wir das unhaltbare System des anglo-amerikanischen Hegemoniestrebens beenden und eine neue Renaissance einleiten – für einen aktiven Frieden, umfassende wirtschaftliche Entwicklung und kulturellen Fortschritt.

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