Produktive Kreditschöpfung 
  Neues Bretton Woods
  Glass-Steagall
  Physische Wirtschaft
  Kernenergie
  Eurasische Landbrücke
  Transrapid
  Inflation
  Terror - Cui bono?
  Südwestasienkrise
  11. September und danach
  Letzte Woche
  Aktuelle Ausgabe
  Ausgabe Nr. ...
  Heureka!
  Das Beste von Eulenspiegel
  Erziehungs-Reihe
  PC-Spiele & Gewalt 
  Diskussionsforum
  Wirtschaftsgrafiken
  Animierte Grafiken
» » » Internetforum mit Helga Zepp-LaRouche « « «
Folgen Sie uns auf
acebook
Neue Solidarität
Nr. 30, 25. Juli 2024

Wie die öffentliche Meinung manipuliert wird

Der Kampf um die Narrative als Teil der hybriden Kriegsführung

Von Harley Schlanger

Harley Schlanger war langjähriger Mitarbeiter von Lyndon LaRouche und ist führendes Mitglied der LaRouche-Organisation (TLO). Im vierten Abschnitt der Internetkonferenz des Schiller-Instituts am 16. Juni sagte er folgendes.

Ist es möglich, daß das, was Sie denken, falsch ist, und daß Sie falsch denken? Daß die Art, wie Sie denken und das, was Sie glauben, Sie zu einem Staatsfeind macht? Ist das, was Sie für Ihre eigenen Ideen halten – zum Beispiel, daß Sie nicht wollen, daß Hunderte von Milliarden Dollar für nicht zu gewinnende und endlose Kriege in den Taschen ukrainischer Kleptokraten und amerikanischer Rüstungsunternehmen landen –, in Wirklichkeit von dem hinterhältigen Kriegsverbrecher Wladimir Putin in Ihren Verstand eingepflanzt worden? Und ist Ihr Widerstand gegen das Abschlachten von Kindern und Frauen in Palästina ein Beweis dafür, daß Sie ein Antisemit sind?

Ob Sie es wissen oder nicht: Sie alle sind Zielscheibe einer „hybriden Kriegsführung“. Wenn es nicht zur Auslöschung der Menschheit in einem thermonuklearen Krieg führt, bedeutet es zumindest, daß Ihnen als Amerikaner der Schutz Ihrer Rechte und Freiheiten – von denen Sie glauben, daß sie in der Verfassung verankert sind – entzogen wird. Es gibt einen Namen für diese Unterdrückung der Rede- und Denkfreiheit; er lautet Faschismus. Ich werde Ihnen einen Einblick geben, wie das funktioniert und wie wir es zugelassen haben.

Es beginnt mit dem Begriff der Wahrheit. Der Dichter John Keats schrieb in seiner Ode auf eine griechische Urne: „Schönheit ist Wahrheit, Wahrheit ist Schönheit – das ist alles, was ihr auf Erden wißt, und alles, was ihr wissen müßt.“ In diesem Gedicht untersucht Keats die Beziehung zwischen Wahrheit und Schönheit.

Schönheit kann in der Kunst dargestellt und bewahrt werden und ist, wie die Wahrheit, ewig. Aber was macht sie so? Daß sowohl Schönheit als auch Wahrheit Produkte des menschlichen Geistes sind, das Ergebnis kreativer Entdeckungen. Beide mögen schwer faßbar und mit Worten zu beschreiben sein, aber sie sind erfaßbar, vor allem durch einen einzigartig menschlichen geistigen Entdeckungsprozeß, der den Einsatz von Ironie und Metaphern erfordert, so wie Keats die griechische Urne als Metapher verwendet.

Es gibt aber auch eine andere, subversive Auffassung von Wahrheit, wie sie Sir Bertrand Russell vertrat, den Lyndon LaRouche als den „bösartigsten Menschen des 20. Jahrhunderts“ bezeichnet hat. Das folgende Zitat stammt aus Russells 1952 erschienenen Buch Impact of Science on Society (dt: „Wissenschaft wandelt das Leben“):

Russell fügt den folgenden Absatz hinzu:

Russell war einer der Schöpfer dessen, was manche die „Post-Wahrheits-Ära“ nennen. Man schafft ein Narrativ – zum Beispiel, daß Schnee schwarz ist –, verstärkt es in Schulen und Kultur und isoliert und bestraft diejenigen, die etwas anderes glauben. Wenn Sie immer noch glauben, daß Schnee weiß ist, dann müssen Sie eine Marionette von Wladimir Putin sein.

Der dystopische Futurist Yival Hariri hat diese Sichtweise der Wahrheit noch einmal aufgegriffen. Hariri schrieb 2018:

Und weiter: „Die Wahrheit ist, daß die Wahrheit noch nie ganz oben auf der Tagesordnung des Homo sapiens gestanden hat. Wenn man sich an die ungetrübte Realität hält, werden einem nur wenige Menschen folgen. Falsche Geschichten haben einen höheren Wert als die Wahrheit, wenn es darum geht, Menschen zu vereinen.“

Gehirnwäsche als Teil der Kriegführung

Nun, das ist pessimistisch, aber es ist der Schlüssel zu dem, was man hybride Kriegsführung nennt. Lyndon LaRouche hat das in einem Artikel vom Juni 2004 mit dem Titel „Was macht die Kultur?“ beschrieben.1 Er befaßte sich mit der Gründung des Congress for Cultural Freedom (CCF – Kongreß für kulturelle Freiheit) im Jahr 1950 durch das Dulles-Netzwerk der CIA in Zusammenarbeit mit britischen Experten für psychologische Kriegsführung. LaRouche nennt das „die Verdummung der Bevölkerung durch die vorsätzliche Zerstörung der Fähigkeit der Kinder, sich am Prozeß der kreativen Wahrheitsfindung zu beteiligen“. Das sei nichts Neues. Er führt die Ursprünge davon auf die Feinde Platons in Griechenland, die Sophisten und Aristoteles, zurück. Aber heute gibt es ausgefeiltere Waffen, die digitalen Technologien und die sozialen Medien, die das verstärken, was er ganz offen „Gehirnwäsche“ nennt.

Ein Jahr, nachdem LaRouche dies geschrieben hatte, prägte Marinegeneral James Mattis in einer Rede vor dem U.S. Naval Institute den Begriff „hybride Kriegsführung“. Er argumentierte, man könne Kriege nicht gewinnen, wenn man sich nur auf die Waffentechnologie konzentriert. Es sei jetzt notwendig, so Mattis, einen Informationskrieg zu führen. „Die Mittel der Wahl für die Kriegsführung müssen heute Fehlinformationen, Desinformationen und Täuschung sein.“ Mattis wurde später Oberster Alliierter Befehlshaber der NATO für Transformation und dann Verteidigungsminister der Trump-Regierung. Die von ihm vorgestellte Idee der hybriden Kriegsführung fand auf zahlreichen NATO-Konferenzen und in vielen Schriften Verbreitung.

In einem Papier, das Stefano Marcuzzi am NATO Foundation Defense College vorstellte, hieß es beispielsweise, in der hybriden Kriegsführung „findet der Kampf überall statt, oft sogar gleichzeitig“. Dabei verwische die Unterscheidung zwischen Kombattanten und Nichtkombattanten. Allgegenwärtige und manipulierte Medien könnten die Entwicklung eines Konflikts beeinflussen, man brauche sie, um den „Sieg im Informationsraum“ zu erringen.

Abb. 1: Das nach dem Mordanschlag auf den slowakischen Premierminister Robert Fico erstellte EIR-Dossier über die hybride Kriegsführung der NATO.

Die Operationen im Ukrainekrieg

Dies bringt uns zu einer NATO-Operation zur hybriden Kriegsführung, die in die Regierung Selenskyj in der Ukraine eingebettet ist. Abbildung 1 zeigt einen Bericht, ein spezielles Dossier, das dazu von Executive Intelligence Review erstellt wurde. Anhand des Attentats auf den slowakischen Premierminister Robert Fico wird darin dargestellt, wie das funktioniert. Es zeigt, daß eine Reihe von Agenturen geschaffen wurde, nominell von der ukrainischen Regierung und von Privatleuten, um dem „Einfluß der russischen hybriden Kriegsführung“ entgegenzuwirken. In Wirklichkeit wurden sie von Anfang an von der NATO, dem US-Außenministerium, der CIA und britischen Agenten finanziert und geleitet. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, Rußland zu schwächen und dort möglicherweise einen Regimewechsel herbeizuführen, so wie sie es im Februar 2014 in der Ukraine getan haben, indem sie eine hybride Kriegsführung gegen Rußland betreiben.

Diese Institutionen wurden geschaffen, um die Opposition gegen die ukrainische Diktatur nach dem Maidan zu identifizieren, einzu­schüchtern und zum Schweigen zu bringen und sie gezielt zu „liquidieren“ – um ihren eigenen Begriff zu verwenden.

Das begann mit der Gründung der Organisation StopFake, die von ukrainischen Neonazis ins Leben gerufen wurde, um den Regimewechsel-Putsch auf dem Maidan zu rechtfertigen und die Rolle der Nazis, der Banderisten, zu vertuschen, die mit Victoria Nuland vom US-Außenministerium, der CIA und George Soros beim Sturz der gewählten Regierung von Viktor Janukowitsch zusammenarbeiteten.

Das wurde ein Modell für die sogenannten „Faktenchecks“, ein allgegenwärtiges Instrument zur Zensur unbequemer Wahrheiten. Die Nazis, die StopFake gründeten, sagten: „Hier gibt es keine Nazis.“

Dann wurde eine Organisation namens Mirotworez (Myrotvorets) gegründet, die Feindeslisten veröffentlichte, auf denen zeitweise mehr als 4500 Journalisten und Aktivisten standen. Einige der Personen auf der Liste wurden ermordet, andere ins Exil getrieben.

So wurde beispielsweise eine prominente russische Aktivistin, Daria Dugina, die Tochter des russischen Philosophen Alexander Dugin, im August 2022 durch eine von ukrainischen Agenten gelegte Autobombe getötet. Ihr Foto auf der Mirotworez-Liste wurde anschließend mit einem blutroten Strich und dem Wort „liquidiert“ versehen.

Darüber hinaus dienten solche Listen zur Rechtfertigung der Schließung oppositioneller Medien und Parteien in der Ukraine, wodurch der Weg für die Annullierung der von der Verfassung vorgeschriebenen Präsidentenwahl geebnet wurde, so daß Selenskyj illegal im Amt bleiben konnte. So viel zur „regelbasierten Ordnung“.

Zu Mirotworez kam im März 2021 das Zentrum für Desinformationsbekämpfung (CCD) hinzu, das unter der Leitung des tollen „Demokraten“ Selenskyj eingerichtet wurde und von seinem Büro und seinem Innenministerium aus geleitet wird. Im Juli 2022 veröffentlichte das CCD eine Abschußliste, auf der zahlreiche Mitglieder des Schiller-Instituts sowie Personen, die auf Konferenzen des Schiller-Instituts gesprochen hatten, aufgeführt waren. Der CCD bezeichnete sie als „Informationsterroristen“, die strafrechtlich verfolgt und bestraft werden müßten. Ganz oben auf der Liste standen die Gründerin und Vorsitzende des Schiller-Instituts Helga Zepp-LaRouche sowie mehrere Amerikaner, die sich gegen die Unterstützung des Stellvertreterkriegs in der Ukraine aussprachen. Dazu gehörten Ray McGovern, Scott Ritter, Senator Rand Paul, die Senatskandidatin Diane Sare und ich.

Das CCD wurde dann durch die Schaffung von Molfar-OSINT, das steht für Open Source Intelligence („Nachrichtenbeschaffung aus öffentlichen Quellen“), weiter ergänzt. Die jüngste Version nennt sich Texty. Auch hier werden diese Agenturen unter dem Deckmantel der Verteidigung der Ukraine vor einer hybriden Kriegsführung Rußlands von westlichen Geheimdiensten finanziert, um alle ins Visier zu nehmen, die sich der globalen Kriegspolitik der NATO widersetzen.

So wurde beispielsweise das erste Kyiv Cyber Resilience Forum 2024 offen vom US-Außenministerium finanziert. Im April 2024 besuchte ein CCD-Team die deutschen Sicherheitsbehörden in Berlin und forderte Maßnahmen gegen eine „großangelegte russische Desinformationskampagne in Deutschland“, wie es hieß. Zu den Zielen, die sie identifizierten, gehörte das Schiller-Institut als „Plattform zur Verbreitung russischer Narrative“ – und das zu einer Zeit, in der der deutsche Verteidigungsminister dazu aufruft, Deutschland „kriegstüchtig“ zu machen.

Als ausländische Partner nennt Molfar das Royal United Services Institute (RUSI), Großbritanniens älteste militärische Denkfabrik, die U.S. Agency for International Development (AID), die sich mit dem Organisieren von Farbrevolutionen und Regimestürzen befaßt, und die European Endowment for Democracy (EED). Ihre Kunden sind die großen Zeitungen, die ihre Meldungen regelmäßig übernehmen, wie die Londoner Times, Reuters, Financial Times, Economist, Wall Street Journal, PBS und CNN. Sie alle greifen diese Meldungen kritiklos auf. Molfar verteidigt z.B. das Nazi-Bataillon Asow als „Helden“ und beschuldigt alle, die sie als Neonazis bezeichnen, russische Propagandisten zu sein.

Diese Netzwerke vermitteln eine Serie von „Lehren“, darunter als erstes diese: Jeder und jede Kommunikation muß überwacht werden. Im US-Kongreß gibt es dazu eine Gesetzesvorlage, um angeblichen Antisemitismus an amerikanischen Universitäten zu überwachen. Es wird behauptet, die Opposition gegen den israelischen Völkermord sei Antisemitismus.

Die sechste ihrer Lehren ist, daß Strafmaßnahmen unabdingbar seien. Um Desinformation entgegenzuwirken, müßten Anstrengungen unternommen werden, „um ihre Aktivitäten zu bestrafen und abzuschrecken“. Die zehnte Lektion ist, daß der Westen das gleiche tun sollte, was die Ukraine tut.

Zu den Institutionen, die den Einsatz hybrider Kriegsführung gegen Gegner fordern, gehört der Atlantic Council, der von US-amerikanischen und britischen Regierungsstellen sowie von Unternehmen des militärisch-industriellen Finanzkomplexes finanziert wird.

Zum Atlantic Council gehört u.a. die Democracy + Tech Initiative, die im Geheimdienstbereich tätig ist und angeblich Transparenz und Rechenschaftspflicht fördert. Außerdem gibt es das Digital Forensic Research Lab, das regelmäßig gefälschte Berichte veröffentlicht. Aber sie sagen: „Dieses Tool bewertet die Glaubwürdigkeit, Voreingenommenheit, Beweise, Transparenz und Auswirkungen jeder Behauptung.“ In Wirklichkeit erfinden sie die Meldungen, und wer ihnen nicht folgt, wird als „Informa­tions­terrorist“ identifiziert.

Schließlich gibt es noch die akademische Seite dessen, was Ray McGovern den MICIMATT nennt, wobei das A in MICIMATT für Academia, Hochschulen steht. Es kommt von der Beasley School of Law der Temple University, die Teil der ehrgeizigen Vision von Präsident Selenskyj geworden ist. Er sieht das CCD als virtuelles Zentrum für Strategien und Ressourcen zur Desinfor­ma­tionsbekämpfung, nicht nur im Inland, sondern auch international. Die Vorteile seien weitreichend, ja sogar global.

Man sieht hier eine sehr gut finanzierte Operation, die auf jedes Land abzielt.

Die Rolle der Kreativität

Ich lasse Sie also mit dieser Frage zurück: Werden Sie für die Wahrheit eintreten, wie sie in der bewegenden Metapher des Dichters Keats angedacht ist? Oder werden Sie sich der höllischen Unterwanderung der Kreativität beugen, die der satanische Bertrand Russell fordert?

© cia.gov
Abb. 2: Der „Kongreß für kulturelle Freiheit“ (CCF) – hier Sydney Hook bei der Gründungskonferenz – war ein von der CIA finanziertes Instrument der britischen Geopolitik, um die Bevölkerung auf den Kalten Krieg einzustimmen.

Russells Engagement für die Massen­gehirnwäsche wurde vom Kongreß für kulturelle Freiheit aufgegriffen, dessen Ehrenmitglied er war. Abbildung 2 ist ein Foto von der Berliner Gründungs­konferenz im Jahr 1950.

Der CCF war ein Vorläufer des heutigen CCD. Er wurde 1950 als Instrument der britischen Geopolitik gegründet, um die Vereinigten Staaten als militärischen Vollstrecker des damals von der Londoner City aus geführten Imperiums einzu­binden. Auf dem Gründungskongreß sagte einer der Initiatoren, Nicolas Nabokov: „Mit diesem Kongreß müssen wir eine Kriegsorganisation aufbauen.“ Das US-Außenministerium stellte 1950 Mittel für die Berliner Konferenz zur Ver­fügung, und die CIA war über ihr Office of Policy Coordination unter Allen Dulles' Vertrautem Frank Wisner die lenkende Hand.

Der Kongreß wurde ins Leben gerufen, um Schriftsteller und Künstler zu rekrutieren, die den „sowjetischen Friedensinitiativen“ der Anfangszeit des Kalten Krieges entgegenwirken sollten. Das Freiheitsmanifest wurde vom Autor Arthur Koestler vorgestellt, der erklärte: „Freunde, die Freiheit hat die Initiative ergriffen.“ Ein Vertreter des Verteidigungsministeriums beschrieb es treffender: General John Magruder sagte, es sei „eine subtile, verdeckte Operation, die auf höchstem intellektuellen Niveau als unkonven­tionelle Kriegsführung vom Feinsten durchgeführt wird“.

Der Kongreß für kulturelle Freiheit wurde kurz nach der Gründung der NATO im April 1949 als parallele Operation zur Recht­fertigung des Kalten Krieges gegen den Verbündeten der USA aus dem Zweiten Weltkrieg, die Sowjetunion, gegründet. Der erste NATO-Chef, der britische Lord Ismay, erklärte, der Zweck der NATO sei es, „die Russen draußen, die Amerikaner drinnen und die Deutschen unten zu halten“. Das ist auch heute noch das Ziel dieser NATO-Operationen, bei denen die hybride Kriegsführung ein wichtiges Mittel ist.


Anmerkungen

1. Siehe https://solidaritaet.com/neuesol/2004abo/31/kultur.htm

2. Siehe https://solidaritaet.com/neuesol/Dossier-Desinformation-und-Mord.pdf