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Zum Abschluß seiner Rede auf dem SCO-Plus-Treffen in Tianjin am 1. September sagte der chinesische Präsident Xi Jinping:
„Ein alter chinesischer Philosoph sagte über die Bedeutung von Prinzipien: ,Halte dich an das große Prinzip, und die Welt wird dir folgen.‘ In zwei Tagen wird China feierlich den 80. Jahrestag des Sieges des chinesischen Volkskrieges gegen die japanische Aggression und des weltweiten antifaschistischen Krieges begehen. Viele Kolleginnen und Kollegen werden sich uns in Peking anschließen. Wir sind bereit, gemeinsam mit allen Parteien mutig das große Prinzip und das Gemeinwohl der Welt zu wahren, eine korrekte historische Perspektive auf den Zweiten Weltkrieg zu fördern, die Früchte unseres Sieges im Krieg entschlossen zu verteidigen und durch die Reform des globalen Governance-Systems und den Aufbau einer Zukunftsgemeinschaft der Menschheit mehr Vorteile für die gesamte Menschheit zu erzielen.“
In der chinesischen Philosophie hat „das große Prinzip“ eine spezifische Bedeutung, es weist auf den himmlischen Ursprung aller Dinge und auf die Prinzipien der Schöpfung, die Naturgesetze. Dieses Konzept steht ganz im Einklang mit dem letzten der „Zehn Prinzipien“1 der Gründerin des Schiller-Instituts, Helga Zepp-LaRouche, in Bezug auf die Vervollkommnungsfähigkeit des Menschen:
„Die Grundannahme des neuen Paradigmas ist, daß der Mensch grundsätzlich gut ist und fähig, die Kreativität seines Geistes und die Schönheit seiner Seele unendlich zu vervollkommnen, und daß er die am weitesten entwickelte geologische Kraft im Universum ist, was beweist, daß die Gesetzmäßigkeit des Geistes und die des physischen Universums in Übereinstimmung und Kohäsion stehen und daß alles Böse das Ergebnis eines Mangels an Entwicklung ist und daher überwunden werden kann.“
Mit einer solchen Einstellung ist es kein Wunder, daß Präsident Putin, Präsident Xi und Ministerpräsident Modi glücklich strahlten, als sie einander auf dem geschichtsträchtigen Gipfeltreffen der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit 2025 begrüßten. Und warum sollten sie auch nicht glücklich sein? Die gemeinsame Arbeit dieser Nationen an großen wirtschaftlichen Entwicklungsprojekten, an wissenschaftlichen Entdeckungen und an kulturellen Vorhaben hat zu einem Zustand geführt, wo sie zusammen eine größere wirtschaftliche und auch militärische Stärke entfalten als die vereinten Mächte des bankrotten Westens.
Wer konformistisch und reflexartig denkt, wendet sich vielleicht ab, wenn er nur den Begriff „globale Governance“ hört, weil er davon ausgeht, daß Putin und Xi damit so etwas wie Bertrand Russells „Weltregierung“ meinen – er sollte aber genauer hinhören, was sie sagen, und genau beobachten, was sie tun. Sie sprechen von einer neuen Ordnung der Beziehungen innerhalb der Menschheit, die nicht auf einer willkürlichen „regelbasierten Ordnung“ beruht, die durch Hungerpolitik und Kriege aufgezwungen wird. Sie meinen ein System, das auf gegenseitiger Achtung der Sicherheit und wirtschaftlichen Interessen eines jeden Landes und auf der Wertschätzung der Vielfalt der Menschheit beruht.
Der 2019 verstorbene amerikanische Staatsmann Lyndon LaRouche hat in seinem Aufsatz „Die kommende eurasische Welt“2 vom 29. November 2004 das Phänomen des moralisch bankrotten Westens so beschrieben:
„Laßt solche Karikaturen des armen Königs Knut3 wie Präsident George W. Bush jr. ihre Verweigerung hinausschreien, solange man sie noch hören kann. Laßt ihn in vergeblicher Wut gegen die tosenden Winde des Chaos anschreien, die bereits die zunehmend bankrotten nationalen Finanzsysteme der Welt erfassen. Dieses Chaos, das nun durch die verzweifelten Possen armer, wütender Narren wie ihn noch weiter angeheizt wird, bricht nun mit seiner ureigenen, zusätzlichen, unkontrollierbaren Wut über unser unglückliches gegenwärtiges Weltwährungs- und Finanzsystem herein.“
Heute sind aber nicht alle nationalen Finanzsysteme der Welt bankrott, sondern nur die der wahnhaften westlichen Länder, deren Führung an gescheiterten Axiomen und Nicht-Prinzipien wie „Macht schafft Recht“ festhält, was vor den Augen der Welt als ein mörderischer Betrug entlarvt wurde.
Präsident Xi sprach auch das an, indem er darauf beharrte, daß wir die Geißel des Faschismus nicht vergessen dürfen und daß die Geschichte des Zweiten Weltkriegs nicht von denselben finanziellen und politischen Interessen, die der Welt Adolf Hitler und das militaristische Japan bescherten, umgeschrieben werden darf.
Die Medien in Westeuropa und Nordamerika wurden von den Ereignissen des SCO-Gipfels völlig überrascht, weil sie an ihre eigenen magischen Kräfte geglaubt hatten, die das „Narrativ“ und damit die Geschichte kontrollieren würden, die nun aber nichts mehr zu sagen haben.
Wenn die Menschen im Westen die Demut aufbrächten, in sich hineinzuschauen und ihre edleren Wesenszüge zu entdecken – wie sie in den griechischen Klassikern, der italienischen Renaissance, der deutschen Klassik und den Prinzipien des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges gegen das Britische Empire verwurzelt sind –, dann würden sie erkennen, daß die entstehende neue strategische und wirtschaftliche Architektur der Welt nicht gegen sie oder gegen irgend jemand anderen gerichtet ist. Wenn der Westen das Prinzip hochhalten würde, das ihm angeblich so wichtig ist – daß „alle Menschen gleich geschaffen sind“ – und das Abschlachten Unschuldiger in Palästina und überall sonst auf der Welt beendet, dann ist er mehr als willkommen, daran mitzuwirken, eine neue Ära für die Entwicklung der Menschheit zu entfesseln. Andernfalls ist sein Schicksal das, wovor der unsterbliche Friedrich Schiller warnte: „Das Gemeine geht klanglos zum Orkus hinab.“
Diane Sare
Anmerkungen
2. https://larouchepub.com/lar/2004/3149second_wphalia.html
3. Der Legende nach befahl König Knut der Große in seinem Größenwahn der Flut der Nordsee, stillzustehen, konnte sie aber nicht aufhalten.
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