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Der folgende Bericht des LaRouche-Aktionskomitees (LaRouchePAC) wurde recherchiert und verfaßt von Robert L. Baker, Dave Christie, Richard Freeman, Paul Gallagher, Susan Kokinda, Brian Lantz, Marcia Merry Baker, William F. Roberts, Dennis Small und Helga Zepp-LaRouche.
Die Nahrungsmittel-Soforthilfemaßnahmen, die wir jetzt ergreifen müssen, um eine „Hungerpandemie“ zu verhindern, schaffen zusammen mit den Maßnahmen im Gesundheitswesen zur Bekämpfung von COVID-19 den Anstoß für ein neues Ernährungs- und Landwirtschaftssystem, das jetzt und in Zukunft den Interessen aller Nationen dient. Dies würde den Praktiken des anglo-globalistischen Kartellsystems zur Kontrolle über Nahrungsmittel und Landwirtschaft, das die moderne Welt überhaupt erst anfällig für Nahrungsmittelmangel und Krankheiten gemacht hat, ein Ende setzen.
Dabei geht es um zwei grundlegende Überlegungen: Welche Mengen müssen produziert werden? Und welche Faktoren sind für diese Produktion erforderlich?
Bei der Weltgetreideernte 2019-20 gab es zumindest bis zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts glücklicherweise keine größeren Erntekatastrophen, was wichtig ist, um den enormen Bedarf an Nahrungsmittelhilfe infolge der Pandemie zu decken. Aber die Weltgetreideernte von derzeit 2,7 Milliarden Tonnen jährlich (alle Getreidearten – Weizen, Reis, Mais) muß so schnell wie möglich verdoppelt werden. Ein Niveau von 5,5-6 Mrd. t Getreide im Jahr reicht für eine ausreichende direkte und indirekte (tierische Proteine) Ernährung aller Menschen unserer Weltbevölkerung von 7,8 Milliarden, und enthält dazu Reserven für Katastrophenfälle und die Versorgung einer wachsenden Bevölkerung.
Der Hunger auf der Welt, der in den letzten vier Jahren stetig zugenommen hat, erreichte schon vor COVID-19 ein Ausmaß, das offiziell 821 Millionen Menschen chronisch unter „Ernährungsunsicherheit“ leiden lässt, d.h. sie haben nicht genug Essen, weil es nicht verfügbar ist oder sie es sich nicht leisten können. Davon waren 100 Millionen Menschen auf Nahrungsmittelhilfen angewiesen, ohne die sie verhungern würden. In den kommenden Monaten wird diese Zahl nach Schätzungen des Welternährungsprogramms (WFP) auf mindestens 265 Millionen ansteigen. Dessen Generaldirektor David Beasley sagte am 23. April vor dem UN-Sicherheitsrat, wir stünden vor einer Hungerpandemie „biblischen Ausmaßes“.
Land und Wasser: Grundlegende Elemente in der Gleichung für die Steigerung der landwirtschaftlichen Erzeugung sind Land und Wasser, die beide erhöht werden können. Afrika steht dabei an der Spitze, dort befindet sich die Hälfte des verfügbaren Ackerlandes der Welt, das noch nicht bewirtschaftet wird. Auch auf dem amerikanischen Kontinent und anderswo gibt es noch beträchtliche Entwicklungsgebiete.
Abgesehen von der Bodenfruchtbarkeit (die wie im brasilianischen Cerrado von Menschenhand erzeugt werden kann) und günstigen Temperaturen ist Wasser das Schlüsselelement. Wenn die notwendigen Arbeiten zur Beseitigung des Rückstands bei den großen Wasserbauprojekten auf allen Kontinenten anlaufen, wird dies neue landwirtschaftliche Flächen erschließen. Für die Vereinigten Staaten, Kanada und Mexiko wird die North American Water and Power Alliance (NAWAPA) etwa 15% des Abflusses, der jetzt in den Mackenzie- und Alaska-Flußbecken in Richtung Arktis fließt, umleiten und in den trockenen Südwesten des Kontinents leiten (siehe Abbildung 1). Dies wird Bewässerung von den kanadischen Prärien bis nach Westmexiko ermöglichen. NAWAPA hatte schon in den 1960er Jahren politische Unterstützung in Washington, wurde aber von den Finanzkreisen der Wall Street und der City verhindert.
In Afrika wird durch das TransAqua-Projekt, das erstmals in den 1970er Jahren vorgeschlagen wurde, das Tschadseebecken wieder aufgefüllt, was der gesamten Subsahara-Region zugutekommen wird (siehe Abbildung 2). Ein kleiner Prozentsatz des Flußwassers aus dem Kongobecken wird umgeleitet, und die gesamte Region profitiert von neuen Landwirtschafts-, Verkehrs-, Energie- und Wassersystemen.
Zusätzlich zu diesen großangelegten Wassertransferprogrammen – das jüngste herausragende Beispiel ist das chinesische Süd-Nord-Wasserumleitungsprojekt, bei dem Wasser 1150 km weit vom Jangtse in das Becken des Gelben Flusses geleitet wird (siehe Abbildung 3) – gibt es auch ein enormes landwirtschaftliches Potential durch die Entsalzung von Meerwasser und salzhaltigen Binnengewässern mit Kernkraft.
Mechanisierung: Landmaschinen ermöglichen eine hohe Produktion mit spezialisierten Sä- und Erntemaschinen und Traktoren für alle Zwecke. Für die höchste Produktivität werden Größe und Leistung der Ausrüstung an den besten Betriebsumfang in der jeweiligen Region angepaßt. In Teilen Brasiliens oder im Farmgürtel der USA beispielsweise dienen 48reihige Mais- oder Sojabohnen-Sämaschinen einer extensiven, ertragreichen Landwirtschaft. In Japan dagegen erzeugen Kleinstbetriebe mit hochmodernen, sehr kleinen Sämaschinen, Drohnen und anderen Maschinen ertragreichen Reis. Deutschland und Belarus sind berühmt für leistungsstarke Traktoren aller Größenordnungen für die eurasische Landwirtschaft.
In denselben Zusammenhang gehört die notwendige Getreidelagerung, Verarbeitung und Verteilung von Lebensmitteln mit Hochtechnologie. Konservierung von Lebensmitteln durch Bestrahlen verhindert Verluste und ermöglicht eine enorme Erhöhung der Vorräte sowie eine umfassendere Nutzung bewährter Methoden von der Gefriertrocknung bis zur Ultra-Hochtemperatur-Pasteurisierung.
Biowissenschaft: Hybridisierung und Gentechnik haben die Ernteerträge im letzten Jahrhundert revolutioniert, aber weitere Durchbrüche sind mit Forschung und Entwicklung wie CRISPR und anderen Techniken möglich, um sogar das Grundprofil von Nutzpflanzen zu verbessern. So gibt es zum Beispiel das C4-Reisprojekt, um durch effizientere Photosynthese die Erträge um die Hälfte zu steigern. Vordringlich ist Grundlagenforschung zum Schutz vor Pflanzen- und Tierkrankheiten, insbesondere vor Zoonosen, die vom Tier auf den Menschen überspringen. COVID-19 gehört in diese Kategorie. Bisher gibt es auch keinen Impfstoff gegen die Afrikanische Schweinepest, die unter Schweinen hochgradig tödlich und ansteckend ist. 2019 ging durch diese Krankheit ein Viertel des weltweiten Schweinefleischangebots verloren.
Strom: Elektrizität und alle Formen von Energie sind in jeder Phase der modernen Nahrungsmittelproduktion von entscheidender Bedeutung, angefangen mit der Herstellung aller nötigen Komponenten für Wassersysteme, Bewässerungsanlagen, landwirtschaftliche und lebensmittelverarbeitende Maschinen sowie Lagerung und Transport. In den 1930er Jahren war die Kühlung von Rohmilch in Großtanks für die Milchwirtschaft eine revolutionäre Neuerung, welche die durchschnittliche Ernährung mit mehr Milch verbesserte. Sogar die Stromversorgung für die Haushalte der Landwirte ist für die Produktivität von entscheidender Bedeutung, das beweist die Erfahrung mit der Tennessee Valley Authority (TVA), als die landwirtschaftliche Produktion stieg, nachdem die Landbevölkerung in ihren Häusern elektrisches Licht, Heizung, Kühlung, Kochherde, fließendes Wasser, Waschmaschinen und ähnliche Fortschritte erhielt.
Energieflußdichte: Der Maßstab, an dem sich diese Verbesserungen bemessen, ist die Energieflussdichte. Diese bezieht sich auf die Dichte der Energie, die in einem bestimmten Gebiet genutzt wird, wobei dichtere Mengen die Voraussetzung für eine höhere Produktivität schaffen. Die Rangfolge der Energie ist leicht nachvollziehbar an den verschiedenen Kraftquellen: angefangen von Energiequellen mit geringer Dichte wie der Holzverbrennung über Kohle, Öl und Gas bis hin zur Kernspaltung und zukünftig der Kernfusion. Bei hoher Energieflussdichte können Betriebe mit einem halben Hektar Fläche, die Aeroponik oder Hydrokulturen verwenden, Tonnen von Nahrungsmitteln liefern.
Der Arbeitskräftebedarf in der Landwirtschaft vom „Feld bis auf den Teller“ ist sehr groß, wenn man diejenigen mitzählt, die die Betriebsmittel produzieren, wenn Mechanisierung eingesetzt wird. Es werden also Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen. Im Vordergrund stehen zwei Konzepte: der Astronauten-Landwirt und die Landwirtschaft in Familienbetrieben. Die Landwirtschaft im Weltraumzeitalter umfaßt Satellitenüberwachung, globale Positionierung, Datenbanken, Drohnen und mehr. Das Kommando hat der „Astronauten-Landwirt“, der auf der ganzen Welt zur Norm werden muß. Die andere Voraussetzung ist der Familienbetrieb. Der Einfallsreichtum und die Hingabe der Mitglieder von Familienbetrieben – mit entsprechendem Lebensstandard, Bildung und Wissenschaft – sind die besten Garantien für die Ernährungssicherheit für jedes Land und die ganze Welt.
Anstatt dem Gebet der Bibel zu folgen, haben die Regierungen in den letzten 50 Jahren zugelassen, daß die monetaristische Kasinowirtschaft eine gesunde Landwirtschaft zerstört und die agro-industrielle Entwicklung in Afrika überhaupt verhindert hat – ein Kontinent mit großem landwirtschaftlichen Potential, in dem 1,3 Milliarden Menschen leben. Die Regierungen müssen die Souveränität für die Menschen ausüben. Sie müssen die Kartelle zerschlagen, deren multinationale Konzerne jetzt alle Lebensmittelgruppen und Produkte monopolisieren, ob Getreide, Fleisch, Milchprodukte, Obst und Gemüse, Düngemittel, Agrochemikalien und sogar Saatgut – die Mittel zum Leben.
Wegen der globalen Beschaffungsmethoden des Kartells, der Rohstoffspekulation, der Monopolisierung von Lebensmittelverarbeitung und anderen Praktiken leiden Millionen Menschen unnötigerweise Hunger, während Landwirte in den USA und anderswo gezwungen sind, Lebensmittel zu vernichten – Tiere werden gekeult, Milch wird weggeschüttet. Das muß aufhören! Niemand sollte mit Nahrungsmitteln Spekulationsgewinne machen, während die Nahrungsmittelproduzenten pleite gehen. Wir brauchen wieder Paritätspreise für die landwirtschaftliche Produktion und einen Stopp von Zwangsversteigerungen landwirtschaftlicher Betriebe. Es müssen alle notwendigen Sofortmaßnahmen ergriffen werden, um landwirtschaftliche Kapazitäten zu retten und die Landwirtschaft massiv auszuweiten. Wir brauchen kurzfristig Nahrungsmittelhilfe in der Pandemie und eine dauerhafte Zukunft mit „täglichem Brot“ für alle.