» » » Internetforum mit Helga Zepp-LaRouche « « «
Aktuelle Ausgabe Gehe zu ... Kernthemen Suchen Abonnieren Leserforum

Artikel als
=eMail=
weiterleiten

Neue Solidarität online

Jetzt
Archiv-CD
bestellen!

  Produktive Kreditschöpfung 
  Neues Bretton Woods
  Glass-Steagall
  Physische Wirtschaft
  Kernenergie
  Eurasische Landbrücke
  Transrapid
  Inflation
  Terror - Cui bono?
  Südwestasienkrise
  11. September und danach
  Letzte Woche
  Aktuelle Ausgabe
  Ausgabe Nr. ...
  Heureka!
  Das Beste von Eulenspiegel
  Erziehungs-Reihe
  PC-Spiele & Gewalt 
  Diskussionsforum
  Wirtschaftsgrafiken
  Animierte Grafiken

Defizite als Kapitalgewinne:
Wie man Investitionskapital für einen Aufschwung schafft

3. Das jetzt benötigte Sofortprogramm

Von Lyndon LaRouche

Es folgt das 3. Kapitel der Schrift von Lyndon LaRouche, Defizite als Kapitalgewinne: Wie man Investitionskapital für einen Aufschwung schafft. (Die Nummern der Abbildungen entsprechen der Numerierung in der amerikanischen Broschüre.)

Einleitung
1. Die Grundlage eines staatlichen Kapitalhaushalts
2. Der Preis hat nichts zu sagen!
3. Das jetzt benötigte Sofortprogramm
4. Die Biosphäre über einen langen Zeitraum


Der gegenwärtige Zusammenbruch
3.1 Die Notwendigkeit der nationalen Wiederbelebung

Prinzipien statt Dinge

3.2 Das jetzt benötigte Programm

Wahrer Profit

Öffentliche Infrastruktur und privates Kapital

Die kulturelle Voraussetzung für den Aufschwung


Das Äquivalent zum Börsencrash von 1929 ereignete sich im Oktober 1987, genau wie ich es im vorausgehenden Frühjahr prognostiziert hatte. Als Antwort auf diesen Crash wurde unter dem Chef der Federal Reserve, Alan Greenspan, und US-Präsident George H.W. Bush, die beide damals ihr Amt antraten, die wahrscheinlich schlimmste Kombination aller vorhandenen langfristigen Perspektiven gewählt. Das, was in den 90er Jahren in dieser Hinsicht geschah, bedeutete nicht nur die schlimmstmögliche Wahl für die USA selbst, sondern auch für Europa und die ganze Welt.

Der Geschichte dieser Angelegenheit läßt sich im wesentlichen folgendermaßen darstellen:

Im Februar 1983 warnte ich den Vertreter der sowjetischen Regierung, mit dem ich in vertraulichen Gesprächen die Perspektive der von Präsident Reagan später so genannten "Strategischen Verteidigungsinitiative (SDI)" erörtert hatte: Wenn Präsident Reagan den Sowjets diesen Vorschlag unterbreiten würde und die sowjetische Regierung ihn zurückweisen sollte, dann würde das sowjetische System innerhalb von fünf Jahren wirtschaftlich zusammenbrechen. Der Präsident machte dieses öffentliche Angebot am 23. März 1983, woraufhin die sowjetische Regierung unter Andropow es auf entschiedene, dumme und ziemlich unflätige Art und Weise ablehnte. Einige Wochen später wiederholte ich meine Warnung, diesmal öffentlich, als erste von mehreren Voraussagen, daß es höchstwahrscheinlich bis etwa 1988 zu einer sowjetischen Wirtschaftskatastrophe kommen werde.

Etwa fünf Jahre später warnte ich in einer im US-Fernsehen ausgestrahlten Rede am 12. Oktober 1988 vor der unmittelbar bevorstehenden kettenreaktionsartigen Desintegration des sowjetischen Systems, die wahrscheinlich in Polen beginnen werde. Ich warnte vor einem sich daraus ergebenden unmittelbar bevorstehenden Zusammenbruch des Comecon-Systems. Daraus ergebe sich die Möglichkeit einer deutschen Wiedervereinigung, und Berlin sei dazu bestimmt, wieder deutsche Hauptstadt zu werden. Die vorbereitete mündliche Erklärung, die ich bei der Pressekonferenz in Berlin abgab, wurde für das Fernsehen aufgezeichnet und später im selben Monat in einer amerikanischen Fernsehsendung in Gänze ausgestrahlt. Im folgenden Jahr setzte der kettenreaktionsartige Zusammenbruch des Ostblocks ein, er begann in Polen und griff von dort auch auf Ostdeutschland über. Als dann die Berliner Mauer fiel, war Präsident George H.W. Bush bereits seit Beginn des Jahres 1989 im Amt.

Zu diesem Zeitpunkt entwarfen meine Frau Helga und ich gemeinsam mit einem kleinen Kreis von Mitarbeitern ein Programm zur Neuordnung der europäischen Wirtschaft, den sie "Europäisches Produktives Dreieck" nannte (Fig. 4). Wir einigten uns auf den Namen "Dreieck Paris-Wien-Berlin", weil sich nur in wenigen anderen Regionen der Welt ein solches produktives Potential konzentrierte wie um das dort vorhandene Schienen- und Wasserstraßen. Etwas später erweiterte sich diese Entwicklungsperspektive um den Vorschlag, den sie und andere als "Eurasische Landbrücke" bezeichneten. Darin ging es um die Absicht, Magnetschwebebahnen für Fracht- und Passagiertransport von der Region des Europäischen Produktiven Dreiecks zu den großen Küstenstädten Chinas einzusetzen. Als Gast der chinesischen Regierung nahm sie später an Konferenzen in China teil, bei denen dieser Vorschlag diskutiert wurde.

Leider wurde diese optimistische Möglichkeiten sabotiert, und zwar vor allem auf Betreiben der Clique von Deutschlandhassern, die damals die Regierungen Großbritanniens und Frankreichs kontrollierten. Vieles von dem damals in Zentraleuropa vorhandenen Wirtschaftspotential gibt es nicht mehr, weil es in großem Stil der räuberischen Politik zum Opfer fiel, die die britische Premierministerin Margaret Thatcher und Frankreichs Präsident François Mitterrand in Gang gesetzt hatten. Diese Ausplünderungspolitik gegen Deutschland setzte sich in der Durchsetzung des mittlerweile berüchtigten Maastrichter Vertrages fort.

Inmitten dieser Entwicklungen hatte die amerikanische Regierung von Präsident George H.W. Bush eingegriffen, um den Plünderungswahn von Thatcher und Mitterrand etwas zu mäßigen, aber er verwies Thatcher und Mitterrand nicht entschieden genug in ihre Schranken. Hätten die USA angemessen gehandelt, und Frankreich dazu gebracht, die Richtung von De Gaulle und Adenauer für ein "Europa vom Atlantik zum Ural" einzuschlagen, wären die schlimmsten wirtschaftlichen Probleme, die seither aufgetreten sind, vermeidbar gewesen.

Aber noch schlimmer: anstatt das physische produktive Potential des früheren Ostblocks in die europäische Wirtschaft einzubinden, nutzte man den Zeitraum von 1990 bis 1998 und danach, um die früheren Sowjetrepubliken auszurauben, die Völker Polens, der Slowakei, Ungarns, der Balkanstaaten und andere brutal auszuplündern sowie auf andere Weise zu ruinieren. Wirtschaftlich betrachtet befinden sich praktisch alle früheren Comecon-Staaten in einem geplünderten Zustand und auf einem weit niedrigen Niveau als 1988.

Die Fehler, an denen sich die USA während dieses Zeitraums von 1989-1992 beteiligten, sind integraler Bestandteil der jetzigen weltweiten Finanz-, Währungs- und Wirtschaftskrisen.

Wir in den USA und auch im früheren Westeuropa leiden heute in verheerender Weise unter den Auswirkungen der durch nichts zu rechtfertigenden Vergehen unserer Regierungen an den Volkswirtschaften des Comecon und anderer Nationen im Stile übelsten politischen Abenteurertums. In gleicher Weise agierte die deutsche Regierung gegen Deutsche auf dem Gebiet der früheren Deutschen Demokratischen Republik, dem "Land von Mielke und Honi", und zwar im wesentlichen auf britische und französische Anweisung.

Um jedoch diese Angelegenheit richtig zu beurteilen, müssen wir erkennen, daß die Bosheit, mit der Thatcher und Mitterrand handelten, nicht bloß charakterlich bedingt war. Diese und ähnliche Entscheidungen von damals bis heute spiegelten die Form des internationalen Währungs- und Finanzsystems wider, seit das ursprüngliche Bretton-Woods-Systems 1971-72 zerbrochen war. Das Ende des Systems von Bretton Woods lag im Interesse eines globalen Syndikats privater Finanzinteressen mit Zentrum in Europa, das gegenwärtig noch immer die Kontrolle über das heutige Weltwährungs- und Finanzsystem ausübt. Dieses Syndikat ist derselben "Synarchistischen Internationale" zuzurechnen, die der Welt zwischen 1922 und 1945 Hitler bzw. die anderen faschistischen Tyranneien bescherte.

Natürlich ist das, was den Nationen unter den erzwungenen Bedingungen der 90er Jahre widerfuhr, nicht im strengen Sinne mit der Ausplünderung der besetzten Gebiete unter den Nazis gleichzusetzen, aber der Gestank derselben synarchistischen Internationale, die die europäischen faschistischen Regimes von 1922-1945 an die Macht brachte, ist dennoch unverkennbar. Die Ironie der Geschichte liegt darin, daß wir in den USA und Westeuropa uns jetzt selbst vieles von dem zugefügt haben, was wir nach 1989 dem früheren Ostblock angetan haben!

Der gegenwärtige Zusammenbruch

Unter den Bedingungen von 1987-1990 wären die finanziellen Auswirkungen, die der Zeit nach dem "Hoover"-Aktiencrash entsprechen, schon viel früher eingetreten, hätte man nicht die Ausplünderung von Gebieten des Comecon mit einer Spielart von "John-Law"-Finanzblasen kombiniert, die gemeinhin als "Finanzderivate" bekannt sind, wodurch der endgültigen "Zahltag" für mehr als ein Jahrzehnt hinausgeschoben wurde.

Die beiden Schaubilder der "Dreifachkurve", die ich seit 1995 benutzt habe, illustrieren den entscheidenden Punkt (Fig. 5-6). Das Verhältnis zwischen der Ausweitung von Geld- und Finanztiteln pro Kopf und pro km2 zum physischen produktiven Ausstoß beschreibt das Ausmaß der zunehmenden Hyperinflation. Wenn dieser Prozeß sich fortsetzt, erreicht er einen Punkt, an dem das Wirtschaftssystem als solches zusammenbricht, und zwar entweder in einem deflationären Kollaps der Preise oder einer hyperinflationären Explosion ähnlich der, die 1923 Weimar Deutschland ereilte. In diese Phase sind wir jetzt eingetreten.

Allgemein gesprochen, kann niemand in mechanischer Weise genau den Tag bestimmen, an dem ein solcher Zusammenbruch stattfinden wird. Aber das heißt nicht, daß keine treffende Voraussage solcher Entwicklungen möglich wäre. Ich habe eine beträchtliche Anzahl solcher erfolgreichen Wirtschaftsprognosen verfaßt. Es mag uns nur in sehr seltenen Fällen möglich sein, ein bestimmtes Ereignis auf den Tag genau vorherzusagen. Was wir hingegen im Sinne wissenschaftlicher Gewißheit bestimmen können und müssen, ist der Eintritt in einen treffend als "Grenzbedingung" bezeichneten Zustand, wie das hier die beiden "Dreifachkurven" veranschaulichen. Typisch für solche Grenzbedingungen ist eine ausgeprägte Veränderung hin zu einem Zustand, dessen erforderliche Korrektur zu diesem Zeitpunkt nur durch Handlungen aufgeschoben werden kann, welche die Situation qualitativ verschlechtern.

Der "freie Wille" mag den sprichwörtlichen "Tag der Abrechnung" noch weiter hinauszögern können, nachdem der Eintritt in diese Grenzbedingung stattgefunden hat, aber in solchen Fällen hat die Verzögerung ihren Preis. Der Kreis der zur Auswahl stehenden Möglichkeiten verengt sich in vorherbestimmbarer Weise, aber, wie wir in den letzten Jahrzehnten feststellen mußten, verschlimmert sich die Lage qualitativ mit jeder Verzögerung des nötigen Kurswechsels. Allgemein gilt die Regel: je erfolgreicher der Zusammenbruch vorübergehend verhindert wird, desto tödlicher wird der Kollaps letztlich ausfallen. Als Illustration mag das faktische Verschwinden ganzer Rentenversicherungssysteme dienen, von denen weite Teile der Bevölkerung lange ihr Einkommen bezogen. Die Blasen der sich hochschraubenden Immobilienspekulation in den USA, Großbritannien, Spanien und anderen Gegenden drücken diese Tatsache in düsterer Weise aus. So wie die Dinge seit Oktober 1987 verschleppt wurden, haben wir es jetzt nicht mehr nur mit der Gefahr einer Depression wie in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts zu tun, sondern mit einer allgemeinen, globalen Zusammenbruchskrise, die dem "Neuen finsteren Zeitalter" des 14. Jahrhunderts in Europa gleicht.

Es könnte verhindert werden, daß die gegenwärtig heranstürmende Krise zu einer solchen "allgemeinen Zusammenbruchskrise" wird, vorausgesetzt, wir schaffen das gegenwärtige Weltwährungs- und Finanzsystem ab und kehren mit einer unter Regierungsaufsicht durchgeführten Konkursreorganisation zu einem Zustand zurück, zurück, der dem ursprünglichen System von Bretton Woods nahekommt. Dafür muß man nicht nur das gegenwärtige sog. IWF-System flexibler Wechselkurse von 1971-72 über Bord werfen. Es bedeutet vor allem, die monetaristisch ausgerichteten Konzepte zu beseitigen, auf denen das heutige IMF-System beruht. Um der jetzt heranstürmenden globalen Zusammenbruchskrise unseres heutigen Weltwirtschaftssystems zu entkommen, müssen wir vor allem zu den Prinzipien des Amerikanischen Systems Politischer Ökonomie zurückkehren, mit denen Präsident Franklin Roosevelt die amerikanische Erholung von dem verheerenden Erbe bewerkstelligte, das die Regierungen von Calvin Coolidge und Herbert Hoover hinterlassen hatten.

Die gegenwärtigen Finanzverbindlichkeiten des Systems könnten jedoch niemals "rechtzeitig", wie man heute zu sagen pflegt, zurückbezahlt werden. Zur Zeit des Börsencrashs im Oktober 1987 wäre es noch möglich gewesen, das System auf geordnetere Art zu reorganisieren. Heute besteht das Problem in der Anhäufung einer Riesenmenge glücksspielartiger Nebenwetten, auch "Finanzderivate" genannt (Fig. 7). Diese müssen auf ordentliche Art und Weise eliminiert werden. Die Schulden, die sich aus Finanzderivaten herleiten, müssen entweder einfach gestrichen oder bis auf weiteres eingefroren werden, bis die Angelegenheit im Laufe der Zeit bereinigt werden kann.

Manch einer wird sich lautstark und unbändig beschweren, solche Maßnahmen gegen wichtige Finanzinteressen seien "unmoralisch", "Vertragsverstöße", "Verletzungen der Aktionärsinteressen" und ähnliches Gejammere. Zweifelsfrei liegen jedoch gegenwärtig alle notwendigen Nachweise vor, daß das ganze Arrangement insbesondere seit 1971 ein einziger gigantischer Betrug war. Das moralische Prinzip, welches wir hier zu verteidigen haben, lautet: das, was wir als falsch erkannt haben, und was außerdem von den Haupturhebern des heutigen Weltwährungs- und Finanzsystems in böser Absicht durchgeführt wurde, muß wiedergutgemacht werden. Die entscheidende Regel heißt, den angerichteten Schaden zu beheben.

Die Einwände gegen diese Handlungsweise werden heftig und sogar bösartig ausfallen; sollten aber diese Einwände die Oberhand behalten, so wird die Zivilisation, wie wir diesen Begriff bisher verstanden haben, untergehen, und zwar weltweit.

Zum Teil besteht das Problem darin, daß die heutigen Vertreter der internationalen räuberischen globalen Finanzinteressen in der Regel, verglichen mit ihren Vorfahren in den 20er Jahren nach Versailles, eine unglaubliche Dummheit in Wirtschaftsfragen an den Tag legen. Sie sind selbst zutiefst von der "nach-industriellen", "Dienstleistungswirtschafts"-Ideologie durchdrungen, dem Markenzeichen von Unternehmensmanagern im Alter zwischen 55-65 Jahren. Ihre Vorgänger in den 20er Jahren bis nach 1950 waren noch von der Realität überzeugt, daß die Gesellschaft vom Aufbau und dem Erhalt grundlegender Wirtschaftsinfrastruktur und dem Anstieg der Produktivität agro-industrieller Unternehmen abhängt. Aber seit 1981-1992, als gleichzeitig mit dem Wegfall der konkurrierenden Sowjetunion die 'Baby-Boomer'-Generation in führende Positionen oder sogar Schlüsselpositionen im Finanz- und Regierungssektor aufstieg, hat in diesen Institutionen eine Mentalität wie bei den "John-Law"-Spekulationsblasen Anfang des 18. Jahrhunderts um sich gegriffen. Die führende Schicht, die während der 90er Jahre das Ruder übernahm, bestreitet im allgemeinen hysterisch, daß man vor dem Verlust von agro-industriellem technologischem Fortschritt Angst haben sollte. Der Effekt dieser Veränderung ist mit einer weltweiten Massenpsychose führender sozialer Schichten vergleichbar, vor allem in den heutigen USA und Westeuropa.

Erst seit kurzem hat ein wachsender Teil der Bevölkerung in führenden Regierungspositionen auf dem amerikanischen Kontinent und in Europa zu einem Mindestmaß an Verständnis für die Bedeutung der physischen Realitäten von Infrastruktur, Landwirtschaft und Industrie zurückgefunden, wie dies bis zum kulturellen Paradigmenwandel der späten 60er und 70er Jahre in der wirtschaftlichen und politischen Führung der USA gang und gäbe war. Dieser entscheidende Teil der Führung unseres Landes macht sich vor allem bemerkbar in dem zunehmenden Widerstand, den der amerikanische Kongreß sowie andere wichtige Stellen dem gegenwärtigen Wahnsinn der Bush-Cheney-Präsidentschaft entgegensetzt.

Gegenwärtig befindet sich unser verfassungsmäßiges Regierungssystem in großer Gefahr. Denn unsere Nation und mit ihr die gesamte Welt ist in eine Periode akuter existentieller Krise eingetreten, während nominell an der Spitze der Nation ein bedauernswerter, geistig gestörter Weichling als Präsident steht, der in seiner bösartigen Extravaganz und unter dem ihn kontrollierenden Einfluß des Vizepräsidenten Charakterzüge des römischen Kaisers Nero (mitsamt ihren Konsequenzen) zur Schau stellt. Dieser Zustand zeigt nicht nur die geistigen und moralischen Defekte dieses Präsidenten und seiner Regierung, sondern beleuchtet auch, zu welchem Grad die amerikanische Bevölkerung und ihre Institutionen dieselbe Dekadenz und Sophisterei übernommen haben wie das alte Athen, als es sich mit dem Peloponnesischen Krieg selbst ins Unglück stürzte. Diese Art des Sophismus hat unsere Regierungsinstitutionen kopflos durch die letzten vier Jahrzehnte taumeln lassen.

Die erforderliche Führungsqualität in unserem Regierungssystem, besonders in unserer Exekutive, ist die Art von Kommandofähigkeit, wie man sie sonst bei intellektuellen Menschen findet, die sich mit der kreativen wissenschaftlichen und künstlerischen Entdeckung wichtiger und wirksamer universeller Prinzipien beschäftigen. Entweder sollte der Präsident selbst diese Qualität von Urteilsfähigkeit und Charakter besitzen, oder er muß sich angewöhnen, enge Berater hinzuzuziehen und einzusetzen, die darüber verfügen.

Eine kompetente Regierungsführung besteht darin, Entscheidungen zu treffen, die neben ihren kurzfristigen Effekten langfristige Auswirkungen für die ganze Gesellschaft über einen Zeitraum des nächsten Jahrzehnts oder noch länger haben. Führung, wie wir sie von einem in kompetenter Weise ausgewählten Präsidenten der Republik erwarten müssen, hat im Gegensatz zur Auffassung der Wegelagerer von der "Federalist Society" nichts mit Willkür zu tun - als ob es dem "Eisernen Willen" von Carl Schmitts Adolf Hitler, "hart wie Krupp-Stahl", nachzueifern gelte. Ganz im Gegenteil drückt sich in republikanischer Führung die Demut eines Menschen aus, dem bewußt ist, daß er oder sie eine Entscheidung fällt, die das Gemeinwohl, und vielleicht sogar die weitere Existenz der Republik auf Jahrzehnte hinaus bestimmen wird.

Daher erfordert das Amt des Präsidenten häufig dieselbe Qualität, auf einzigartige und individuelle Weise Entscheidungen zu fällen, wie wir sie auch von dem Entdecker eines grundlegenden wissenschaftlichen Prinzips erwarten. Das trifft besonders in Krisenzeiten zu, wie es Präsident George Washington erfahren mußte, der sich die einsame Verantwortung mit Finanzminister Hamilton teilte, nachdem ein großer Teil der in seiner Regierung aktiven Gründerväter der Nation, darunter Jefferson und Adams, in einer verrückten Reaktion auf die Französische Revolution im Juli 1789 und den nachfolgenden Terror völlig vom Kurs abkamen. Vor solchen Herausforderungen standen auch ihre Nachfolger wie die Präsidenten Monroe, John Quincy Adams, Lincoln und Franklin Roosevelt. Die Qualität von Führung, die ein präsidiales Regierungssystem im Gegensatz zu einem immer anfälligen parlamentarischen System erfordert, ist von derselben Art, wie man sie auch von einem Wissenschaftler oder großen klassischen Künstler erwartet. Oder von jemandem, der in der Lage ist, in anderen, auf die er oder sie sich stützt, solche kreativen Fähigkeiten zu erkennen. Wir brauchen einen Mann oder eine Frau von Prinzipien, keinen Pragmatiker, und ganz gewiß kein so furchtbar geistesschwaches Wesen wie den gegenwärtigen Präsidenten.

3.1 Die Notwendigkeit der nationalen Wiederbelebung

Ein nationales Eisenbahnsystem ist kein Ereignis; es ist ein Prinzip, und zwar eines, das die törichten Amerikaner aufgegeben und damit beinahe zerstört haben. Als Prinzipien bezeichne ich Naturgesetze im Sinne von Johannes Keplers einzigartiger Entdeckung der allgemeinen Schwerkraft als Prinzip des physischen Universums. Wasserversorgungs-, Energie-, elektronische Kommunikationssysteme etc. sind nicht einfach Objekte; in ihnen drückt sich ein relativ universelles Organisationsprinzip des Territoriums und der sozialen Beziehungen der jeweiligen Gesellschaft aus. Sie sind als Prinzipien ebenso charakteristisch für bestimmte Gesellschaftsformen wie die Gravitation als Prinzip des Universums insgesamt.

Wir haben also mit der Zerstörung der vor 1968-72 existierenden landwirtschaftlich-industriellen Wirtschaftsform samt ihrer lebenswichtigen Infrastruktur nicht einfach Dinge zerstört; sondern wir haben die Prinzipien ausgerottet, auf denen die Existenz unserer Nation, ihre sozialen und physischen Prozesse einmal beruhten. Das Resultat, wie wir mittlerweile deutlich erkennen sollten, ist der Ruin unserer Gesellschaft durch den Verlust lebenswichtiger Prinzipien, von denen ihre frühere höhere Entwicklungsstufe als gesellschaftliche Gattung abhängig war. Um uns von der Katastrophe zu erholen, die unsere Gesellschaft unter der Bezeichnung "Dienstleistungsgesellschaft" ergriffen hat, müssen wir unsere Nation auf dem qualitativ höheren Organisationsniveau wiederbeleben, von dem aus wir in den heutigen, zunehmenden Ruin abgestiegen sind.

Wir dürfen es auch nicht dabei belassen, das Prinzip wesentlicher wirtschaftlicher Infrastruktursysteme wiederherzustellen. Wir müssen erkennen, daß auch der Werkzeugmaschinenbau in der Luftfahrt und Autoindustrie, die wir gegenwärtig zugrunderichten, ein solches Prinzip darstellt. Ein Land, dessen produktive Prozesse sich nicht durch ein funktionierendes "Werkzeugmaschinen"-Prinzip auszeichnen, stellt physisch und moralisch eine niedrigere Gattung des modernen Lebens dar als eines, das über ein solches prinzipielles System verfügt.

Diese Prinzipien, wie sie der grundlegenden wirtschaftlichen Infrastruktur als auch der Produktion konkreter Güter zugrundeliegen, sind alle relativ langfristiger Natur. Sie drücken sich typischerweise in einer Spanne einer oder mehrerer Generationen aus, wobei jede ein Vierteljahrhundert umfaßt. Das Prinzip selbst hat normalerweise eine Lebensdauer von Jahrhunderten.

Das verpflichtet uns dazu, die Denkannahmen zu untersuchen, mit denen unsere Nation dazu veranlaßt wurde, die Prinzipien aufzugeben, auf denen unser früherer relativer Wohlstand pro Kopf und pro km2 Flächeneinheit basierte. Diese Annahmen waren die Übeltäter, die einen großen Teil unserer Bevölkerung dazu verleiteten, die Fähigkeit unserer Nation zum Erhalt und zur Verbesserung unseres Wohlstands zu zerstören. Diese Annahmen treten am klarsten in der Sophisterei des Existentialismus und dem Kongreß für kulturelle Freiheit zutage. Ebenso wie der Kult des Sophismus, der das antike Athen im Peloponnesischen Krieg in die Selbstzerstörung führte, löste der anhaltende und sich verschlimmernde sophistische Kult der Zeit nach Roosevelt die dekadente Rutschpartie in die Verderbnis aus, so daß man ab Mitte der 60er Jahre mit großer Leidenschaft in die "nach-industrielle Gesellschaft" oder "Dienstleistungsgesellschaft" aufbrach oder auf den "Ökotrip" ging.

Individuen und soziale Schichten machen sich Denkannahmen zu eigen, die sie, ob richtig oder falsch, als Grundsätze behandeln. Diese wirklichen oder scheinbaren Prinzipien bestimmen dann die Reaktion der Gesamtbevölkerung oder einiger Teile davon auf bestimmte Reize, ganz so, als wären sie Folgen von Definitionen und Axiomen der Schulgeometrie.

Deshalb sollte klar sein, daß wir das Verhalten einer ganzen Gesellschaft nicht erklären können, indem wir individuelle Reaktionen auf einen von bestimmten Objekten verursachten Reiz untersuchen. Wir müssen die grundsätzlichen Einflüsse, die die typische Reaktion eines Individuums auf ein besonderes Objekt beherrschen, zutage fördern; Einflüsse, die die Form wirklicher oder vermuteter universeller Prinzipien annehmen, wie mutmaßliche Definitionen oder Axiome eines weitreichenden Systems, das als System auf das Verhalten vieler Individuen oder sogar über mehrere Generationen hintereinander wirkt.

Die Vorstellung, es gäbe "eine individuelle Wahlfreiheit", ist mehr als nur stark übertrieben. Dieser Begriff kommt im Mäntelchen vielfältiger wahrer oder falscher Meinungen einher, die sich prinzipiellen Charakter anmaßen, als wären sie universelle Naturgesetze. Durch solche inkompetenten Glaubenssätze wird dann tatsächlich das kollektive Verhalten vieler Menschen, und zwar über lange Zeiträume und in großen geographischen Räumen, geprägt.

Anders gesagt: um die Natur der heutigen Krise zu verstehen, muß unterstrichen werden, daß die Idee, man hätte eine "freie Wahl", normalerweise stark übertrieben ist. Nur solche Menschen äußern tatsächlich einen freien Willen, die bewußte Veränderungen an den Prinzipien vornehmen, von denen ihre Verhaltensweisen bestimmt sind. In dem Augenblick, wenn jemand sagt: "Aber bei uns ist das so üblich...", hört man jemanden sprechen, der sich einen Grad an "freiem Willen" zuschreibt, der in seinem üblichen Verhalten als Ausdruck wahrer Freiheit nicht vorkommt. Stattdessen werden solche Leute oft zum Sklaven ihrer fetischartigen Zwänge, die sie häufig als "Traditionen" bezeichnen, und die bei ihnen die Stelle einnehmen, an der eigentlich die Vernunft herrschen sollte.

Werden wir uns jedoch über das tragische Element in der vorherrschenden öffentlichen Meinung der USA klar, so haben wir den ersten Schritt getan, uns selbst wirklich in Freiheit zu setzen. Das verlangt, die notwendige Entwicklung unserer nationalen Ökonomie als eine Folge von Prinzipien zu betrachten, und zwar als Prinzipien in dem Sinne, wie dieser Begriff in Keplers einzigartig ursprünglicher Entdeckung des Gesetzes der allgemeinen Schwerkraft zum Ausdruck kommt.

Das Problem, das wir verstehen und lösen müssen, um unser impulsives Verhalten nicht länger von Fetischen bestimmen zu lassen, sondern an wahren Prinzipien auszurichten, besteht darin, daß die Opfer dieser Fixierung von ihrer kleingeistigen und verkürzten Auffassung über die Bedeutung des individuellen menschlichen Lebens kontrolliert werden. Sie sind beherrscht von der Enge und Kurzsichtigkeit ihrer Sicht dessen, was sie zu ihrem unmittelbaren Eigeninteresse erkoren haben, oder dem irgendeiner entsprechenden gesellschaftlichen Gruppe oder Kaste von Leuten. Eine übersteigerte Objektfaszination hat von ihnen Besitz ergriffen, die wir als dieselbe psychische Beeinflußbarkeit erkennen sollten, auf die die meisten Werbekampagnen abzielen.

Modestile, Markennamen, sogar ganze Objektkategorien verschwinden im Laufe der Zeit, z.B. Peitschen für Pferde-Einspänner, die früheren Automarken Jordan, Packard und Pierce-Arrow, und sogar das "geheiligte" Coca-Cola. Die Prinzipien jedoch, denen einfache vergängliche Dinge, die kommen und gehen, dienen, überdauern die Objekte. Sind sie dauerhaft, so reichen sie über den Zeitraum des individuellen sterblichen Lebens und über die Grenzen hinaus, die eine gesellschaftliche Gruppe von der anderen trennt. Die Wahrheit liegt in dem Prinzip, das sich nach unserem Tod mittels notwendiger Objekte zur Wirklichkeit gestaltet und das unseren eigenen, nationalen Erfahrungshorizont übersteigt.

Am direktesten stellt sich das Problem bei den Spielarten des sog. "fundamentalistischem" Fetischismus, die in dummer und populistischer Weise echten religiösen Glauben ersetzen sollen. Diese armen fehlgeleiteten Leute verlangen nach einem Gefühl der sofortigen Befriedigung in den Grenzen ihrer normalerweise trostlosen persönlichen Lebenssituation und der ihrer Familie, anstatt eine wirkende Absicht in ihrem Leben zu erkennen, die wirksam die räumlichen und zeitlichen Grenzen ihrer kurzen sterblichen Existenz überwindet. Sie sind abgeschnitten von den entfernten und zukünftigen Räumen, in denen die eigentliche Frucht ihrer vorübergehenden sterblichen Existenz geerntet werden wird. Sie haben kein Verständnis dafür, welche Bedeutung für heute und für die Zukunft die Entdeckung universeller physikalischer und klassisch künstlerischer Prinzipien hat, die vor Jahrhunderten von unseren Vorfahren eingeführt wurden. Da ihnen ein wirksamer, aufgabenorientierter Sinn dafür fehlt, die Rolle der Gegenwart für Vergangenheit und Zukunft zu erkennen, suchen sie sich tröstendes Blendwerk aus, um die Bedeutungslosigkeit zu verbergen, die sie indirekt für ihr kurzes sterbliches Leben gewählt haben.

Wir verkörpern eine besondere Gattung in unserem Universum. Wir sind eine uns selbst entwickelnde Gattung, die ihre Kraft steigern und die Auswirkungen ihrer Existenz im Universum und für das Universum, das wir besiedeln, erweitern kann. Als Gattung haben wir das von uns bewohnte Universum verändert, und zwar aufgrund der Qualität des souveränen schöpferischen Willens, der dem lebenden Individuum seiner Natur gemäß zu Diensten steht. Wir sind das, was wir als Wissen und als Wohltaten der Entdeckungen universeller physikalischer und kultureller Prinzipien von Tausenden oder mehr Generationen vor uns ererbt haben, und was wir als Beiträge zur Gestaltung der Zukunft des gegenwärtig von uns bewohnten Universums weitergeben werden.

So wie Cotton Mather über die moralische Dekadenz klagte, die die Massachusetts Bay Kolonie im Sog der Machtergreifung Wilhelm von Oraniens ergriffen hatte, sind auch wir heute intellektuell und moralisch wieder einmal fast zum Nichts geschrumpft.12

Die folgende Illustration soll als Fallbeispiel dienen. Man denke über die kürzliche Rede der Abgeordneten Nancy Pelosi vor der Harvard-Universität nach. Sie drückte dabei im Prinzip die Entschlossenheit in der Demokratischen Partei und bei einigen wichtigen Industriellen aus, einen Wiederaufbau der amerikanischen Wirtschaft in Gang zu setzen. Diese Rede war als Startschuß gedacht, dem in den ersten Monaten des Jahres 2006 eine weitere Ausarbeitung dieser allgemeinen Perspektive folgen soll.

Prinzipien statt Dinge

In den USA bietet sich uns nun das, was manche gern in das Modewort "Fenster der Gelegenheit" kleiden - die nur kurze Zeit vorhandene Möglichkeit, sich nicht für den Abstieg in die Hölle zu entscheiden. In der Harvard-Rede der Abgeordneten Nancy Pelosi kam die gemeinsame Absicht eines großen Teils der Demokratischen Parteiführung im US-Kongreß zum Ausdruck, in einer Allianz mit Wirtschaftskreisen, darunter fortschrittlichen Industriellen, vom Rande des Treibsands zurückzutreten, in den die internationalen "Hedgefonds" die amerikanische Wirtschaft und andere führende Volkswirtschaften versenken wollen.

Dies bedeutet in der Tat einen Entschluß, die über die letzten 30 Jahre vorherrschenden wirtschaftlichen und damit einhergehenden Gewohnheiten unserer Institutionen rückgängig zu machen. In bezug auf die nötigen Veränderungen sprechen wir lieber höflich von "Fortschritt", statt der Mehrheit der Bevölkerung ins Gesicht zu sagen, sie seien über mehr als 30 Jahre 'verdammte Idioten' gewesen. Die angemessene Herangehensweise liegt darin, die Menschen zur Unterstützung der notwendigen Maßnahmen zu begeistern, indem man kühne, aber realisierbare Schritte unternimmt, die den Abwärtstrend der letzten Jahrzehnte umkehren. Die tiefgreifenden moralischen Probleme der amerikanischen Bevölkerung lassen sich, insbesondere heute, nur wirklich heilen, wenn man eine glaubwürdige Zukunftsorientierung in Richtung auf die mittel- und dann längerfristigen Vorteile entwickelt, die aus den dringenden Kurskorrekturen entstehen.

Die Mission kann zwar in solch einfachen Worten beschrieben werden, aber die Durchführung ist keineswegs so einfach. Es gilt, Komplikationen zu erkennen, die sich als gefährliche Hindernisse erweisen könnten, wenn man das in die Tat umsetzen will, was dieser Vorschlag beinhaltet.

Sollten wir uns weigern, eine dramatische Umkehr von bislang als unantastbar behandelten kulturpolitischen Grundannahmen im weitesten Sinne vorzunehmen, oder die in der Wirtschaftspolitik vorherrschenden Axiome zu ändern, so sind die Dinge soweit gediehen, daß es für die USA und die globale Zivilisation vor dem jetzt heranbrausenden Untergang keine Rettung mehr gibt. Eine Gesellschaft, die nicht bereit ist, eine solche Kehrtwende in der weithin akzeptierten öffentlichen Meinung und ihrer ausgeübten Wirtschaftspolitik herbeizuführen, ist zum Untergang verurteilt, und zwar rasch und auf die häßlichste Weise.

Das ist die Lehre aus dem Kult des Sophismus, der das antike Griechenland dazu brachte, sich im Peloponnesischen Krieg selbst zugrundezurichten. Das ist die Lehre, die sich uns im Untergang des Römischen Reiches, erst im Westen und dann im Osten bietet. Dieselbe Lehre offenbart sich im Zusammenbruch des mittelalterlichen ultramontanen Systems der venezianischen Finanzoligarchie und ihrer Partner, den normannischen Rittern. In der Veränderung, die die USA Mitte bis Ende der 60er Jahre vollzogen, und dem noch schlimmeren Richtungswechsel in der generellen Entscheidungsgestaltung während der 70er Jahre und danach, liegt die Ursache für den Bankrott und die allgemeine Dekadenz der heutigen Vereinigten Staaten. Wenn wir nicht umgehend die wichtigen Richtungsänderungen der Gesellschafts- und Wirtschaftspolitik über die letzten 40 Jahre rückgängig machen, gibt es für die USA, ebenso wie für andere Nationen keine Aussicht, die nächste Generation zu überdauern.

Anders gesagt wären alle Versuche, Reformen herbeizuführen, die einen Zusammenprall mit allgemein akzeptierten Grundannahmen in Wirtschaftspolitik und Kultur ängstlich vermeiden, das Werk von Toren. Es ist Zeit anzuerkennen, daß der kulturelle Paradigmenwandel, der während der Mitte bis in die späten 60er Jahre ausbrach, nicht nur der Grund für alle wichtigen Katastrophen war, die uns während der letzten Jahrzehnte heimsuchten; kehren wir diese besonderen Meinungstrends nicht um, sind unsere Nationen praktisch zum Untergang verurteilt. Dieselbe Aussage gilt heute für alle Länder, die amerikanische Hemisphäre, Europa, Japan, und so weiter.

Deshalb ist die einzige lohnenswerte Politik, offen zu sagen: "Wir lagen falsch; wir werden jetzt zu dem, was richtig ist, zurückkehren. Zurück zu der Kultur-, Landwirtschafts- und Industriepolitik, mit der die USA bis zum Tode Präsident Franklin Roosevelts und zwei Jahrzehnte danach zur weltgrößten Wirtschaftsmacht für Wachstum wurden." Wenn wir dieser besonderen Entscheidung ausweichen, ist damit die Situation unserer Nation bereits praktisch hoffnungslos.

Es führt kein Weg daran vorbei, daß diejenigen, welche die Führung anstreben, die dringend nötigen, tiefgreifenden Veränderungen, wie sie aus diesen Bemerkungen hervorgehen, durchführen.

Der allgemeine Grundsatz, der jetzt zum Fundament für alle politischen Entscheidungen werden muß, lautet, daß nur diejenigen Handlungsweisen eine erfolgreiche Form moderner Wirtschaft hervorbringen können, welche sich in der Erzeugung und Wiederbelebung einer Kombination gültiger universeller physikalischer Prinzipien wie den Entdeckungen im Bereich der Sphärik durch die Pythagoräer, Platon usw. zeigen, und der verwandten Klasse von Entdeckungen, die mit streng klassischen Kompositionsformen in der Kunst im klassisch europäischen Sinne verbunden sind.

Die Früchte, die aus einer angemessenen Anwendung dieser Entdeckungen entstehen, drücken sich als technologische Verbesserungen im Endprodukt und in den landwirtschaftlichen und industriellen Produktionsmethoden aus. Die Möglichkeit, diese Verbesserungen auch so einzusetzen, hängt von der Entwicklung der grundlegenden wirtschaftlichen Infrastruktur ab, so wie US-Finanzminister Alexander Hamilton 1791 dem Kongreß in seinem Bericht Über die Frage der Manufakturen diese wechselseitigen Beziehungen erläuterte. Ich habe bereits früher und in anderen Schriften betont, daß die Fähigkeit zur Fortführung dieses Amerikanischen Systems der Politischen Ökonomie, wie es von Benjamin Franklin entwickelt, von Hamilton, Mathew Carey, Friedrich List und Henry C. Carey vertreten und mit solch großem Nutzen unter Präsident Franklin Roosevelt angewandt wurde, jetzt davon abhängt, eine neue Dimension politischer Entschlossenheit hinzufügen, die sich mit der Entwicklung der Biosphäre befaßt, so wie es in den Arbeiten Wernadskijs angelegt ist. Diese Entwicklung der Biosphäre, die in praktischer Hinsicht heutzutage in eine wohldefinierte allgemeine Orientierung für ein Raumfahrtprogramm gehört, wird damit zur unverzichtbaren Grundlage für die Wiederbelebung einer Politik, die notwendige politische Initiativen und Programme zur Schaffung der grundlegenden wirtschaftlichen Infrastruktur, für Landwirtschaft und Fertigung nutzbringend miteinander verknüpft.

Ja, wir müssen bestimmte Handlungsmöglichkeiten vorschlagen; aber es gilt auch zu erkennen, daß die Probleme dieser Nation nicht durch einzelne "Dinge" zu lösen sind; was wir brauchen, sind Dinge, in denen sich tiefgehende Veränderungen der politischen Gestaltungsprinzipien ausdrücken. Es geht um die Veränderung der Grundsätze, vor allem um Veränderungen in der Ausrichtung von der "nachindustriellen Dienstleistungsgesellschaft" zurück zu einer auf Infrastruktur basierenden, agro-industriellen Wirtschaftsform. Wir sprechen von Veränderungen, die es ermöglichen, Arbeitskräfte aus niedrig bezahlten Dienstleistungsjobs in qualifizierte, produktive und andere entsprechende Beschäftigungsverhältnisse zu bringen, in denen auf kapitalintensivem Wege landwirtschaftliche und industrielle Güter erzeugt werden, oder sie in der Schaffung und dem Erhalt der grundlegenden wirtschaftlichen Infrastruktur einzusetzen, was etwa die Hälfte des wirtschaftlichen Gesamtausstoßes auf Generationen hinaus ausmachen sollte.

Es ist zu unterstreichen, daß das zugrundeliegende Prinzip in bezug auf Investitionen in Produktion und Infrastruktur weniger auf die Herstellung von Dingen ausgerichtet sein sollte als vielmehr auf den Produktivitätszuwachs durch eine wissenschaftsbestimmte Herangehensweise in Fertigung und Produktdesign. Im wesentlichen sollten Investitionen auf die Einführung und Anwendung von Prinzipien verwandt werden, statt lediglich auf die Herstellung von Dingen.

3.2 Das jetzt benötigte Programm

Der drohende Verlust der Fähigkeit zum Design von Werkzeugmaschinen, die heutzutage vor allem in den Organisationsstrukturen der entsprechenden qualifizierten Arbeitskräfte des Auto- und Luftfahrtsektors angesiedelt ist, bedroht die amerikanische Wirtschaft am stärksten und unmittelbarsten. Drastische Einschnitte bei den amerikanischen Produktionskapazitäten der Autoindustrie zuzulassen, wie dies gegenwärtig auf der Tagesordnung ist, bedeutet den Verlust eines wesentlichen Bereichs des unverzichtbaren Werkzeugmaschinensektors, was die USA praktisch in eine Volkswirtschaft auf dem Niveau der "Dritten Welt" verwandeln würde - mit all den damit verbundenen sozialen Folgen für die Nation.

Denkt man darüber nach, wie man einen solchen Kapazitätsverlust beim Werkzeugmaschinendesign durch eine Reorganisation dieses Industriesektors verhindern kann, so fällt auf, daß die nationale Politik zu einer ausufernden Abhängigkeit von der Autoproduktion als solcher geführt hat, bei Vernachlässigung anderer dringend benötigter Bereiche der nationalen Verkehrskapazitäten, wie etwa dem Eisenbahnsystem. Aber das Land benötigt umgehend Massenverkehrssysteme, Kraftwerke und die Instandsetzung der inländischen Wasserwege, wobei die in der Autoindustrie vorhandenen Kapazitäten für viele dieser Bereiche die offensichtliche Lösung bieten könnten. Viele dieser Möglichkeiten zur Entwicklung neuer Produktlinien fallen in die Hoheit der Bundes-, Landes-, oder kommunalen Behörden für die öffentliche Infrastruktur. Durch die Erteilung von Aufträgen zur Produktion notwendiger Komponenten für die öffentliche Infrastruktur könnten langfristige Investitionen, die in erster Linie durch die Bundesregierung bereitgestellt werden sollten, auf wirksamste Weise genutzt werden, um einen Aufschwung und die Modernisierung gegenwärtig gefährdeter Bereiche der Privatwirtschaft herbeizuführen.

Studiert man die wirtschaftsgeographische Landkarte der USA über einen Verlauf von mehr als einem Jahrhundert, so ergeben sich für den überwiegenden Teil des Landes deutliche Muster: Rückgang, Anstieg und dann der für die letzten Jahrzehnte typische Verfall im physischen Ausstoß pro Kopf und pro km2 der untersuchten Verwaltungseinheiten (Landkreise) im größten Teil des Landes (Fig. 8). Die westlichen Regionen New Yorks und Pennsylvanias, Michigan, Ohio und Indiana sind nur die düstersten Fallbeispiele für den verheerenden Zustand der amerikanischen Wirtschaft infolge der Auswirkungen des deutlichen Kurswechsels in den 70er Jahren, als die produktionsorientierte Wirtschaft der 60er Jahre zur Dienstleistungsgesellschaft umgepolt und damit in den nachindustriellen Ruin getrieben wurde. Dieser Niedergang schlug sich besonders im Verlust des nationalen Eisenbahnsystems nieder, sowie einer damit verbundenen, unwirtschaftlichen Bevölkerungskonzentration in ausufernden Vorstädten, die in ihren Verkehrsstaus ersticken, so wie das etwa im Umfeld der amerikanischen Hauptstadt der Fall ist.

Dieser Wechsel von einer produzierenden Volkswirtschaft zu einer Dienstleistungsökonomie ließ im größten Teil des Landes die Steuerbasis zusammenbrechen, vor allem durch den Wegfall der Beschäftigung in der Industrie und damit verbundenen hochqualifizierten Arbeitsplätze, die durch Niedriglohnjobs im Dienstleistungsbereich ersetzt wurden. Das schrumpfende Steueraufkommen von Staat und Kommunen durch den Verlust von kapitalintensiver Beschäftigung in Industrie und Landwirtschaft und der Kollaps der Steuerbasis durch die Verlagerung zur Beschäftigung unqualifizierter oder halbausgebildeter billiger Arbeitskräfte ist deutlich in dem Gesamtmuster auszumachen, das viele Bundesstaaten sowie die Nation als ganze an den Rand des Bankrotts getrieben hat.

Wir müssen diese Trends der letzten 30 Jahre umkehren: durch sie wurde das weltweite Finanzsystem fester Wechselkurse, das auf kapitalintensiven produktiven Investitionen beruhte, durch ein flexibles Wechselkurssystem ersetzt, das sich auf Billigarbeit stützt, wie sie in den Teilen der Welt mit den relativ höchsten Armutsraten und dem niedrigsten Entwicklungsniveau pro Kopf und pro km2 zur Verfügung steht.

Deshalb gilt es jetzt, gewisse Grundregeln des ABCs einer erfolgreichen modernen Wirtschaft zu unterstreichen.

Wahrer Profit

Letztendlich ist die Quelle, die einen tatsächlichen Nettoprofit aus Investitionen schafft, der wissenschaftlich-technologische Fortschritt, vor allem wenn dieser unter zunehmendem Einfluß klassischer Formen künstlerischer Komposition zustandekommt. Diese Fortschritte zeigen sich auf vielfältige Weise, aber die beweisbaren Prinzipien, die diesen öffentlichen Nutzen hervorbringen, führen charakteristischerweise alle dazu, das vorhandene wissenschaftliche und klassisch künstlerische Niveau zu steigern, sowie zu einer damit einhergehenden Verbesserung der physischen Beschaffenheit der Landflächen, die als menschliche Wohn- und Produktionsgebiete genutzt werden. Die Überlegenheit, welche die europäische Zivilisation seit Solon von Athen, den Pythagoräern und Platon bis in die moderne Zeit unter dem Strich errungen hatte, spiegelte vor allem zwei miteinander verwobene Entwicklungslinien wider: zum einen die Entwicklung von Wissenschaft und Technik sowie der klassischen Kunst; zum anderen, in welchem Maße es gelang, Sklavenhaltergesellschaften oder solche, deren Bevölkerung de facto mehrheitlich wie Sklaven behandelt wurden, durch ein Staatsmodell zu ersetzen, das in der modernen europäischen Zivilisation ab dem 15. Jahrhundert als dem Gemeinwohl verpflichteter souveräner Nationalstaat bekannt wurde und sich durch rapide Fortschritte auf dem Gebiet von Wissenschaft und Kunst in der allgemeinen Bevölkerung auszeichnete.

Der besondere Vorteil der klassischen griechischen Kultur in der Zeit vor dem Peloponnesischem Krieg, wie man sie mit Athen und den Pythagoräern verbindet, fußte auf Konzepten von Wissenschaft und Komposition in der Kunst, die mit dem antiken griechischen Begriff dynamis zusammenhingen, der dem modernen Leibnizschen Begriff der Kraft entspricht. Damit ist die Entdeckung universeller physikalischer Prinzipien bezeichnet, welche die Macht des Menschen über die ungestaltete Natur pro Kopf und pro km2 Fläche steigerten. Beide Ausdrucksformen, die naturwissenschaftlichen Prinzipien und die der klassischen Komposition in der Kunst, fließen aus demselben Prinzip, das nur auf verschiedene Medien angewandt wird. Deshalb kommt diesem Prinzip, das in der Antike besondere Berühmtheit im Zusammenhang mit den Pythagoräern und Platon erlangte, paradigmatische Bedeutung als begriffliche Form des Antriebs für menschlichen Fortschritt zu.

Dieses Band vereint aufeinanderfolgende Generationen auf unsterbliche Weise in dem Bestreben, die Beiträge zum menschlichen Fortschritt, die frühere Generationen leisteten, an die Nachgeborenen zu übergeben. Dieser Wesenszug von Gesellschaften, die dem Fortschritt verpflichtet sind, liefert den klarsten praktischen Hinweis auf die Unsterblichkeit der menschlichen Persönlichkeit. In dieser Hinsicht ist die Idee der Unsterblichkeit der menschlichen individuellen Persönlichkeit in den besten Teilen der europäischen Zivilisation, wie sie aus Griechenland vor dem Niedergang in den Sophismus und den Peloponnesischen Krieg hervorging, nicht nur ein ausgeprägtes, sondern ein entscheidendes Merkmal der besten und fruchtbarsten Aspekte aller Kultur. Daher ist das Antriebsmotiv der kreativen Persönlichkeit in unserer Gesellschaft auch nicht, Reichtum zu erwerben, sondern vielmehr, Unsterblichkeit zu erlangen, indem sie nämlich individuelle Beiträge zur Verewigung und Vermehrung der Früchte des wissenschaftlich-technischen und klassisch-kulturellen Fortschritts leistet.

Diese auf die Unsterblichkeit hinweisende Eigenschaft in unserer Bevölkerung findet sich bei dem schöpferischen Spezialisten, der Werkzeugmaschinen entwirft. Dieser Spezialist, der einerseits mit dem Entdecker eines neuen Prinzips zusammenarbeitet, indem er die entsprechenden Versuchsapparate entwirft, und andererseits als Schöpfer dieser Werkzeuge und anderer Produkte wirkt, die aufgrund der neu entdeckten Prinzipien zustande kommen, erzeugt in Wirklichkeit nicht bloß "finanziellen Profit", sondern ist der wahre Fortschrittsmotor in Industrie und Landwirtschaft. Von diesem Impuls, "Gutes zu tun" und damit auch sein Auskommen zu finden, hängt die Nation mit ihren wertvollsten Unternehmern und all den anderen Menschen, die an führender Stelle zum Gemeinwohl beitragen, ab.

Eine Volkswirtschaft richtig zu leiten, angefangen von der Verantwortung der Regierung für die grundlegende wirtschaftliche Infrastruktur bis in alle Verästelungen, heißt vor allem, diese menschliche Motivation, die im Streben nach wissenschaftlicher und künstlerischer Vervollkommnung zum Wohle der Nation und der ganzen Menschheit ihren Ausdruck findet, sich verwirklichen zu lassen.

Öffentliche Infrastruktur und privates Kapital

In meinen spezifischen Empfehlungen an den Kongreß für ein Sofortprogramm habe ich vorgeschlagen, die anfänglichen Aufschwungsmaßnahmen für die amerikanische Wirtschaft auf ein dichtes Paket von kombinierten großen Infrastrukturprojekten und Programmen zur Energieerzeugung und -verteilung zu konzentrieren. Dieser Ansatz trägt zum einen dem Vorteil Rechnung, der sich aus der Konzentration auf den öffentlichen Sektor ergibt, wo das Eingreifen der Regierung viel mehr bewirken kann und oft ganz unverzichtbar ist; und es berücksichtigt zum anderen die Begrenztheit der vorhandenen realwirtschaftlichen Kapazitäten, die uns für Projekte mit derart hohen Zuwachsraten zur Verfügung stehen.

Wenn man sich für ein solches Paket einsetzt, muß man die hohe Schubkraft betonen, die der Wiederaufbau des nationalen Schienensystems in Kombination mit einem Magnetschwebebahn-Netz für das Entwicklungspotential der ganzen Volkswirtschaft hätte. Ferner gibt es einen dringenden Bedarf, für das ganze Territorium der USA ein vernünftigeres System kombinierten Luft-Schiene-Verkehrs zu entwerfen. Beim Wiederaufbau unserer Seehäfen und Binnenwasserstraßen als Grundstruktur der Beförderung von Massengütern mit niedrigen Tonnagekosten kommen dieselben Überlegungen ins Spiel. Um welche Größenordnungen an Kapitalinvestitionen es sich dabei handelt, wird anhand der Investitionen deutlich, die für die Wiederherstellung des Schiffsfrachtverkehrs vom Gebiet unterhalb der Großen Seen, also zwischen den Rocky Mountains und dem Appalachengebirge bis nach Louisiana und dem dortigen Seehafen erforderlich sind.

Wenn wir diesen Weg einschlagen, müssen wir den großen Verlust an qualifizierten Arbeitskräften im vergangenen Vierteljahrhundert berücksichtigen, der sowohl altersbedingt als auch durch eine absolute Abnahme zustande kam. Wir brauchen deshalb einige sehr große Projekte, die auf die gesamte Volkswirtschaft ausstrahlen, aber gleichzeitig auch dazu führen, den relativen Anteil an fähigen Arbeitskräften, die potentiell innerhalb der gesamten arbeitenden Bevölkerung zur Verfügung stehen, zu steigern.

Nehmen wir als Beispiel die Einführung der Magnetschwebetechnik in das Verkehrssystem der USA. Betrachten wir dazu das deutsche System in China und die Verbindung von München zum nahegelegenen Flughafen. Um den Prozeß in Gang zu setzen, mit dem sowohl die notwendige qualifizierte Arbeitskraft als auch entscheidende Lieferkapazitäten für den Großeinsatz entwickelt werden können, ist es nützlich, Magnetschwebeverbindungen zu hochfrequentierten Flughäfen zu nutzen, um die Produktionsvoraussetzungen für den Einsatz im größeren Stil aufzubauen. Man bedenke beispielsweise die offensichtliche Priorität, die einem Magnetschwebebahn-System für den Personenverkehr von Boston, Massachusetts an der Küste entlang bis Washington, D.C. zukommt. Entschließt man sich dazu, könnten auf diesem Wege verlorengegangene produktive Kapazitäten entlang der ganzen Magnetschwebebahn-Route wiederbelebt und auf das entsprechende technologische Niveau angehoben werden. Damit käme diesem Projekt eine Schlüsselfunktion zu, um die Fähigkeit zum Bau eines Systems nationaler Magnetschwebebahn-Strecken zu entwickeln.

Entwickelt man integrierte Transportnetzwerke von Luft-, Schiene-, Magnetbahn- und Wasserwegen, so können ganze Regionen der Nation wie der Westen New Yorks und Pennsylvanias, Michigan, Ohio und Indiana, die heute darniederliegen, mit ihren internationalen Verbindungen zum Atlantik über die Großen Seen, und zum Golf über das Mississippi-System, wieder erschlossen werden (Fig. 9).

Offensichtlich müssen mit solchen Programmen zur Entwicklung von Massentransportsystemen auch umfangreiche Investitionen in Kraftwerke und damit verbundene Verteilersysteme einhergehen.

Das erfordert Grundinvestitionen über einen Zeitraum von 25 Jahren bis zu einem halben Jahrhundert, die wiederum entsprechende Kapitalinvestitionen für die Weiterentwicklung und Verbesserung des Hauptprojekts nach sich ziehen.

Heute ist das amerikanische Federal Reserve System (Zentralbanksystem) ebenso wie das internationale Finanzsystem praktisch bankrott, und es befindet sich, mit konventionellen Maßstäben gemessen, in hoffnungslosem Zustand. Aus diesem Grund wäre die Idee, den Aufbau der grundlegenden wirtschaftlichen Infrastruktur durch privates Kapital zu bewerkstelligen, reiner Betrug. Nur mit einer langfristigen, auf ein Vierteljahrhundert angelegten, staatlichen allgemeinen Reorganisation des amerikanischen Federal-Reserve-Systems ist die entscheidende Erholung der amerikanischen Wirtschaft möglich. Die Tatsache, daß die amerikanische Verfassung uns statt eines Finanzsystems nach heutigem europäischen Muster ein Staatskreditsystem vorschreibt, verschafft uns den entscheidenden Vorteil, in gut organisierter Form angemessenen Staatskredit über mindestens eine Zeitspanne von einem Vierteljahrhundert mobilisieren zu können. Wenn wir dann die ebenfalls vor dem baldigen Aus stehenden europäischen Währungssysteme mit dem neuen amerikanischen Kreditsystem (das eben kein reines Finanzsystem mehr ist) verkoppeln, dann schaffen wir damit die Voraussetzung für eine globale wirtschaftliche Erholung von dem bankrotten Zustand des heutigen IWF-Systems.

Indem wir die privaten Mitgliedsbanken der Federal Reserve durch eine staatliche Reorganisation des Federal Reserve Systems der Verantwortung des Regierung unterstellen, fördern wir die Schaffung von privatem Kredit, der ergänzend zur staatlichen Finanzierung elementarer öffentlicher Investitionen dem Aufbau grundlegender wirtschaftlicher Infrastruktur zugute kommt.

Ob solche langfristigen Investitionen im öffentlichem und privaten Sektor letztendlich machbar sind, hängt vor allem davon ab, das Schwergewicht auf Investitionen in Zukunftsbereiche des wissenschaftlich-technischen Fortschritts mit hohem Zuwachspotential zu legen.

Die kulturelle Voraussetzung für den Aufschwung

Mitte der 60er Jahre begann ein großer Konflikt zwischen zwei auseinanderstrebenden Perspektiven, was die Frage des wissenschaftlichen und technologischen Fortschritts betraf. Einerseits wurde unter den Präsidenten Eisenhower und später Kennedy das Erbe Franklin Roosevelts wiederbelebt, was man vor allem an der Entscheidung zum Mondlandeprogramm sehen konnte. Auf der entgegengesetzten Seite wuchs in großen Teilen der 68er-Generation eine fanatische Fortschrittsfeindlichkeit, während unter der Regierung Nixon der Abbau der Mechanismen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts einsetzte.

Die letztere, fortschrittsfeindliche Strömung war für diejenigen keine Überraschung, die das Hitler-Regime näher unter diesem Gesichtspunkt untersucht hatten. Einmal abgesehen vom Militärischen spiegelte das Hitler-Regime vor allem das wider, was wir heute als "grüne Ideologie" bezeichnen würden. Die Feindschaft des Hitler-Regimes gegen wirkliche Wissenschaft war ironischerweise ein hilfreicher Faktor dabei, daß in Nazi-Deutschland ein Großteil des strategisch bedeutsamen Potentials, das die damalige deutschen Wissenschaftstradition noch barg, nicht verwirklicht wurde.

Der Niedergang des wissenschaftlich-technologischen Potentials im Amerika der Eisenhower-Kennedy Ära mit ihrer wiedererwachten Entschlossenheit zum Fortschritt setzte latent schon sehr früh ein, obwohl es noch die Wehrpflicht gab. Eine routinemäßigere Herangehensweise, die der ingenieurtechnischen Ausbildung höheren Wert beimaß, trat an die Stelle der früheren Gymnasial- und weiterführenden Ausbildung, bei der die Förderung des wissenschaftlichen Potentials im Mittelpunkt gestanden hatte. Die Fähigkeit, Wissenschaft als "Motor" einzusetzen, auf die wir in Amerika und Europa noch in den 70er und bis in die 80er Jahre hinein so stolz waren, fand sich bald nur noch bei der Generation der Veteranen des Zweiten Weltkriegs und der unmittelbar darauf folgenden Generation. Vieles von der heutigen Zerstörung an wissenschaftlichem Potential in den USA und Europa rührt von dem Zusammenbruch der wissenschaftlichen und damit zusammenhängenden Schul- und Universitätsausbildung. Aber ein noch wichtigerer Teil des Verfalls geht auf das Konto des radikal-positivistischen Einflusses der zum Kult hochstilisierten sog. "Informationstheorie" und "Künstlichen Intelligenz" auf die heutige wissenschaftliche Praxis, bzw. was sich dafür ausgibt.

Als sich mir die Gelegenheit bot, unter der jugendlichen Erwachsenengeneration eine Wiedergeburt klassischer Wissenschaft und Kunst in Gang zu setzen, habe ich diese Probleme in Angriff genommen. Meine Herangehensweise besteht darin, wieder einen Schwerpunkt auf das Studium der Grundlagen der europäischen wissenschaftlichen Errungenschaften zu legen, die von den wichtigsten klassisch-griechischen Führungspersönlichkeiten der pythagoräischen und platonischen Schule bis hin zu Archimedes und Eratosthenes gelegt wurden. Ich habe immer unterstrichen, daß es darauf ankommt, wirklich ursprüngliche Entdeckungen universeller physikalischer Prinzipien nachzuerschaffen, anstatt den gegenwärtig vorherrschenden konventionellen, reduktionistischen mathematischen Methoden zu folgen, die Formeln lehren, aber es unterlassen, das entdeckte, experimentell abgesicherte Naturgesetz selbst zu untersuchen. Deshalb bin ich zur pythagoräischen Methode der Sphärik zurückgekehrt, um damit junge Erwachsene in die Lage zu versetzen, sich auf dieser Grundlage bis zu den physikalischen Implikationen der Riemannschen Hypergeometrien vorzuarbeiten.

Die Leistungen der jungen Erwachsenen, die sich dieser Rückkehr zu klassischen Methoden der Naturwissenschaften und Kunst widmen, sind noch bescheiden, aber von entscheidender exemplarischer Bedeutung. Indem wir klassische wissenschaftliche Methoden mit dem Werkzeugmaschinenprinzip unserer Automobil- und Luftfahrtindustrie verbinden, können wir durchaus ein paar 'Motoren' anwerfen, um ähnlich wie mit Kennedys Mondlandeprogramm den nationalen Fortschritt wieder in Gang zu bringen. Denn wir treten jetzt in ein Zeitalter ein, in dem der zureichende Begriff von Wirtschaft nicht nur Infrastruktur als solche voraussetzt, sondern auf den tieferen Fundamenten des wirtschaftlichen Fortschritts beruhen wird, die der Beherrschung und Verbesserung der Biosphäre und Noosphäre durch den Menschen zugrundeliegen.


Anmerkung

12. Cotton Mather, Essays To Do Good (1710). Vgl. H. Graham Lowry, How the Nation Was Won: America's Untold Story 1620-1754, EIR, Washington D.C., 1988, S.112-115. Cotton Mather (1696): "Es scheint ein schmachvoller Schrumpfungsprozeß Männer der verschiedenen Arten ergriffen zu haben; statt der Größe und Güte, die unsere Vorfahren zierte, werden wir in jeder Hinsicht zu Zwergen; in unseren bürgerlichen Angelegenheiten; in unseren militärischen Angelegenheiten; in unseren kirchlichen Angelegenheiten; wir schwinden hinweg, zum Nichts." Zit. nach Lowry, S. 50.

 

Aktuelle Ausgabe Kernthemen Suchen Abonnieren Leserforum