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Von Lyndon LaRouche
Es folgt das 2. Kapitel der Schrift von Lyndon LaRouche, Defizite als Kapitalgewinne: Wie man Investitionskapital für einen Aufschwung schafft. (Die Nummern der Abbildungen entsprechen der Numerierung in der amerikanischen Broschüre.
Einleitung
2. Der Preis hat nichts zu sagen! 3. Das jetzt benötigte Sofortprogramm 4. Die Biosphäre über einen langen Zeitraum |
Wir brauchen einen neuen Ansatz
Freiheit und Notwendigkeit heute
"Infrastruktur"
Eine Lehre von Präsident Kennedy
Animationen als Werkzeug
Das Problem ist, daß kein heute lebender Buchhalter und nur sehr wenige unter denen, die sich Wirtschaftswissenschaftler nennen, überhaupt wissen, was eine Volkswirtschaft in wissenschaftlich zweckmäßigen Begriffen ist. Zugegeben, eine sorgfältige Finanzbuchhaltung ist nötig, aber sie hat praktisch keine unabhängige Sachkompetenz im Gebiet der Ökonomie. Mit anderen Worten, entgegen den heutigen Spielarten europäischer monetaristischer Dogmen hat Geld an sich keinerlei Einfluß auf die Bestimmung des funktionellen Maßstabs von wirtschaftlichem Wert und kann es auch nie haben. Man kann denselben Punkt auch anders ausdrücken: "Der Preis ist nicht heiß!"*
Um diesen Unterschied in technische Begriffen zu fassen: Reale wirtschaftliche Vorgänge sind im wesentlichen physikalische Abläufe und nicht die vermeintlichen monetären Abläufe, als die sie der Buchhalter und heutzutage leider auch die meisten Ökonomen behandeln. Diese vorherrschende Unkenntnis der eigentlichen ontologischen Beschaffenheit der Wirtschaft ist weitgehend verantwortlich dafür, daß eine fast massenselbstmörderische Torheit um sich greifen konnte, die in den meisten wichtigen Veränderungen der Wirtschaftspolitik speziell der Vereinigten Staaten in den letzten beinahe vier Jahrzehnten zum Ausdruck kam.
Die Hauptschwierigkeit besteht darin, daß der größte Teil der angewandten Wirtschaftsanalyse wie die zeitgenössische statistische Finanzanalyse von einer wissenschaftlich inkompetenten Methodik ausgeht - einer kartesischen Methode reduktionistischen Denkens - , wohingegen tatsächliche wirtschaftliche Vorgänge physikalisch und dynamisch sind, in dem Sinne, wie Leibniz diese Begriffe verstand. Da sie folglich vom Ansatz und von der Methode her anti-kartesisch sind, ist jeder Versuch, wirtschaftliche Vorgänge in den statistischen Begriffen der typischen empiristischen Praxis von heute darzustellen, von vornherein zum Scheitern verurteilt.
Ein Beispiel: Wer diese heute leider weithin bevorzugte inkompetente Methode der statistischen Prognose übernimmt, wird versuchen, den Zeitpunkt eines bestimmten Ereignisses vorauszusagen - aber im wahren Leben machen freier Wille und andere Verwicklungen der wirtschaftlichen und damit zusammenhängenden Abläufe solche simplistischen Vorhersagen des kartesischen Typs in der Regel unmöglich. Im wahren Leben vollziehen sich die wichtigsten Arten voraussehbarer Veränderungen nicht als mechanisch vorherbestimmte Ereignisse, sondern als entscheidende Phasenwechsel in der dynamischen Konstellation eines Vorgangs, als eine qualitative Veränderung bei der Auswahl des Zieles, auf das zugestrebt wird.
Entsprechend habe ich diesen Punkt bei meinen eigenen Voraussagen wiederholt erfolgreich demonstriert; sie waren, soweit sie gehen, im Vergleich das beste Muster an Weitblick, das der Öffentlichkeit in den letzten vier Jahrzehnten zur Verfügung stand. Im wahren Leben drohen die nachäfferischen Ähnlichkeiten unter den mathematischen Vorhersagemethoden, wie sie die Hedgefonds gegenwärtig verwenden, diese alle gleichzeitig zu Fall zu bringen - was, genau wie bei den damit zusammenhängenden hypothekengestützten Wertpapierblasen, bald der Fall sein muß.
Noch einmal: Die kompetente Wirtschaftsprognose behandelt wirtschaftliche Vorgänge als etwas Dynamisches, wie ich es tue, nicht als etwas statistisch Systematisches. Das ist der Hauptgrund, warum die meisten meiner angeblichen Fachkonkurrenten so durchgängig versagt haben. Sie sind gescheitert, weil sie die Wirtschaft mechanisch, mit reduktionistischen Begriffen behandelten und somit nicht fähig waren, die Dynamik zu erfassen (statt der quasi kartesischen Methoden, deren Einfluß die Gefahren, die der amerikanischen Wirtschaft und Weltwirtschaft heute drohen, genährt hat).
Die richtige Aufgabe und nützliche Funktion der Finanzbuchhaltung ist jedenfalls die eines Werkzeugs für einen begrenzten Einsatz. Ordentliche Buchhaltung ist als bloß untergeordneter Aspekt administrativer Tätigkeiten zu definieren, richtig ist sie in die Rubrik "Regulierungsmaßnahmen" einzuordnen. Das Währungssystem der festen Wechselkurse, wie es im ursprünglichen Bretton-Woods-System unter der Leitung der Administration von US-Präsident Franklin Roosevelt geschaffen wurde, ist ein Beispiel für die unerläßlichen Regulierungsmaßnahmen, die über der Finanzbuchhaltung stehen und deren Ausführung bestimmen müssen. Auf solche und ähnliche Weise gilt es auch, den Gebrauch von Geld bei den täglichen Abläufen im Wirtschaftsprozeß zu regeln. Der angemessene Hauptzweck der Finanzbuchhaltung besteht darin, dazu beizutragen, eine unverzichtbare temporäre lokale Übereinstimmung bei der Umsetzung von Regulierungsmaßnahmen zu gewährleisten. Solche Regulierungsmaßnahmen zielen wiederum darauf ab, die verschiedenen Kategorien physischer Transaktionen innerhalb des Wirtschaftsprozesses so auszurichten, daß sie den beabsichtigten Auswirkungen der gesetzmäßigen wirtschaftlichen Regulierungsmaßnahmen entsprechen und nicht bloß finanzbuchhalterischen Vorgaben folgen.
Daher muß die Finanzbuchhaltung in der Praxis nicht nur äußerlich mit der realwirtschaftlichen Absicht der Regulierungspolitik der Regierung übereinstimmen; ihre Ausführung muß vom Verständnis und der Zustimmung zu dem der Absicht zugrundeliegenden Prinzip geleitet sein. Der Bürger kann zwar mit seinem Geld machen, was er will, aber mit der Einschränkung, daß dies der verfassungsmäßigen Absicht, die der gesetzmäßigen Schaffung und Zirkulation von Geld von seiten der Regierung zugrundeliegt, nicht zuwiderläuft. Die geltenden Regulierungsvorgaben dürfen nicht verletzt werden.
In der Volkswirtschaft eines modernen Nationalstaats, die frei ist von den giftigen venezianischen Wuchermethoden, darf Geld unter dem Naturrecht nur dann rechtsmäßig existieren, wenn die souveräne nationalstaatliche Republik es schafft, es besitzt und für es verantwortlich ist. Jedoch die Regierung muß darin dem ganzen Volk Rechenschaft abgeben, indem ein repräsentatives Regierungssystem sich dazu verpflichtet, alle Überlegungen dem obersten Verfassungsprinzip unterzuordnen: der Förderung des Gemeinwohls aller lebenden Generationen und deren Nachkommen.
Das Volk muß daher die politische Aufsicht über dieses Geld ausüben, und dieses Geld ist nicht das Eigentum des einzelnen Besitzers, sondern gehört der Regierung, die das ganze Volk repräsentiert. Eine kompetente Urteilsfähigkeit des Volkswillens in dieser Frage muß sich aus dem obersten Verfassungsprinzip aller neuzeitlichen europäischen souveränen Nationalstaaten definieren, der Gemeinwohlverpflichtung des souveränen Nationalstaates: ein Staat und seine Bevölkerung, die dem Gemeinwohl gegenwärtiger und zukünftiger Generationen dienen. Geld hat in einer wahren modernen Zivilisation keine legitime, naturrechtliche Existenzberechtigung außer dieser einen: wenn es von der Regierung als ein Hilfsmittel geschaffen und benutzt wird, um das Gemeinwohl gegenwärtiger und zukünftiger Generationen zu befördern.
Hier handelt es sich nicht um eine willkürliche Bestimmung aus dem positiven Recht; Regulierung, insoweit sie mit dem grundsätzlichen Verfassungsprinzip der modernen souveränen Form des Nationalstaats übereinstimmt - dem Gemeinwohl als höchstem Prinzip der Republik, d.h. der Beförderung der allgemeinen Wohlfahrt der Lebenden und ihrer Nachkommen - , ist die charakteristische Einschränkung, die den modernen zivilisierten Nationalstaat überall und in jeder Form, bei allen nationalen Kulturen der Vergangenheit oder denen der Gegenwart, ausmacht.3
Ontologisch, als physikalische Vorgänge, müssen realwirtschaftliche Prozesse so dargestellt werden, wie Gottfried Leibniz dies tat, indem er den dynamischen Charakter der grundlegenden Prinzipien einer modernen Wissenschaft der physikalischen Ökonomie festlegte - im Gegensatz zum britischen System und Karl Marx, die ein antidynamisches, mechanistisches System des kartesischen Typs errichteten. Dynamik ist auch in dem Sinne zu verstehen, wie zum Beispiel W.I. Wernadskij 1935-36 diesen Begriff benutzte, um das allgemeine Charakteristikum lebender Vorgänge zu definieren.4 Diese ontologischen Unterscheidungen sind von ihrem Charakter her vergleichbar mit Carl F. Gauß' Entlarvung der entscheidenden wissenschaftlichen Inkompetenz von Euler und Lagrange in seiner 1799 veröffentlichten Dissertation über den später von ihm so bezeichneten "Fundamentalsatz der Algebra".5
Heute reicht jedoch eine Herangehensweise wie in früheren Jahrhunderten der Neuzeit nicht mehr aus. Unter den Bedingungen einer modernen Weltwirtschaft des 21. Jahrhunderts und darüber hinaus, mit gegenwärtig über sechs Milliarden lebenden Individuen auf diesem Planeten, und in Anbetracht der Geschwindigkeit, mit der wir zunehmend auf relativ schwache Rohstoffe als Ausgangsmaterial für die Produktion angewiesen sind, muß man Wirtschaft mit dem Maßstab betrachten, den Wernadskij für die Biosphäre und Noosphäre aufgestellt hat. Das heißt, wir müssen unter die Produktionskosten nun auch die physischen Kosten für den Erhalt eines weltweiten Potentialausgleichs der relativen Kosten der Anstrengungen des Menschen bei der Verwendung sog. "Rohstoffe" rechnen, sowie hinsichtlich der Entwicklung der wirtschaftlichen Grundinfrastruktur zur Versorgung der Besiedlung und Produktion der Bevölkerung der Nationen.
Woran sich seit Beginn der Existenz der Menschheit auf unserem Planeten nicht viel geändert hat, ist, daß das Potential für das Weiterbestehen der Gesellschaft schon immer davon abhing, das qualitative Niveau der Produktivität der ganzen menschlichen Gattung pro Kopf und km2 des gesamten Territoriums zu erhöhen. Diese Leistung setzte immer voraus, daß die Kräfte des menschlichen Geistes zum Ausdruck kamen, die es in niedrigeren Formen des Lebens, auch z.B. bei den Menschenaffen, nicht gibt: das Vermögen, ein universelles Naturprinzip zu entdecken und anzuwenden - entweder in der Form eines physikalischen Gesetzes oder als vergleichbares Prinzip klassischer Komposition in der Kunst.
Folglich ist das, was oft als "die traditionelle Lebensweise" einer Gesellschaft bezeichnet wird, per Definition eine Form von Kultur, die sich selbst zum Untergang verurteilt. Nur eine Gesellschaft, die entschlossen ist, die Produktivkraft der gesamten Bevölkerung pro Kopf auf Ordnungen höherer Prinzipien anzuheben, indem man Entdeckungen universeller Naturprinzipien anwendet, kann auf Dauer gedeihen. Die Menschheit überlebt als Gattung nur durch Fortschritte der praktischen Anwendung entdeckter universeller wissenschaftlicher Prinzipien, die die Nettoproduktivität der Arbeitskraft pro Kopf so heben, daß es gegenüber den Abnutzungskräften der geringfügigen Erschöpfung der jeweils reichsten natürlichen Rohstoffe überwiegt.
Wenn man diese Erwägung auf den gegenwärtigen und absehbaren zukünftigen Zustand der Weltgemeinschaft anwendet, sind wir genötigt, die wirtschaftliche Funktion souveräner Nationalstaaten qualitativ strenger zu beurteilen, als es frühere Abschnitte der Neuzeit zuließen.
Betrachten wir beispielsweise Bevölkerungsstruktur und Lebensstandard in Asiatien, so sind wir in den exemplarischen Fällen Indiens und Chinas mit Situationen konfrontiert, wo die scheinbare Konkurrenzfähigkeit dieser Volkswirtschaften im gegenwärtigen "globalisierten" Welthandel davon abhängt, daß etwa 70% der Bevölkerung und entsprechend weite Landesteile in Not und Armut gehalten werden. Um den Lebensstandards Asiens auf ein Maß anzuheben, das für stabile Volkswirtschaften und Regierungssysteme für die nächsten beiden Generationen und danach nötig ist, brauchen wir einen radikalen Anstieg des herrschenden Lebensstandards und der realen Produktivität geben, sowohl pro Kopf als auch pro km2. Dies bedeutet unter anderem, daß der Pro-Kopf-Verbrauch sogenannter Rohstoffe wie auch die damit einhergehende Notwendigkeit sowohl extensiver wie intensiver qualitativer Verbesserungen der allgemeinen und besonderen Umwelt relativ stark steigt.
Diese unmittelbar voraussehbaren Erfordernisse bedeuten, daß weltweit die relativen Kosten für Rohstoffe stark ansteigen werden, wenn man die Rohstoffkosten zugrundelegt, die das gegenwärtig vorherrschende Niveau realer Produktivität pro Kopf und km2 definiert. Der Kostenanstieg wäre untragbar, wenn die gesellschaftlichen Kosten pro Kopf nicht durch aufeinanderfolgende Sprünge bei den angewandten wissenschaftlichen Technologien herabgedrückt werden. Will sagen, wenn diese Kosten pro Kopf nicht auf einen wesentlich geringeren Anteil als die bisher gemessenen physischen Aufwendungen pro Kopf und pro km2 gesenkt werden.
Diese Notwendigkeit erfordert eine starke Betonung auf Wirtschaftsplanung - aber das bedeutet nicht "marxistische Planwirtschaft". Zum Beispiel ist das marxistische System, wie Marx und die Marxisten allgemein selbst immer betont haben, eine Ableitung vom britischen System der politischen Ökonomie. Die Marxisten - wie im britischen System selbst - verstehen im allgemeinen nicht, welche Rate realen Profits der heutige Zustand der Weltbevölkerung erfordert.6 Sie verstehen nicht, daß es der geistige Fortschritt ist, herbeigeführt durch die subjektiven Beiträge einzelner, schöpferischer Individuen, welcher die steigenden Produktivitätsraten wissenschaftlich-technischen Fortschritts hervorruft, von denen die Erzielung einer wirklichen Gewinnspanne der Produktion abhängt. Wir müssen daher nun zu der naturwissenschaftlichen Wirtschaftswissenschaft zurückkehren, wie sie der Wissenschaftler Gottfried Leibniz definierte, die der Entwicklung des amerikanischen Systems der politischen Ökonomie des amerikanischen Finanzministers Alexander Hamilton und anderer zugrundelag.7
Der einzelne Mensch und die Gesellschaft, der er angehört, sind auf zwei qualitativ verschiedene, doch gegenseitig von einander abhängige Weisen miteinander verbunden. Das Individuum ist durch die charakteristischen Zeitumstände und die jeweilige Entwicklungsphase einer Gesellschaft bedingt; aber die Gesellschaft ist für ihren Fortbestand auf die Entwicklung angewiesen, die ausschließlich von den völlig souveränen schöpferischen Kräften des individuellen Geistes stammt. Es sind die Kräfte, von denen fehlgeleitete moderne Mathematikern wie Euler, Lagrange und ihre Anhänger, wozu auch die radikalen Empiriker der heutigen Zeit gehören, nachdrücklich behaupteten, sie existierten überhaupt nicht. Auf diese Weise verbinden sich die Gesellschaft als Ganzes einerseits und die schöpferischen Geisteskräfte, die nicht in der Gesellschaft an sich, sondern ontologisch nur in der einzelnen Person vorhanden sind, um als verschiedene, aber gegenseitig voneinander abhängende, aufeinander wirkende Kräfte ein gemeinsames Ergebnis hervorzubringen, das man Geschichte nennt.
Der erfolgreiche Fortbestand jeglicher Kultur beruht auf den revolutionären kulturellen Veränderungen, welche nur durch die Schöpferkraft bedeutender einzelner Personen hervorgerufen werden. Durch die Übermittlung solcher kreativer Entdeckungen von ihren Entdeckern an andere Menschen - beispielsweise im unerläßlichen Maschinen- und Anlagenbau als Wissenschaftsmotor innerhalb der Luftfahrt- und Automobilindustrie - entsteht wirtschaftlicher Fortschritt. Dazu braucht man unbedingt Entdeckungen z.B. universeller Naturprinzipien sowie der strengen Formen klassischer Kunst, die auf klassischen Kompositionsprinzipien und Absichten beruhen. Solche Entdeckungen, wie sie mit den antiken Pythagoräern der griechischen Kultur in Verbindung gebracht und von ihnen verkörpert wurden, verwandeln die Gesellschaft, indem sie diese auf eine höhere Daseinsstufe heben.
Nur die entsprechend entwickelten Erkenntniskräfte im menschlichen Individuum können den Vorgang der Entdeckung eines universellen Naturgesetzes experimentell nachweisbarer Art - ein Prinzip des Universums - finden und nachvollziehen. In der Anwendung dieser Entdeckungen, und nur darin, zeigt sich der Unterschied zwischen dem menschlichen Individuum und den Tieren; nur wenn der Mensch diese Prinzipien entdeckt und benutzt, erhebt er sich kulturell - oder wem das lieber ist, wirtschaftlich - über den Zustand von Schweinen und Affen.
Die Menschheit, wie sie sich in der Zugehörigkeit zur Gesellschaft äußert, ist davon abhängig, das relative Niveau der Anwendung der vorhandenen Entdeckungen universeller Naturprinzipien heben; aber eine Gesellschaft kann nur dann in zivilisierter Form bestehen, wenn sie sich die zusätzlichen Entdeckungen universeller physikalischer und künstlerischer Prinzipien zunutzemacht, die ausschließlich von den souveränen Kräften des individuellen menschlichen Geistes hervorgerufen werden können.8
Die wahrhaft wissenschaftliche und klassisch-künstlerische Methode der Entdeckung neuer Prinzipien beschreibt und bezeichnet auch die Führungsqualitäten einzelner in der Staatskunst; auf demselben Prinzip der Schöpferkraft, das von den griechischen Pythagoräern, Platon und anderen Antireduktionisten bewiesen wurde, beruht der Fortschritt der Menschheit und wird es als universelles Prinzip auch immer tun.9
Die Vorstellung einer souveränen, nationalen verfassungsrechtlichen Ordnung, die sich vom Naturrecht ableitet, muß auf dieser universellen Ordnung natürlicher Unterscheidungen beruhen, die im ganzen das universelle Naturrecht bildet. Die Vorstellung dieses Verhältnisses wird entsprechend zusammengefaßt in dem Ausdruck Agape aus dem klassischen Griechisch in Platons Staat, das ebenfalls als Prinzip des Agape im 1. Korintherbrief 13 des christlichen Apostels Paulus erscheint. Im modernen europäischen Naturrecht nennt man es das Prinzip des Gemeinwohls, auf dem seit der Concordantia catholica und De docta ignorantia des Nikolaus von Kues die Existenz des souveränen Nationalstaats beruht. Nach diesem Grundsatz entstanden die ersten modernen Nationalstaaten, die Commonwealth- oder Gemeinwohlgesellschaften von Frankreich unter Ludwig XI. und England unter Heinrich VII. Und auf diesem Prinzip des universellen Naturrechts beruht auch die ganze amerikanische Verfassung, zusammengefaßt in der Präambel im Prinzip des Gemeinwohls unter der Bezeichnung general welfare.
Obwohl dieses Prinzip uralt ist, beinhaltet es gewisse universelle, aber derzeit wenig bekannte wissenschaftliche Prinzipien, die von Bedeutung sind, wenn wir jetzt diese Reihe funktioneller Beziehungen, wie sie das Gemeinwohlprinzip des Naturrechts definiert, in moderner Form anwenden wollen. Dies habe ich in früheren Schriften zusammengefaßt und erörtert. Um keinen intelligenten Leser links liegen zu lassen, fasse ich hier die wesentlichen Konzeptionen zusammen.
Die von W.I. Wernadskij vorgestellten Entdeckungen teilen das uns Erdenmenschen bekannte physische Universum in drei voneinander unabhängige, aber in Wechselbeziehung stehende Prinzipien auf. Dafür stehen, in aufsteigender Rangordnung: erstens der experimentelle Bereich nichtlebender Vorgänge; zweitens der Bereich der nichtmenschlichen lebenden Prozesse, die Biosphäre; und drittens der Bereich der höheren lebenden Prozesse, den er als Noosphäre bezeichnete. Die Biosphäre verbraucht Material, das sie aus dem auswählt, was die experimentelle Methode als nichtlebenden Bereich definiert, schafft jedoch nichtlebende fossile Überreste, die sich vom Produkt nichtlebender Prozesse qualitativ unterscheiden. Die Noosphäre - das Wirken der menschlichen Erkenntnis - verwendet Materialien der Biosphäre und Überreste des vor-biologischen Bereichs, erzeugt jedoch eigene fossile Hinterlassenschaften, die sich von den fossilen Resten der Biosphäre qualitativ, wirkungsmäßig unterscheiden. Im Verhältnis der drei Bereiche untereinander nimmt der prozentuale Anteil der Biosphäre an der Erdmasse zu, und die Noosphäre wächst im Verhältnis zum nichtlebenden Bereich und zur Biosphäre.
Das heißt, daß die Biosphäre das Wirken eines Prinzips widerspiegelt, das in den Vorgängen aus dem nichtlebenden Bereich nicht vorkommt. Nur Leben kann Leben erzeugen. Die Noosphäre spiegelt das Wirken eines Prinzips wider, das sonst nicht in der Biosphäre existiert, das Prinzip der individuellen menschlichen Erkenntnis. Dieses Prinzip individuellen menschlichen Wirkens, das sich in der Entdeckung eines experimentell beweisbaren universellen Naturprinzips ausdrückt, ist die Eigenschaft, die die menschliche Gattung grundsätzlich von niedrigeren Lebensformen unterscheidet. So wie nur das Leben Leben hervorbringen kann, so kann auch nur die Erkenntniskraft, ein Prinzip, das anders ist als das übrige Leben, Erkenntnis schaffen. Dies schließt ein, daß schon ein einziges kurzes Zusammenwirken jedes dieser zwei Grundprinzipien ausreichte, den entsprechenden Entwicklungsvorgang in Bewegung zu setzen.
Diese drei Prinzipien wirken dynamisch aufeinander ein, sind aber nichtsdestoweniger jeweils verschieden und von ihrem Wesen her voneinander unabhängig.
Diese drei entdeckten universellen Naturprinzipien, so wie Keplers einzigartige Entdeckung der allgemeinen Gravitation, sind in ihrer Wirkung im Universum bewiesen. Daraus wissen wir, wie es auch Albert Einstein tat: Weil das Universum das Prinzip der Schöpfung verkörpert, ist es mathematisch endlich und nicht durch Grenzen außerhalb seiner selbst beschränkt. Um Einsteins Satz umzuformulieren, wie ich es für die Wirtschaftswissenschaft getan habe: das Universum ist endlich und durch sich selbst begrenzt, quasi durch die Persönlichkeit eines universellen Schöpfers, dessen willentliche Schöpfung das Universum abgrenzt. Diese willentliche Schöpfung kann der einzelne Mensch nachahmen.10 Wir finden hier also wieder die Idee, daß der Mensch als Ebenbild des Schöpfers geschaffen wurde.
Daraus ergibt sich das Prinzip der fortdauernden Wirksamkeit der schöpferischen Kräfte des Schöpfers, wie Philo von Alexandria dies gegenüber den Aristotelikern seiner Zeit klargestellt hat. Ein kundiger Rabbi würde es vielleicht so ausdrücken, ähnlich wie Philo von Alexandria es damals gesagt haben mag: Gott wird den Messias senden, wenn Er sich dazu entscheidet, und nicht weil irgendein armer ignoranter Bursche mit irgendeinem Stück Papier in der Hand ankommt und ruft: "Ich habe einen Vertrag mit Gott!" So viel dazu, was sich solche bedauernswerten Leute als vorherbestimmten Zeitplan der Geschichte vorstellen. Man sollte hinzufügen, daß die meiste Arbeit, die ignorante Menschen vom Schöpfer verlangen, Arbeiten sind, mit denen der Schöpfer uns beauftragt hat.
Ein Wort zu den bedauernswerten Leutchen, die mit wirrem Gesichtsausdruck herumrennen: "Ich habe eine Garantie, Jesus wird meine Hypothek bezahlen!" Sie wären besser beraten, sich einmal zu überlegen, was Gott von ihnen erwartet, wenn sie auf Seine Gnade hoffen. Es ist an der Zeit, daß diese Jammerlappen endlich einmal erwachsen werden und ihre Verantwortung für das Wohlergehen der Menschheit und unseres Planeten erfüllen. Wie das Evangelium vorschreibt: Diese Heulsusen sollen endlich einmal zeigen, was sie in der Hinsicht mit den ihnen geliehenen Talenten vollbracht haben!
Da ein solches offenbares Verhältnis zwischen den schöpferischen Kräften und Pflichten der Menschheit und dem Schöpfer ontologisch gesichert existiert, könnte man ontologisch von einer "vierten Dimension" sprechen, über den nichtlebenden Bereich, die Biosphäre und die Noosphäre hinaus. Nachdem soviel gesagt ist, überlassen wir die weitere Darlegung des Gedankenganges zu diesem "vierten Bereich" den Theologen (den großartigen Theologen Platon eingeschlossen) und wenden unsere Aufmerksamkeit hier den relevanten, darin eingeschlossenen Prinzipien der Ökonomie zu.
Die eben skizzierten Erwägungen ergeben eine Übereinstimmung zwischen den Begriffen der menschlichen Freiheit und der Wahrheit. Wahrheit zeichnet sich dadurch aus, daß sie nur dann existiert, wenn sie sich genauso ausdrückt, wie die Experimentalphysik ein im Versuch beweisbares universelles Naturprinzip definiert. Dem begegnet man wie in den Naturwissenschaften auch in den klassischen Formen künstlerischer Komposition. Der Akt der Entdeckung eines universell gültigen Naturprinzips drückt beispielhaft aus, was das Wort "Wahrheit" bedeuten sollte.
Anders ausgedrückt, die experimentelle Entdeckung eines wirksamen universellen Naturprinzips ist das Musterbeispiel für die Definition dessen, was Wahrheit ist. Die Erklärung, man meine etwas ehrlich, rechtfertigt keine Lüge, auch wenn sie noch so verbreitet ist. Die Anwendung nachgewiesener Entdeckungen von Prinzipien - wie bei der durch Wissenschaft vorangetriebenen Entwicklung der produktiven Arbeitskraft - veranschaulicht, was es heißt, sich der Wahrheit gemäß zu verhalten. Dieses Prinzip der Wahrhaftigkeit zurückzuweisen oder ihm auszuweichen, wie es die Existentialisten Theodor Adorno und Hannah Arendt taten, ist ein Werk von Lügnern.
Jede kompetente Wirtschaftswissenschaft muß daher den Schwerpunkt auf revolutionäre Verbesserungen der angewandten Prinzipien legen und alle anderen Tätigkeiten in diesem Zusammenhang als zweitrangige Ableitungen ansehen, nicht als bestimmende Eigenschaften der fraglichen Volkswirtschaft. Ansonsten wäre Wirtschaftswissenschaft bloß ein weiteres Studienfach im Gebiet der Tierökologie. In der Tat ist das Problem, daß bei dem heute vorherrschenden wissenschaftlichen Analphabetismus stillschweigend davon ausgegangen wird - auch der typische heutige Buchhalter wird das tun - , Wirtschaft sei nur eine Variante der tierischen Verhaltensforschung.
Dagegen gingen meine eigenen Entdeckungen auf dem Gebiet der Leibnizschen naturwissenschaftlichen Wirtschaftswissenschaft davon aus, sowohl die euklidische Geometrie als auch die verwandten Lehren der kartesischen Mathematik für die Physik abzulehnen. Ich gründete meine Arbeit auf die Erkenntnis, daß meine eigenen Entdeckungen im Lehrgebäude der angewandten Naturwissenschaft mit dem Werk Bernhard Riemanns zusammenfielen.
Die Menschheit ist eine Gattung, die sich willentlich selbst entwickelt; man könnte sie auch als eine Gattung beschreiben, die durch die Kraft ihres kognitiven Willens eine qualitative evolutionäre Aufwärtsentwicklung durchläuft, indem sie ständig neue universelle Naturprinzipien entdeckt und anwendet. Durch diese Prinzipien stützt sich die potentielle Fähigkeit der Menschheit, so zu leben, wie es ihrer Natur entspricht, praktisch darauf, daß sie willentlich eine immer höhere Gattung wird.
Diese Sicht, daß der Mensch willentlich eine höhere Evolution seiner Gattung herbeiführen kann, können wir heute in der Geschichte der europäischen Zivilisation zurückverfolgen bis ins antike Griechenland von Thales, der Pythagoräer, Solon von Athen, Sokrates und Platon. Allerdings beruht die Methode der naturwissenschaftlichen Untersuchung, mit der diese Vorfahren ihre dauerhaften Beiträge zum menschlichen Wissen schufen, nur auf dem, was man Sphärik nennt - nicht auf der vergleichsweise heruntergekommenen Form, die man Euklidische Geometrie nennt.
Diese Methode der Sphärik, die das Prinzip der schöpferischen Entdeckung universeller Prinzipien unmittelbar anspricht, geht zurück auf die antiken ägyptischen Vorfahren jener Griechen, die diese Methode ausgehend von der Erkundung des astrophysikalischen Bereichs entwickelten. Das Prinzip, das in der Sphärik zum Ausdruck kommt - das einzigartige souveräne Prinzip der Schöpferkraft des einzelnen oder was die Pythagoräer und Platon als dynamis (Kräfte) definierten - , ist schon immer die Natur der menschlichen Gattung gewesen, die sie von den Tieren unterscheidet. Doch dieses Prinzip und seine Anwendung bewußt zu erkennen, ist erst eine spätere Entdeckung unserer Gattung, irgendwann in einer uralten Epoche vor unserer Zeitrechnung.
Das Verhältnis der Menschheit zum Universum, wie ich es hier anhand der Konzepte des nichtlebenden Bereichs, der Biosphäre, und der Noosphäre dargestellt habe, macht das Wesen der Wirtschaftswissenschaft als Naturwissenschaft aus. Ein solches Verständnis dieser Wissenschaft ist jetzt unabdingbar, um die Praxis der Nationen und Völker für die jetzt unmittelbar vor uns liegenden Generationen zu gestalten.
Damit die Menschheit sich auf unserem Planeten entwickeln konnte, mußten zuvor bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Das Sonnensystem und seine Planeten mußten eine gewisse Entwicklung durchlaufen haben - von der Entwicklung des Systems pflanzlicher und tierischer Lebensformen bis hin zu dem Stadium, wo der Mensch als Erkenntniswesen den Planeten so vorfinden konnte, daß er für die geistige Lebensform unserer Gattung bereit war. So existierten beispielsweise die Vorbedingungen für das erste Auftauchen und die Entwicklung der menschlichen Gattung aus dem "primitiven Urzustand" erst dann, als lebende Prozesse die Ozeane und die sauerstoffhaltige Atmosphäre an der Oberfläche unseres Planeten geschaffen hatten und nachdem die Säugetiere entstanden waren.
Aus praktischen Gründen richten wir unsere Aufmerksamkeit nun vor allem auf die bekannten Bedingungen und Vorbedingungen der Systeme menschlicher Aktivität seit der Zeit, als vor ungefähr 20 000 Jahren die in vielen Phasen über hunderttausende von Jahren entstandene Vereisung auf der nördlichen Halbkugel abschmolz - besonders auf den Zeitraum seit dem Beginn der uns bekannten Zivilisationsgeschichte vor über 10 000 Jahren. Die allgemeine Einsicht in die ableitbaren Prinzipien der physikalischen Wirtschaftswissenschaft veranlaßt uns zu einer Beschäftigung mit den Folgen des Anstiegs des Meeresspiegels, der langen Wellen der Wüstenbildung in Nordafrika, Kleinasien usw. sowie der Veränderungen der sozialen Organisation und der Aktivitäten, die mit einem Anstieg der Lebenserwartung und des Lebensstandards unterschiedlicher Völker in unterschiedlichen Regionen einhergehen. Es geht also darum, die wechselseitige Beziehung der Menschheit zu ihrer Umgebung herauszuarbeiten.
Besonders auffällig an der Vorgeschichte/Geschichte dieser Entwicklungen ist die Tatsache, daß die verhältnismäßig entwickeltsten Kulturen, die wir in jener Frühzeit antreffen, Seefahrerkulturen waren, deren wichtigste Ableger als transozeanische bzw. küstenbesiedelnde Kulturen auftauchen, die sich dann auch flußaufwärts ausbreiteten. Erst mit dem Bau der Eisenbahnen im 19. Jahrhundert ging dies in die noch heute anhaltende Entwicklung der inländischen Gebiete abseits der großen Wasserstraßen über.
Man vergleiche das allgemeine Muster der vergangenen rund 10 000 Jahre mit der geschichtlichen Entwicklung der USA zur ersten transkontinentalen Nation der Welt, vom Atlantischen bis zum Pazifischem Ozean und von der kanadischen bis zur mexikanischen Grenze. Die Nation entstand als einheitliches Staatsgebiet erst durch die Wasserwege, dann durch die Eisenbahnen und später durch die Stromnetze. Ähnliche Entwicklungsmuster findet man in Europa.
Nur durch das Anheben des physischen und kulturellen Lebensstandards und des Ausbildungsniveaus der Jugend erreichten Europa und die Nationen Amerikas den Grad an Fortschritt, dessen sie sich erfreuten, bis sie seit etwa 1971-72 und ganz besonders seit 1977-82 mit wachsender Geschwindigkeit von allgemeinem Niedergang und Dekadenz ergriffen wurden. Seitdem ist der Zusammenbruch der US-Wirtschaft ebenso wie der parallele Niedergang von Organisationsgrad und Kultur in Europa vor allem verbunden mit einer Kombination aus Verschleiß durch Vernachlässigung grundlegender wirtschaftlicher Infrastruktur und sozialer Standards und dem Verzicht auf Weiterentwicklung von Produktion und Ausbildung durch technischen Fortschritt. Bezeichnend ist, wie in den letzten 40 Jahren in Europa, Nord- und Südamerika der früher vorherrschende effiziente produktive Entwicklungsstand des geistigen Potentials der Bevölkerung verschwunden ist. Die 1963 vom Pariser Büro der OSZE erstellte Bildungsstudie veranschaulicht den Trend der moralischen Degeneration in der Geistesentwicklung der europäischen Jugend.
Diese letzten 40 Jahre des Niedergangs der Nachkriegsgesellschaften Amerikas und Europas - angefangen besonders auffällig mit den Folgen der Ermordung von US-Präsident John F. Kennedy und dem Beginn des Kriegs der USA in Indochina - zeigen anschaulich, welche Bedeutung Entwicklung und Erhalt der "grundlegenden wirtschaftlichen Infrastruktur" für den Lebensstandard der Bevölkerung wie für die Produktivkraft pro Kopf und km2 Landfläche haben.
Man betrachte den Niedergang der Realwirtschaft der USA und der anderen Staaten Amerikas sowie Europas seit dem Abrutschen der Volkswirtschaften in eine Kombination aus einem inhärent inflationären Währungssystem freier Wechselkurse mit dem Schwenk der Volkswirtschaften zu "nachindustriellen Dienstleistungsgesellschaften" von 1971-81 (siehe dazu die Abbildungen im Anhang). Dieser Wandel geschah unter dem Einfluß eines langwelligen Prozesses des Abrückens von einer modernen Volkswirtschaft hin zu einer "Globalisierung", die nun schon bald eine Parodie der europäischen Gesellschaftsform im Mittelalter von etwa 1000 n.Chr. bis zum Absturz in ein "neues Finsteres Zeitalter" im 14. Jahrhundert ist.
Bis vor kurzem ließen sich einige der schlimmsten Auswüchse der "nachindustriellen" und "Globalisierungs"-Trends in der Politik von 1971-2004 vorübergehend kaschieren, weil die hauptsächlichen Kapitalinvestitionen in einer gut entwickelten, modernen Volkswirtschaft in den relativ langlebigen und zentralen Kapitalstock von Landwirtschaft, Industrie und grundlegender wirtschaftlichen Infrastruktur erfolgen. Diese Investitionen in Realkapital haben eine realwirtschaftliche Lebensdauer von ungefähr ein bis zwei Generationen von jeweils einem Vierteljahrhundert, oder noch länger. Typische Fälle langfristiger Kapitalinvestitionen, die durch Nichtgebrauch, Verschleiß oder fehlenden Ersatz über schon fast vier Jahrzehnte dahinschwinden, sind der öffentliche Verkehr, Stromerzeugung und -verteilung, das Gesundheits- und Bildungswesen, Wasserwirtschaft, die unabhängige Landwirtschaft, städtische Infrastruktur und allgemein das Niveau der Methoden und Inhalte der Bildung. Nahezu 40 Jahre gewohnheitsmäßig sorgloser bis böswilliger Vernachlässigung, Mißbrauch und schlicht Verschwendung haben insbesondere die Staaten Nord- und Südamerikas und Europas verkommen lassen.
Jahrzehntelang haben sich die närrischen Amerikaner vorgemacht, der Wandel von einer produzierenden Wirtschaft zu einer sog. "Dienstleistungsgesellschaft" sei zulässig, ja sogar erstrebenswert. Nun brechen Vergeudung und Ruin von nahezu 40 Jahren über uns herein, u.a. in Form von Überalterung oder sogar schon Zusammenbruch früher existierenden Realkapitals - die Frucht der Torheit von fast zwei ganzen Generationen. Wenn wir überleben wollen, müssen wir uns darauf vorbereiten, den Preis des Überlebens zu bezahlen; wir müssen wieder ein auf wissenschaftlich-technischen Fortschritt ausgerichtetes Land werden, das offensiv grundlegende Infrastruktur, moderne unabhängige Landwirtschaft und durch Wissenschaft vorangetriebenen Industrie aufbaut. Wir müssen das große Heer der Arbeitslosen verkleinern, indem wir sie dem ersten Arbeitsmarkt zuführen, wir müssen die notwendige grundlegende wirtschaftliche Infrastruktur, die wir zerstört haben oder verkommen ließen, wiederaufbauen, und wir müssen uns nationale Aufgaben zur Entwicklung von Produkten stellen, die unseren eigenen Bedürfnissen wie auch den besonderen Erfordernissen einer wachsenden und sich entwickelnden Welt dienen.
Was im wesentlichen dabei neu ist, ist das, was ich weiter oben schon betont habe - daß wir noch über die beste realwirtschaftliche Praxis der amerikanischen Geschichte vor 1968 hinausgehen müssen, indem wir das Konzept der grundsätzlichen wirtschaftlichen Infrastruktur erweitern und die langfristige Kapitalbildung durch "Terraforming" mit einschließen. Wie sich aus dem erwähnten Werk Wernadskijs ergibt, können wir nicht länger einfach die Bestände der Biosphäre and Noosphäre aufbrauchen, bis diese natürlichen Rohstoffe endgültig erschöpft sind; wir müssen zunehmend die Verantwortung dafür übernehmen, nicht nur den Planeten so wiederherzustellen, daß das Potential der früher vorhandenen Lager an sog. natürlichen Rohstoffen erneuert wird - wir dürfen uns nicht damit begnügen, die Ressourcen wieder aufzufüllen - , wir müssen das, was die Natur der Menschheit zur Verfügung gestellt hatte, noch weiter verbessern.
Der Investitionsfreibetrag, der in den USA unter Präsident John F. Kennedy eingeführt wurde, ist ein Beispiel dafür, wie sich das Amerikanische System der Volkswirtschaft von den europäischen Modellen des anglo-holländischen liberalen Systems, wo Zentralbankiers über Nationen herrschen, auf lange Sicht unterscheidet.
Das Prinzip des "üblichen" Investitionsfreibetrags ist, daß derjenige Unternehmer, der Gewinne in Kapitalverbesserungen für höhere Produktqualität und zusätzliches Realkapital reinvestiert, eine freundlichere Behandlung vom Finanzamt verdient hat als der Investor, der entweder seinen Gewinn in "ausschweifendem Konsum" verpraßt oder dessen Aktionäre ihren Gewinnanteil abschöpfen und für leichtsinnige Ausgaben oder irgendwelche Spekulationsgeschäfte vergeuden. In unserem Amerikanischen System - seit Benjamin Franklin und Alexander Hamilton - ermutigen wir in den USA unsere Bürger und Unternehmer, ihre Ersparnisse so zu verwenden, daß sie damit die Menge und die Qualität des Investitionskapitals für realwirtschaftlichen Aufbau und Produktivität unserer Volkswirtschaft als ganzer steigern.
So haben wir unter dem Amerikanischen System zu unseren besten Zeiten immer die Macht des Gesetzes eingesetzt - das der Besteuerung eingeschlossen - , um dafür zu sorgen, daß man verhältnismäßig im Vorteil ist, wenn man tut, was dem Gemeinwohl der jetzigen und zukünftigen Gesellschaft als ganzer nützt.
Die gegenteilige Meinung, die mit der fanatischen Tollheit des Lockeschen und vergleichbaren "Shareholder Value" verknüpft ist, besagt, gesund soll nur der sein, der dafür bezahlen kann - eine Politik, die bei ansteckenden Krankheiten und öffentlicher Hygiene mehr als Dummheit ist. Wenn der Gesetzgeber und die leitenden Beamten nicht gerade dieser törichten Lockeschen Einstellung folgen, unterteilt man in unserer Regierungsform die Gesamtwirtschaft im allgemeinen in den Bereich von öffentlicher Infrastruktur und Gemeinwohl in der Zuständigkeit der Regierung über die öffentliche Verwaltung einerseits und in den Bereich der Privatinitiative innerhalb des von der öffentlichen Verwaltung bestimmten größeren Umfeldes andererseits.
Nehmen wir als Beispiel die Immobilienblase in Loudoun County, Virginia, nahe Washington. Der Landkreis Loudoun ist eine Art "Ground-Zero"-Angriffsziel der größten Immobilienblase der modernen Geschichte. Diese Blase, deren Zentrum in den hypothekenfinanzierten Anleihemärkten liegt, ist verwoben mit dem nationalen und weltweiten Finanznetz der Hypothekenrückversicherer Fannie Mae und Freddie Mac. Sie konzentriert sich besonders in einigen Ländern, USA, England, Spanien u.a. Aber der schwächste, überdehnteste Teil der weltweiten Blase ist Loudoun County. Und sie wird bald platzen, wenn nicht regulierende Maßnahmen ergriffen werden, um das wachsende Explosionspotential dieser Blase unter die Kontrolle der Regierung zu bringen.
Denken wir jetzt aber nicht an die "Megatonnen" Sprengkraft dieser finanziellen Blase, sondern daran, wie sie entstanden ist. Man vergleiche die Entwicklung dieser Blase in den ausgedehnten Vororten Washingtons über etwa 35 Jahre mit dem gleichzeitigen Bevölkerungsschwund in der ehemals führenden Industrieregion der USA vom Westen der Staaten New York und Pennsylvania bis nach Michigan, Ohio und Indiana.
Es begann mit dem Nationalen Sicherheitsberater Zbigniew Brzezinski und seinem Programm von der Trilateralen Kommission zur "kontrollierten Auflösung" der US-Wirtschaft. Mit der Verwüstung, die die Deregulierung unter Brzezinskis Führung anrichtete, begann der allgemeine landesweite Verfall, der bis zu dem Mega-Sprengsatz der Immobilienblasen in Gebieten starker Bevölkerungszunahme wie Loudoun County heute führte.
Beispielsweise brachen durch die Deregulierung des Frachtguttransports über Schiene, Straße und per Flugzeug Fluggesellschaften und Eisenbahnen zusammen, und es kam zu dem mörderischen Wettbewerb beim Frachttransport auf den Autobahnen. Die Landwirtschafts- und Industriegebiete außerhalb der großen Wirtschaftszentren, z.B. in Michigan, dem Staat New York, Pennsylvania, Ohio usw. wurden vom gleichwertigen Zugang zur Frachtversorgung abgeschnitten. Genauso wurde die vorher vorhandene Bevölkerungsverteilung und Streuung der Wirtschaftsaktivitäten über die Gesamtfläche der Bundesstaaten und Regionen untergraben. Regelrechte Geisterstädte, wie es nun sogar Detroit zu werden droht, sind das Resultat, wenn die Menschen aus diesen Gebieten in den Wahnsinn der Staus und der Spekulation der Vorstädte ziehen, wie sie etwa rund um die Bundeshauptstadt aus dem Boden sprießen.
Die Nation zerfällt als Folge des Verfalls des Eisenbahnnetzes (Fig. 2) und des transkontinentalen Luftfrachtsystems. Unter den gegenwärtigen Entwicklungstrends kann der Bürger nicht mehr in einem Teil des Landes einen Zug oder ein Flugzeug besteigen und darauf vertrauen, daß er zuverlässig an einen entsprechenden anderen Ort des nationalen Territoriums gebracht wird. Man könnte meinen, wir seien von einem fremden Eroberer systematisch zerstört worden!
Das Merkmal, das dieser gesamten Entwicklung der letzten nahezu 30 Jahre seit 1977 gemeinsam ist, ist der Wandel von einer Produktionsgesellschaft zu einer "Dienstleistungswirtschaft". Die damit einhergehende Veränderung der Beschäftigungsstruktur führte quer durch das ganze Land zu einem Einbruch der durchschnittlichen Familieneinkommen und damit verbunden einem Einbruch des Steueraufkommens - pro Kopf und pro Quadratkilometer - des Bundes und der örtlichen Gemeinden und Regionen.
Zwei aufeinanderfolgende Regierungen, die von Nixon und besonders die Regierung Carter unter Federführung des Trilateralen Brzezinski, richteten zwischen 1968 und 1981 in den USA größeren Schaden an als alles, was man seit der Regierung Hoover erlebt hatte. Höchst erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, daß das von Kennedy auf den Weg gebrachte bemannte Mondlandeprogramm den größten Anstieg des Produktivitätspotentials in der ganzen Nachkriegszeit auslöste, so daß von jedem investierten Dollar ungefähr zehn Dollar in die Wirtschaft zurückflossen. Wären der Vietnamkrieg und, noch wichtiger, die Politik von Nixon und der Trilateralen Kommission nicht dazwischengekommen, dann hätte Kennedys Raumfahrtprogramm den größten Sprung an Produktivität und Wohlstand auslösen können, den die Welt je erlebt hat.
Was uns ruiniert, ist bis heute vor allem der verheerende Einfluß der zerstörerischen Politik der Regierungen von Nixon und der Trilateralen Kommission. Die Politik von Beratern wie Arthur Burns, George Shultz und Henry Kissinger, die in den Jahren 1971 und 1972 das Weltwährungssystem zerstörte, waren die Richtschnur für die Deregulierung, die den realwirtschaftlichen Zusammenbruch der Volkswirtschaften Europas und der Amerikas zur Folge hatte. Die Deregulierung, die als "kontrollierte Desintegration der Wirtschaft" während Kissingers Amtszeit als Nationalem Sicherheitsberater eingeführt wurde, hat die amerikanische Volkswirtschaft zugrundegerichtet.
Als Folge dieses radikalen politischen Kurswechsels von 1969-81, der sich seit der irrwitzigen weltweiten Aufblähung des Finanzderivathandels unter dem Federal-Reserve-Vorsitz von Alan Greenspan noch verschlimmerte, ist das Bankenwesen in Nord- und Südamerika, Europa und darüber hinaus in seiner derzeitigen Arbeitsweise hoffnungslos bankrott. Ohne Maßnahmen wie ein Eingreifen der US-Regierung, um das bankrotte Federal-Reserve-System zur Reorganisation unter Konkursverwaltung zu stellen, gibt es für die heutige Finanzkrise keinerlei Lösung.
Ein kettenreaktionsartiger Kollaps im Bankensystem ist nicht tolerierbar. Die Banken müssen geöffnet bleiben, und die üblichen Geschäfte müssen mit einem Minimum an Unannehmlichkeiten für die Konteninhaber und anderen Kunden ausgeführt werden. Die Reorganisation unter Aufsicht der Regierung wird eine beträchtliche Zeit in Anspruch nehmen, und solange muß die Federal Reserve praktisch wie eine Nationalbank nach den Prinzipien Alexander Hamiltons arbeiten. Ein System wirksamer Regulierungen muß her, auf dessen Grundlage dann die Investitionen in die grundlegende wirtschaftlichen Infrastruktur enorm auszuweiten sind, um die Gesamtwirtschaft wieder in die Gewinnzone zu bringen.
Dies könnte Erfolg haben, unter der Voraussetzung, daß wir zu einem vernünftigen Abbild des Regulierungssystems zurückkehren, das bei den Maßnahmen für den großen Wiederaufbau während der Regierungszeit Präsident Franklin Roosevelts eingesetzt wurde. Wir müssen die Zerstörung des Systems zwischen 1969 und 1981 wieder rückgängig machen; eine Umkehrung der systematischen politischen Veränderungen unter Nixon, George Shultz, Henry Kissinger und Zbigniew Brzezinskis Trilateraler Kommission wäre ein Anfang, zu dem andere notwendige Maßnahmen hinzukommen können.
Die Herausforderung wird klarer, wenn wir uns die Stellung der USA in der Weltwirtschaft anschauen.
Gegenwärtig sind die Vereinigten Staaten - unter der Voraussetzung, daß sie schnell wieder zu Verstand kommen - die einzige Nation, die es in der Hand hätte, der Welt einen Ausweg aus der unmittelbaren Gefahr zu verschaffen, die noch viel schlimmer ist als eine Weltwirtschaftsdepression. Ohne bestimmte Veränderungen ist eine vollkommene Zusammenbruchskrise der Weltordnung unvermeidlich. Mit angemessenen Änderungen der internationalen Wirtschaftsbeziehungen u.ä., die sich im wesentlichen an F.D. Roosevelts Maßnahmen orientieren müßten, könnte es gelingen, dem Chaos zu entfliehen und eine dauerhafte Erholung in Gang zu setzen.
Dieser weltweite Aufschwung würde in seinen Grundzügen den Vorstellungen Franklin Roosevelts von einem Internationalen Währungsfonds folgen, und nicht dem Zentralbankenmodell von John Maynard Keynes. Er gäbe langfristige Vertragsvereinbarungen mit Laufzeiten über ein Viertel- bis halbes Jahrhundert für die Bereitstellung von internationalem Kredit für ausgewählte realwirtschaftliche Projekte mit einer jährlichen Verzinsung in der Größenordnung von 1-2%. Diese Vereinbarungen zwischen souveränen Staaten würden die Rückkehr zu einem Währungssystem mit festen Wechselkursen voraussetzen. Der Schwerpunkt solcher Vereinbarungen läge auf der Entwicklung Eurasiens, wozu man sich der technischen Unterstützung Europas und der USA bediente, und ähnliche Nord-Süd-Abmachungen gäbe es auf dem amerikanischen Kontinent. Unter der Voraussetzung, daß diese Investitionen im wesentlichen auf Projekte mit hohem technologischem Zuwachs für den infrastrukturellen, landwirtschaftlichen und industriellen Fortschritt ausgerichtet sind, hätte die für diesen Zweck eingegangene zusätzliche langfristige Verschuldung eine gesunde Grundlage, ähnlich wie sich Amerikas Wiederaufbaupolitik im kriegszerstörten Europa in den ersten beiden Nachkriegsjahrzehnten bewährt hat.
Dies wäre praktisch das Aus für die gegenwärtige, ruinöse globale Macht der weltweiten Kabalen synarchistischer Finanzinteressen. Die Welt würde zur normalen, regulierten Bankenpraxis zurückkehren; an die Stelle der Zentralbanken träten Nationalbanken der Art, gegen die US-Finanzminister Alexander Hamilton keine Einwände gehabt hätte.11
Das Wirtschaftssystem, um das es hier geht, ist nichts anderes als die Anwendung des ursprünglichen Amerikanischen Systems der politischen Ökonomie auf die heutigen Umstände: die Partnerschaft der Regierung eines souveränen Nationalstaats mit der Initiative des privaten Unternehmers, wobei jeder Partner seine eigenen, spezifischen Fähigkeiten einbringt, um jeder auf seine Weise wissenschaftliche und verwandte Entdeckungen in die Praxis umzusetzen. Dazu müssen wir Systeme von Regulierungen bereitstellen, unter denen nicht die Spekulation, sondern die menschliche Kreativität in der klassischen pythagoräischen Tradition - dem wesentlichsten Ausdruck politischer Freiheit in der Menschheitsgeschichte - die Freiheit erhält, das Schicksal der Nationen und ihrer Bürger zu bestimmen.
In den letzten Jahren habe ich die Entwicklung computerunterstützter Datenanimationen als zeitgemäßes Mittel in Auftrag gegeben, um verständlich zu machen und zu korrigieren, wie sich die US-Wirtschaft im Laufe der letzten 40 Jahre seit dem Beginn des Koreakrieges selbst zerstört hat. Wir haben die Zeit davor in die Vergleiche einbezogen, um klar herauszuarbeiten, welche qualitativen Phasenwechsel während der radikalen Veränderungen der offiziellen US-Politik während der Präsidentschaften des Zeitraums von 1969 bis 1981 stattgefunden haben.
Um eine Grundstruktur für diese Studien zu schaffen, haben wir uns sämtliche Landkreise aller amerikanischen Bundesstaaten angeschaut. Wir benutzten allgemein zugängliche Daten aus öffentlichen oder vergleichbaren Aufzeichnungen für jedes Jahr; Daten, die ausreichen sollten, einen sich von Jahr zu Jahr vollziehenden Veränderungstrend für alle Landkreise in physikalischen Parametern darzustellen. Und obwohl manchmal Finanzdaten verwendet wurden, um die häufig widersprüchliche Beziehung zwischen finanziellen Trends und realen, physischen Veränderungen aufzuzeigen, bezog sich die Herangehensweise stets im wesentlichen auf realwirtschaftliche und damit verbundene Überlegungen, nicht auf finanzielle Statistiken (Fig. 3).
Zu diesem Zweck verwandten wir Animationen nach dem Vorbild der Zeitrafferfotografie, wie man sie bei der Erforschung lebender Prozesse verwendet.
Bei den heutigen Computergeschwindigkeiten und funktionellen Digitalspeichern läßt sich schon mit gegenwärtig gebräuchlichen Laptop-Modellen viel Unverzichtbares beitragen, um aufzudecken, daß die allgemein akzeptierte Meinung darüber, was in der Wirtschaft in den letzten 40 Jahren im Vergleich zu den ersten beiden unmittelbaren Nachkriegsjahrzehnten passiert ist, in Wirklichkeit völlig falsch sind. Allerdings vermieden wir bei diesen Studien den manchmal katastrophalen Fehler, der bei Versuchen, Computermodelle für Wirtschaftsprozesse auf der Grundlage aprioristischer mathematischer Modelle zu entwickeln, oft auftritt. Ich vermied den gewöhnlichen Fehler bei der Erstellung von Wirtschaftsmodellen, als ich dieses Computerprogramm zur bewegten Darstellung realwirtschaftlicher Prozesse in Gang setzte, indem ich Johannes Keplers Methode bei der Entdeckung des Prinzips der universellen Schwerkraft als Vorbild nahm.
Die wichtigste Darstellung solcher Datenserien ist diejenige, welche ein gemeinsames transzendental-funktionelles Muster zeigt, so wie Johannes Kepler dies bei seiner akribisch korrigierten Version der von Tycho Brahe hinterlassenen Datenbestände des Umlaufs von Erde und Mars um die Sonne demonstriert hat. Solchen Beziehungsmustern zwischen historischen Daten kommt, sofern die Fakten diese belegen, besondere Bedeutung zu. Sie offenbaren das Vorhandensein eines transzendentalen Wirkprinzips. Bedeutsam sind solche Muster, die bei der Kombination der wirkenden Prinzipien hinter den realen "wirtschaftlichen "Umlaufbahnen Veränderungen zum Guten oder Schlechten zeigen. Solche "nichtlinearen" Muster stellen, falls und wenn sie auftreten, die wichtigsten zu untersuchenden Fälle dar.
Ich erkläre nun den entscheidenden Punkt bei der Wahl dieser Methode zur Entwicklung von Computeranimationen. Keplers Methode entspricht ebenso wie die hier von mir verwandte dem Ziel von Bernhard Riemanns, eine mathematische Physik der Hypergeometrien zu entwickeln, in der a-priori-Annahmen wie die der Euklidischen Geometrie oder kartesischen Mathematik unzulässig sind. Bei dieser Herangehensweise lassen wir uns von der Natur über die entsprechenden universellen Prinzipien belehren, statt wie Euklid zu versuchen, im voraus eine ganze Serie von künstlichen Definitionen, Axiomen und Postulaten einzuführen.
Bei der kompetenten Zeitrafferfotografie in der Biologie lassen wir den lebenden Vorgang selbst den charakteristischen Ausdruck seines Verhaltens offenbaren, so wie Kepler das Sonnensystem jenes universelle Naturprinzip offenbaren ließ, das wir universelle Gravitation nennen. Wenn wir entsprechend bei realen Wirtschaftsprozessen ausreichend viele der offensichtlichen Faktoren angemessen berücksichtigen, so wie Kepler es mit den periodisch auftretenden Konstellationen von Mars, Erde und Sonne tat, dann werden uns die derart im bewegten Ablauf dargestellten Daten zeigen, wie sich dieser komplexe Prozeß verhält. Und hoffentlich werden sie uns erkennen helfen, welche gesetzmäßigen Eigenschaften das Zusammenwirken vieler der wesentlichen Kombinationen von nichtlebenden, lebenden und menschlichen Geistesprozessen im Rahmen eines gesellschaftlichen Prozesses mit realwirtschaftlichen Eigenschaften bestimmen.
Da wie gesagt die Rolle der Lebensdauerzyklen von Realkapital, gemessen in Generationen, das bestimmende Merkmal einer modernen Volkswirtschaft ist, erfordern aussagekräftige Darstellungen über den Ablauf von Wirtschaftsprozessen Animationen mit Zeitspannen zwischen 25 und 50 Jahren, also zwei heutigen Generationen. Wie ich schon betont habe, beträgt die "Lebenserwartung" langfristiger, notwendiger Kapitalinvestitionen - wie solchen in die grundlegende wirtschaftliche Infrastruktur, für die die Regierung zuständig ist - in einer modernen Volkswirtschaft nicht weniger als ein bis zwei Generationen. Im übrigen sollte das Studium des Zeitraums von 1925 bis 2005, vom Weg in die Hoover-Depression über den Aufschwung unter Roosevelt, die zwei Jahrzehnte kontinuierlichen Wachstums des Pro-Kopf-Vermögens in der Nachkriegszeit bis hin zum langen Abstieg etwa seit Beginn des Vietnamkriegs, die Grundlage jedes vernünftigen Universitätsprogramms für Wirtschaftswissenschaft darstellen. Man würde Resultate betonen, die sich physikalisch messen lassen, diese aber mit den jeweiligen politischen Entscheidungen, die unter dem meist entgegengesetzten Einfluß rein monetären Denkens fielen, vergleichen.
Ähnlich gelangen wir, wenn wir - angefangen mit ersten Anhaltspunkten im Werk Louis Pasteurs - die Belege für Unterschiede zwischen Biosphäre und Noosphäre betrachten, zu dem Punkt, daß das Verhalten von nichtlebenden, lebenden und Erkenntnisprozessen jeweils verschieden ist, wie dies Wernadskij ab 1935 systematisch gezeigt hat. Wernadskij und seine Mitarbeiter ließen die materiellen Fakten für sich selbst sprechen und das charakteristische Verhalten des betreffenden Vorgangs im Unterschied zu anderen Verhaltensmustern in qualitativ andersgearteten Vorgängen offenlegen. So weisen nichtlebende, nur lebende und kognitive Prozesse jeweils ihr eigenes charakteristisches Verhalten auf.
Die Beweise für das Vorhandensein solcher Unterschiede in diesen animierten Grafiken enthüllen noch nicht die Prinzipien, die diesen zugrundeliegen. Nur die Erkenntnisprozesse des menschlichen Geistes sind fähig, das universelle Naturprinzip, das für die klar erkennbaren Unterschiede im Verhalten verantwortlich ist, zu entdecken und zu meistern. Genau hierin liegt das Verdienst der von uns eingeführten Herangehensweise mit statistischen Animationen der Realwirtschaft: Die Fakten, die man als Animation verarbeitet, sollen den souveränen Geist des einzelnen herausfordern, zu entdecken, welches Prinzip für den qualitativen Unterschied zwischen den verschiedenen Vorgängen verantwortlich ist.
Ein Beispiel: Wie kann man bei bestimmten Fußabdrücken herausfinden, ob die Spur von einem Tier oder einem Menschen stammt? Welche Art von Experiment wäre notwendig, um sicherzugehen, daß die Spur tatsächlich nur von einem menschlichen Geist herstammen kann? Wie können uns beispielsweise ganz bestimmte Arten von Spur zeigen, daß man hier auf das Verhalten eines vernunftbegabten Wesens, eines Menschen schließen muß, und nicht auf eine nichtkognitive Gattung, wie einen Menschenaffen? Im letzteren Fall wäre die Art der Anomalien, nach denen man suchen müßte, in vieler Hinsicht ziemlich offensichtlich.
Die Beschäftigung mit unterschiedlichen Gesellschaftsordnungen, kulturellen Entwicklungsstadien usw. ist entscheidend für ein tieferes Verständnis der Gesellschaft und ihrer Entwicklung.
Dies eröffnet uns einen einfachen Zugang dazu, über die politische Gestaltung der realwirtschaftlichen Praxis einer Zivilisation und die Eigenschaften ihrer Kultur nachzudenken. Computeranimationen, die dabei helfen, in den solchermaßen wiedergegebenen Daten ausgedrückte Anomalien aufzudecken, sollten die gewöhnlichen Statistiken und besonders die einfachen Finanzstatistiken ersetzen, wenn es darum geht, zu zeigen, wie die politischen Entscheidungen von heute das Los für die Zukunft bestimmen.
Der Schlüssel zu allem, was damit angedeutet ist, ist die einzigartige Bedeutung der menschlichen Vernunft, wie sie bei der Entdeckung eines universellen Naturprinzips zu Tage tritt. Hier liegt der Gegensatz zwischen einer Gesellschaft, die unter dem Einfluß technikfeindlicher Nullwachstumsideen über eine Generation oder länger hinweg umgepolt wird, und einer Gesellschaft mit einer Grundeinstellung, wie sie sich in Kennedys Plan für eine bemannte Mondlandung ausdrückte. Ob wir uns von der heranstürmenden weltweiten Wirtschaftskatastrophe erholen können, hängt davon ab, daß wir den Unterschied zwischen diesen beiden wirtschaftspolitischen Grundeinstellungen verstehen. Es hängt auch davon ab, daß man den maßgeblichen Kreisen in der Gesellschaft wie auch der breiten Bevölkerung klarmacht, welches gewohnheitsmäßige Verhalten bei der Entscheidungsfindung während der letzten vier Jahrzehnte den drohenden tödlichen Absturz der US-Wirtschaft verursacht hat und welches Verhalten auf der anderen Seite zum Aufschwung und zu notwendigem Fortschritt geführt hat. Solche auf Animationen basierte Studien sollen ein qualitativ neues erzieherisches Instrumentarium liefern, mit dem die Politik unserer Nation und der übrigen Welt gestaltet werden kann.
Anmerkungen
* Anm. des Übersetzers: Das englische Original The Price Is Never Right!, wörtlich "Der Preis hat nie recht!", ist ein Wortspiel mit dem Titel der Fernsehsendung The Price is Right, in Deutschland Der Preis ist heiß.
3. Der neuzeitliche souveräne Nationalstaat, wie er in Platons Staat und im Werk Dante Alighieris vorgedacht wurde, wurde zum ersten Mal unter dem Einfluß der europäischen Renaissance des 15. Jahrhunderts verwirklicht; dabei spielten vor allem die Werke von Nikolaus von Cusa Concordantia Catholica und De Docta Ignorantia eine maßgebende Rolle; die ersten wahren modernen Nationalstaaten entstanden als sog. Commonwealth oder "Gemeinwohlgesellschaften" unter Ludwig XI. in Frankreich und Heinrich VII. in England.
4. Siehe Lyndon LaRouche, "Vernadsky and Dirichlet's Principle", EIR, 3.6.2005 sowie "LaRouche Dialogue with Youth: The Principle of 'Power'," EIR, 23.12.2005 (dt. Übers. in Vorbereitung).
5. Ibid.
6. Karl Marx kannte das Amerikanische System der politischen Ökonomie, vor allem das Werk von Friedrich List und Henry Carey, aber er wurde immer wieder von Friedrich Engels dazu getrieben, das Amerikanische System auf ziemlich grobe Art anzugreifen und so zu tun, als sei das britische System praktisch die einzige "wissenschaftliche" Grundlage volkswirtschaftlichen Denkens.
7. Zum Beispiel erklärt Karl Marx im 1. Band seines Kapitals, er lasse die Bedeutung der technologischen Zusammensetzung des Kapitals außer acht. Die Preis- und Werttheorien, die dabei herauskamen, daß Marx sich von der entsprechenden falschen Grundannahme der britischen Haileybury-Schule irreleiten ließ, liefern einen Schlüssel zum Verständnis der langwelligen Zusammenbruchstendenzen des sowjetischen Systems. Dieses paßte sich seit Chruschtschow den ideologischen Trends an, die von Orten wie der Cambridge Schule um die Jünger Bertrand Russells ausstrahlte. Nur in der Rüstung und verwandten naturwissenschaftlichen Bereichen mißachtete das sowjetische System diese naive Sicht, wonach der lächerliche Adam Smith als wissenschaftlicher Geist galt.
8. In der Musik verkörpert die klassische Tradition - von Pythagoras und der Florentiner Definition, Ausbildung und Verwendung der menschlichen Belcanto-Singstimme über das Erbe der Kontrapunktik J.S. Bachs, Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert, Mendelssohn, Schumann bis Verdi und Brahms - die antiromantische und antimodernistische Methode der Komposition und Interpretation, die den Maßstab für künstlerische Komposition in allen plastischen und nichtplastischen Künsten liefert. Der entscheidende Unterschied liegt in den Ideen, die genau wie universelle Naturprinzipien keine Objekte unmittelbarer Sinneswahrnehmung sind, die aber wie das von Johannes Kepler entdeckte Gravitationsgesetz das, was sich als transzendentale Anordnung von Wirkungen beobachten läßt, in eine Ordnung bringen - etwa wie Bachs kontrapunktische Methode in Chorwerken.
9. Lyndon LaRouche, "The Principle of 'Power'", EIR, 23.12.2005, passim.
10. Dieses Konzept eines durch sich selbst begrenzten Universums, selbstbegrenzt durch ein Prinzip der Kreativität, ist in naturwissenschaftlichen Begriffen faßbar, jedoch nur vom Standpunkt Riemanns und seines Dirichlet-Prinzips. Siehe LaRouche, "Das Prinzip der Kraft", passim.
11. Man muß unterstreichen, daß Präsident Andrew Jackson sein Amt als Marionette von Martin van Buren übernahm, dem Nachfolger und Zögling des Wallstreet-Bankiers Aaron Burr (einem Agenten von Jeremy Benthams britischem Foreign Office). Jackson vertrat im Wahlkampf van Burens populistische Politik, die Zweite Nationalbank der USA zu schließen und statt dessen van Burens "Landbank-Schwindel" zu betreiben. Die Folge war der Zusammenbruch der amerikanischen Wirtschaft in der Landbank-Panik von 1837, die Historiker mit der "John-Law-Blase" vergleichen. Der Widerstand gegen die amerikanische Nationalbankpolitik ging schon immer von europäischen Finanzkreisen aus und zielte darauf ab, die wirtschaftliche Entwicklung der USA einzudämmen, ja zu zerstören. So auch die Absicht in den 70er Jahren während der Präsidentschaft Nixons und der Politik Präsident Carters unter dem Einfluß Brzezinskis und der Trilateralen.
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