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Aus der Neuen Solidarität Nr. 14/2009 |
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Von Lyndon LaRouche
- Teil 1 -
Lyndon LaRouche hat in seinem Internetforum am 21. März einige der technischen Einzelheiten dargestellt, wie eine Konkursreorganisation des bankrotten Weltfinanzsystems durchgeführt werden muß. Dabei griff er einen wichtigen Diskussionsbeitrag des amerikanischen Ökonomen James Galbraith auf.
Ich werde einen sehr strukturierten Vortrag halten, denn wir stehen an einem Bruchpunkt der Weltgeschichte, an dem es entweder zu einem Zusammenbruch oder zu einem Aufschwung kommen kann. Es ist der Augenblick einer Entscheidung auf Leben und Tod.
Viele Menschen fragen mich: „Warum drücken Sie sich nicht etwas einfacher aus, damit wir es verstehen?“ Ich antworte: „Mein Freund, warum bleiben Sie dann nicht einfach sitzen und überlassen die Entscheidung anderen?“ Denn diese Dinge erfordern einiges an fachlicher Kompetenz. Es geht um fachliche Fragen zu dem jetzigen Zusammenbruch und zur Umstrukturierung für das weitere Überleben des monetär-finanziellen und realwirtschaftlichen Systems auf der ganzen Welt. Jeder, der qualifiziert ist und die Details und Probleme des Weltfinanz- und -wirtschaftssystems kennt, hat das Recht, sich zu äußern. Wer meint, das übersteige sein Verständnis und deshalb wolle er alles möglich einfach ausgedrückt haben, der sollte lieber den Mund halten und zuhören! Vielleicht kann er noch etwas dazulernen.
Deswegen werden wir uns nicht in die Richtung billiger populistischer Rhetorik drängen lassen. Die Sache ist todernst. Wenn die Vereinigten Staaten das Problem nicht lösen bzw. ihren Teil zur Lösung beitragen, werden wir in ein finsteres Zeitalter eintreten. Innerhalb kurzer Zeit werden dann nur noch etwa 20 Prozent der heutigen Weltbevölkerung am Leben sein. Das ist eine Frage auf Leben oder Tod für ganze Nationen und Völker.
Die Entscheidung liegt hauptsächlich bei den Vereinigten Staaten - bei einer amerikanischen Regierung, die noch immer nicht recht weiß, was zu tun ist, obgleich sie sich über die Schwere des Problems immer mehr einig ist. Es sind also gravierende Dinge, und ich werde mich präzise äußern. Ich werde mich auch, wo nötig, fachlich äußern. Wenn Sie etwas nicht verstehen, können wir es später in der Diskussionsrunde klären.
Als erstes möchte ich, um den Ton für die Diskussion zu setzen, eine wichtige neue Entwicklung würdigen - eine Schrift von James K. Galbraith, dem Sohn von John Kenneth Galbraith, der ein Berater Kennedys war. Andere würden die Dinge vielleicht ähnlich formulieren, wie er es in seinem jüngst veröffentlichten Aufsatz getan hat, aber niemand sonst hat den Mund aufgetan und sich öffentlich geäußert. Deswegen sind seine Fragen und meine Bemerkungen zu seinen Vorschlägen an dieser Stelle von größter Bedeutung.
Ich habe zehn eigene Anmerkungen zu seinem Aufsatz, der allgemein zugänglich ist, da er an verschiedenen Stellen veröffentlicht wurde.
1. Galbraith bemerkt über die Gruppe von Wirtschaftsberatern des Weißen Hauses: „Mängel in ihrem Programm können deshalb nicht Inkompetenz zur Last gelegt werden. Wenn es Mängel gibt, sind sie wahrscheinlich die Folge ihrer gemeinsamen beruflichen Hintergründe und Überzeugungen - kurz, der Begrenzungen ihrer Ideen.“
Dem stimme ich zu. Das ist absolut zutreffend. Die Leute, die diese Arbeiten leiten und die Entscheidungen fällen, sind kollektiv inkompetent, weil die Grundannahmen, von denen sie aufgrund ihrer früheren Erfahrung und Ausbildung ausgehen, nicht für eine Situation geeignet sind, die es nach ihrem bisherigen Wissen noch nie gegeben hat! Niemand auf diesem Planeten hat in seinem Leben und seiner Ausbildung Erfahrung mit einem Problem, wie wir es heute vor uns haben. Deswegen ist auch niemand kompetent, einen Lösungsvorschlag vorzulegen. Alle Lösungsvorschläge, die bisher offiziell vom Weißen Haus oder anderswoher aus Hinterzimmern gekommen sind, sind völlig inkompetent. Die gesamte Presseberichterstattung ist völlig inkompetent. Alle Äußerungen von Regierungen über die Wirtschaftslage sind völlig inkompetent. Das ist das Problem, mit dem wir es heute zu tun haben. Deswegen brauchen wir auch keine Aufpasser bei dieser Diskussion.
2. Galbraiths zweite Aussage lautet: „Die tiefste Überzeugung des Ökonomen von heute ist [zu unrecht], die Wirtschaft sei ein sich selbst stabilisierendes System.“
Richtig: Es gibt derzeit in der Weltwirtschaft oder in der amerikanischen Volkswirtschaft keine inhärente Stabilität oder stabilisierenden Faktor. Wir haben eine Situation erlebt, in der die Ereignisse gezeigt haben, daß niemand aus Erfahrung oder aus Fachwissen - Universitätsausbildung usw. - kompetent wäre, auch nur zu schildern, was das Problem ist. Deswegen kommen von den offiziellen Stellen auch keine guten Antworten.
3. Die dritte Äußerung, die ich kommentieren möchte, lautet: „Wenn also der Aufschwung nicht in die Gene des Systems eingebaut ist, wird die Prognose zu optimistisch und das darauf beruhende Konjunkturprogramm zu klein sein.“
Vollkommen richtig. Die Leute verstehen das nicht. Wir haben es mit einer weltweiten finanziellen Zusammenbruchskrise zu tun, die sich jetzt einem Wendepunkt nähert, an dem die Geldflut für die Rettungspakete eine Hyperinflation auszulösen droht, wie sie Deutschland 1923 erlebte. Wir befinden uns in einer Periode ähnlich wie im Frühjahr 1923 in Deutschland, als man nach dem Ersten Weltkrieg versucht hatte, mit inflationären Mitteln die Reichsmark zu retten, und sich eine hyperinflationäre Explosion anbahnte. Zwischen Frühjahr und Oktober/November 1923 brach die deutsche Wirtschaft in einer Hyperinflation auseinander. In den Vereinigten Staaten und auf der Welt insgesamt ist jetzt ein hiermit halbwegs vergleichbarer Punkt erreicht. Im heutigen internationalen Währungssystem, so wie es organisiert ist, gibt es keine Vorkehrungen, die einen allgemeinen Zerfall des gesamten Weltsystems verhindern könnten. Daraus entstünde ein völkermörderischer Kollaps der gesamten Welt, der dazu führen könnte, daß innerhalb einer Generation die Bevölkerungszahl von heute 6,5 Mrd. Menschen auf weniger als 2 Mrd. zurückginge. Das ist die Größenordnung dieser Krise.
4. Die vierte Äußerung: „Erstens ging das CBO [Haushaltsamt des US-Kongresses] davon aus, daß die jetzige Rezession nicht schlimmer sein werde als die von 1981-82, unsere tiefste Rezession nach dem Krieg. Zweitens erwartete das CBO eine Wende ab Ende dieses Jahres und eine Normalisierung etwa 2015, selbst falls der Kongreß gar nichts unternommen hätte.“
Das ist völliger Blödsinn, da hat er recht! Das ist die Lage. Doch warten wir, bis wir alle zehn Punkte in Auszügen beisammen haben.
5. Fünftens: „Das CBO-Modell stützt sich auf die Erfahrung der Zeit seit dem Krieg, und solche Modelle können keine Ergebnisse voraussagen, die schlimmer sind als das bisher erlebte. Wenn uns ein Abschwung schlimmer als 1982 droht, würden unsere Computer uns das nicht sagen; wir wären überrascht. Und wenn der Konjunkturrückgang anhalten sollte, würden die Computer uns das auch nicht sagen. Eingebacken in das CBO-Modell ist eine ,natürliche Arbeitslosenrate’ von 4,8%; das Modell führt die Wirtschaft auf diesen Wert zurück, egal was geschieht. In der realen Welt gibt es jedoch keinen Grund zu der Annahme, daß dies auch geschieht.“ [Hervorhebung hinzugefügt]
Galbraiths Aussage sollte hier vollkommen klar sein: Alle diese gescheiterten Wirtschaftsberater des Weißen Hauses begehen systematisch fatale Fehleinschätzungen. [Der Vorsitzende des Nationalen Wirtschaftsrats Lawrence] Summers sollte meiner Meinung nach entlassen werden. [Finanzminister] Geithner sollte seine Funktion auf seinem intellektuellen Niveau weiterführen dürfen und von dem Druck, dem er derzeit ausgesetzt ist, befreit werden. Er kann vielleicht für diesen Zweck in der Administration eine brauchbare Funktion ausüben. Aber Summers sollte in jedem Fall gehen - er ist zu nichts nutze. Auch ist er im Umgang mit Menschen inkompetent. Danach sollten wir mit einem Minimum an Umbesetzungen ein Maximum an Nutzen schaffen.
6. Sechstens, wieder Galbraith: „Dieses Vorgehen garantiert ein Ergebnis, das hinsichtlich der Meinungen der Fachleute ungefähr in der Mitte liegt. Die Methode wäre brauchbar, wenn die Fehler von Ökonomen unsystematisch wären. Aber das sind sie nicht. Ökonomen sind eine vorsichtige Zunft, und in einer extremen Situation ist die Mitte der fachlichen Meinung zwangsläufig immer falsch.“
Niemand hat heute noch Prinzipien oder Kompetenz. Man versucht, die Meinungen der Leute auszuloten, unter denen man sitzt, und den vermeintlichen Mittelpunkt davon zu finden, verhandelt dann hin und her und präsentiert einen Lösungsvorschlag, ob er funktioniert oder nicht. Dann sagt man, das sei das beste, was man tun könne.
7. Der siebente Auszug von Galbraith: „Das ursprüngliche Paket wurde beeinflußt vom Wunsch des neuen Teams, die Krise hinter sich zu lassen und zu den vertrauten Problemen ihres bisherigen Lebens zurückzukehren. Diese Schützlinge Robert Rubins, mehrere davon Veteranen von Rubins Hamilton-Projekt, hatten schon immer ein großes Vorurteil gegen Haushaltsdefizite und ‚Anspruchsprobleme’, wie sie das nennen. Das bedeutet im Washingtoner Sprachgebrauch die Kürzung von Renten und Medicare [staatliche Krankenversicherung] sowie die Öffnung neuer Märkte für Fondsmanager und Privatversicherer, alles versteckt hinter einer Flut von Budgetgeschwätz über ,langfristige Defizite’ und ,ungedeckte Belastungen’.“
Offensichtlich.
8. Achtens: „Das seltsamste an Geithners Programm“ - ich mache Geithner gar nicht für dieses Programm verantwortlich; es wurde ihm eingetrichtert - „ist, daß man so tut, als sei die Finanzkrise gar keine richtige Krise, d.h. keine integrierte, langfristige wirtschaftliche Bedrohung, sondern daß es nur zwei verwandte, aber vorübergehende Probleme seien, eines im Bankensektor, das andere bei der Beschäftigung.“
Anders gesagt, man denkt immer noch bloß ans „Ausbessern“. Man will tun, was man entweder an der Universität gelernt hat - was in der Regel bedeutet, daß man keine Ahnung hat - oder was man im Laufe seines Berufslebens gelernt hat.
Doch wir befinden uns in einer absolut beispiellosen Situation. Etwas wie die jetzige Krise hat es in der Erfahrung oder im Leben keines einzigen lebenden Menschen gegeben. Die letzte solche Krise in der europäischen Zivilisation ereignete sich im 14. Jahrhundert, man nannte es das „Neue finstere Zeitalter“. Wer nicht bereit ist, darüber nachzudenken, wie dieses finstere Zeitalter wegen der Lombard-Bankiers der damaligen Zeit entstand, der versteht die heutige Lage nicht. Die heutige Gefahr eines neuen finsteren Zeitalters entstand durch die gleichen Methoden, mit denen damals die Venezianer über die lombardischen Bankhäuser mit Wucheranleihen die Wirtschaft beherrschten. Die damaligen Wucheranleihen überstiegen alle Möglichkeiten, die so erzeugten Schulden jemals zurückzuzahlen - genauso wie der Versuch mit den Rettungspaketen heute. Als sich damals der englische König weigerte, die Anleihen weiter zu bedienen, weil er es sich nicht mehr leisten konnte, setzte eine Kettenreaktion ein. Den Anfang machte das Bankhaus Bardi in der italienischen Kleinstadt Lucca, und dieser Untergang riß weitere Banken und Geldanlagen in Frankreich, England und anderswo mit sich. In der Folge schrumpften die Bevölkerung Europas innerhalb einer Generation um ein Drittel, und die Zahl der Gemeinden in Europa um die Hälfte! In ganz Europa breitete sich damals der blanke Wahnsinn aus. Wir befinden uns heute in einer Situation wie dieser. Das ist die Gefahr.
Galbraith hat recht, und er wiederholt es in seinem Papier immer wieder: Die Lage übersteigt die Vorstellung und das Vorstellungsvermögen der maßgeblichen privaten und anderen Institutionen dieses Landes. Von niemandem kommen irgendwelche Vorschläge, niemand will überhaupt an Vorschläge denken, die außerhalb dieser Parameter liegen.
9. So auch neuntens: „Kurz gesagt, wenn wir uns in einem wirklichen Finanzkollaps befinden, sind unsere Modelle zu nichts nutze. Dann ist es angebracht, zurückzublicken, weiter über die Nachkriegsjahre hinaus bis auf die Erfahrung der Großen Depression. Das ist nur durch qualitative und historische Analysen möglich. Unsere neuzeitlichen numerischen Modelle“ - und statistischen Modelle - „erfassen einfach nicht den entscheidenden Aspekt der Krise - eben den Zusammenbruch des Finanzsystems.“
10. Die zehnte Aussage [über Roosevelts riesige staatliche Konjunktur- und Beschäftigungsprogramme] ist deswegen bedeutsam, weil sie eine Antwort auf das faschistische Wiedererwachen in den Vereinigten Staaten in Gestalt von Amity Shlaes ist. Amity Shlaes hat eine britische Ausbildung und steht den Leuten um das American Enterprise Institute nahe, eine der sogenannten rechten Denkfabriken, die weitgehend die Politik der US-Regierung formulierten und zwei Amtsperioden von Bush beherrschten - mit der des Vaters sogar drei (nicht gerechnet die beiden Vizepräsidentschaften von Bush senior in den achtziger Jahren).
Diese Leute sind Faschisten. Auch Shlaes’ Politik ist faschistisch, und sie lügt. Sie wurde in London zur Faschistin ausgebildet, und sie hat Verbindungen zu den Institutionen in den Vereinigten Staaten, die schon in den zwanziger und dreißiger Jahren faschistisch waren.
Das spielte sich folgendermaßen ab. 1890 begann ein politischer Niedergang, der zu den Weltkriegen führte, die wir seitdem erlebt haben. In jenem Jahr entließ der deutsche Kaiser seinen Kanzler Bismarck. Er tat dies auf Drängen des britischen Kronprinzen, der schon auf den späteren Ersten Weltkrieg hinarbeitete.
Man muß sich die zeitliche Abfolge dieser Ereignisse vergegenwärtigen, um ein Bild davon zu bekommen, womit wir es heute zu tun haben - wer die rechten, faschistischen Kreise in unserem Land sind, wie sie [Shlaes] und ähnliche, gegen die der Präsident kämpfen muß. Dazu gehört auch die Parlamentssprecherin Nancy Pelosi, was ein wirkliches Problem ist.
Was war also die Vorgeschichte? Nach Lincolns Präsidentschaft und der Hundertjahrfeier der USA 1876 waren die Briten entschlossen, den Einfluß der Vereinigten Staaten zu brechen, weil wir im Bürgerkrieg das Empire besiegt hatten. Es war das Britische Empire, das über seine Gewährsleute den Bürgerkrieg angezettelt hatte - und einige dieser Kreise existieren heute noch. Die Hundertjahrfeier 1876 markierte den Punkt, an dem der Ausbau des Eisenbahnnetzes und andere von der Regierung Lincoln in Gang gesetzte Entwicklungen zu greifen begannen. Die Vereinigten Staaten bildeten zum ersten Mal eine einheitliche Macht auf einem Staatsgebiet zwischen zwei Ozeanen und in Grenzen von Kanada bis Mexiko. Was unser Land einigte, war der Bau eines transkontinentalen Schienennetzes, ein Phänomen, das es bis dahin noch nirgendwo auf der Welt gegeben hatte. Im Zuge des Ausbaus der Infrastruktur, der unter Lincoln einsetzte, und der Mobilisierung für den Bürgerkrieg entwickelten sich die Vereinigten Staaten zu einer Großmacht, die auf ihrem eigenen Territorium nicht mehr besiegt werden konnte.
Zu der Hundertjahrfeier 1876 kamen Leute aus aller Welt, Vertreter führender Kreise aus Deutschland, Frankreich, Rußland usw. Es war eine Art Bestandsaufnahme der großen Revolution, die sich in dieser Zeit besonders im Zuge des Baus der Eisenbahn ereignet hatte.
Die transkontinentale Eisenbahn bedeutete eine Revolution für die Volkswirtschaft. Von den Anfängen der europäischen Zivilisation bis etwa 1876 wurde die Welt von Seemächten beherrscht, auch wirtschaftlich. Seemächte konnten leichter Handel treiben, der Landtransport auf den Kontinenten war schwieriger. Als die Vereinigten Staaten als Kontinentalstaat zwischen zwei Weltmeeren und der kanadischen und mexikanischen Grenze entstanden, wurde erstmals deutlich, was möglich ist, wenn die Vorherrschaft nicht mehr bei einer räuberischen Seemacht, sondern bei der Macht eines souveränen Landes liegt. Durch Eisenbahnen und andere Verkehrsnetze wurden ganze Kontinente für ihre eigene innere Entwicklung vereint. Das war eine große wirtschaftliche Revolution in der Geschichte der Menschheit.
Das britische Weltreich fühlte sich dadurch bedroht, weil das Empire ausschließlich auf Seemacht beruhte. Es war auch kein Imperium eines „Königs“ oder dergleichen, sondern es war die Schöpfung eines Konzerns, der Britischen Ostindiengesellschaft. Das war ein Firmenimperium, über das der englische König in diesem Jahrhundert wenig Macht hatte. Dieser Privatkonzern verkörperte den venezianischen Liberalismus, der von Paolo Sarpis Einfluß herstammte. Dieses Imperium hatte die Weltherrschaft an sich gerissen. Es hatte China fast völlig zerstört. Es hielt Indien besetzt.
Auch Afrika wurde sein Opfer, besonders nach 1898. Das sieht man noch heute in Darfur. In Darfur selbst gibt es eigentlich kein Problem. Das Problem besteht in zwei Stämmen, die zwischen Sudan und Tschad aufgeteilt sind. Als Lord Kitchener die Franzosen am Nil geschlagen hatte, waren die Briten mächtig genug, um zu bestimmen, daß dieses kleine Gebiet, das immer mehr zur Wüste wird, dem Darfur-Stamm und nicht dem Tschad-Stamm zufiele. Jedesmal, wenn es seither zu irgendwelchen Instabilitäten in der Region kommt, lebt dieser Konflikt zwischen den Stämmen, dem im Tschad und dem im Sudan, wieder auf. Das ist der Hintergrund der jetzigen Darfur-Krise, die von bestimmten Interessen international hochgespielt wird.
Kompetente Leute im diplomatischen Dienst, die diese Gegend kennen und dort gearbeitet haben, sagen, daß Baschir im Sudan keinen Völkermord begangen hat. Nur inkompetente Leute, die die Lage vor Ort nicht kennen, denken anders. Das ist typisch für das Britische Empire.
Doch zurück zu der Zeit um 1890. Die Briten verfolgten einen Plan, der sich an dem Modell des Siebenjährigen Kriegs orientierte. Damals hatte sich England eine relative Vormachtstellung gegenüber den übrigen europäischen Nationen gesichert, indem es zusammen mit Holland Kriege unter den anderen Großmächten Europas - Rußland, Preußen, Frankreich usw.- anzettelte. Daraus wurde der Siebenjährige Krieg, der sich von seiner Länge durchaus mit dem jüngsten Irakkrieg, der durch Tony Blairs Lügen zustandekam, vergleichen läßt. Der lange Krieg zerrüttete den europäischen Kontinent, doch 1763 schritten die Briten mit dem Pariser Frieden ein und übernahmen die Führung. Tatsächlich war es die Britische Ostindiengesellschaft, die die Macht übernahm. Sie sicherte sich die Macht über England und das Vereinigte Königreich und wurde zu einem Weltreich.
Dieser private Konzern agierte in der Folge unabhängig vom König und der Regierung Englands, indem er sich die Regierung einverleibte. Er plünderte Indien und verübte dort massenhaft Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Seit Ende des 18. Jahrhunderts organisierte er den internationalen Drogenhandel, mit dem China und andere Teile der Welt weitgehend zerstört wurden. Das heutige Drogenproblem, das von dem britischen Agenten George Soros fortgeführt wird, wurde vollständig von der britischen Monarchie und ihrem Vorläufer, der Britischen Ostindiengesellschaft, geschaffen. Das läuft bis heute weiter.
Doch die Vereinigten Staaten gewannen den Bürgerkrieg - gegen das Britische Empire. Wir haben nicht nur diesen Krieg gewonnen, wir erschufen die großartigste Nation in der Geschichte der Menschheit. 1876 strömten prominente Leute aus der gesamten Welt zu uns, um zu sehen, was die Vereinigten Staaten geleistet hatten. Frankreich tat es uns nach, indem es auf ähnlicher Grundlage ein Schienennetz aufbaute. Die deutsche Bagdad-Bahn, die Transsibirische Eisenbahn in Rußland, alle diese Projekte zielten darauf ab, die Binnenwirtschaften Eurasiens entsprechend diesem Modell miteinander zu integrieren.
Die Briten reagierten darauf mit dem Offensichtlichen, so wie sie bereits in den Napoleonischen Kriegen reagiert hatten: Sie wollten den eurasischen Kontinent mit Hilfe von Kriegen daran hindern, sich dem Empire zu widersetzen.
Nun wollten die Briten den größten Krieg aller Zeiten organisieren. Dabei stand ihnen etwas im Wege. Den Ausgangspunkt sollte ein Krieg zwischen Deutschland und Rußland bilden, aber der englische Kronprinz war der Onkel des deutschen Kaisers und des russischen Zaren. Der Prinz von Wales, der noch nicht König war, mußte also einen Krieg zwischen seinen Neffen organisieren. Der Plan war, einen Balkankrieg zu beginnen, in den der österreichische Kaiser die beiden hineinziehen würde. Daraus sollte sich ein neuer Siebenjähriger Krieg entwickeln, der ganz Europa zerstören und alle Pläne nach dem amerikanischen Vorbild durchkreuzen würde.
Bismarck hatte sich dem amerikanischen Modell verschrieben, er stand in Verbindung mit den Führern der Kreise des damals schon toten Abraham Lincoln. Bismarcks umfangreiche Reformen in Deutschland galten als unmittelbare Bedrohung für die Briten, denn es entstand eine neue Kontinentalmacht, an die das Britische Empire seine Macht verlieren könnte. Das legte es also darauf an, alle gegeneinander in einen Krieg zu verwickeln.
Bismarck war schlau. Er war wahrscheinlich einer der größten Staatsmänner seines Jahrhunderts. Als Kanzler schloß er hinter dem Rücken von Kaiser Wilhelm II. ein Geheimabkommen mit dem Zaren, worin sie übereinkamen, daß Deutschland nicht eingreifen würde, falls der dümmliche, greise Habsburgerkaiser von Österreich auf dem Balkan einen Krieg anzetteln sollte. Auf dieser Grundlage einigte sich der Zar mit Bismarck, daß auch Rußland keine Truppen entsenden würde, um in einem Balkankrieg einzugreifen.
Aber die Briten wollten unbedingt einen Balkankrieg, denn für sie war das genau das Mittel, um die europäische Entwicklung aufzuhalten. Sie wollten vor allem einen Krieg zwischen Rußland und Deutschland, an dem auch Frankreich beteiligt sein sollte. Ihr erster Schritt bestand darin, daß der englische Kronprinz, der Prinz von Wales, seinen Neffen drängte, Bismarck zu entlassen.
Das geschah 1890. Anschließend organisierten die Briten die Ermordung des französischen Präsidenten Sadi Carnot und die Dreyfus-Affäre. Außerdem verhandelte der Prinz von Wales persönlich mit dem japanischen Kaiser, sich mit dem britischen Empire zusammenzutun, um einen Krieg gegen China zu beginnen.
Daraus entstand die zweite Phase des Angriffs auf China. Die erste Attacke waren im wesentlichen die Opiumkriege gewesen. In dem neuen Krieg sollte China nun endgültig und für immer zerschlagen werden. Japan bemühte sich von 1894-95 an bis 1945 beständig, im Dienste der Briten China zu zerschlagen.
Dann kam es zu den Balkankriegen.
Inmitten all dessen ereignete sich noch etwas: Die Ermordung von US-Präsident McKinley im Auftrag europäischer, d.h. britischer Kreise brachte einen Konföderierten, Teddy Roosevelt, einen ekligen Verräter, an die Macht. Und nach kurzer Weile wird Woodrow Wilson ins Weiße Haus gebracht, dessen eigene Familie hinter dem Ku-Klux-Klan stand. Dieser Wilson organisierte vom Weißen Haus aus eine Wiederbelebung des Ku-Klux-Klans zu bisher nicht dagewesener Stärke. Es gab also in der amerikanischen Politik einen Wechsel von einem patriotischen Präsidenten, McKinley, zu einem Gespann britischer Agenten, verkörpert durch Teddy Roosevelt und Woodrow Wilson - sowie später auch Coolidge und Hoover.
Im Zuge dieses Prozesses entstanden nach dem Ersten Weltkrieg in Europa protofaschistische Bewegungen. In Amerika wurde die faschistische Bewegung unter den Präsidenten Coolidge, Hoover u.a. aufgebaut. Die American Liberty League war wie eine faschistische Bewegung organisiert. Man erinnere sich, daß diese Präsidenten und diese Kreise erst Mussolini und dann auch Hitler unterstützt hatten. Hitler wurde nur wenige Tage vor Franklin Roosevelts Amtseinführung nicht nur als Reichskanzler, sondern sogar als Diktator Deutschlands eingesetzt. Lange vorher hatte das amerikanische Finanzestablishment der Wall Street zusammen mit den Briten Mussolini in Italien aufgebaut. Auch der deutsche Faschismus wurde von London organisiert.
Somit drohte ein weiterer Siebenjähriger Krieg, ein noch größerer Krieg. Die damalige Bewegung in den Vereinigten Staaten, an die Amity Shlaes heute anknüpft - die Angriffe auf Präsident Obama aus der rechten Ecke kommen von diesen Kreisen -, waren genau diese Faschisten und Nazis während der dreißiger Jahre. Und sie sind es noch heute.
Ich weiß nicht, wie genau James Galbraith darüber unterrichtet ist. Aber ich und viele meiner Mitarbeiter wissen davon, denn wir haben in dieser Frage unserer Hausaufgaben gemacht. Wir haben die Dokumente und die Beweise. Das American Enterprise Institute ist ein Abklatsch einer Organisation, die in den dreißiger Jahren die Nazis unterstützte. Heute treffen wir eine ganze Reihe von Leuten, die den Nazismus, den Faschismus, oder wie man es nennen mag, wiederbeleben wollen. Das ist unser großes Problem. Das ist das Problem, vor dem Obama steht. Darum geht der Kampf!
Man sollte nicht vergessen, daß es der Großvater des letzten US-Präsidenten war, Prescott Bush, der das Geld überweisen ließ, mit dem Hitler in Deutschland an die Macht gebracht wurde. Die NSDAP war bankrott, und sie wurde von Prescott Bush, dem Großvater des jetzt ausgeschiedenen Präsidenten, finanziell gerettet. Vom Charakter her ist die gesamte Familie Bush - vom Großvater Prescott bis zu George I. und George II. - faschistisch. Das gleiche gilt für das, was sie in der Republikanischen Partei repräsentieren, sowie auch in der Demokratischen Partei, zu der sie auch Beziehungen haben.
Wenn wir also über diesen Punkt reden - den 10. Punkt, den ich herausgepickt habe: Roosevelt wurde angegriffen von einer faschistischen, nazifreundlichen Bewegung innerhalb der Vereinigten Staaten namens American Liberty League. Und es gab verschiedene solche Organisationen; eine davon ist das American Enterprise Institute!
Aber nach Pearl Harbor war der Nazismus in den Vereinigten Staaten nicht mehr so beliebt. Und die Leute, die diese faschistischen Organisationen geschaffen hatten, suchten sich eine neue Tarnung. Sie zogen also aus den Büros aus, in denen sie unter dem einem Namen gewesen waren, und dieselben Leute oder andere Kombinationen derselben Personen zogen in neue Büros und neue Organisationen! Das, was wir heute als rechte Denkfabriken haben, und ein Teil der großen Zeitungen in unserem Land, die von britischen Interessen übernommen wurden, sind nur Neuauflagen der gleichen Sache wie bei den Mussolini-, Faschismus- und Nazifreunden in den dreißiger Jahren vor Pearl Harbor.
Und das ist es, womit wir es zu tun haben. Im Gegensatz zu den Lügen von Amity Shlaes und Leuten ihres Schlages gab es in den dreißiger Jahren kein Versagen auf Seiten der Regierung Roosevelt; Galbraith kann das kompetent beurteilen, weil er das Werk seines Vaters kennt. Es gab von Seiten der faschistischen Elemente, darunter auch Richtern am Obersten Gerichtshof, einen gewaltigen Druck auf die Regierung Roosevelt, ihre Programme zu unterbrechen. Deshalb hing Roosevelt nach seiner Wiederwahl etwa zwei Jahre lang mit dieser Frage der „neun alten Männer“ [den Obersten Richtern] fest, und das warf ihn in seinem Wiederaufbauprogramm zurück! Aber das Wiederaufbauprogramm lief weiter, dank der wertvollen Arbeit des WPA und Institutionen ähnlicher Art, was dazu führte, daß wir, als wir in den Krieg eintraten, die größte industrielle Maschine auf diesem Planeten geworden waren.
Wir haben den Zweiten Weltkrieg nicht gewonnen, weil unsere Truppen gut ausgebildet gewesen wären - das waren sie nicht. Das waren Leute wie ich [Heiterkeit], die man als Wehrpflichtige heranzog, und ich fand mich wieder bei etwas, wovon ich nie gedacht hatte, daß ich es je tun würde: Ich bildete Truppen für den Zweiten Weltkrieg aus!
Aber wir hatten eine Maschinerie aufgebaut, wo die technische und logistische Überlegenheit unseren Truppen half, auch wenn sie nicht so gut ausgebildet waren wie z.B. die Deutschen. Die deutschen Truppen waren viel besser ausgebildet, viel besser qualifiziert für den Kampf. Aber wir waren in der Überzahl, nicht nur beim Personal, sondern in der Logistik! Wo sie ein paar hundert Kilo hatten, hatten wir Tonnen! Wir konnten die Strände in jedem Weltteil mit riesigen Materialmengen beladen, und das kam von den Leuten, die meistens in der Roosevelt-Zeit der dreißiger Jahre in die Industrie geholt worden waren.
Dann kam die Zeit, als versucht wurde, die Vereinigten Staaten zu ruinieren, nachdem Roosevelt tot war. Die Vereinigten Staaten hatten durch Lincolns Sieg und dessen Folgen bis 1876 die unangefochtene Weltherrschaft des Britischen Empire zunichte gemacht. Roosevelt hatte durch seine Führung die Vereinigten Staaten so weit aufgebaut, daß sie zu der Zeit, als er starb, nicht besiegt werden konnten. Aber dann kam Truman an die Regierung und nahm auf Anweisung der Briten das Land auseinander.
Und das ist die Lehre, die wir für heute lernen: Die Vereinigten Staaten sind ständig Angriffsziel des Britischen Empire und all dessen, wofür es steht. Das ist der Feind! Wer etwas anderes glaubt, gehört in eine Kategorie mit Amity Shlaes, einer Wiederbelebung jener Nazi-freundlichen Strömung in der amerikanischen Bevölkerung in den dreißiger Jahren. Und das ist es eigentlich, worauf sich James Galbraith bezieht.
Nun, ich denke, das spricht für sich selbst. Aber der entscheidende Punkt, der die genannten zehn Punkte aus seiner Schrift zusammenfaßt, ist das, was er immer wieder zur Wirtschaftswissenschaft sagt - Sie werden es bemerkt haben: daß das Problem ein intellektuelles Problem der professionellen Ökonomen in den Vereinigten Staaten ist. Ihre Universitätsausbildung hat sie inkompetent gemacht, in der Art und Weise, wie er es angibt. Sie halten sich immer an statistische Modelle und ähnliche Dinge.
Ein Beispiel: Ich habe seit den fünfziger Jahren signifikante Prognosen gemacht. 1956 habe ich vorhergesagt, was 1957 geschah, weil ich damals eine gründliche Analyse für eine Beraterfirma erstellte und die Fakten kannte. Ich wußte, daß wir auf das hinsteuerten, was dann geschah. Seit damals habe ich eine reihe langfristiger Prognosen erstellt, die allesamt genauso eingetreten sind, wie ich erwartete. Ich habe nie danebengelegen. Und gleichzeitig haben alle diese sogenannten „Experten“ und Universitätsexperten und Prognosefirmen, die Berater der Wall Street, Prognosen erstellt - wenn sie welche erstellten -, die inkompetent waren.
Warum?
Das ist nun das eigentliche Thema, auf das wir jetzt kommen. Warum sind offenbar sämtliche Ökonomen tendenziell völlig inkompetent in der Weise, wie es James Galbraith in seinem Bericht beschreibt? Ich denke übrigens, daß andere das auch tun würden, aber er hat vielleicht mehr Mut und hat es veröffentlicht, während andere zögern, zu sagen, was sie wissen.
Das Problem ist, daß alle ihre Prognosen und ihre Wirtschaftspolitik auf eine begrenzte Zahl von Prämissen oder Methoden stützen, „auf die man sich geeinigt hat“. Am schlimmsten sind die statistischen Prognosen, nach dem Motto „Die Statistik zeigt uns“, „Unsere statistischen Modelle belegen“ - diese Dinge. Das ist alles von Grund auf inkompetent. Und bevor ich diesen Vortrag beende, werden Sie wissen, warum. Aber das ist unser Problem.
Und viele halten die Politik des Truman-Erbes für Gott. Diese Leute behaupten dann: „Aber Roosevelt hat Fehler gemacht...“ oder „Roosevelt hat sich geirrt.“ Oder sie kommen, wie Amity Shlaes, sogar mit Lügen an. Aber sie interpretieren die Geschichte falsch.
Und man sieht die Folgen ihrer Ratschläge, wenn man die Geschichte des Aufstiegs der US-Wirtschaft bis zu Franklin Roosevelts Tod ansieht und an den relevanten Kriterien mißt, und das dann mit der Zeit nach Roosevelt, unter Truman, unter Eisenhower, nach der Ermordung Kennedys vergleicht. Der reale Produktionsausstoß der Wirtschaft pro Kopf und pro Quadratkilometer - die meßbare physische Produktion wurde zunehmend schwächer. 1968 war dann der Wendepunkt. 1968 fiel die Menge der Neubauten in der grundlegenden Infrastruktur der Wirtschaft unter das Niveau des Verschleißes der alten Infrastrukturinvestitionen.
Schon die Existenz der sogenannten „68er“, die Unruhen stifteten oder sogar Bomben warfen, war an sich eine wirtschaftliche Katastrophe. Leider haben Leute, die so ähnlich denken, heute in den Vereinigten Staaten das Sagen. Ihre Ideologie ist heute in jeder Hinsicht in der Wirtschaft vorherrschend.
Das war eine Wende: Wir sind heruntergekommen. Wir haben seit jener Zeit die eigene Wirtschaft Schritt für Schritt ruiniert. Wir haben die Weltwirtschaft zerstört. Wir haben unsere Industrie in arme Länder ausgelagert, zu Menschen, die nicht unsere Qualifikationen hatten. Wir haben die Fabriken geschlossen. Wir haben die Landwirtschaft stillgelegt. Und wir haben die Produktion in Landwirtschaft und Industrie in andere Teile der Welt ausgelagert, wo aber die Qualifikationen und die Voraussetzungen in der Infrastruktur fehlen, damit Investitionen dieser Art auf Dauer der ganzen Bevölkerung Nutzen bringen. Wir haben andere Länder ausgebeutet, bis sie nichts mehr hatten.
Und für die wenigen Länder, die wir auf dieser Grundlage der Globalisierung aufgebaut haben, ist es jetzt ein Desaster. Nehmen wir zum Beispiel China. Der große Geldsegen durch die Schließung der amerikanischen und europäischen Fabriken und Verlagerung der Arbeit auf die billigen chinesischen Arbeitskräfte erweist sich für China gerade als eine Katastrophe! Jetzt bricht der Markt für chinesische Produkte plötzlich zusammen, und die chinesische Wirtschaft erlebt einen immer schnelleren Verfall! Und das gleiche wird man überall im Entwicklungssektor sehen, wohin Arbeitsplätze ausgelagert wurden, während die Kapazitäten in Europa und Nordamerika stillgelegt wurden.
Wir haben also einen Niedergang erlebt. Aber einige Leute sind reicher geworden. Und einige sind vielleicht auch nicht reicher geworden, aber betrinken sich öfter, weil sie sich dann besser fühlen. [Heiterkeit] Das ist der Trend. Wir haben also eine absterbende Wirtschaft. Wir haben nicht mehr den wirklichen, physischen Reichtum, den wir einst erzeugt haben, wir haben weniger. Trotzdem haben einige Leute sehr viel mehr Geld! Warum?
Nun, denken wir darüber nach. Wir hatten im Oktober 1987 eine weitere Depression, die ich übrigens auch vorhergesagt habe. Die Leute meinten, dazu werde es nicht kommen, aber es geschah doch. Und an dem Punkt stand die US-Wirtschaft kurz davor, in eine Depression zu gehen. Und dann kam Alan Greenspan, und Alan Greenspan hatte keinerlei Moral. Und deshalb dachte er, er könne sich Dinge ausdenken, auf die anständige Leute niemals kommen würden. [Heiterkeit.]
Er kam auf etwas, wofür man vorher schon Leute ins Gefängnis gesteckt hatte, und machte das zur nationalen Politik des Federal Reserve Systems. Man nennt es heute „Derivate“.
Er hat dann eine gewaltige Finanzblase geschaffen, die davon existierte, daß sie sich selbst vergrößerte. Es ist wie ein schädlicher Pilz. Wenn Sie einen Pilz im Badezimmer haben, dann wächst er, und je mehr Sie ihn bekämpfen, desto mehr wächst er, oder es kommen neue Formen von Pilzen!
Wir haben also eine riesige Menge Schulden aufgetürmt. Diese Schulden sind nicht durch Investitionen in reale Produktion entstanden. Es waren Schulden, die ganz von selbst wuchsen.
Das läuft so: Man investiert eine bestimmte Summe, legt eine Rendite fest und sagt dann: „Gut, das ist der Ertrag. Wir haben hier diese Schuld, die jährlich den folgenden Ertrag bringen wird. Wir geben ihr eine Laufzeit z.B. von 10 oder 20 Jahren. Nun bewerten wir diese Schuld nicht anhand der Summe, die ursprünglich eingezahlt wurde (oder auch nur versprochen wurde - Sie wissen ja, oft wird gar nicht gezahlt, sondern das Geld nur versprochen), sondern wir multiplizieren diese Summe um diesen Faktor. Das behandeln wir dann als einen Kapitalwert, der auf dem Markt zu diesem vielfachen Preis gehandelt wird - der Preis, multipliziert mit einer bestimmten Anzahl von Jahren.“
Und so war es: Je mehr diese Schulden wuchsen, desto mehr wuchsen sie! [Heiterkeit.] Wir haben also eine hyperinflationäre Blase der Finanzderivate und ähnlichen Unsinns, die heranwuchs. Und seit dem „Greenspan-Wunder“ wurde das auch noch als „Prosperität“ bezeichnet, nicht wahr? Als Greenspans Prosperität. Wir haben die Blase aufgeblasen bis zu dem Punkt, an dem die Summe der ausstehenden Schulden bei weitem alles überstieg, was die gesamte Menschheit in ihrer gesamten Lebenszeit bezahlen könnte. Und deshalb haben wir einen Crash!
Aber wann trat die Krise ein? Wann begann dieses Problem? Das Problem begann, als man Alan Greenspan den Vorsitz der Federal Reserve überließ. Jemand sagt, die Krise ereigne sich heute? Sie ereignete sich damals! Damals haben Sie sich mit Syphilis angesteckt, und jetzt fühlen Sie die Symptome! [Heiterkeit.]
Das ist die Natur des Problems. Was wir heute haben, was die Leute heute auf den Märkten, in den Unternehmen usw. denken oder „denken sollen“, ist nach den Maßstäben eines industriellen Managements vor 20 oder 30 Jahren völlig inkompetent! Sie sind völlig inkompetent. Alles, was die Manager heute können, ist, in ein Unternehmen zu kommen, nichts zu tun, was irgendwelchen Wert hätte, die Firma zu ruinieren und mit einer dicken Abfindung wieder zu verschwinden. Sie haben keinerlei Kompetenz. Was wir haben, ist eine parasitäre Klasse, die Klasse des sogenannten modernen Managements, für das diese Firmen, die jetzt untergegangen sind, typisch sind. Ein Beispiel ist Goldman Sachs (oder „Goldman Sucks“, wem das lieber ist.) Das ist es, was da abgelaufen ist.
Es gab eine Zerstörung der US-Wirtschaft und der europäischen Volkswirtschaften infolge aller dieser aufeinanderfolgenden großen Veränderungen, die im Lauf der Jahre gemacht wurden. Die tatsächliche Produktivität der Gesellschaft ist in dieser Zeit zurückgegangen, real betrachtet, physisch betrachtet - menschlich betrachtet - pro Kopf und Quadratkilometer.
Es gab Änderungen, aber diese Änderungen waren im Weltmaßstab ein Niedergang. Man verlagert Arbeitsplätze nach China, man bezahlt dort weniger - deshalb tut man es ja - und hört auf, in Amerika und Europa in die Industrie und in die Produktivität zu investieren. Das Resultat ist ein Nettorückgang des physischen Produktionsausstoßes der Weltwirtschaft. Aber gleichzeitig nennt man es ein profitables Geschäft, man kapitalisiert es finanziell, man baut ein viel größeres Volumen angeblicher Finanzwerte auf, während man die Basis zerstört.
Und wenn die Weltwirtschaft in diesen Jahren, gemessen am physischen Profit, eine negative Profitrate hatte, ist das Resultat offensichtlich: Man erreicht einen Punkt, an dem die fiktiven Finanzwerte im Verhältnis zu den ihnen zuzuschreibenden realen Werten dermaßen zunehmen, daß alles in sich zusammenbricht. Und das ist genau, was geschehen ist.
Fortsetzung folgt.
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