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Anläßlich des 4. Juli wandten sich Lyndon LaRouche und Helga Zepp-LaRouche an die amerikanische Bevölkerung, um den Geist der Amerikanischen Revolution wieder wachzurufen.
Lyndon LaRouche veröffentlichte am 4. Juli anläßlich des amerikanischen Unabhängigkeitstages eine Videobotschaft, in der er seine Mitbürger an die historische Mission der Vereinigten Staaten erinnerte. Darin sagte er:
„Gegen Ende des 14. Jahrhunderts stürzte die europäische Zivilisation in ein großes, von der Finanzwelt verursachtes, neues finsteres Zeitalter - sehr ähnlich dem finsteren Zeitalter, das heute den Vereinigten Staaten, Europa und sogar der ganzen Welt droht. Aber aus diesem Prozeß entstand ein neues Konzept des Nationalstaats, weg von der Reichsidee und für die Schaffung souveräner Nationalstaaten, wie es 1433 von Nikolaus von Kues vorgeschlagen wurde, der später ein berühmter Kardinal und der Begründer der neuzeitlichen europäischen Wissenschaft wurde.
Zu Cusas Beiträgen gehörte auch der Vorschlag gegen Ende seines Lebens, Entdeckungsreisen über die Ozeane zu anderen Kontinenten zu unternehmen, in der Hoffnung, auf diese Weise die europäische Zivilisation, die damals weiter verfiel, durch die Zusammenarbeit mit den Völkern anderer Kontinente zu retten. Ein Entschluß, den Christoph Kolumbus 1480 faßte, nachdem er dies in Cusas Testament gelesen hatte, legte die Grundlage für die Entdeckung Amerikas durch Kolumbus. Er wußte, wohin er sich wandte, und wußte, was er dort tun würde. Daran war nichts Zufälliges. Er war ein hervorragender Seefahrer, er hatte eine gute Karte, er hatte gute Instruktionen, und er kannte den Atlantischen Ozean. Die Absicht dahinter war, zu verwirklichen, was Cusa vorgeschlagen hatte, nämlich, Kontakte zu anderen Kontinenten aufzunehmen und diesen anderen Kontinenten das beste der europäischen Zivilisation zu bringen, um so durch die Zusammenarbeit über die Ozeane hinweg die ganze Zivilisation wieder aufzubauen.
Der erste Erfolg dieser Bemühungen ergab sich später, 1620, als die Auswanderer der Mayflower in Massachusetts landeten. Das war kein wilder Haufen von Flüchtlingen. Es waren Menschen, die erkannt hatten, daß Europa immer weiter verfiel - tatsächlich steckte es mitten in Religionskriegen. Und sie beschlossen, eine Kolonie in Nordamerika zu schaffen, die ein Bollwerk für die Gründung eines neuen Nationalstaats sein sollte, um die Welt vor Krisen, wie sie damals Europa heimsuchten, zu bewahren.
1620 begann das, woraus später die Vereinigten Staaten wurden, mit der Siedlung der Pilgrims in Plymouth.
Später wurde die Massachusetts Bay Colony gegründet, die bis 1688 das bestimmende Modell für die spätere Gründung der Vereinigten Staaten war. Die Massachusetts Bay Colony wurde dann 1688-89 von den Briten niedergeworfen. Aber die Idee wurde von Benjamin Franklin wiederbelebt und führte ab 1763 zu der Entschlossenheit, eine neue Nation auf diesem Kontinent zu schaffen, was 1776 mit der Erklärung der Unabhängigkeit realisiert wurde.
Seit jener Zeit war alles Gute, was auf der Welt geschah, eine Folge der Auswirkungen der Gründung der Vereinigten Staaten - einerseits durch die Unabhängigkeitserklärung, andererseits durch ihr genauso wichtiges Wirtschaftssystem, das von Alexander Hamilton eingeführt wurde und das auf der amerikanischen Bundesverfassung beruht.
Heute geht das Britische Empire, das seit 1763 wiederholt unser Feind war, erneut daran, uns zu zerstören, und es nutzt einen unserer Präsidenten als Instrument, um diese Nation zu seinem Vorteil zu vernichten.
Wieder einmal stellt sich die Frage: Haben wir in den Vereinigten Staaten immer noch die Entschlossenheit, die Fähigkeit, den Willen, die Ehre und das Ehrgefühl, unsere Nation gegen ihre drohende Zerstörung unter dem Einfluß des Britischen Empire und der Marionette des Empire, den Präsidenten der Vereinigten Staaten Barack Obama, zu verteidigen? Das ist heute die Herausforderung.
Können Sie als Bürger dieser Herausforderung gerecht werden? Oder werden Sie vor der Verantwortung zurückschrecken und zulassen, daß die Briten diese Nation ein für allemal zerstören?“
Am Abend des 4. Juli war Helga Zepp-LaRouche Gast der amerikanischen Radiosendung The LaRouche Show, wo sie diese Gedanken aufgriff und sagte:
„Die Evolution des modernen Nationalstaats war wahrscheinlich die wichtigste Errungenschaft in dieser Phase der europäischen Geschichte, denn es dauerte Jahrhunderte, bis sich nach dem Ende des Römischen Reichs Nationalstaaten bildeten...
Wenn man also die Geschichte betrachtet, wie es zum modernen Nationalstaat kam, war das ein sehr schmerzhafter und mühsamer Prozeß. Nikolaus von Kues war bekanntlich ein Kardinal des 15. Jahrhunderts. In seinem großartigen Buch Concordantia Catholica befaßt er sich vor allem mit Fragen der Kirche. Aber im dritten Buch etablierte er erstmals das Prinzip eines wahren, souveränen Nationalstaats, der durch ein repräsentatives System regiert wird, wo die Menschen, die als Repräsentanten gewählt sind, eine wechselseitige Beziehung haben, nämlich, daß sie die Interessen des Staates gegenüber den Menschen vertreten, aber eben auch die Interessen der Menschen gegenüber dem Staat.
Diese Idee des repräsentativen Systems ist auch das erste Mal in der Geschichte, wo man tatsächlich von einem Schutz der Menschenrechte oder Bürgerrechte reden kann. Denn wenn man kein repräsentatives System hat, gibt es keine Möglichkeit, daß sich der einzelne an der Regierung beteiligen kann, weil eine reine Demokratie nicht funktioniert. Schon von Platon und von Thukydides, dem ersten Historiker des Peloponnesischen Krieges der Griechen, wurde festgestellt, daß Demokratie bloß die Kehrseite der Tyrannei ist. Deshalb war das, was Nikolaus schuf, indem er diesen Punkt über das repräsentantive System hervorhob, ein riesiger Fortschritt in der Entwicklung der Staatlichkeit.
Das wurde politisch aber nicht verwirklicht, weil Europa immer noch von Monarchien und Oligarchien beherrscht war, und deshalb brauchte man einen Kolumbus, der die Karten des großen Toscanelli verwendete, einem Freund von Kues, um diese Reisen in die Neue Welt zu unternehmen. Aber dann dauerte es, wie Sie wissen, weitere 200 Jahre, bis Amerika schließlich wirklich seine Unabhängigkeit vom Britischen Empire erklärte. Und an diesem großartigen Tag, dem 4. Juli 1776, wurde mit der Erklärung der Unabhängigkeit, einem der großen Dokumente der Weltgeschichte, dieses Prinzip der unveräußerlichen Rechte aller Menschen verkündet.“
Sie fuhr fort: „Was mir die meisten Sorgen macht, wenn man versucht, den Menschen die Lage zu erklären, ist, daß die meisten Leute nicht gewohnt sind, in Prozessen zu denken - sie denken nur in Themen, Einzelfragen, die haben eine Schublade für dieses Thema und eine andere für ein anderes Thema: Sie können das nicht zusammenbringen. Deshalb ist so beängstigend, daß wir vor dem Zerfall des gesamten Weltsystems stehen, mit unglaublichen Konsequenzen für das Leben und die Existenz von Milliarden Menschen, und die Leute, die dagegen etwas tun könnten - das sind diejenigen, die etwas privilegierter sind, weil sie in den Vereinigten Staaten oder Europa leben -, die sind dem einfach nicht gewachsen. Und die große Frage ist: Werden die Menschen schnell genug wachsen, damit sie das verstehen, oder nicht?
Ich habe in den letzten Tagen mit einigen Ärzten gesprochen, und sie sagen: ,Ja, wir müssen für unsere Praxen kämpfen, denn wir stehen vor dem Untergang. Ja, wir müssen über das Finanzsystem sprechen, aber - nein, nein, nicht über Kalifornien, denn das ist zu weit weg!’ Und wenn die Leute das nicht überwinden - ich meine, es gibt jetzt überall Leute, die für ,ihre’ Sache kämpfen, in Deutschland kämpfen die Milchbauern, in Frankreich kämpfen die Transportarbeiter, die Ärzte kämpfen. Aber wenn sie nicht das Ganze im Blick haben, dann müssen sie noch wachsen! Sie müssen in ihrem Denken wachsen, und die strategische Frage, die nationale Frage bedenken. Und da heute der 4. Juli ist: Sie müssen so denken, wie die Gründerväter! Denken Sie über diese Frage nach! Denken Sie über die Fragen der Federalist Papers nach: Was ist notwendig, damit eine Gesellschaft sich wirklich selbst regieren kann? Ist das möglich? Stellen Sie die Fragen, die Alexander Hamilton in den Federalist Papers stellte, und wenden Sie die Debatten der Gründerväter, von Alexander Hamilton und Benjamin Franklin, wenden Sie dieses Denken auf die heutige Lage an. Dann kann es eine Lösung geben!
Ich denke, daß es wichtig ist, daß wir die Menschen irgendwie packen, ihnen eine Vision zeigen, wie wir aus dieser Krise herauskommen können, denn die Menschen brauchen das. Schiller sagte es über die Französische Revolution, von der die Europäer gehofft hatten, daß sie der Beginn einer Wiederholung der Amerikanischen Revolution in Europa würde, und das scheiterte, weil der Jakobinerterror sich durchsetzte und dann der Thermidor folgte, der reaktionäre Terror, und sich Napoleon zum Kaiser krönte. Schiller kommentierte dies, indem er sagte: „Aber der große Moment findet ein kleines Geschlecht.“ Die objektiven Voraussetzungen für eine Änderung waren gegeben, aber die subjektiven, die moralischen Bedingungen fehlten. Ich denke, daß wir heute genau das gleiche Problem haben.
Und Schiller sagte dann, als er dieses ganze Problem in seinen Ästhetischen Briefen behandelte, daß man die Menschen packen muß - die Menschen arbeiten jeden Tag so hart, und sie haben keine freie Zeit, um sich um alle diese Fragen zu kümmern. Deshalb müsse man sie in ihrer Freizeit packen und sie erheben, wenn sie Muße haben. Und die Oligarchie weiß das auch, deshalb machen sie die Unterhaltung so banal und erniedrigend, weil das die Menschen herunterzieht und sie leicht zu Sklaven des oligarchischen Systems macht.
Wir haben eine viel schwierigere Aufgabe, aber wenn wir den Menschen klassische Kunst vorführen, und die Schönheit großer Literatur - Lyn hat Shelley erwähnt, weil er ein englischer Poet ist, aber es gibt auch sehr gute Übersetzungen von Schiller und anderen Dichtern -, wenn man sich die Musik von Bach anhört, von Mozart, von Beethoven und anderen klassischen Komponisten, dann kann man die Menschen erheben. Ich habe gerade erst zwei Verdi-Opern angehört [die auf Dramen von Schiller beruhen], sie sind so - Schiller ist so anti-oligarchisch, und er gibt den Menschen ein so starkes Selbstgefühl. Und ich denke, in dieser Krise, in der viele Menschen erkennen werden, daß die Dinge nicht mehr so sein werden, wie sie vorher waren, das sind Momente, wo die Menschen, wie Shelley sagt, „in der Lage sind, profunde Ideen über den Menschen und die Natur aufzunehmen“, und daß wir das ergreifen müssen. Denn in solchen Momenten ändern sich die Paradigmen! Wenn das alte Paradigma untergeht, und das alte Paradigma zerfällt gerade vor unseren Augen, dann kann man ein neues Paradigma vorschlagen, das auf anderen Prinzipien beruht. Und in einer solchen Zeit befinden wir uns.“
alh