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Aus der Neuen Solidarität Nr. 52/2008 |
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Liebe Wähler,
es mag auf den ersten Blick etwas weit hergeholt scheinen, im hessischen Landtagswahlkampf über Afrika zu reden. Aber nur, wenn wir begreifen, wie sehr das künftige Schicksal unserer eigenen Volkswirtschaft mit dem von Afrika verflochten ist - das hier als pars pro toto für die ganze unterentwickelte Welt steht -, werden wir einen Ausweg aus der weltweiten Zusammenbruchskrise finden.
Inzwischen bestreiten nur noch hoffnungslose Ideologen, daß wir es nicht nur mit einer - von der BüSo lange vorhergesagten - Finanzkrise, sondern mit einer - ebenfalls längst von der BüSo angekündigten - Zusammenbruchskrise der Realwirtschaft zu tun haben. Allerdings trauen sich die meisten Politiker und professionellen Ökonomen nicht, dem Bürger wirklich „reinen Wein“ über die Lage einzuschenken. In ein paar Monaten werden sie zugeben müssen, daß wir uns schon seit einiger Zeit in einer Wirtschaftsdepression befinden.
Daran wird sich auch nichts ändern, solange unsere Zentralbanken gewaltige Geldberge drucken und die Regierungen riesige Schuldenberge aufhäufen, um die Banken vor dem Schritt zu bewahren, den sie ehrlicherweise längst hätten tun müssen: nämlich, Insolvenz anzumelden, um die ganzen unbezahlbaren finanziellen Wettschulden auf geordnete Weise aus der Welt zu schaffen. In einem solchen Verfahren müssen dann die ehrlichen Schulden aus geleisteter Arbeit, Rentenansprüchen, normalen Sparguthaben etc. erhalten werden, was nur möglich ist, wenn die Schulden aus derivativen Wettgeschäften vollständig annulliert werden.
Aber die Entschuldung, die auch 1948 Voraussetzung für den Wiederaufbau war, ist nur ein erster, notwendiger Schritt. Wir müssen dann daran gehen, unsere eigene Realwirtschaft wiederaufzubauen, die wir in den letzten 30 bis 40 Jahren im Streben nach einer utopischen „nachindustriellen Gesellschaft“ weitgehend zerstört haben. Wir haben uns darauf verlegt, wie die Kolonialherren früherer Zeiten von anderer Hände Arbeit zu leben. Unsere Lebensmittel (und viele andere Produkte) beziehen wir oft aus Ländern, in denen die arbeitende Bevölkerung nur Hungerlöhne erhält, keine funktionierenden Gesundheits- und Bildungssysteme hat und vor allem keine Infrastruktur vorhanden ist, die der geleisteten Arbeit zu einer Effizienz verhelfen würde, mit der ein menschenwürdiges Leben erst möglich wird.
Durch die menschenverachtende Politik der Globalisierung wurden etliche Nationen ruiniert, bis an den Punkt, wo sie als Staaten „scheitern“ und eine völlige Auflösung der Gesellschaft erfolgt, wie z.B. in Somalia oder im Osten des Kongo. In einigen einst aufstrebenden Nationen wie z.B. Brasilien haben sich die Lebensbedingungen der Bevölkerung so verschlechtert, daß man dafür den Begriff der „Afrikanisierung“ geprägt hat.
Diese Afrikanisierung droht auch uns, wenn wir den sich derzeit dramatisch verschärfenden Zusammenbruch der Realwirtschaft nicht aufhalten. Denn mit der Politik der letzten Jahrzehnte haben wir uns bei der Versorgung unserer eigenen Bevölkerung abhängig gemacht von den Lieferungen anderer Länder, die jetzt, weil das weltweite Finanzsystem zerstört ist, nicht mehr liefern können. Die Regale in unseren Supermärkten können innerhalb sehr kurzer Zeit leer sein, und dann würde sich der Zusammenbruch der Preise in eine Hyperinflation umkehren, wie wir sie 1923 erlebt haben. Für einen großen Teil unserer Bevölkerung hieße dies, daß sie sich das zum Leben Notwendige nicht mehr leisten kann. Afrikas Zukunft wäre dann auch unsere.
Es ist nicht notwendig, daß es so kommt, es gibt einen Ausweg aus der Krise. Aber dieser Ausweg setzt voraus, daß wir mit der nachindustriellen Ideologie der letzten Jahrzehnte brechen und mit der Kolonialherren-Mentalität, die den Afrikanern (und anderen in der sogenannten „Dritten Welt“) unterstellt, sie seien zu dumm für moderne Technologien.
Es besteht wenig Anlaß zu dieser Überheblichkeit. Schließlich arbeitet man heute beispielsweise in Südafrika an der Weiterentwicklung des Kugelhaufenreaktors, der aufgrund seiner Konstruktion nicht mehr „durchbrennen“ kann, während wir zu dumm waren, diese ursprünglich in Deutschland entwickelte Technologie zu nutzen.
Würden wir den ganzen Berg der jetzt angehäuften Schulden zusammen mit dem alten Finanzsystem begraben, und an seine Stelle ein Kreditsystem stellen, mit dem der Export deutscher Technologien in alle Welt systematisch vorangetrieben würde, hätten wir bald alle Hände voll zu tun.
Ein Beispiel: Durch einen Seitenkanal könnte man rund 10% der Wassermenge des Zaire/Kongo nach Norden abzweigen und damit den derzeit austrocknenden Tschadsee wiederauffüllen. Damit könnte man nicht nur große Teile der Sahel-Zone, in denen jetzt nur eine Nomaden-Wirtschaft möglich ist, in produktive Agrarregionen verwandeln, man würde auch das Klima dieser Region, die sich derzeit immer mehr in eine Wüste verwandelt, feuchter und kühler machen. Würden unsere Politiker das dumme Geschwätz von der „globalen Erwärmung“ ernst nehmen - hier wäre eine Möglichkeit, etwas dagegen zu tun. Denn Pflanzen lieben CO2 - je intensiver die landwirtschaftliche Nutzung, desto mehr CO2 holen sie sich aus der Luft.
Unter solchen Bedingungen wäre auch eine zunehmende Technisierung der Landwirtschaft in diesen Regionen möglich. Und wenn Opel Schwierigkeiten hat, seine Autos zu verkaufen: Afrika, Asien und Lateinamerika brauchen viele Millionen Traktoren und andere Landmaschinen. Da muß man nur die Produktion umstellen, so groß ist der Unterschied nicht. (Schließlich entwickelte Henry Ford sein berühmtes „Model T“ ursprünglich als Zugmaschine für die Landwirtschaft, und er war dann überrascht, daß es vor allem als Verkehrsmittel benutzt wurde.)
Afrika braucht nicht nur Wasser, Maschinen, Düngemittel etc. für seine Landwirtschaft, sondern auch ein effizientes Verkehrssystem, um das Innere des Kontinents zu erschließen. Hierfür käme der Transrapid in Frage - eine weitere Technologie, die zu nutzen wir Deutsche uns bisher als zu dumm erwiesen haben.
Und Afrika braucht Energie, viel Energie - z.B. elektrischen Strom. Aber so, wie die Dinge liegen, wird Afrika seine Kernkraftwerke wohl aus Südafrika beziehen müssen, weil wir selbst nicht mehr in der Lage sind, sie herzustellen. Es sei denn, wir bauen unsere Nuklearindustrie wieder auf, was sowieso notwendig ist, wenn wir nicht selbst bald an Energiemangel zugrunde gehen wollen.
Soviel nur als Denkanstoß - mit ein bißchen Phantasie sieht man sehr schnell, welch ungeheures Potential für uns darin läge, Afrika aus seiner Armut herauszuholen.
Auch bei dieser Option gilt: Afrikas Zukunft ist auch unsere.
Sie, lieber Wähler, haben die Wahl: Wollen Sie erleben, wie unser Land afrikanisiert wird? Oder wollen Sie mithelfen, den Afrikanern zu einem anständigen Lebensstandard zu verhelfen, auch wenn das bedeutet, daß wir unseren eigenen Lebensstandard wieder auf ehrliche Weise, mit eigener, produktiver Arbeit unter Einsatz moderner Technologien verdienen müssen? So oder so: Hessens Zukunft liegt in Afrika!
Alexander Hartmann
Spitzenkandidat der BüSo bei der hessischen Landtagswahl am 18. Januar 2009
Lesen Sie hierzu bitte auch: Wie Deutschland Industrienation bleiben kann - Neue Solidarität Nr. 51/2008 Hessen muß wieder einsteigen in die Kernkraft! - Neue Solidarität Nr. 50/2008 Vom Automobil zur Magnetbahn - Neue Solidarität Nr. 49/2008 Überschuldeter Mutterkonzern gefährdet Opel - Neue Solidarität Nr. 11/2005 Die Internetseite der BüSo zum hessischen Landtagswahlkampf 2008 (externer Link) |
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