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Aus der Neuen Solidarität Nr. 9/2007

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Was der amerikanische Kongreß lernen muß:
Die verlorene Kunst des Investitionshaushaltes

Von Lyndon LaRouche
- 3. Teil -

Der folgende Aufsatz erschien auf Englisch am 22. Dezember 2006. Darin beschreibt Lyndon LaRouche ein wichtiges, aber in Vergessenheit geratenes Instrument jeder langfristigen Entwicklungspolitik: den Investitionshaushalt.

3. Ein internationales System im Gedenken an Franklin Roosevelt

Ich wurde 1922 geboren und erlebte den Übergang von meinem Militäreinsatz zur Entlassung aus dem Dienst auf dem Kriegsschauplatz China-Burma-Indien. Für mich brachte das einige sehr persönliche und besondere Erlebnisse mit sich, die ich bis heute als prägend für die Änderungen meines Stands in dieser Zeit und den sich unmittelbar daran anschließenden Jahren empfinde. Vor allem bin ich seit dieser Zeit immer ein Patriot in der Tradition Franklin Roosevelts geblieben. Aus dieser Erfahrung heraus und aufgrund der Bedeutung, die Roosevelt für andere, z.B. einige OSS-Veteranen hatte, deren Geheimnisse ich später kennenlernte, beschäftigte ich mich immer mit bestimmten Grundzügen des Rooseveltschen Erbes, das ich heute mehr denn je als die bestimmenden Lehren betrachte, die die Leidenschaften wesentlicher Kreise meiner eigenen Generation prägten. Dazu gehört auch meine wichtige Erfahrung mit einer älteren Generation als meiner eigenen. Von diesem Blickpunkt überschaue ich, welche Zielrichtung unsere gegenwärtig sehr gebeutelte Nation in ihrer Sicht der Weltangelegenheiten einschlagen muß, die nicht nur unserem Land zugute kommt, sondern dem lebenswichtigen Interesse unserer gegenwärtig krisengeschüttelten Welt als Ganzer dient.

Als wichtigste aller dieser Erfahrungen weiß ich, daß sich an dem Tag, an dem Franklin Roosevelt starb, die Zukunft der Welt zum schlechten wendete. So habe ich beispielsweise verläßliche, wenn auch indirekte Kenntnis über ein Erlebnis des OSS-Chefs General Donovan, das zusammen mit anderen verstreuten Informationen und gesicherten Erkenntnissen diese Überzeugung bestärkt. Der Bericht über General Donovans Reaktion auf eine bestimmte Situation, in der er fast am Ende des Krieges ein Treffen mit dem Präsidenten betrübt verließ, ist typisch für die Gewißheit, die meine Gefühle in dieser Frage bestimmen; die Fakten der allgemeinen, geschichtlichen Wahrheit bestätigen dieses innere Wissen.

Präsident Franklin Roosevelt hatte die Absicht, wie dies sein Sohn als Augenzeuge verbürgte, die Gelegenheit des sich abzeichnenden Sieges zu nutzen, um dem britischen Empire und ähnlichen Unternehmungen ein Ende zu setzen. Damit sollten der Kolonialismus und ähnliches Beiwerk der modernen Geschichte generell beseitigt werden, um statt dessen ein System der Zusammenarbeit in einer Welt ausschließlich souveräner Nationalstaaten zu schaffen - Staaten, deren Freiheit und Entwicklung die USA mit technischer Hilfe aus ihrer eigenen großen Produktivkraft nach der Umorientierung vom Krieg auf die Aufgaben des Friedens fördern würde. Hätte der Präsident gelebt, wäre diese Mission erfolgreich gewesen; denn solange er am Leben war und Entscheidungen traf, wäre jeder Veteran, der in Übersee im Einsatz gewesen war und, wie ich, die Zustände in Teilen Asiens gesehen hatte, fast bis zum letzten Mann Roosevelts Aufruf zu einem solchen Unternehmen gefolgt. Diese Leidenschaft für die Bestimmung meiner Nation trieb mich an, als ich nach Ende des Krieges erneut in Indien war, und sie ist im wesentlichen dieselbe geblieben - für die Aufgabe, die unsere Republik in der gefährdeten Welt von heute übernehmen muß.

Das, was Präsident Roosevelt sich zum Ziel gesetzt hatte, wurde nicht verwirklicht. Winston Churchill repräsentierte die Seite des britischen Empires, der Holländer und anderer Kolonialmächte, die ein anderes Ziel vor Augen hatten, und leider teilte Präsident Roosevelts Nachfolger Harry Truman diese Sicht der Rekolonialisierung. Trotz einiger hervorragender Vorstöße der Generäle MacArthur und Eisenhower nach dem Krieg sowie einiger anderer prominenter Persönlichkeiten kamen wir vom Wege ab, und sind schließlich in dem ungeheuer gefährlichen Zustand gelandet, in dem wir und andere Staaten uns heute befinden.

Jetzt, nach mehr als 61 Jahren von nichts Halbem und nichts Ganzem, befinden wir uns wieder mitten in einer furchtbar unheilvollen Zeit weltweiter Krisen. Im Prinzip und vom Kern der Sache her stehen wir wieder am selben Entscheidungspunkt wie im Augenblick vor Präsident Roosevelts Tod. Die Umstände sind anders, aber die Aufgabe ist im Grunde genommen und von ihrem Wesen her dieselbe.

Der Plan, von dem ich jetzt ausgehe, sieht so aus.

Die bereits bestehende Zusammenarbeit zwischen China, Rußland, Indien, Deutschland und anderen Ländern im größten Teil Eurasiens deutet auf die Notwendigkeit eines großen, langfristig angelegten Programms zwischen Europa, der eurasischen Nation namens Rußland sowie Asien hin, um den teilweise leeren, aber auch bevölkerungsreichsten Kontinent der Erde zu einem Verbund wechselseitiger blühender Zusammenarbeit souveräner Nationalstaaten umzuwandeln. Es ist zu hoffen, daß dies mit dem Segen und der Unterstützung unseres Landes, der USA, geschehen möge.

Gleichzeitig bilden die USA den Angelpunkt für ein System der notwendigen Zusammenarbeit zwischen souveränen Nationalstaaten des amerikanischen Kontinents insgesamt, auch wenn es bei einigen von ihnen Zurückhaltung geben mag.

Wir in Amerika und Eurasien müssen uns gemeinsam für den afrikanischen Kontinent einsetzen und auch die etwas sonderbaren Australier und Neuseeländer mit ins Boot holen. Australiens Territorium ist großenteils öde oder ungenutzt, ein Kontinent, der weitgehend aus Wüste besteht, umgeben von riesigen Mengen Frischwassers. Mit Hilfe der Kernenergie sollte deshalb das unerwünschte Salz aus entsprechenden Teilen der angrenzenden Wasservorräte entfernt werden, wodurch auch in vernünftiger Weise dazu beigetragen werden kann, unser globales Klima zu steuern.

Wir werden daher - auf heutige Verhältnisse übertragen - das Ziel Franklin Roosevelts verwirklichen, nach dem Krieg eine Weltordnung souveräner Nationalstaaten zu schaffen, die für ihre gemeinsame Sicherheit und das Gemeinwohl zusammenarbeiten. Das war die Absicht des Präsidenten für die Organisation der Vereinten Nationen und für die globale Rolle des amerikanisch gestützten Bretton-Woods-Systems.

Die Aufgabe, die sich uns allen stellt, erfordert eine ziemlich revolutionäre Anstrengung. Die Weltbevölkerung ist auf weit über sechs Milliarden Menschen angewachsen, wovon die meisten extrem arm sind. Um das Niveau der Lebensbedingungen anheben zu können, ist ein Sprung im produktiven Potential erforderlich, ein Sprung, der wirksamen Fortschritt bei der Entwicklung und Anwendung der Kernspaltungsprozesse von Uran und Thorium voraussetzt, sowie die dringliche Entwicklung der viel potenteren Möglichkeiten der thermonuklearen Fusionstechnologien. Wir benötigen diese beiden Energiequellen dringend: Ohne die Kernspaltung wird der durch die nun zunehmende Erschöpfung der fossilen Wasservorräte wachsende Trinkwassermangel einen grausamen Tribut an Leben und Lebensqualität der Überlebenden fordern. Ohne die Entwicklung der Kernfusion und verwandter Technologien werden wir die Rohstoffprobleme, die uns in einem Viertel- bis halben Jahrhundert erwarten, nicht effizient lösen können.

Glücklicherweise sind all diese Probleme lösbar, vorausgesetzt, wir bringen den Willen dazu auf, diese Reform im Gedenken an Franklin Roosevelt zu verwirklichen.

Wenn wir dem zustimmen, wirft das einige Fragen auf, die nach Antworten verlangen. Die wichtigste Frage lautet dann: Warum der souveräne Nationalstaat?

Warum der souveräne Nationalstaat?

Wir haben es heute, besonders in West- und Mitteleuropa, mit Finanzkreisen zu tun, die, sogar in den USA selbst, in der Tradition von Montagu Norman von der Bank of England operieren, so wie diese Kreise in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts Adolf Hitler und die französischen Synarchisten unterstützten. Ihre Bemühungen zielen heute nach wie vor darauf ab, die Institution des modernern Nationalstaats abzuschaffen. Die von diesen einflußreichen Leuten vorgeschlagene Alternative, die bereits weit gediehen ist, nennt sich beschönigend „Globalisierung“.

Dieses Vorhaben ist in der Tat nichts anderes als eine neue Bezeichnung für Imperialismus, einen anglo-holländischen Imperialismus in der Tradition der Bilderberger, unter dessen Herrschaft Schwärme privater Finanzinteressen, Räuber wie die heutigen Hedgefonds, die Welt durchstreifen und ausplündern - bereit, Herden heranbrandender Massen verzweifelter armer und obdachloser Menschen von einem Ort erbärmlicher Kurzzeitbeschäftigung zum anderen und in einen frühen, elenden Tod zu treiben.

Diese Methoden kennen wir noch aus früheren Zeiten. In den Annalen der europäischen Geschichte gab es das System des Mittelalters, in dem eine Kaste bewaffneter Räuber, beschönigend als „normannische Ritter“ bezeichnet, auf den Wink einer imperialen venezianischen Finanzoligarchie eingesetzt wurde und ein ausgeplündertes Europa in den Höllenrachen eines „neuen finsteren Mittelalters“ des 14. Jahrhunderts stürzte. Der gegenwärtige Drang von Vizepräsident Dick Cheney, das reguläre Militär zu zerstören, wie dies durch die jüngsten und gegenwärtigen anglo-amerikanischen Operationen in Südwestasien geschieht, ziel darauf ab, reguläre staatliche Militäreinheiten durch Privatarmeen zu ersetzen, wie sie bereits eine Rolle beim räuberischen Vorgehen von Halliburton im Irak spielen. Diese anglo-amerikanische Superdummheit im Irak ist typisch dafür, was sich als die Wahrheit der „Globalisierung“ erweist: eine Verwirklichung des Traums von H.G. Wells' berüchtigter Phantasievorstellung Things to Come („Von kommenden Tagen“).

Zugegebenermaßen gibt es noch immer nur relativ wenige, vor allem sehr finanzkräftige Räuber, die einen solchen Albtraum auch tatsächlich verwirklicht sehen wollen. Nichtsdestoweniger haben einige einflußreiche Fraktionen ähnliche, wohl ziemlich nebelhafte Träume davon, was aus der „Globalisierung“ werden könnte. Diese Art von Leuten protestiert: „Kann es denn keine ,Globalisierung' geben, die nicht von Anfang an so verkommen und bösartig ist, wie wir sie heute sehen?“ Die recht verbreitete Frage, der wir uns deshalb in Beantwortung utopischer Spekulationen über einen neuen, globalen „Turmbau zu Babel“ zuwenden müssen, lautet daher: Ist die Ära des Nationalstaates überholt, oder ist die einzige andere vorgeschlagene Alternative dazu etwas mindestens so Furchtbares, wie die Pläne des offen bösartigen Dick Cheney es vermuten lassen?

Um solche Fragen kompetent beantworten zu können, müssen wir uns wieder mit einigem aus der Geschichte der europäischen Zivilisation beschäftigen, der Grundlage all dessen, was wir heute sind.

Einen vergleichbaren Fall in der Geschichte der europäischen Zivilisation findet man, wenn man sich mit dem Kampf um die Errichtung eines Systems moderner souveräner Nationalstaaten beschäftigt, wie es beispielsweise Dante Alighieri in seiner grundlegenden Herangehensweise zur Wiederbelebung einer italienischen Hochsprache vorgeschlagen hatte. Italienisch war eine ältere Sprache als Latein, die seit den römischen Eroberungen als politische Verkehrssprache zum Zweck imperialer Herrschaftsausübung benutzt wurde. Die Verwendung des Italienischen wurde stark von der römischen Herrschaft beeinflußt, aber, wie die Brüder Wilhelm und Alexander von Humboldt nachwiesen, stammt es nicht vom Latein ab. Man betrachte das spezifische Argument Dantes in seiner De Monarchia. Dann wende man sich dem mehr als ein Jahrhundert später entstandenen Konzept zu, das Kardinal Nikolaus von Kues in seiner Concordantia Catholica entwickelte, und woraus später der dem Gemeinwohl verpflichtete souveräne Nationalstaat erwuchs.

Um zu verstehen, um welche Themen es bei dem gerade beschriebenen historischen Faktenkomplex geht, muß folgende nähere Bestimmung vorgenommen werden.

Die frühen Christen sprachen kein Latein, welches sie haßten, genauso wie diejenigen Juden, die sich weigerten, die geprügelten Hunde des römischen Imperiums zu sein, so wie Bettelheim später die Bedingungen in den Nazi-Konzentrationslagern beschrieb. Latein bedeutete für sie die Peitsche des verachteten, aber gefürchteten römischen Unterdrückers. Die christlichen Apostel kannten praktisch kein gesprochenes Hebräisch - was es in der Tat damals nicht gab -, sondern man sprach Aramäisch oder eine Art Griechisch und unter den gebildeten Juden klassisches Griechisch der damaligen Ausprägung. Die Formulierung der christlichen Theologie erfolgte in dem klassischen Griechisch, wie man es mit den Schriften des Johannes und Paulus verbindet. Noch wichtiger als der Einfluß sprachlicher Konventionen ist die Tatsache, daß sich die entscheidenden Konzepte der christlichen und ebenso der jüdischen Theologie des Philo von Alexandrien aus systematischen Gründen der Art, die Cicero verstanden hätte, nicht im alten Latein ausdrücken lassen - Gründe, die ich im ersten Kapitel dargelegt habe; außer zu dem Maße, wie die in griechisch ausgedrückte christliche Theologie der Apostel das entstehende mittelalterliche Kirchenlatein der Westkirche prägte.

Der Versuch, ein lateinisches Imperium zu schaffen, war im Westen jämmerlich gescheitert, und wurde, nachdem der römische Kaiser Diokletian diesen Fehler erkannt hatte, unter seinem Schützling Konstantin durch ein System ersetzt, das auf der Muttersprache der führenden Christen, der damaligen griechischen Hochsprache beruhte. Als Reaktion auf das imperiale griechische Experiment des Kaisers Konstantin zur Schaffung einer Staatsreligion entstand die augustinische Alternative. Diese wurde aus Italien ins Spanien des Isidor von Sevilla vertrieben und gelangte von dort aus in den Bereich der irischen Mönche, denen es wundersamerweise gelang, die Angelsachsen (zumindestens zeitweise und zu gewissem Grade) zu christianisieren. Das wiederum brachte Karl den Großen als den großen Widersacher der Übel, die von Byzanz gepflegt und verbreitet wurden, hervor. Die selbstverursachte byzantinische Dekadenz eröffnete dem neuen Zentrum des Bösen, der finanzoligarchischen Seemacht Venedig, eine Position, aus der sie beständig an der Zerstörung all dessen arbeiten konnte, was Karl der Große aufgebaut hatte. Daraus erwuchs das ultramontan regierte, „Kreuzzüge“ genannte System von normannischer Metzelei, Antisemitismus und Haß gegen die Moslems. All das führte in verhängnisvoller Weise in Europas sogenanntes „neues finsteres Zeitalter“ des 14. Jahrhunderts.

Mit dem Aufkommen der europäischen Renaissance im 15. Jahrhundert, die sich um das große ökumenische Konzil von Florenz entwickelte, brach der Versuch, Latein zur Verkehrssprache eines neuen Turmbaus zu Babel zu machen, weitgehend in sich zusammen. Das Erbe der Wissenschaft und Literatur des klassischen Griechenland, das aus den Trümmern eines verzweifelten Byzanz und seinen Archiven herübergerettet worden war, gelangte nach Italien und konnte Westeuropa endlich aus der langen Finsternis des rohen Unverstands in die große Renaissance emporheben, auf der seither alle Errungenschaften der modernen europäischen Zivilisation, einschließlich der Geburt der Amerikas, aufbauten. Die große Masse der Bevölkerung Europas, der eine Rolle als Untertanen wie auf Francois Quesnays Feudalgütern zugewiesen war, so zu erheben, daß sie ihre Menschenrechte erlangen konnte, war ein Kunststück, das Dante Alighieris Programm erforderte, mit dem er die Sprachkulturen Europas in gebildeter Form wiederherstellte. Diese Erhöhung der Menschheitsrechte war ein Echo von Cusas Concordantia Catholica. Diese Entwicklung im Kraftfeld des großen ökumenischen Konzils von Florenz gab den Anstoß zur Verwirklichung des Gemeinwohlprinzips des modernen souveränen Nationalstaats.

Diese kurze Zusammenfassung führt uns in der Folge zu dem entscheidenden Punkt, auf den es heute ankommt, einen Punkt, der die Verwendung von Sprache und den Zusammenhang dieser Überlegungen mit der Notwendigkeit betrifft, auf der Schaffung eines weltweiten Systems der Zusammenarbeit vollständig souveräner Nationalstaaten zu beharren.

Die Bedeutung des Infinitesimalen in der Sprache

Vor etwa sechzig Jahren eröffnete der berühmte William Empson mit seinem Buch Seven Types of Ambiguity („Sieben Arten der Mehrdeutigkeit“) mir und vielen anderen Lesern einen neuen Zugang zum Verständnis eines gebildeten Gebrauchs der englischen Sprache. Man denke über seine dort entwickelte Argumentation von dem Bezugspunkt aus nach, den ein führender englischer Verfechter der Amerikanischen Revolution, Percy B. Shelley, in seinem umstrittenen, zuletzt veröffentlichten Hauptwerk darlegte, dem sehr klassisch gehaltenen In Defense of Poetry („Zur Verteidigung der Poesie“) von 1821.22 Man betrachte die Folgerungen, die sich aus der Verbindung zwischen den beiden erwähnten Schriften von Empson und Shelley ergeben, vor dem Hintergrund der Tragweite der Entdeckungen Keplers, wie ich sie auf den vorhergehenden Seiten dargelegt habe. Dem Leser sollte sich beim Studium dieser Vergleichsquellen eine Vorstellung von der Natur einer ernsthaften Kommunikation tatsächlich wirksamer Ideen erschließen, sei es bei der Entdeckung universell gültiger Naturgesetze, der Komposition klassischer Polyphonie in der Tradition von J.S. Bach oder der Komposition und Erfahrung klassischer Poesie, die alle unter Zuhilfenahme von Sprache geschehen.

Denken Sie nach! Wenn Sie Poesie nicht so wie Schiller, Shelley, Mozart, Beethoven und Schubert verstehen, verstehen Sie nichts von Wissenschaft! Und wenn Sie nichts von Wissenschaft verstehen, so wie ich Keplers Werk dargestellt habe, dann wissen Sie nichts von Poesie oder vom klassischen Drama im allgemeinen. Sie mögen beidem ehrlich zugeneigt sein, und das ist sicher in diesen Grenzen gut für Sie. Aber solange Sie nicht verstehen, daß klassische Poesie und Wissenschaft als Einheit zusammengehören, müssen Sie noch ein richtiges Gesamtverständnis der weitreichenden Bedeutung eines wirklichen literarischen Sprachgebrauchs im klassischen Sinn erlangen. Deshalb habe ich unterstrichen, welche hervorragende Bedeutung darin liegt, schrittweise ein Verständnis der Tragweite des Singens der Bach-Motette Jesu meine Freude mit dem Meistern entscheidender Konzepte in wissenschaftlichen Werken wie denen der Pythagoräer, Platons und seines Kreises sowie von Cusanus, Kepler, Leibniz und Riemann zu kombinieren. Bis wir das entscheidende gemeinsame Wirkungsprinzip wahrhaft klassischer Poesie und Polyphonie und ihrer wirksamen Verbindung mit der klassischen Wissenschaft herausragender Persönlichkeiten, die ich hier noch einmal erwähnt habe, erkennen, bleibt die Absicht menschlicher Sprache als solche verschwommen und mehr oder minder verborgen.

Wie Shelley in den Schlußbetrachtungen seiner Verteidigung der Poesie hervorhebt, mag es zwar vorkommen, daß eine Bevölkerung die Historiker durch die Tiefe ihrer Einsichten in Erstaunen versetzt, aber meistens ist ihr das zugrundeliegende Prinzip keineswegs bewußt, dem sie ihren ungewöhnlichen Aufstieg aus der trüben Plackerei des Alltags zu einer solch vergleichsweise höheren moralischen und intellektuellen Qualität und Begeisterung des gesellschaftlichen Lebens verdankt. Die Aufgabe großer Dichter und ähnlich denkender Historiker ist es, uns Einblicke in diese erhabenen Momente der Geschichte zu gewähren, und zwar in einer Weise und mit einer Methode, die der von mir in der Wissenschaft identifizierten Herangehensweise entspricht.

Die praktische Konsequenz, die sich aus der Bedeutung dieses Sprachkonzepts für den Bereich der Wirtschaft ergibt, ist die Frage, ob eine Bevölkerung, wenn sie erst einmal von der trüben Aussicht wie der betroffen ist, mit der uns vierzig Jahre ständigen wirtschaftlichen und kulturellen Niedergangs umgeben haben, dazu in der Lage ist, sich von den erzwungenen, gewohnheitsmäßigen Verhaltensweisen kultureller Selbstzerstörung zu befreien. Die notwendige Veränderung ist vergleichbar mit der Lage von Gefangenen eines gerade befreiten Nazi-Konzentrationslagers, die entdeckt haben, daß die Tore nun offenstehen, die aber scheinbar nicht wagen, durch die unsichtbaren Tore ihres Geistes in die Freiheit zu schreiten. Hat man einmal eine Lösung gefunden, bleiben die Worte mehr oder weniger dieselben, aber die damit verbundenen Ideen haben sich gewandelt, sowohl von der Bedeutung als auch vom Geist her, mit dem sie benutzt werden. Daher stellt sich die Frage: Was ist der Unterschied?

Die Aufgabe der Ironie in der Sprache wie in der Naturwissenschaft, die die schöpferischen Geisteskräfte und damit die Besonderheit des menschlichen Individuums auszeichnet, tritt auch im Entdeckungsprozeß eines universell gültigen Naturgesetzes auf. So stieß Kepler, der sich auf dem Weg zur Entdeckung des universellen Prinzips der Schwerkraft mit der irrigen Vorstellung des „Ausgleichspunktes“ auseinandersetzte, dabei auf die Existenz einer scheinbar infinitesimal kleinen Größe, die eine besondere Art von Wirkung ausdrückt, die aus dem universell gültigen physikalischen Prinzip der Schwerkraft herrührt. Darin besteht beispielsweise in der Mathematik der Unterschied zwischen einem rein formal-mathematischen Konzept des komplexen Bereichs einerseits und der entsprechenden physikalischen Auffassung andererseits, wie sie im Werk von Leibniz und Riemann so deutlich hervortritt. Derselbe Begriff des scheinbar Infinitesimalen, der einem als Ausdruck der Dynamik begegnet, findet sich in der Idee der ontologischen Unterscheidung von Punkt, Linie, Fläche und Körper in der Sphärik der Pythagoräer ebenso wie im Werk Platons.

In der Polyphonie Bachs erscheint das Pythagoräische Komma als eine kleine Größe, was vom praktischen Standpunkt auch stimmt; aber die Existenz des Kommas ist ontologisch, nicht metrisch. Genau wie beim Gebrauch klassischer Formen der Ironie in der Sprache findet man beim normalen Schreiben und Sprechen dieselbe Bedeutung des Kommas, worauf Empson in seinem Werk hinweist. Das entscheidende Merkmal der Hochsprache und sein Echo in der Schriftsprache ist das Auftreten von Interpunktionszeichen, entweder in Form des Kommas oder eines ähnlichen Zeichens, das unsere Aufmerksamkeit auf zwei oder mehr unterschiedliche Konzepte oder Handlungen lenkt, und zwar so, daß während des Sprechens durch die Ironie eben dieses Zusammentreffens bewußt eine Idee erzeugt wird, die nicht in den Worten liegt, aber dennoch notwendig vorhanden ist. Dieser Unterschied liegt in der notwendig ontologischen Natur der Ironie und ist keine reine Dekoration. Dieses Kennzeichen der Hochsprache, ob in Schriftform oder als gesprochenes Wort, erfüllt dieselbe Aufgabe wie bei der Mitteilung der Entdeckung eines grundlegenden oder entsprechenden Naturprinzips, das ontologisch und in bezug auf ein wirksames universelles Naturgesetz dargestellt werden muß, statt in einfach mathematisch formaler Art und Weise.

In diesem Sinne spiegelt sich in der wörtlichen Rede der Hochsprache immer die ganze Bandbreite der Sprache oder der verwandten Ausdrucksformen. Diese bildet im Geist des Sprechenden bei jeder Äußerung, die irgendeine prinzipielle Frage betrifft, den impliziten Bezugsrahmen. Wirkliche Ideen erscheinen als Ironien kreativer Sprache, deren Aufgabe es ist, neue Ideen und neue Konzepte zu vermitteln, statt einfach die alten wiederzukäuen. Deshalb geht es im Bereich der Ironie, so wie der Begriff hier verstanden werden soll, um einen Prozeß dynamischer Entwicklung, die der Verwendung von Sprache als solcher innewohnt.

Wenn wir daher zulassen, daß die Kultur des Nationalstaats als Prinzip abgeschafft und durch die „Globalisierung“ ersetzt wird, verdummen wir die betroffene Bevölkerung und senken ihre kulturellen Fähigkeiten auf das viehische Niveau, das der olympische Zeus aus Aischylos' Tragödie Der gefesselte Prometheus als geistigen Zustand der Sterblichen herbeizuführen trachtete. Globalisierung ist im wesentlichen nur ein viehischer Ausdruck dessen, was die Griechen und andere Völker der Antike als das „oligarchische Prinzip“ kennenlernten. „Globalisierung“ und „menschliche Freiheit“ stehen sich unversöhnlich gegenüber, da „Globalisierung“ an sich die Menschheit ihrer imperialen Herrschaft unterwirft.

Menschen aus verschiedenen Sprachkulturen können dieselbe universelle Wahrheit kennen, aber dieses Wissen zu erlangen, erfolgt über die gesamte zugrundeliegende Sprachkultur und nicht im gewöhnlichen wörtlichen Sinne einer formalen mathematischen Äußerung. Viele von uns werden oft aufs neue durch diese Tatsache herausgefordert, so zum Beispiel, wenn Leute aus verschiedenen Sprachkulturen sich über wissenschaftliche Entdeckungen unterhalten, oder wenn man versucht, einem gebildeten Menschen einer anderen Kultur eine sehr lustige Begebenheit zu erzählen. Sprachübergreifende Witze sind besonders reizvoll, vor allem, wenn das zugrundeliegende Konzept als solches schon witzig ist, und vor allem dann, wenn sie von jemandem kommen, der dem großen, sehr mutigen und liebenswerten Francois Rabelais nacheifert. Daher ist die Verwandtschaft unter den Sprachkulturen, die die normale, gesunde Beziehung der Menschheit im allgemeinen auszeichnet, die Voraussetzung, um Brüderlichkeit und das Fortschreiten in der Beherrschung über das Universum durch die Zusammenarbeit aller Menschen zu befördern.

Um den wesentlichen Punkt zu vertiefen: Trunkenheit zeugt von Schwäche, aber exzessive Nüchternheit ist normalerweise fast ein Verbrechen, vor allem wenn es um die Ausübung von Wissenschaft, Kunst und Politik geht. Klassische Ironie ist eben einfach ein Ausdruck menschlicher Kreativität, mit der sich das kreative Individuum Langeweile, Niedrigkeit und eine daraus folgende Tendenz zur Dummheit vom Leibe hält. Jegliche große Kunst und Wissenschaft entstammt einem Widerspruchsgeist schöpferischer Fröhlichkeit, der Freude, sich mit einer wichtigen Aufgabe zur Lösung eines Problems zu beschäftigen, der Einstellung, daß Torheit immer lächerlich ist und aufgeblasene Kreaturen zu einem Verhalten neigen, über dessen Auftreten bei einem Menschen sich ehrliche Esel schämen würden. Ironie ist aufkeimendes Lachen und Ausdruck der schöpferischen Freude darüber, Teil der Menschheit zu sein. Vor übertrieben nüchternen Männern und Frauen sollte man sich hüten. Froh zu sein und selbst im Angesicht des Todes voller Liebe lachen zu können, heißt, gut zu sein. Abraham Kästners Student und Freund, Gotthold Lessing, würde dem zustimmen.

Der Turmbau zu Babel war schon immer, wie man in Pisa sieht, eine schlechte Idee.

Die entscheidende Zusammenarbeit

Die Mondlandung und die immer genauere Erforschung einiger paradoxer Merkmale der Marsoberfläche stehen stellvertretend für Erfahrungen, die uns zu einer emotional und intellektuell herausfordernden Rückschau auf unsere Erde als Ganze verholfen haben. Das hier auftretende Problem ist seiner Natur nach vergleichbar mit dem Konflikt in der Herangehensweise zwischen dem normalen Wirtschaftsprognostiker, der eine mechanistisch-statistische Extrapolation als seine Einschätzung kommender Zeiten abgibt, und meiner Herangehensweise. Ich beurteile die beobachtete Ereignisfolge unter dem Gesichtspunkt der Wirkungen, die bei der Annäherung an relevante Grenzbedingungen auftreten, um so vorherbestimmen zu können, welche Optionen mir die Zukunft in bezug auf gegenwärtig ablaufende Prozesse eröffnet.

So, wie wir heute in der Astrophysik, wie sie glücklicherweise durch Kepler entwickelt wurde, das Sonnensystem betrachten, müssen auch wir, wie in einem Rückblick aus der Zukunft, ein einheitliches und vereinigendes Konzept aller Optionen entwickeln, die für die Entwicklung des ganzen Komplexes dessen, was souveräne Kulturen dieser Welt sein sollten, zur Verfügung stehen. Wir müssen die Menschheit mit Gottes Augen betrachten. Sie wollen Ebenbild des Schöpfer sein? Dann nehmen Sie die Herausforderung an, sich selbst so zu sehen, wie es der Schöpfer dieses sich antientropisch entwickelnden Universums tut.

Wir müssen eine gemeinsame Mission bestimmen, die mindestens die inneren Planeten und den entsprechenden Teil unseres Sonnensystems umfaßt, und über die Prozesse nachdenken, mit denen die verschiedenen Nationen sich selbst entwickeln können, so daß sie befähigt werden, im Rahmen einer wohldefinierten Arbeitsteilung unter den verschiedenen Nationen des Planeten eine Aufgabe zu übernehmen. In diesem Sinne gilt es, einzeln zu arbeiten, jedoch für gemeinsame Ziele und Aufgaben zusammenzuwirken.

Aus diesem Grund müssen wir uns jetzt erneut mit dem Werk von Johannes Kepler beschäftigen. Kepler, ein überzeugter Anhänger des Nikolaus von Kues und zu einem gewissen, geringeren Grade auch Leonardo da Vincis, machte seinen Vorstoß zur Schaffung einer kompetenten Astrophysik auf der Grundlage gewisser entscheidender Fehler wichtiger Vorgänger wie Kopernikus und Tycho Brahe. Die moderne Zivilisation ist nicht das Produkt einer kopernikanischen Revolution, sie beruht auf den bahnbrechenden Arbeiten des Nikolaus von Kues und seines Schülers Johannes Kepler. Cusanus definierte, was ein Prinzip ist; Kepler entdeckte das Prinzip, das dem Sonnensystem zugrundeliegt, nachdem alle anderen daran gescheitert waren, das für die Lösung dieser Herausforderung entscheidende Element zu erkennen.

Wir müssen uns darauf konzentrieren, die jetzt fortschreitende Entwicklung der beiden Erwachsenengenerationen (über einen Zeitraum von jeweils fünfundzwanzig Jahren), von denen die erste gerade in Gang kommt, zu nutzen, um die Völker und ihre Lebensbedingungen so zu entwickeln, daß sie eine angemessene gleiche Ausgangslage - keine „Globalisierung“ - erlangen, die es ihnen ermöglicht, an den „gemeinsamen Zielen der Menschheit“ mitzuwirken, wie der verstorbene Wissenschaftler Edward Teller einmal sagte. Ein Bezugspunkt zur Erreichung dieses Ziels liegt in der klar auf der Hand liegenden Bedeutung der Kernspaltung und des Arbeitsgebiets der thermonuklearen Kernfusion für die Entwicklung jeder Kultur dieses Planeten, die der drohenden Gefahr eines mindestens so katastrophalen Absturzes in ein planetares finsteres Zeitalter, wie wir dies mit dem Fall von Westrom verbinden, entgehen wird.

Wenn die Zivilisation dem gegenwärtig drohenden kurzfristigen Absturz in ein finsteres Zeitalter entgehen kann, werden die nächsten beiden Generationen - diejenige, die jetzt gerade das Erwachsenenalter erreicht hat, und die auf sie folgende - in zunehmendem Maße die Angelegenheiten des Planeten für den Rest des Jahrhunderts, in das wir gerade eingetreten sind, in die Hand nehmen. Die Implikationen der Erforschung des relativ erdnahen Weltraums und einer Bandbreite von Technologien, die bei der Entwicklung der Kernfusion und darüber hinaus entstehen, werden die Vision bestimmen, mit der die Reise durch dieses Jahrhundert erfolgreich gemeistert werden kann. Wenn man die Geschichte der europäischen Zivilisation und ihrer Ausläufer über das letzte halbe Jahrtausend und besonders die innere Entwicklungsdynamik bestimmter grundlegender Entdeckungen in den Naturwissenschaften betrachtet, vermögen wir uns einen zukünftigen Bezugspunkt außerhalb des Sonnensystems vorzustellen, von dem aus wir uns in einer völlig rationalen Weise die zukünftigen Grenzbedingungen überlegen können, von denen die notwendige Entwicklung des Lebens auf der gesamten Erde in zunehmendem Maße bestimmt werden wird.

Dabei ist es im heutigen Stadium der geschichtlichen Entwicklung am wichtigsten, uns diese Denkweise zu eigen zu machen, anstatt detaillierte Antworten auf Fragen zu erhoffen, die durch eine solche Herangehensweise entstehen. Vor allem müssen wir uns vor dummen politischen Entscheidungen hüten, die dem Standpunkt dieser allgemeinen Überlegungen zuwiderlaufen. Unsere Überlegungen müssen sich darauf konzentrieren, das Potential des Planeten zu steigern, das sich in der Qualität der Entwicklung der kommenden Generationen ausdrückt, der Entwicklung der grundlegenden Infrastruktur jeder Nation sowie des Planeten als Ganzem. Daher müssen wir über die Notwendigkeit nachdenken, unsere Denkweisen zu verändern, an die wir uns als Nationen während der vergangenen zwei Generationen gewöhnt haben. Es gilt, das angestammte Denken des größten Teils unserer Bevölkerungen so zu ändern, daß sie die Bedürfnisse von mindestens zwei kommenden Generationen berücksichtigen. Wir müssen uns jetzt dazu durchringen, die darin enthaltene Verantwortung dafür zu übernehmen, daß der antientropische Entwicklungscharakter in der Praxis der gesamten Menschheit dieses Planeten sichergestellt ist.

Wenn das Notwendige unmöglich erscheint, müssen wir es möglich machen!

Man kann den Grenzbedingungen der einzelnen Kulturen, die die notwendige Autonomie nationaler Kulturen auf unserem Planeten definieren, nicht entfliehen. Aber diese Unterschiede sollten nicht die planetaren Ziele oder die Perspektiven der inneren Entwicklung der jeweiligen Nationen bestimmen. Statt dessen gilt es, den notwendigen Zielen gemeinsam wirksam zu dienen, obwohl bestimmte Unterschiede zwischen den Nationen die jeweils notwendige, eigene Souveränität ausdrücken. Typisch für diese unvermeidbare Herausforderung ist die Tatsache, daß die breitangelegte Entwicklung und Anwendung von Kernspaltungs- und thermonuklearen Kernfusionstechnologien praktisch und damit auch moralisch für die ganze Menschheit und alle Nationen notwendig ist. Einige Meinungsverschiedenheiten sind legitim; andere sind nicht tolerabel. Wir müssen den wirklichen Unterschied kennen, mit dem sich eine solche Unterscheidung treffen läßt.

Dieser sensible Punkt, der bei manchen Leuten auftaucht, wenn es um die Rolle des Souveränitätsbegriffs geht, läßt sich lösen, wenn man über die entscheidende Rolle der Wahrheit als Maßstab für Vernunft nachdenkt. Als amerikanische Republik besteht unsere Aufgabe nicht darin, anderen Nationen eine sogenannte „Wahrheit“ vorzuschreiben; das Verhalten der gegenwärtigen amerikanischen Regierung rechtfertigt sicherlich nicht, ihr das Privileg zu erteilen, einen „Regimewechsel“ in anderen Nationen zu diktieren. Soll der Wahrheit Autorität zukommen, müssen wir sie zuallererst auf uns selbst anwenden. Das ist der erste unverzichtbare Schritt, damit Wahrheit auch von anderen akzeptiert wird.

Wir müssen unsere Aufgabenorientierung für unsere Nation und uns selbst bestimmen. Dann müssen wir das anderen Nationen mitteilen und ihnen die Möglichkeit anbieten, mit uns zusammenzuarbeiten. Es gibt keine ernsthaften Zweifel daran, daß wir die beste Verfassung haben, die jemals für eine Nation entworfen wurde. Immer dann, wenn wir ihr gut gedient haben, hat sie uns gut gedient. Seit wir uns mit dem Sieg über das Konföderierten-Projekt des imperialen britischen Lord Palmerston als Weltmacht etablierten, gibt es keinen geschichtlichen Beweis des Gegenteils. Unsere Verfassung entstand als ein Destillat der gesamten europäischen Zivilisationserfahrung, die buchstäblich bis auf Solons Verfassungslehre zurückgeht. Wie Präsident Franklin Roosevelts Leistung bezeugt, war die gesamte Welt im wesentlichen dazu bereit, unsere Politik zur Wiederherstellung der Beziehungen zwischen souveränen Nationen in der Nachkriegszeit anzunehmen, hätten wir nicht selbst die von diesem Präsidenten repräsentierte Verpflichtung verraten.

Die heutige Welt könnte der heranbrandenden Gefahr einer allgemeinen Zusammenbruchskrise des Planeten nicht entkommen, es sei denn, die entscheidende Initiative dazu kommt von uns. Die vernünftigen Regierungen dieser Welt würden sich dem schnell anschließen, und zwar schon allein deshalb, weil dies einer klaren Einschätzung ihres dringenden und verzweifelten Eigeninteresses für das Überleben ihrer Nationen entspricht. Keine der heutigen Regierungen in West- oder Mitteleuropa, in Asien oder anderen Teilen Amerikas wäre von sich aus dazu in der Lage. Das ist unsere ureigenste nationale Mission im Auftrag der rechtmäßig souveränen Nationen der gesamten Menschheit.

Vor allem werden wir auf diesem Planeten weder ein Imperium errichten, noch zulassen, daß ein neues entsteht - auch nicht eines nach unserer eigenen Facon. Es liegt in der Natur unserer Bestimmung, angefangen von der Gründung der europäischen Kolonien in Nordamerika, die als Zufluchtsorte aus dem oligarchischen Europa in Nordamerika entsprechend den Prinzipien unserer Bundesverfassung geschaffen wurden, jede Art von Imperium auf diesem Planeten zu verabscheuen, unabhängig davon, ob diese durch eine Nation oder irgendeine andere Macht, und sei es unsere eigene, hervorgebracht werden. Was wir brauchen, ist eine nachbarschaftliche Welt, und eine Politik, die erklärt, daß wir mit all unserer Macht das Recht jedes Volkes auf diesem Planeten verteidigen werden, sich derselben Freiheit zu erfreuen.

Aber dafür müssen wir unsere Wege ändern - um wieder so weise wie unter der Führung von Präsident Franklin Roosevelt zu werden, und weise genug, diese Politik effektiv zu vertreten.


Anmerkungen

22. In Defence of Poetry erschien erst 1840 in einer Sammlung von Essays und einigen Briefen, obwohl es schon 1821 fertiggestellt worden war. Um das Werk zu würdigen, ist es wichtig, es im Zusammenhang mit Shelleys Studien und der Entstehungszeit zu betrachten. Shelleys Erfahrungen decken sich für den entsprechenden Zeitraum mit der Aufeinanderfolge und den Kontrasten, wie sie in den Schriften Friedrich Schillers und Heinrich Heines zum Ausdruck kommen und von meiner Frau, der Cusanus- und Schiller-Expertin Helga Zepp-LaRouche, behandelt wurden.

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Die verlorene Kunst des Investitionshaushaltes - 1. Teil
- Neue Solidarität Nr. 7/2007
Die verlorene Kunst des Investitionshaushaltes - 2. Teil
- Neue Solidarität Nr. 8/2007
Kernthema: Neues Bretton Woods
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Kernthema: Physische Wirtschaft
- Neue Solidarität online
Schriften von Lyndon H. LaRouche 1981-2006
- Internetseite des Schiller-Instituts
Was Lyndon LaRouche wirklich sagt
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