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Aus der Neuen Solidarität Nr. 8/2007

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Was der amerikanische Kongreß lernen muß:
Die verlorene Kunst des Investitionshaushaltes

Von Lyndon LaRouche
- 2. Teil -

Der folgende Aufsatz erschien auf Englisch am 22. Dezember 2006. Darin beschreibt Lyndon LaRouche ein wichtiges, aber in Vergessenheit geratenes Instrument jeder langfristigen Entwicklungspolitik: den Investitionshaushalt.

Euklids Betrug

Das Erbe des Sophismus, welches in Europa und den USA fast durchgehend in der allgemein akzeptierten Wirtschaftslehre und damit verbundenen Rechtsprechung eingebettet ist, läßt sich direkt darauf zurückführen, daß Euklids Elemente als Modell für den naturwissenschaftlichen Unterricht an den heutigen Schulen übernommen wurde. Der mechanistische Unsinn, den René Desartes und andere moderne Empiristen über die moderne europäische Wissenschaft gebracht haben, ist ein Beispiel hierfür. Der Geisteszustand, den diese Denkgewohnheit beim Normalbürger wie gebildeten Akademiker auslöst, ist für die meiste Inkompetenz in der Wissenschaft verantwortlich, welche sich auch darauf auswirkt, wie die Menschen allgemein und führende politische Kreise über „Wirtschaftswissenschaft“ denken.

Wie bei den meisten systemischen Irrtümern, die kulturelle Traditionen durchsetzt haben, sind seit dem alten Griechenland nach Platons Tod große Teile der Bildung und ähnliche Traditionen in der eropäischen Kultur „vererblich“ von dieser Altlast des Sophismus, genannt Euklidische Geometrie, durchwachsen. Sie ist bis heute eine wichtige Ursache der Unfähigkeit sogar sonst ganz normaler Menschen, kompetent über Wirtschaft nachzudenken.

Die eigentlichen Inhalte der europäischen Naturwissenschaft trifft man bereits in entwickelter Form im alten klassischen Griechenland. Diese Entwicklung war Ausdruck einer Wissenschaft, die auf eine Tradition des antiken Ägypten zurückging, die dann in Griechenland von den Pythagoräern als Sphärik bezeichnet wurde. Das war die Methode Platons und seiner Schule und auch die Grundlage der weniger bekannten Tradition, die durch Heraklit und Thales weitergeführt wurde.

Um die antiken Grundlagen der modernen europäischen Wissenschaft zu verstehen, muß man sich zunächst mit den Prinzipien der Sphärik beschäftigen, auf welchen alle kompetenten Richtungen der antiken griechischen Wissenschaften aufbauten, die jedoch mit Hilfe des sophistischen Gebräus der Euklidischen Geometrie schon damals wie auch später durch die Empiristen des 18. Jahrhunderts wie die vorsätzlichen Betrüger Voltaire, de Moivre, d’Alembert, Euler und Lagrange unglaubwürdig gemacht und verdrängt werden sollten. Unsere Beschäftigung mit dieser Frage beschränkt sich hier auf jene Aspekte, die ein gewichtiger Grund für das fehlgeleitete öffentliche Denken über Wirtschaft und eng damit verbundene politische Fragen sind.

Die antike Wissenschaft der Sphärik läßt sich heute am besten verstehen, wenn man zumindest das Mysterium Cosmographicum, die Neue Astronomie und die Weltharmonik von Johannes Kepler gemeistert hat.9 Die besondere Bedeutung für den Verweis auf diese Werke an dieser Stelle liegt nicht nur darin, daß Kepler dem Leser einen genauen Blick auf die Sterne und Himmelskörper gestatten, wie wir sie am Nachthimmel zu sehen glauben. Da wir uns auf einem Planeten befinden, der sich im Sonnensystem bewegt, das sich gegen die jenseitigen Sternenkonstellationen bewegt, ist viel Studium und strenges Denken erforderlich, bis der Beobachter tatsächlich weiß, was er in dem Sinnesschauspiel sieht. Es genügt nicht zu glauben, daß das Gesagte der Wahrheit entspricht; der Betrachter des nächtlichen Himmels muß die Entdeckung Johannes Keplers selbst noch einmal durchleben.

In dieser Hinsicht ist Kepler aus verschiedenen Gründen für die Geschichte der Wissenschaft ungewöhnlich wichtig. Am wichtigsten ist aber, daß er den Leser – und hoffentlich auch wichtige Mitglieder des amerikanischen Kongresses und ihre Mitarbeiter, die sich mit Fragen der nationalen und internationalen Wirtschaft beschäftigen – durch jeden Schritt seines jahrzehntelangen Entdeckungsweges leitet, so daß man nach gründlichem Studium seines Werkes in der Lage ist, jeden Schritt der einzelnen Entdeckungen nachzuerleben. Es ist wichtig, daß die politisch Verantwortlichen diesen Bereich nicht nur vom Hörensagen kennen, sondern die Konzepte als Grundsätze, als experimentelle Prinzipien und nicht bloß als wiederholbare Meinungen verstehen. So gesehen sind Keplers Schriften die beste Bildung, um strenges wissenschaftlichen Denken zu erfahren, insbesondere die Prämissen, die zum Verständnis der Dynamik erforderlich sind.

Um die Implikationen von Keplers Methode noch besser zu würdigen, muß man das überlieferte Wissen von den Methoden und Errungenschaften der alten Griechen nacherleben, die mit der Methode der Sphärik zu tun haben. Diese Methode wird mit dem klassischen Begriff dynamis bezeichnet, ein Begriff, dessen Bedeutung Gottfried Wilhelm Leibniz durch die Einführung des Begriffes Dynamik repräsentierte, um so den Betrug des René Descartes aufzudecken.10 Riemanns Habilitationsschrift von 1854 erneuerte implizit die Prinzipien der Sphärik; Riemanns Abhandlung über die Abelschen Funktionen führte dann direkt zum allgemeinen Prinzip der Dynamik, wie es in der Idee einer physikalischen (statt formalen) Dynamik von Hypergeometrien ausgedrückt wird.11

In der Arbeit des Sophisten Euklids haben wir es demnach mit einer Verdinglichung der Theoreme zu tun, die schon von Euklids Vorgängern wie Thales und Heraklit und ganz deutlich den Pythagoräern und den unmittelbaren Kreisen um Platon entwickelt wurden. Die Ergebnisse des Prinzips der dynamis, die die wissenschaftlichen Errungenschaften des klassischen Griechenland vor Euklid ausmachten, wurden von Euklid und anderen arglistig umformuliert, so daß sie nur noch als vermeintliche Produkte einer Reihe von Definitionen, Axiomen und Postulaten erschienen, welche implizit von einem „vierquadratigen“ linearen Universum ausgingen, wie es dann später von dem inkompetenten René Descartes aufgegriffen wurde. Euklid und die anderen behaupteten, daß nur das wahr sei, was sich durch Deduktion von einer Reihe von Definitionen, Axiomen und Postulaten ableiten ließe, wobei sie voraussetzten, daß das Universum eine einfache mechanische körperliche Ausdehnung einer Fläche sei, in welcher die Kugel, wie die elliptischen Funktionen zeigen, ein Mißverständnis ist – so als sei sie ein Produkt dieser mechanischen Ausdehnung einer Fläche zu einem Körper.

Die Definitionen, Axiome und Postulate wurden von Euklid und seinen Anhängern nie bewiesen; es wird einfach behauptet, sie sind selbstverständlich oder, wie man sagt, a priori. Letztlich behaupten die Anhänger Euklids – wie auch jeder akademische Sophist oder andere moralisch degenerierte Mensch von heute – einfach: „Das ist derjenige und dasjenige, woran ich zu diesem besonderen Anlaß mich zu glauben entschlossen habe.“

Das reale physische Universum hat keinerlei Ähnlichkeit mit den euklidischen Vorstellungen und Prämissen.

Euklid und das neue oligarchische Modell

Seit den Anfängen der europäischen Zivilisation sind die antiken Wurzeln der derzeitigen Weltkrise in einem sozialen Phänomen zu finden, welches zu historischen Zeiten als das „oligarchische Modell“ bekannt war, wie es z.B. durch die imperiale Systeme in Südwestasien verkörpert wurde. Der umfassend dokumentierte Kampf zwischen solchen Systemen und jenen, die ein System souveräner Nationalstaaten aufzubauen versuchten, wie diese Idee einer Republik durch das amerikanische System am besten beschrieben wird, ist der Kampf, den der Dichter, Historiker und Dramatiker Friedrich Schiller anhand des exemplarischen Konflikts zwischen dem republikanischen Vorgehen Solons im antiken Griechenland und dem Sparta des Lykurg beschrieben hat, welches die Bedingungen eines „oligarchischen Modells“ erfüllt.

Das Wesen des Kampfes gegen das „oligarchische Modell“, wie es in Asien verwurzelt und der europäischen Geschichte seit antiken Zeiten bekannt ist, wird von dem Dramaturgen Aischylos im Mittelteil seiner Prometheus-Trilogie Der Gefesselte Prometheus behandelt. Die Folter des Prometheus, der von dem olympischen Zeus angeklagt wird, den Menschen nutzbares Wissen universeller physikalischer Prinzipien weitergegeben zu haben, findet sich auch in den erwähnten Elementen von Euklid sowie in dem ähnlichen Beispiel von Descartes’ mechanistisch-statistischer Methode im Gegensatz zu der dynamischen Wissenschaftsmethode als moderner Fortführung der Pythagoräer, des Sokrates und Platons, wie dies in Nikolaus von Kues’ Schrift De Docta Ignorantia und den revolutionären Entdeckungen der modernen Wissenschaft durch die Antireduktionisten Kepler, Fermat, Leibniz, Riemann und anderen verkörpert ist.

Der euklidischen Sicht erhielt ihren modifizierten modernen Ausdruck in jenen Argumenten von Descartes, die Leibniz durch wissenschaftliche Beweise für die Notwendigkeit des dynamischen Prinzips demolierte, welches auf die antike Sphärik der Pythagoräer zurückverfolgt werden kann.

Das fehlerhafte kartesische Modell geht als Auswuchs des Euklidischen Werks axiomatisch davon aus, daß abstrakte Teilchen in leerem Raum und leerer Zeit in zufälligen Stoßbewegungen aufeinanderprallen. Um die zerstörerische Wirkung der kartesischen mechanistisch-statistischen Methode in ihrer Bedeutung für die praktische Wirtschaftswissenschaft von heute zu verstehen, müssen wir an dieser Stelle kurzgefaßt auf den Gang von der antiken bis zur modernen europäischen Geschichte zurückkehren, wie diese zu jener mittelalterlichen Entwicklung führte, die man gewöhnlich als Europas Neues Dunkles Zeitalter bezeichnet.

Es ist notwendig, die so definierten Konflikte als naturwissenschaftliche Frage zu behandeln. Um die Ursprünge des Konflikts im Rahmen der modernen Naturwissenschaft zu verstehen, muß man die Quelle des Konfliktes in der bis heute andauernden Rolle des oligarchischen Modells in der Gesellschaft aufsuchen. So gesehen müssen der Reduktionismus der antiken griechischen Reduktionisten, wie z.B. der Eleaten und Euklids, und der heutige Empirismus im wesentlichen als Methoden sozialer Kontrolle verstanden werden, um die Interessen des oligarchischen Gesellschaftsmodells zu fördern, so wie dieses Modell durch das anglo-holländische liberale System heute vertreten wird.

Diese Verbindung zwischen Wissenschaft und Gesellschaft ist der globale Kernpunkt, der der kommenden großen Krise der Weltzivilisation zugrundeliegt.

Wenn wir diese Zusammenfassung an dieser Stelle des Aufsatzes anführen, ist es unser Zweck, die Quelle und Natur des prooligarchischen Denkens aufzuzeigen, welches die europäische Zivilisation während des gesamten Verlaufs ihrer Kultur wiederholt in große und tiefe Wellen und Perioden des wirtschaftlichen und ähnlichen Zusammenbruchs gestürzt hat.

Um die Probleme der Antike in eine heutige Perspektive zu rücken, sei folgenden Ansatz in Betracht gezogen.

Wie oben und in früheren Veröffentlichungen bereits angedeutet, entstand das anglo-holländische liberale Wuchersystem als modifizierte Form seines Vorläufers im Mittelalter, d.h. aus der gemeinsamen Herrschaft der venezianischen Finanzoligarchie und der normannischen Ritterschaft. Das eigentliche mittelalterliche System ist eng verbunden mit der immer stärkeren Rolle der Normannen in den Albigenserkreuzzügen und den als Normannenkriege bekannten Kreuzzügen. Es ist das Erbe des fürchterlichen, im Grunde antichristlichen Systems der Kreuzzüge insgesamt. Es ist sonst auch als das ultramontane System bekannt. Dieses mittelalterliche System verfiel durch seine internen systemischen Fehler selbst dem Zerfall, der als das oben erwähnte neue dunkle Zeitalter in Erscheinung trat.

Die Überreste normannischer Macht verblieb jedoch als regierende Kraft insbesondere in England bis zum Sturz von König Richard III. Die Thronbesteigung Heinrich VII. markierte zwar den Eintritt Englands in die moderne Geschichte, doch die kulturellen Effekte des mittelalterlichen Systems verblieben dort wie auch im Großteil Europas bis auf den heutigen Tag. Besonders wichtig für den Zweck dieses Aufsatzes ist die Feststellung, daß das venezianische System der oligarchischen Finanzherrschaft auch den Aufstieg der modernen Zivilisation im 15. Jahrhundert überlebt hat. Die widerlichen Überreste des normannischen und venezianischen Systems, die Kinder eines noch früheren, bösartigen Systems im Mittelalter, sind der Kern des äußeren wie auch inneren Hauptfeindes der amerikanischen Republik heute.

Die Überreste dieses System erlebten eine wichtige Evolution; sie entwickelten sich zu einer Form, die als parasitenähnliche Anpassung mittelalterlicher Relikte an die moderne europäische Zivilisation diente. Ein Ausdruck hiervon ist der moderne europäische Faschismus, der in Keimform im Rahmen der normannischen Kreuzzüge unter Spaniens bestialischem, antisemitischem Großinquisitor Tomás de Torquemada entstand. Torquemada war genauso ein Relikt dieser Kreuzzüge wie später auch das napoleonische System und dessen prosatanische Auswüchse, die als der moderne europäische Faschismus bekannt sind. Heute kleidet sich dieses systemische Prinzip des modernen Faschismus, das auf Tomás Torquemada und Napoleon Bonapartes politischen Schneider, den Martinisten Graf Joseph de Maistre zurückgeht, in Gewänder, die auch die Neokonservativen der Mont-Pelerin-Gesellschaft und des American Enterprise Institute tragen.

Die venezianische Seite dessen, was einmal das venezianisch-normannische Feudalsystem war, paßte sich in seiner Evolution ebenfalls an die Bedingungen an, die durch die Entstehung des Systems souveräner Gemeinwohlstaaten während der Renaissance des 15. Jahrhunderts definiert wurden, welches auch der Zweck hinter der Gründung der konstitutionellen Republik der USA war. Diese Form des Neofeudalismus erschien als die neue venezianische Partei unter der Führung von Paolo Sarpi, der sich bekannte Persönlichkeiten als seine persönlichen Lakaien heranzog, so den Betrüger Galileo Galilei, Sir Francis Bacon in England, Galileis Lehrling Thomas Hobbes und später René Descartes, John Locke und die Empiristen des 18. Jahrhunderts David Hume, Abraham de Moivre, Jean le Rond d’Alembert, Leonard Euler, Joseph Lagrange, Immanuel Kant und andere. Diese neue Art des venezianischen Systems ist heute bekannt als Empirismus oder Kantianismus, aber auch als extrem dekadenter Auswuchs wie der radikale Empirismus und besonders der logische Positivismus von Bertrand Russell und seinen heutigen Anhängern.

Wie schon oben festgestellt, wurde das Machtzentrum, in dem sich die empiristische neue venezianische Partei ausdrückte, Ende des 17. Jahrhunderts aus strategisch-historischen Gründen in das der neuen venezianischen Tyrannen des anglo-holländischen Liberalismus umgestaltet.

Wie ich diese Grundfrage einer kompetenten modernen politischen Ökonomie schon in zahlreichen früheren Veröffentlichungen ausführlich behandelt habe, liegt der Unterschied zwischen den einfachen aristotelischen Dogmen der mittelalterlichen Zeit und Sarpis neuer venezianischer Partei darin, daß Sarpi und andere im Gossendreck des mittelalterlichen Lebens herumwühlten, um die Figur des Wilhelms von Ockham wiederaufleben zu lassen. Insofern es sich dabei um das vermeintliche Wiederaufleben des ursprünglichen „Occam“ handelte, lag darin historisch gesehen die Quelle der schwersten Korruption der modernen Forschung und Lehre in Bereichen, die unter den etwas gebildeteren Nachläufern als physikalische Wissenschaft und als anglo-holländische (und ebenso als die Londoner „orthodox-marxistische“) Lehre der politischen Ökonomie gilt.

Daraus wurde das, was man unter herkömmlichen Akademikerkreisen als das „neue oligarchische Modell“ bezeichnen würde.

Der moderne Sophismus

Der Einfluß des Kardinals Nikolaus von Kues wird an seinen Werken deutlich, in denen er das Prinzip des modernen souveränen Nationalstaats definierte (Concordantia Catholica), die moderne physikalische Wissenschaft begründete (beginnend in seiner De Docta Ignorantia), das Vorbild für den Westfälischen Frieden von 1648 schuf (De Pace Fidei) und einen Plan entwarf, aus dem sich die Reise des Christoph Kolumbus zur Wiederentdeckung des Kontinentes auf der anderen Seite des Atlantiks entwickelte. Aus diesen Entdeckungen und ihren Ablegern entstand eine neue Gesellschaftsform, die an der Wissenschaft orientierte Entwicklung der Produktionskräfte im Rahmen der modernen am Gemeinwohl ausgerichteten, souveränen Nationalstaaten.

Als Antwort auf das Wiederaufleben des venezianischen Systems insbesondere nach dem Sturz von Konstantinopel führte die Idee des Cusaners für eine transozeanische Erkundung und Einbindung anderer Teile des Planeten außerhalb des europäischen Mittelmeerraums zu einem Entwicklungssystem auf dem amerikanischen Kontinent, aus dem dann die USA entstanden.

Mein verstorbener Mitarbeiter, der Historiker H. Graham Lowry, hat die wichtigsten Wendepunkte in der Entwicklung der europäischen Zivilisation in Nordamerika zusammengefaßt.12

Wie die militärischen Schriften des Niccolò Machiavelli verdeutlichen, waren angesichts der überlegenen Macht von Städten und Staaten unter dem neuen Regierungssystem alle Versuche der mittelalterlichen Interessen, ihre Macht wiederzuerlangen, zum Scheitern verurteilt, sofern die oligarchischen Kräfte nicht gewisse Zugeständnisse in ihren Verhaltensgewohnheiten machten. Hier liegt die Bedeutung des Einflusses der neuen venezianischen Partei Paolo Sarpis. Paolo Sarpi und die anderen standen vor der Wahl: wenn auf der einen Seite die Neofeudalisten nicht dem Druck nach wissenschaftlichem und technologischem Fortschritt nachgäben, waren sie zum Scheitern verurteilt. Wenn sie aber die höheren Prinzipien hinter dem wissenschaftlichen Fortschritt  akzeptierten, wären sie als lebende Art durch die antiseptische Wirkung ihrer eigenen Handlung genauso dem politischen Untergang geweiht gewesen.

Empirismus hieß der Versuch Sarpis und anderer, dieses Paradox aufzulösen. Ihr Kompromiß bestand darin, bestimmte Entdeckungen selektiv zu nutzen – so wie die Empiristen im Namen Isaac Newtons der Führung des Sophisten Galileo folgten, um das Werk Keplers zu imitieren –, um weise zu erscheinen, während sie gleichzeitig alles daran setzten, die Erkenntnisse in Keplers eigentlicher Arbeit zu kastrieren. Die Sarpische Absicht war, die Methoden zu verschleiern, mit denen der wissenschaftliche Fortschritt eine Eigenentwicklung annehmen würde, so daß sich die unabhängige Bevölkerung nicht länger dem oligarchischen Regierungsmodell unterwerfen würde.

Diese neovenezianische Politik ist die Basis des Empirismus, wofür Sarpis Lakai Galileo steht, und die Anhänger Galileos wie Thomas Hobbes, Descartes, Locke, Hume, Kant und andere stehen für die Bemühungen der Empiristen, wissenschaftliche Entdeckungen durch empiristische Mystifizierung verbunden zu schwächen und zu kontrollieren.

Die pädagogischen Mechanismen, die eingesetzt werden, um den gewünschten empiristischen Einfluß zu erzielen, gründen sich auf die fehlerhafte Methode des euklidischen Modells von sogenannten „selbstverständichen“ Apriori-Definitionen, Axiomen und Postulaten. Wie schon oben angedeutet, greift die kompetente physikalische Wissenschaft auf die Methode der Sphärik zurück, wie sie von den Pythagoräern, Platon und anderen benutzt wurde. Sie toleriert keinerlei axiomartige Apriori-Annahmen.

Solange, wie man die Wissenschaft in der Geschichte zurückverfolgen kann, gründet sich eine kompetente Wissenschaftsmethode auf den Begriff der Universalien. Die Idee von Universalien entstammt vor allem den Himmelsbeobachtungen, besonders Beobachtungen, die bei der Astronavigation verwendet wurden. Die interessantesten antiken Belege hierfür beziehen sich auf die Ableitung bestimmter Zyklen des magnetischen Nordpols.13 Die tieferen Implikationen dieses Ausgangspunktes zur Definition einer wirklichen „Bedeutung“ von „Universalien“ wurden schließlich durch Johannes Kepler in den richtigen Fokus gebracht, indem er zuerst das Prinzip der Gravitation für die Anordnung von Sonne, Erde und Mars und später die Zusammensetzung des Sonnensystems entdeckte. Wie die Konstruktion zur Würfelverdoppelung durch Archytas deutlich zeigt, ist das ontologisch Universale, wie Albert Einstein betonte, implizit so groß wie das endliche und unbegrenzte Universum, und drückt sich deshalb auch lokal als eine Mächtigkeit aus, die im Sinne einer ontologischen Existenz infinitesimal ist, eher als andersherum.

Experimentell begründete konzeptionelle Belege, die wie das Pythagoräische Komma mit der Idee von Universalien verbunden sind, definieren das Universum implizit so, daß es nicht aus, sondern durch universelle Prinzipien dieser Qualität zusammengesetzt ist. Das ist keine perfekte Reihe solcher Prinzipien, sondern eine Prinzipienreihe, die eine implizit antientropische Entwicklung durchläuft. Jedes Ereignis in diesem Universum wirkt auf dieses Universum ein, und das Universum wirkt auf jedes Ereignis ein, wie dies Leibniz in seinen oben erwähnten antikartesischen Schriften über Dynamik verdeutlicht hat. Diese so definierte antientropische Eigenschaft des Universums wird daran deutlich, wie Kepler die problematischen Eigenschaften der implizit antientropischen Idee des Paradoxes des Ausgleichskreises empirisch aufzeigt.

Prinzipien sind nicht etwas, was sich inmitten kartesischer Objekte befindet und diese paarweise miteinander verbindet. Sie sind wesentliche Materie, aus der das Universum als Universum zusammengesetzt ist. Es ist ein sich selbst entwickelndes Universum, in dem essentielle Wirkungen z. B. durch den menschlichen Wille ausgedrückt oder im Widerstand gegen wirksames willentliches Handeln erfolgt. Das ist das Wesen von Dynamik, wie sie sich in der bekannten Geschichte auf die Methode der Pythagoräer und Platons Kreise zurückverfolgen läßt.

Der Idee der Dynamik ist der eigentliche Gegenstand der Wissenschaft der physischen Ökonomie. Die willentlichen Handlungen des Menschen in diesem Bereich sind durch diese Idee der Dynamik wirksam begrenzt. Das bedeutet praktisch, daß kompetente Ökonomie als Wissenschaft vom Gesamtprozeß ausgeht und dann fortfährt, um die Wirkungen lokalen Handelns oder Nichthandelns auf den Gesamtprozeß zu bestimmen.

In diesen Betrachtungen liegt die Bedeutung der Riemannschen Dynamik, die in physikalischen Hypergeometrien ausgedrückt ist.

2. Die Dynamik des Wiederaufbaus der USA

Das Hauptmerkmal jeder Gesellschaftsform, die dem wesentlichen Unterschied zwischen Mensch und Tier Rechnung trägt, ist die in der Gesellschaft vorherrschende und praktizierte Betonung der souveränen kognitiven Kräfte des menschlichen Individuums. Diese Kräfte sind zumindest das Potential, das jedem individuellen menschlichen Geist zugehörig ist. Diese Kraft wird durch einen souveränen menschlichen Geist zum Ausdruck gebracht, eine Kraft des Universums, als solche der universellen Gravitation vergleichbar, welche sich in Wernadskijs dynamischem Prinzip der Noosphäre zeigt. Sie zeigt sich in ihrer Wirkung auf den individuellen menschlichen Geist, und in keiner anderen Art. Sie zeigt sich als Entdeckungsakt eines universellen physikalischen oder äquivalenten Prinzips, einer Kraft, welche den funktionellen Unterschied zwischen dem individuellen Menschen und allen anderen lebender Arten darstellt.14

Dies ist die spezifische kreative Kraft des individuellen menschlichen Geistes, von der jeder kompetente Begriff einer Ökonomie absolut abhängt.15

Dieser Begriff von Kreativität ist, wie wir diese Frage jetzt betrachtet wollen, das moralische und wissenschaftliche Prinzip, auf dem die Verpflichtung unserer Republik zur langfristigen Kapitalbildung durch den Staatshaushalt implizit beruht.

Diese Definition der Entwicklung der souveränen kognitiven Geisteskräfte unterstreicht den allerwesentlichsten Unterschied zwischen einer kompetenter Wirtschaftswissenschaft auf Grundlage dieses Begriffs der souveränen Kräfte des kreativen menschlichen Denkens, welche der Ausdruck für jedes wahre Prinzip individueller persönlicher menschlicher Freiheit ist, und der gegenteiligen Ansicht, welche implizit eine Gesellschaft definiert, die sich selbst dem Untergang weiht, wenn sie sich nicht rechtzeitig zur Änderung entschließt. Diese gegenteilige Ansicht basiert für gewöhnlich auf dem praktizierten Unsinn, welcher in den vergangenen vier Jahrzehnten nach Präsident Kennedy die Politik der USA immer mehr zu dominieren angefangen hat.

Es entbehrt nicht der Ironie, daß sich zu dem Zeitpunkt, als die USA triumphierend Menschen auf den Mond brachten, die Haupttrends moralischen und ökonomischen Denkens, wie sie in der 68er Revolte zum Ausdruck kamen, bereits jene krankhaften kulturellen Bedingungen hervorgebracht hatten, welche dann Anfang der 80er Jahre die Ursache dafür waren, daß sich in der amerikanischen Wirtschaft eine pathologische Änderung des vorherrschenden Prinzips vollzog – ein Niedergang des kulturellen Paradigmas, der mehr und mehr jene politischen Praktiken zerstörte, auf denen Kennedys Mondlandeprogramm basierte.

Diese Betrachtung eröffnet das vorrangigste und wichtigste, wenn auch nicht das einzige Prinzip einer heutigen Wissenschaft der physikalischen Ökonomie. Es ist gegenwärtig als dasjenige Prinzip beschreibbar, von welchem es an der gegenwärtigen historischen Weggabelung vollständig abhängt, ob ein weltweites „neues dunkles Zeitalter“ vermieden werden kann. Es gibt kürzlich wieder Anlaß zu der Frage, ob die gewählten Mitglieder des US-Kongresses fähig sind, gewisse alte Gewohnheiten dieses Gremiums zumindest soweit abzulegen, daß der Untergang, den die vergangene Politik heraufbeschworen hat, noch zu diesem späten Zeitpunkt unmittelbar drohender Katastrophe in geeigneter Weise umgekehrt werden kann. Diese Angelegenheit muß vorgebracht und fest im Fokus unseres Bewußtseins gehalten werden, damit wir nicht aus Furcht vor irregeführter öffentlicher Meinung kneifen und unsere Republik verlieren, indem wir wieder einmal unentschlossen sind, so wie wir letztendlich die Lebensbedingungen eines immer größeren Teiles unserer Bevölkerung im Laufe der letzten vierzig Jahre ruiniert haben.

Das wesentlichste Unterscheidungsmerkmal wahrer Republiken, welches sich auch in der Präambel der amerikanischen Verfassung zeigt, besteht darin, daß es als übergeordnetes Prinzip tatsächlich in der politischen Praxis wirksam sein muß. Das allein definiert eine wahre Republik im Unterschied zu allen anderen Organisationsformen der Gesellschaft. Gesellschaftsformen, die auf dem anglo-holländischen Liberalismus basieren, sind typisch für Kulturen, die der amerikanischen Verfassungsordnung moralisch unterlegen sind und welche keine echten Republiken im speziellen Sinne der US-Bundesverfassung darstellen. Dieser Aspekt unserer Verfassung muß als das gleiche Anti-Locke-Prinzip von Gottfried W. Leibniz angesehen werden, welches die Kreise Benjamin Franklins, hier als Mentor Thomas Jeffersons, als das „Streben nach Glückseligkeit“ in die Unabhängigkeitserklärung der USA einführten.16 Diese und verwandte Verbindungen sind außerordentlich wichtig, da sie sich auf die politische Planung einer wirtschaftlichen Erholung beziehen, die für die akut bedrohte US-Wirtschaft so dringend erforderlich ist.

Wie ich im vorhergehenden Kapitel geschrieben habe, gründet die Wirtschaft der USA nicht auf den Prämissen der britischen (anglo-holländischen liberalen) Lehre, sondern auf dem Begriff der Leibnizschen physischen Ökonomie. So war die in der US-Verfassung verankerte Politik hinsichtlich der Natur des Geldes implizit schon in den Praktiken des Massachusetts Commonwealth vor 1689 enthalten. Leibniz’ „Streben nach Glückseligkeit“ stellte ein Konzept dar, welches schon früher durch Cotton Mather und dessen jungen Gefolgsmann Benjamin Franklin in Massachusetts eingeführt worden war, die beide den Ausdruck „Gutes tun“ mit der gleichen Bedeutung wie Leibniz’ „Streben nach Glückseligkeit“ benutzten.

Unglücklicherweise neigen unsere politischen Illiteraten heutzutage dazu, das „Streben nach Glückseligkeit“ als Jagd nach einem hedonistischen Prinzip zu verstehen. In Anbetracht der Ideologie, die heute genauer als „Baby-Boomer“-Ideologie definiert werden kann, sollte uns die gegenwärtige Bevorzugung des Hedonismus vor dem Gemeinwohl nicht überraschen. Tatsächlich betrifft das „Streben nach Glückseligkeit“ das vorweggenommene Ergebnis unseres Lebens und nicht die unmittelbare hedonistische Erfahrung. In unserer „Baby-Boomer“-Generation herrschen hedonistische und sophistische Überzeugungen vor, welche im inzwischen fortgeschrittenen Alter der Angehörigen dieser Generation eher als Abneigung und sogar Feindseligkeit gegenüber den heutigen jungen Erwachsenen äußert – jungen Erwachsenen der gleichen Alterspanne, die die Amerikanische Revolution und die Gestaltung der Verfassung 1776-1789 erkämpften oder direkt anführten.

Praktisch gesehen bezieht sich das „Streben nach Glückseligkeit“ auf ein sterbliches Individuum, das völlig bewußt in der Vorwegnahme des Ergebnisses seines oder ihres Lebens lebt, mit einer Vorstellung von „Ergebnis“, welches die Prüfung der Unsterblichkeit besteht: „Was wird mein Leben, so wie ich es gelebt haben werde, zum Wohlergehen der Menschheit beitragen?“ oder wie bei einem Kinde: „Was werde ich, wenn ich groß bin?“. Gute Taten als solche sind nicht ausreichend; wir tun Gutes, wenn wir uns der Zukunft verpflichten: „Welches notwendige Prinzip wird unser Einsatz im Namen der Zukunft befördern?“

Jede wirkliche Entwicklung eines persönlichen moralischen Charakters hängt von Überlegungen ab, die das Individuum befähigen, der Aussicht auf Folter zu trotzen – einer Folter, wie sie die Politik von Vizepräsident Dick Cheney intendiert – und dem Tod selbst zu trotzen: „Macht mit meinem Körper, was ihr wollt, ihr Schergen. Mich unbegründet einsperren? Mich foltern? Mich töten? Eure Zufügung von Schmerz kann mir meine unsterbliche Seele nicht nehmen! Ihr werdet mich nicht zu einem haßerfüllten Hobbesschen Tier machen, wie ihr es schon geworden zu sein scheint!“ So triumphierte Jeanne d’Arc schließlich auf einem Konzil der katholischen Kirche und auch durch den französischen König Ludwig XI. bereits im gleichen Jahrhundert – ein Triumph über Tod und Folter durch die brutale englische Ritterschaft.

Die Gründer unserer Republik, die im wesentlichen Christen waren (trotz der schlechten Moral einiger ihrer Nachbarn in den Kolonien und der Republik in entsprechenden früheren Zeiten), sahen sich selbst als Menschen, die – wie der überzeugte christliche Ökumeniker Leibniz selbst – sich an den Begriff des „Strebens nach Glückseligkeit“ hielten, wie Leibniz ihn in Opposition zu Locke definiert hatte; dies war für Leibniz, wie für die Gründer unserer Republik, ein Ausdruck tiefster Gewißheit über die Beziehung des sterblichen Individuums zur unsterblichen Persönlichkeit, die willentlich am Schöpfer teil hat.

Es sollte deutlich sein, daß solche Überlegungen über die Wurzeln der amerikanischen Verfassung sehr viel mit unserem Thema des Kapitalinvestitionshaushaltes zu tun haben. Leuten, deren moralische Sicht nicht über sterbliche Angelegenheiten hedonistischen Vergnügens und Schmerz hinausreicht, liegen Entscheidungen nicht am Herzen, die das Hauptinteresse jener sind, die ein Gefühl für die Wichtigkeit ihrer eigenen Seele haben. Daher fühlen sie sich ihren eigenen Beiträgen für die Zukunft nicht ernsthaft verpflichtet.

Leuten, die sich nicht auf das moralische Niveau des „Strebens nach Glückseligkeit“ nach Maßgabe der amerikanischen Verfassung erhoben und sich damit nicht der Autorität der Verfassungspräambel unterworfen haben, fehlt ein wirksames Gewissen in Hinblick auf eine effiziente Umsetzung der Zukunft und neigen daher zum sogenannten „hedonistischen Prinzip“. Die moralisch Verkrüppelten unter uns haben einen Hang zum Utilitarismus des Jeremy Bentham, des offen satanischen Chefs des „Geheimkomitees“ im britischen Außenministerium. Wie Aaron Burr, dem New Yorker Bankier, der ein Protegé des britischen Meisterspions Bentham war, kann man ihnen in lebensentscheidenden Fragen, die sie an zukünftige Generationen, unsere Nachfahren, weitergeben könnten, nicht trauen.

Die wahrhaft existentielle Krise, die jetzt die Vereinigten Staaten ereilt hat, erfordert Einstellungen, die sich über die nationalen Wirtschaftstrends der letzten dreieinhalb Jahrzehnte erheben. Diese Korrektur muß jetzt von den Bürgern und anderen relevanten Persönlichkeiten vollzogen werden. Das zukünftige Fortbestehen unserer Nation und die Bedeutung Ihres eigenen Lebens hängen davon ab, daß Sie diese Selbstverpflichtung in sich selber entdecken.

Der arme Myron Scholes

Die wichtigste praktische Frage, die sich jeder denkenden Person stellt, liegt darin, Moral im Zusammenhang mit Fragen unserer heutigen Lebenserfahrungen zu finden, und zwar im Kontext dessen, was wir heute mit Blick auf die Zukunft tun, anstatt nur auf die Erfahrung des bisher Geschehenen zu reagieren.

Folglich stellt sich die entscheidende Frage, indem man einfach fragt: „Was ist diese Zukunft?“

Die Bedeutung von „Zukunft“ läßt sich in diesem Bezugsrahmen auf zwei miteinander unvereinbare Weisen behandeln. Der prinzipiell inkompetente Ansatz ist die statistische Sicht, mit der man die Zukunft zu betrachten versucht, als wenn sie irgendwie statistisch durch gegenwärtig wirksame Prinzipien bestimmt sei, anstatt die Zukunft als eine Verlaufsänderung zu sehen, die durch aufkommende neue Arbeitsprinzipien entsteht. Die einzig kompetente Herangehensweise ist die, welche ich weiter oben in diesem Aufsatz dargestellt habe – zum Beispiel die kompetente wissenschaftliche Untersuchungsmethode, die sich in der europäischen Kultur auf die pythagoräische Methode zurückverfolgen läßt, welche wiederum von der ägyptischen Astrophysik, der Sphärik, abgeleitet ist. Dies habe ich oben als dieselbe Methode definiert, der Johannes Kepler als Anhänger des Nikolaus von Kues und Leonardo da Vincis folgte, als er eine systematische Struktur für die moderne physikalische Wissenschaft schuf, mit der sich das endliche, aber unbegrenzten Universum als Ganzes untersuchen läßt.

Der fehlerhafte Ansatz etwa von René Descartes und seinen Gefolgsleuten unter den erklärten „Newtonianern“ ist die mechanistisch-statistische Methode, die auf einer modernen, empiristischen Lesart des alten Euklidischen Apriorismus fußt, nach der die Erde eigentlich flach ist.

Betrachten wir in diesem Zusammenhang die bekannten inkompetenten mathematischen Methoden eines Myron Scholes und Robert Merton, die mit der Finanzkatastrophe von August-September 1998 und dem gegenwärtigen Wiederauftauchen eines vielfach größeren Echos dieser Krise von 1998 im Zusammenhang stehen. Die Entwicklung von 1998 war und ist eine Krise, die darauf zurückzuführen ist, daß das gleiche verrückte System von Scholes und Co im gesamten Weltfinanzsystems noch heute beharrlich beibehalten wird.17 Diese Erfahrung mahnt uns, daß die Ansichten und Vorschriften des heute hegemonialen Wirtschaftsdogmas eine für die Welt insgesamt tödliche Inkompetenz und ein böses Omen für die Zivilisation als Ganze darstellt. Es repräsentiert ein korrumpiertes Wirtschaftsdenken, das nur vom Blickpunkt eines Leichenbestatters studiert werden sollte, aber niemals wieder menschliches Leben infizieren sollte!

Die morbide Statistikmethode, wie sie Scholes und seine Parteigänger verwenden, stammt eigentlich aus dem Erbe der Physiokraten und der Haileybury-Schule; methodisch entspricht sie einer radikal reduktionistischen Spielart der kartesischen Methode. Diese leitet sich aus antiken Euklidischen Sophismen her, die aber zu Füßen von René Descartes „britisch“ – oder war es „brutalisch“? – zu sprechen gelernt haben. Sie ist auch die britische Kopie von Descartes, die man „Newtonianismus“ nennt. Mit anderen Worten, die Wirtschaftslehre hinter den chronischen Fehlern von Myron Scholes ist eine radikal positivistische Version der gleichen inkompetenten, mechanistisch-statistischen Methode, die auf die gescheiterte Physik von René Descartes zurückgeht.18

Wirkliche ökonomische Prozesse sind dynamisch im Sinne der alten pytagoräischen Sphärik, dynamisch im Sinne der Methode von Cusanus und Kepler; sie basieren daher auf dem gegen die Irrtümer des Kartesianismus geführten schlüssigen Beweis, wie er von Leibniz bei dessen Einführung des antiken Prinzips der Sphärik in die moderne physikalische Wissenschaft, der Dynamik, geleistet wurde.

Bevor ich mit dem Argument selber fortfahre, ist es für den Leser dieses Aufsatzes wohl unumgänglich, daß ich hier einige warnende Worte zu einem wichtigen Aspekt wissenschaftlicher Methodik einschiebe.

Ich habe in diesem Aufsatz wiederholt den entscheidenden Unterschied betont, der im Bereich mathematischer Wissenschaftsaussagen zwischen rein formalen und tatsächlich ontologischen Konzeptionen gemacht werden muß.19 Diese meine Gewohnheit entwickelte sich in Keimform bereits Mitte der 30er, als ich mich ganz Leibniz zuwandte, und wurde später entscheidend für die Erkenntnisse, die ich aus den mir bekannten Schriften des Akademiemitglieds W.I. Wernadskij gewann, sowie für den weiter fortgeschrittenen Ansatz für eine Wissenschaft der physischen Ökonomie, die ich ausgehend von Leibniz etwa Mitte der 30er Jahre entwickelt hatte.

Wie ich bereits in vorhergehenden Abschnitten des Aufsatzes betont habe, müssen alle Ansätze in der Natur- wie der Sozialwissenschaft von oben nach unten und nicht von unten nach oben verlaufen. Dieser Ansatz, den ich von maßgeblichen Autoritäten aus einer Zeit von mindestens 3000 Jahren vor mir übernommen habe, erfordert eine von oben nach unten gerichtete Sicht der höheren funktionalen Rolle entdeckter universeller physikalischer Prinzipien, wenn diese Sicht auf den gleichen Tätigkeitsbereich angewendet werden soll, auf den man diese Begriffe selber anwendet. Wernadskijs Unterteilung physikalischer Erfahrungen in drei qualitativ verschiedene Phasenräume, einschließlich der Trennung des Lebens vom Nichtleben und menschlicher Erkenntnisfähigkeit von rein biologischer Erfahrung im allgemeinen, ist ein Beispiel für diese Herangehensweise. Dies gilt in weitestem Sinne für den gesamten Gegenstand der physischen Ökonomie als eigener ontologischer Forschungsbereich. Das ist der Schlüssel, um Entwicklung innerhalb des allgemeinen Zusammenhanges der Ökonomie zu verstehen.

Stets wird der untergeordnete Bereich als Ganzer durch die ontologische Unterscheidung einer physikalisch wirksamen Phasenraum-Trennung mit Hilfe eines physikalischen Prinzips definiert und begrenzt.

Diese Begrenzungen, die die äußeren Bereiche eines Phasenraum-Prozesses definieren, sind die Hauptbezugspunkte bei jedem kompetenten Versuch der Vorhersage in jedem System, welches in seinen Grundeigenschaften als dynamisch definiert werden kann.

Dies steht im Kontrast zum mechanistisch-statistischen Ansatz der meisten heute gelehrten und praktizierten, aber fehlerhaften Wirtschaftslehren. Mit diesem falschen Ansatz wird versucht, mögliche Unstetigkeiten eines Prozesses durch Extrapolation von Stoß-Wechselwirkungen (d.h. reine Statistik) zu definieren. Im wirklichen Universum, also anders als in der heute immer noch gelehrten Wirtschaftstheorie, sind es die Randbedingungen der dynamischen Eigenschaften des Phasenraumes, die auf die Prozesse einwirken, nicht aber die umgekehrte mechanistische, statistische Sicht des Phasenraums. Dies ist das „Geheimnis“ meines persönlichen Erfolges bei langfristigen und verwandten ökonomischen Vorhersagen, seit ich in einem ersten „Probelauf“ dieses Ansatzes kurzfristig eine Rezession 1956 prognostizierte. Dies ist auch der Grund dafür, warum ich seit dieser Zeit keine mechanistisch-statistische Vorhersage mache, die in der allgemein akzeptierten akademischen Wirtschaftslehre heute so verbreitet ist.

Die menschliche Gesellschaft ist, um die Betonung auf die richtige Stelle zu setzen, eine Reflexion des menschlichen Willens, eine Reflexion von Aktivitäten einer Art, wie sie im Tierreich fehlen und wie sie auch dort fehlen, wo Methoden Russelsscher Narren wie Professor Norbert Wiener und John von Neumann, verwendet werden. In einer Gesellschaft gibt keine „unvermeidlichen Folgen“, die man zurecht mit gewöhnlichen Vorhersageversuchen in Zusammenhang bringen könnte. Solange Menschen menschlich sind, sind an jede Vorhersage eine ganze Reihe von „Vielleichts“ gekoppelt; ohne diese „Vielleichts“ ist sie einfach nur inkompetent oder schlimmer. Alle Vorhersagen, die darauf gründen, „eine Zahl zwischen eins und zehn zu wählen“, lassen einen Prognostiker oder Fragesteller erkennen, den man unter Verweis auf Kants alten Witz als einen Mann ansehen muß der versucht, einen Ziegenbock zu melken, während ein anderer das Sieb hält.

Kompetente Vorhersagen lehnen also die heute gewöhnlich inkompetenten Meinungen über die Kraft genauso wie über den vermeintlichen Mangel an Kraft des menschlichen Willens ab. Was einen sozialen Prozeß tatsächlich begrenzt, sind die durch die entdeckbaren universellen physikalischen Prinzipien definierten Grenzbereiche, welche an dem Ort der Wechselwirkung zwischen voluntaristischer Rolle der Gesellschaft und dem physischen Universum wirken, mit dem die Gesellschaft wechselwirkt. Die universellen physikalischen Prinzipien, die als Eigenschaften eines Systems wirken, sind die Randbedingungen, die auf den Willen der Gesellschaft wirken und die in diesem Sinne, und nur in diesem Sinne, bestimmen, was und in welcher Weise „vorhergesagt“ werden kann.

Um diesen Punkt zu wiederholen und zusammenzufassen.

Wirkliche physische Ökonomien sind dynamische, keine mechanisch-statistische Prozesse. Das heißt, neben anderen Überlegungen, eine Vorhersage ist implizit Keplerisch ist, und zwar im Sinne des Orbits wie auch des Prüfbeweises für einen Ausgleichskreis, wonach das Universum nicht einfach repetitiv ist, sondern durch höhere universelle physikalische Prinzipien begrenzt ist, welche der Evolution des Universums oder jedem seiner Phasenräume einen geordneten Charakter geben.

Bei jeder kompetenten Vorhersage, einschließlich ernsthafter Vorhersage für ein gesamtes Wirtschaftssystem, wirkt deshalb das Prinzip, das den „Orbit“ des vorliegenden Systems bestimmt, auf das System ein, um eine bestimmte Randbedingung zu definieren. Wenn die Evolution des Systems sich dieser Randbedingung nähert, ändert sich das Verhalten des Systems durch diese Annäherung, welche ihrerseits einer Grenze zustrebt, über die hinaus das System in seiner gegenwärtigen Form nicht weiterbestehen kann. An diesem Punkt muß sich das System entweder ändern, oder es wird zusammenbrechen.

Diese Betrachtung repräsentiert den heute wenig bekannten, äußerst wichtigen Aspekt jeden Systems langfristiger Wirtschaftsvorhersage. Wir werden diesen Gegenstand hier noch einmal betrachten.

Fortsetzung folgt


Anmerkungen

9. Johannes Kepler, Mysterium Cosmographicum (Das Weltgeheimnis), Hrsg. Max Caspar. C.H. Beck. München, 1938/1993. Die Weltharmonik, herausgegeben und übersetzt von Max Caspar, R. Oldenbourg Verlag, München-Wien, 1982, Neue Astronomie, Hrsg. u. eingel. von Fritz Krafft marixverlag, 2005.

10. Siehe Leibniz, Specimen Dynamicum (1695). Siehe auch „Eine kurze Dokumentation…“ (1686), in Gottfried Wilhelm Leibniz, Philosophische Schriften und Briefe, wo die spezifische Kritik an der Methode von René Descartes dargestellt wird.

11. Wie die Arbeit von Erasthostenes veranschaulicht, wurden die Prinzipien der Sphärik in Platons Akademie gut erhalten, mit dem Tode von Erastothenes und seines Mitarbeiters Archimedes und dem Aufstieg Roms zu imerialem Status, starb die europäische Wissenschaft bildlich aus, mit Ausnahme solcher Kaliphate von Bagdad und ihrem kulturellen Zenit mit Ibn Sina. Diese verloren gegangen Prinzipien wurden hauptsächlich von Kardinal Nicholaus von Cusas De Docta Ignorantia wiederbelebt. Seine Nachfolger waren u. a. Luca Paccioli, Leonardo Da Vinci und Kepler. Dies wird in den wichtigsten Elementen der Arbeit von Pierre de Fermat und Leibniz, wie auch in dem führenden Mathematiklehrer in der Mitte bis zum Ende 18. Jahrhunderts, Gauss’s Lehrer Abraham Kästner widergespiegelt. Es muß betont werden das die antike Methode der Sphärik bis zu der Astrophysik der Ägypter zurückreicht and als Basis für die Begründung der dieser Methode durch die Griechen diente. Es ist nicht nur fair aber genau auf den Punkt , zu sagen das Riemann die Prinzipien der anti- euklidischen Geometrie genau erkann t hat, wie diese schon sehr implizit in der Arbeit von Cusa, Leibniz, Jean Bernulli, Gauss, Dirichlet und anderer war.

12. Graham Lowry, How the Nation was won, EIR, Washington, D.C. 1988.

13. Junge Mitarbeiter von mir haben eine Internetpublikation mit dem Namen Dynamis gegründet. Die Dezember-Ausgabe 2006 enthält eine englische Übersetzung von Gauß’ Einleitung zu seiner Schrift von 1838 Allgemeine Theorie des Erdmagnetismus. Zu finden auf www.seattlelym.com. Die Bedeutung dieser Gaußschen Schrift wurde von Riemann und Dirichlet weiter ausgeführt.

14. Das ist dasselbe, als ob man sagte, der menschliche Geist könne diese antientropische Kraft des Universums „anzapfen“, während keine andere Art dieses Potential zeige. Klarheit in diese Frage brachte Wernadskijs strenge Definition der Biosphäre; die dynamische Unterscheidung der Biosphäre von der Chemie des nichtlebenden Bereiches zeigte, daß eine vergleichbare Phasenraum-Unterscheidung in der Funktion des Menschen bezüglich der Biosphäre besteht: die Noosphäre. Diese Feststellung spiegelt einen ähnlichen Begriff wider, den ich während der Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm, ein Begriff, der sich für mich während des Jahres 1948 infolge meiner Reaktion auf die offensichtlichen Absurditäten, die der Hauptthese von Norbert Wieners Kybernetik zugrundelagen, herauskristallisierte. Meine Ansicht über den Zusammenhang dieses Begriffes von 1948 mit der Wernadskijschen Konzeption der Noosphäre entstand ungefähr ein Jahrzehnt später, als mir allmählich die umfassendere Bedeutung meiner früheren Entdeckung der Bedeutung von Riemanns Prinzip zwischen 1952 und 1953 deutlich wurde.

15. Der heute weit verbreitete schlampige Gebrauch der Sprache, belegt allerlei Neuigkeiten mit dem Wort „kreativ“, die in keinerlei Beziehung stehen zum Gebrauch des Ausdruckes „kreativ“, um einen experimentell als gültig erwiesenen Beweis eines bestimmten universellen physikalischen Prinzips zu bezeichnen. Hier ist nur der strenge Gebrauch des Begriffs für die physikalischen Wissenschaften und die klassische Kunst zulässig.

16. Der Ausdruck „Streben nach Glückseligkeit“ wurde von den Gründern unserer Republik aus Gottfried Leibniz’ „Neue Abhandlungen über den menschlichen Verstand“ entnommen. Die Arbeit, in der Franklin u.a. diesen Ausdruck fanden, war von Leibniz als Teil seiner literarischen Auseinandersetzung mit John Locke über Prinzipien geschrieben worden. Der Tod Lockes hielt die Publikation von Leibniz’ „Neuen Abhandlungen“ damals zurück. Später sorgten dann aber die Kreise um den damals führenden Mathematiklehrer Abraham Kästner dafür, daß dieser Leibniz-Text über London zu Franklin gelangte. Anfänglich gab es Probleme bei der Überbringung, doch die Arbeit erreichte Franklin später.

Die „Neuen Abhandlungen“ sind ein wichtiges Element in Leibniz’ Schriften über Politik und für seine spätere Begründung der Wissenschaft der physischen Ökonomie um 1671-72 bis hin zur späteren Gestaltung des US-Verfassungssystem von Selbstregierung und jener Wirtschaftspolitik, die sich in der Arbeit von Alexander Hamilton widerspiegelt. Diese Verbindungen zu Leibniz’ Arbeit spielten eine entscheidende Rolle dabei, das US-Verfassungssystem in direkter und vollständiger Opposition zum Denken englischer Empiristen wie John Locke zu definieren.

A.G. Kästner wurde 1719 in Leipzig, also kurz nach dem Tode von Leibniz geboren. Relevante biographische Details sind für Forscher leicht zugänglich, so in der Neuauflage von Kästners „Geschichte der Mathematik“ (Georg Olms Verlag, 1970), mit einem Vorwort von Joseph Ehrenfried Hofmann. Kästner war der Sohn eines Juristen der Leipziger Universität; er wurde nicht nur als Mathematiker, sondern auch als bei der Wiederbelebung der klassischen Kultur in Europa zu einer enorm einflußreichen Persönlichkeit seiner Zeit. Kästner, der sich sein Leben lang dafür einsetzte, die Prinzipien im Werk von Leibniz und Johann Sebastian Bach zu verteidigen, ist auch als berühmter Lehrer und Freund von Gotthold E. Lessing bekannt, der zusammen mit Moses Mendelssohn jene kulturelle Bewegung in Gang setzte, die europäische Unterstützung für die amerikanische Sache möglich machte.

Kästners akademische Karriere brachte ihn schließlich als Professor für Mathematik und Physik an die Universität Göttingen, wo er auch Benjamin Franklins auf dessen Europareise empfing. Kästner begründete eine explizit antieuklidische Geometrie und ist in der Geschichte der Mathematik zusammen mit Zimmerman als eine der Schlüsselfiguren in der Erziehung von Carl F. Gauß bekannt. Leider ist Hofmanns Darstellung von Kästners Verteidigung von Leibniz gegen die Betrügereien von Euler, D’Alembert, Lagrange, Laplace und andere eine den Fakten entgegengesetzte Vermischung, wie sich daran zeigt, daß Kästners Student Gauß in seiner Dissertation von 1799 die Newtonianer gerade wegen ihrer Methode angreift, einer Dissertation über den „Hauptsatz der Algebra“, die erst später diesen Titel erhielt.

17. Myron Scholes ist zusammen mit Robert Merton der Autor der Black-Scholes-Formel, der das technische Verdienst zukommt, die LTCM-Katastrophe von 1998 verursacht zu haben. Black in der Black-Scholes-Formel ist Fisher Black, der 1997 gestorben ist.

18. Es war der in Paris lebende venezianische Geistliche Antonio Conti, der in der Tradition von Paolo Sarpi jene ideologische Entgleisung auf den britischen Inseln salonfähig machte, die dann als „Newton“ bekannt geworden ist. Conti, ein begeisterter Anhänger von Descartes, versuchte einen Weg zu finden, eine Geisteskrankheit, den Kartesianismus, von Frankreich nach England zu importieren, wo zu der damaligen Zeit alles Französische offiziell verhaßt war. Zu diesem Zweck suchten sich Contis englische Komplizen einen armen Pfuscher in schwarzer Magie, Isaac Newton, gewissermaßen als ihren Lockvogel aus. (Eine spätere Durchsicht von Isaac Newtons Alchemie-Manuskripten durch John Maynard Keynes brachte eine Menge schwarzer Magie und ähnlichen Zeugs zutage, die einen Aufenthalt im Irrenhaus gerechtfertigt hätte, aber keine Spur tatsächlicher wissenschaftlicher Arbeit! Nachdem er das abscheuliche Zeugs offengelegt hatte, zog Keynes eine Verbindung zwischen Newton und den babylonischen Priestern – besser wohl zu den Kredithaien des pythischen Apollokultes von Delphi – und schlug vor, die Kiste für immer unter Verschluß zu halten.) Daran ist nichts wirklich geheimnisvoll; die bruchstückhaften Fälschungen ausgewählter Arbeiten Keplers und anderer waren tatsächlich von Leuten geleistet worden, die sich auf die Betrügereien von Sarpis Lakai Galileo beriefen, woran auch Gestalten wie Hooke beteiligt waren. Durch den Trick, einem wissenschaftlichen Hohlkopf wie Newton die Urheberschaft über seine angeblichen Werke zuzuweisen, hatte man eine Person gewählt, die gar nicht in der Lage war, irgendwelche Erklärungen für seine angeblichen Entdeckungen abzugeben, und so ließ sich die Untersuchung der fälschlich Newton zugewiesenen Entdeckungen aus jedem öffentlichen Skandal heraushalten. Dies Prinzip funktioniert genauso wie bei einem Marktschreier, der behauptet, eine Plastikpuppe hätte eine Entdeckung gemacht, denn dann besteht keine Gefahr, daß die Puppe etwas sagt, was den, der die Behauptungen im Namen der Puppe gemacht hat, bloßstellen würde. Nichtsdestoweniger war es der Descartes-Konvertit Conti selbst, der mit der Hilfe von Abraham de Moivre und D'Alembert den Newton- Betrug in den Salons, die in Kontinentaleuropa wucherten, bis zu Contis Tod 1749 und darüber hinaus am Laufen hielt.

19. Typisch hierfür war 1941 meine Erfahrung beim Lesen von Teilen des Standardtextes über Riemannsche Physik von Luther P. Eisenhart, Princeton, welcher mich damals davon abhielt, mich näher mit Riemanns Arbeiten zu beschäftigen. Erst 1952-53 kam ich auf Riemann zurück, als ich bei meinem leidenschaftlichen Studium von Georg Cantors oft brillanten Arbeiten der 1880er Jahre, aber auch seinen fehlerhaften Arbeiten der 1890er Jahre auf problematische Aspekte gestoßen war. Meine eigene Sicht technologischer Umgestaltungen des Produktionsprozesses „vor Ort“, die mich dazu genötigt hatten, die „Informationstheorie“ Norbert Wieners und John von Neumanns als ontologischen Betrug abzulehnen, war entscheidend dafür, daß ich die Methodik Riemanns übernommen habe. Meine Rückbesinnung von 1952-53 auf meine früheren Erfahrungen mit von Eisenharts Text veranlaßten mich damals und bis jetzt, größten Wert auf den absoluten funktionalen Unterschieds zwischen bloßer Mathematik und der oft oberflächlich ähnlichen Mathematik zu legen, deren Gegenstand primär ontologisch und nicht im wesentlichen formal ist.

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Die verlorene Kunst des Investitionshaushaltes - 1. Teil
- Neue Solidarität Nr. 7/2007
Kernthema: Neues Bretton Woods
- Neue Solidarität online
Kernthema: Physische Wirtschaft
- Neue Solidarität online
Schriften von Lyndon H. LaRouche 1981-2006
- Internetseite des Schiller-Instituts
Was Lyndon LaRouche wirklich sagt
- Internetseite der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo)
Internetseite der internationalen LaRouche-Jugendbewegung
- in englischer Sprache

 

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