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Aus der Neuen Solidarität Nr. 7/2007 |
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Von Lyndon LaRouche
- 1. Teil -
Der folgende Aufsatz, den wir in dieser und den folgenden Ausgaben abdrucken, erschien auf Englisch am 22. Dezember 2006. Darin beschreibt Lyndon LaRouche ein wichtiges, aber in Vergessenheit geratenes Instrument jeder langfristigen Entwicklungspolitik: den Investitionshaushalt.
Meiner Frau Helga zu unserem 29. Hochzeitstag poetisch gewidmet.
Seit jenem berühmten Aufruhr von 1968, der damals Europa wie auch Amerika erfaßte, drücken sich die kurzlebigen Leidenschaften der heute tonangebenden „68er-Generation“ häufig darin aus, daß sie kein Verlangen mehr nach dauerhaften Ehen haben, sich nicht mehr um die Zukunftsaussichten der jüngeren Generationen kümmern und jegliches Interesse an Investitionen in die Zukunft anderer Nationen, ja sogar der eigenen Nation verloren haben. Da diese Generation in den USA den Senat und große Teile des Repräsentantenhauses beherrscht, hat folglich auch der Kongreß in letzter Zeit immer mehr die Vorstellung von einem Begriff verloren, von dem die zukünftige Existenz der USA abhängt: dem Begriff des Investitionshaushaltes.
Dies muß umgehend geändert werden.
Es fehlt jedes Verständnis dafür, was unverzichtbare Kapitalinvestitionen in die physischen Voraussetzungen des Fortschrittes sind. Die Bedeutung von Investitionen, die notwendig sind, um die USA und die zivilisierte Weiterexistenz der ganzen Welt zu retten, wird nicht mehr verstanden.
Manche ärgern sich vielleicht, wenn ich das anspreche. Aber denken Sie nach: Wie groß ist der Anteil an Kongreßabgeordneten, die meinen, jeder Dollar des öffentlichen Haushalts sei eine Ausgabe, die durch laufende Steuereinnahmen gedeckt sein müsse? Aus der Sicht eines kompetenten Wirtschaftswissenschaftlers bedeutet dies in der praktischen Wirtschaftspolitik im Prinzip eine ruinöse, schier unmenschliche Rücksichtslosigkeit.
Das veränderte Denken über Wirtschaftspolitik, das sich während der letzten vier Jahrzehnte im Kongreß breit gemacht hat, ist eine radikale Abwendung, ein radikaler Abstieg von dem Niveau an Kompetenz, das die Gründer der amerikanischen Republik auszeichnete. Es ist auch ein Niedergang gegenüber dem Verhalten, das vor mehr als einem Vierteljahrhundert noch als tauglicher Intelligenzquotient einer Mehrheit von Verantwortlichen in hohen Staatspositionen galt. Schuld daran ist zum großen Teil jene Schicht typischer karriereorientierten 68er, die einen Zustand des regelrechten Klassenkampfes zwischen Angestellten und Arbeitern ausriefen. Sie wendeten sich zunehmend gegen Landwirte, Industriearbeiter und die naturwissenschaftlichen Berufe. Viele von ihnen waren sogar gegen alles, was technologischen Fortschritt in Produktion und Infrastruktur repräsentierte. Der kulturelle Paradigmenwandel, den die 68er ausdrücken, wurde zur kulturellen Matrix, die den Werteverfall des letzten Vierteljahrhunderts beherrscht hat.
Die Generationen dieser Zeit haben digitale Computer lieben gelernt, jedoch vornehmlich als Quelle der Unterhaltung. Sie lieben den Unterhaltungswert von Computern so sehr, daß sie forderten, fähige Wissenschaftler, Ingenieure und Maschinenbauspezialisten durch diese unkreativen Idiotenmaschinen zu ersetzen, die lediglich die dem Benchmarking eigene Inkompetenz demonstrieren. Entsprechend haben wir erlebt, wie unbesonnen Computertechnologie eingesetzt wurde, um die individuellen kreativen Geisteskräfte des Entwicklungsingenieurs in der Weltwirtschaft zu eliminieren.
Formale Mathematik ist keine Kreativität; Kreativität ist eine souveräne Eigenschaft zur Innovation, die dem Selbstentwicklungspotential des individuellen menschlichen Geistes eigen ist. Diese Qualität läßt sich durch Mathematik nicht ausdrücken, nur durch die Entdeckung universeller physikalischer Prinzipien, wie zum Beispiel Johannes Keplers Entdeckung der universellen Gravitation, so wie sich auch Albert Einstein über die Arbeit von Johannes Kepler und Bernhard Riemann äußerte. Das ist der individuelle Schöpfergeist in der klassischen Kunst, wie zum Beispiel bei Leonardo da Vinci oder Johann Sebastian Bach. Wird diese individuelle Kreativität unterdrückt, erzeugt man eine Gesellschaft, die sich nur als „Orwellscher Alptraum“ oder als Phantasie der „Schönen Neuen Welt“ beschreiben läßt, wie sie der psychotische Geist eines Aldous Huxley hervorgebracht hat.
Auf diese Weise hat die herrschende Generation produktive Entwicklung und die dafür notwendige grundlegende wirtschaftliche Infrastruktur gegen Einkünfte aus staatlich subventioniertem Glücksspiel eingetauscht - wie zum Beispiel im US-Bundesstaat Louisiana. Dort baute man lieber Spielkasinos als Schutzvorrichtungen gegen mehr oder weniger unvermeidliche Wirbelstürme der Stärke 3-5.
Diese Generation exportierte Industriebetriebe dorthin, wo die Löhne sehr niedrig waren und die Kosten für grundlegende wirtschaftliche Infrastruktur größtenteils vernachlässigt wurden, wodurch immer mehr Gemeinden und sogar ganze Bundesstaaten in den Bankrott getrieben wurden. Diese Politik, „Outsourcing“ oder „Produktionsverlagerung“ genannt, hat letztlich die reale Pro-Kopf-Produktivität der Welt als Ganzer gesenkt. In Nordamerika und Europa ging mehr Nettoproduktivität pro Kopf und pro Quadratkilometer der Erde verloren, als in Asien hinzugewonnen wurde.1
Untersuchen wir den Niedergang der Lebensumstände in den USA seit der Amtseinführung von Präsident Richard Nixon. Man produziere animierte chronologische Darstellungen selbst einfachster statistischer Daten, die mehr oder weniger regelmäßig von Regierungen und anderen privaten Stellen, die sich mit Wirtschaftsforschung befassen, veröffentlicht werden. Man verfolge, wie sich die Arbeitsverhältnisse von produktiver Beschäftigung immer mehr zu ungelernten Dienstleistungen wie in der „Dritten Welt“ verschoben. Man verfolge den Rückgang der Einkünfte von Bundesländern und Landkreisen in diesen Jahrzehnten. Dieser ruinöse Trend der letzten 35 Jahre war kein Versehen, sondern das Ergebnis politischer Entscheidungen, die an der Wall Street und in der Londoner City getroffen und von dort den Regierungen aufgezwungen wurden. Dieser politische Trend hat die USA inzwischen in einen Zustand gebracht, wo sich die gesamte Wirtschaft am Rande des Abgrundes bewegt.
Die Trends in der Gesetzgebung und den politischen Meinungen unter den oberen 20% der 68er-Generation haben im letzten Vierteljahrhunderts, seit Richard Nixon sein Amt antrat, die USA in den Bankrott getrieben. Diese Meinungsgewohnheiten sind heute leider unter den „regelmäßigen Wählern“ aus dieser Generation vorherrschend. Gleichzeitig sind die Bürger der unteren 80% der Einkommensgruppen, die die eigentlichen Opfer dieser Trends waren, darunter der Mehrheit derer, die nicht zu den „regelmäßigen Wählern“ gehören, ziemlich aufgebracht und werden es mehr mit jedem weiteren ruinösen Monat, der verstreicht.
Im Großen und Ganzen sind die Schuldigen aus der Nachkriegsgeneration nicht bewußt bösartig; abgesehen von wirklich üblen Fällen im Sinne eines Bertrand Russell oder H.G. Wells und typischen Neokonservativen erweisen sich selbst die Utopisten in den USA in den seltensten Fällen als willentlich bösartig. Die oberen 20% der 68er Generation waren Kinder, die zwischen 1945 und 1956 in eine Situation der Nachkriegszeit hineingeboren wurden, die manchmal das „Angestelltensyndrom“ oder auch die Zeit des „Organization Man“ der 50er Jahre genannt wird. Sie wurden großgezogen, damit sie die „Revolution der Angestellten“ machten - nicht weil sie wußten, was sie taten, sondern weil sie dazu abgerichtet wurden wie Seehunde im Zirkus.
Inzwischen ist es soweit, daß selbst mit dem Zutun ehrbarer Demokraten im US-Senat jüngste Gesetze das Land immer weiter in eine unproduktive Richtung und damit an den Rand eines höchst unheilvollen Bankrotts getrieben haben. Derweil geben sich dieselben Abgeordneten der Selbsttäuschung hin, praktizierte Güte bestehe im Austeilen von Gnadengeschenken an die Familien, die der Kongreß selbst ruiniert hat, weil er sich nicht um vernünftige Beschäftigungsbedingungen und sichere Renten in angemessener Höhe bemüht hat.
Dementsprechend ist aus diesen politischen Kreisen zu hören, die US-Regierung dürfe keine Investitionen tätigen, außer man kürze die Grundlage solcher Funktionen, deren Existenz von genau solchen Investitionen abhängt. Durch solche Torheiten zerstören die fehlgeleiteten Abgeordneten die Lebensgrundlage jener Menschen, denen sie glauben machen wollen, ihnen würde geholfen. Auf diese Weise haben selbst diejenigen, die zu den vielen wohlmeinenden Abgeordneten zählen, die US-Wirtschaft seit den 70er Jahren immer weiter zerstört.
Praktisch heißt das: Aus der Sicht eines fähigen Historikers, Wissenschaftlers und Ökonomen sind alle die gegenwärtig so beliebten Vorschläge für einen „ausgeglichenen Haushalt“ als verderblicher Ausdruck indoktrinierter Selbsttäuschung zu betrachten, als Ergebnis des Einflusses von „Sozialklempnern“, die unseren 68ern von Kindheit an ihre irrigen Denkgewohnheiten eingeimpft haben.
Aus bestimmten Gründen habe ich als Ökonom eine besondere Verantwortung, den Mitgliedern unserer Parlamente und anderer Institutionen solche bedrohlichen Fehler in Meinung und Tat aufzuzeigen. Die gesamte Generation und auch andere sind dermaßen von der kumulativen Wirkung jahrzehntelanger Indoktrination in einem wirtschaftlich ruinösen System durchdrungen, daß sie inzwischen selbst glauben, ein schlechtes gesamtwirtschaftliches Ergebnis infolge dieser Politik könne nur daran liegen, daß man die gleiche Politik nicht mit noch mehr Nachdruck verfolgt - also mit noch verheerenderen Folgen. Schuld ist also nicht ein Mangel an Informationen für die Abgeordneten, sondern die Ablehnung solcher Informationen, die den Ansichten, die uns seit 35 Jahren und länger ruinieren, zuwiderlaufen. Wie bei dem Mann, der immer wieder versucht, eine Plastikpuppe zu schwängern, ist das Ergebnis ihrer Anstrengungen um so ekelhafter, je fester sie daran glauben.
Seit der Errichtung der USA als Republik ist das Grundgesetz unserer Nation in der Präambel unserer Verfassung festgeschrieben. Die Sicherheit und das Gemeinwohl unserer Republik für die zukünftigen wie die heute lebenden Generationen zu fördern und zu schützen, ist das Prinzip, dem alle Aspekte der Verfassung und auch alle Verfassungszusätze untergeordnet werden müssen.
Man muß zugestehen, daß wir im Verhältnis zu der imperialen anglo-holländischen Macht in Europa nach 1763 nicht bloß als relativ schwache Nation begannen, sondern auch das Opfer von Querschlägern waren, die daher rührten, wie Londons Agenten Philippe Egalité und sein Komplize Jacques Necker, der mit A. R. Turgot eine Schlüsselrolle beim Ruin der französischen Monarchie spielte, die Französische Revolution inszenierten. Wir waren indirekt Opfer des Jakobinerterrors, der Kriege der napoleonischen Tyrannei und der umtriebigen Komtessen des berüchtigten Wiener Kongresses.
Erst nach dem Sieg über die Südstaaten-Konföderation, die Marionette des britischen Lord Palmerston, wurden die USA ein Souverän, der von fremden Mächten nicht mehr erobert werden konnte, und dies blieben wir bis zur verderblichen Präsidentschaft von George W. Bush. Seit der Ermordung Präsident Lincolns und noch mehr seit der Ermordung Präsident William McKinleys wurden die Verfassungsvorschriften für unser Präsidialsystem weiter geschwächt, wozu diese Morde sehr viel beitrugen. Dies unterwarf unseren Außenhandel der Vorherrschaft einer anglo-holländischen liberalen Finanzmacht, die auch tief in das inneramerikanische Finanzsystem hineinreicht.
Durch das Plündern des im Ersten Weltkrieg besiegten Deutschlands durch unsere Hauptschuldner, die britischen und französischen Finanziers, bereicherten sich die USA nur vorübergehend; doch schon Mitte der 20er Jahre befand sich unsere Wirtschaft dann in den Fängen der Depression, die 1929 sichtbar wurde.
Erst unter Präsident Franklin Roosevelt wurden die USA wieder wirklich souverän. Selbst Roosevelts inneramerikanischen politischen Gegnern gelang es erst nach der Ermordung John F. Kennedys, sein Währungssystem der festen Wechselkurse von Bretton Woods in Frage zu stellen. Der Mord an Kennedy und andere Attentate unterminierten uns, und die Ereignisse von 1968 und der Antritt der Regierung Nixon bereiteten den Boden für das Dollarsystem gleitender Wechselkurse und andere verhängnisvolle Torheiten, die in den letzten 35 Jahren die Realwirtschaft ruinierten und die unteren 80% der Familienhaushalte mehr und mehr ausbeuteten.
Die wichtigste langfristige Tatsache der Zeitspanne von 1763-2006 in der amerikanischen wie auch der Weltgeschichte ist, daß das Amerikanische System, wie es durch das Vermächtnis der Winthrops, der Mathers, Logans, Benjamin Franklins und der ersten Regierung von George Washington definiert wurde, dem anglo-holländischen System grundsätzlich entgegengesetzt ist. Das amerikanische Verfassungssystem und das anglo-holländische System sind nicht deckungsgleich, sondern tödliche Feinde, und das seit Februar 1763 bis heute.
Adam Smith schrieb ja nicht nur ein Werk, das er den Wohlstand der Nationen nannte; es war ein ausgemachtes Propagandastück, das, wie Smith selbst erklärte, als Aufruf dienen sollte, die Kräfte hinter der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung zu vernichten. Smith war ein Plagiator, der 1763 von Lord Shelburne persönlich den Auftrag erhielt, Pläne zu entwerfen, Frankreich und die englischen Kolonien in Nordamerika wirtschaftlich zu ruinieren.
Smith war kein Genie, sondern eher wie die Larve einer Köcherfliege; er sammelte Teilchen aus seiner Umgebung auf, um sich damit wie eine Puppe einen intellektuellen Schutzkokon zu bauen. Als Plagiator stützte sich Smith hauptsächlich auf die Sklavereilehre John Lockes, auf das Getöse des prosatanischen Helden der Mont-Pèlerin-Gesellschaft Bernhard Mandeville2 und auf die Zauberformeln des Feudalfanatikers Dr. François Quesnay und des anderen bekannten Physiokraten A.R. Turgot, von denen Smith vieles vom entscheidenden technischen Inhalt seines Wohlstands der Nationen abschrieb.
Seit der Gründung der amerikanischen Republik waren das amerikanische System der politischen Ökonomie und das System des monetaristischen Wuchers, d.h. das venezianische Imperialsystem des anglo-holländischen Liberalismus, die Hauptfeinde im Bereich der Weltwirtschaft. Die Tatsache, daß Amerikaner und Briten manchmal Verbündete waren, hat diesen grundlegenden Gattungsunterschied der beiden widerstreitenden Systeme nie geschmälert.
Das Amerikanische System der politischen Ökonomie war im Prinzip eine Fortführung des antifeudalen Gesellschaftssystems, das auf dem Konzil von Florenz Mitte des 15. Jahrhunderts und durch die Errichtung der ersten modernen gemeinwohlorientierten Nationalstaaten, in Frankreich unter Ludwig XI. und in England unter Heinrich VII., begründet wurde. Die Politik der Plymouth-Siedler und des New England Commonwealth der Winthrops und Mathers war das Vorbild für das, was ungefähr ein Jahrhundert später die konstitutionelle Republik der USA werden sollte. Die Anstrengungen der Winthrops und Mathers lebten während des 18. Jahrhunderts durch Gottfried Wilhelm Leibniz wieder auf. Er hatte maßgeblichen Einfluß auf das wirtschaftliche und gesellschaftliche Denken einer Gruppe junger Erwachsener um Benjamin Franklin und George Washington - zum Beispiel Finanzminister Alexander Hamilton -, die nach 1763 die nationale Souveränität erkämpften und die amerikanische Bundesverfassung entwarfen.3
Der ontologische Unterschied zwischen den beiden konkurrierenden Systemen, dem amerikanischen und dem anglo-holländischen liberalen System, besteht darin, daß das anglo-holländische liberale System auf dem monetaristischen Prinzip des Wuchers gründet, während das Amerikanische System der politischen Ökonomie von Anfang an auf den von Leibniz definierten Prinzipien der physischen Ökonomie fußt.
Zugegebenermaßen nutzen beide Geldsysteme. Der funktionale Unterschied liegt darin, daß das verfassungsmäßige amerikanische System Geldprozesse in der Absicht nutzt und reguliert, die Bestimmungen der Verfassungspräambel zu verwirklichen. Das anglo-holländische liberale System, auch bekannt als das britische System des Strebens nach globalem Imperialismus, ist ein von finanzoligarchischen Räubern entworfenes und gesteuertes System im erklärten Interesse des Wuchers als solchem. John Locke, Bernhard Mandeville, Adam Smith, Jeremy Bentham, und die Haileybury-Schule generell sind typische Ausdrücke dieses monetaristischen Wuchersystems der modernen Liberalen.
Die USA konnten sich von der durch die Präsidenten Calvin Coolidge und Herbert Hoover erzeugten Katastrophe nur erholen, weil sich Franklin Roosevelt von der nahezu tödlichen Umarmung des britischen „Freihandelssystems“ durch die faschistoide Wallstreet-Bande freimachte. Roosevelt leitete eine Rückkehr zum Amerikanischen System der politischen Ökonomie ein, das in der Präambel der amerikanischen Verfassung impliziert ist.
Der Konflikt zwischen den beiden Hauptsystemen der heutigen Welt, dem anglo-holländischen System und dem Amerikanischen System der politischen Ökonomie, läßt sich im Prinzip wie folgt zusammenfassen.
Das anglo-holländische liberale System - so wie die Mont-Pèlerin-Gesellschaft das fremde Eindringen (oder sollte man lieber „Vergewaltigung“ sagen) in amerikanische Angelegenheiten verkörpert - verlangt den „freien Handel“, der die ungehinderte Herrschaft des Wuchers durch schleimpilzähnliche Gruppierungen von Finanzbanditen bedeutet. Für solche räuberischen Übergriffe steht als Extrembeispiel heute das Hyänenrudel der „Hedgefonds“.
Das Amerikanische System der politischen Ökonomie definiert Geld nach unserem Verfassungssystem als Monopol der Bundesregierung. Das anglo-holländische liberale System und sein monetaristischer Freihandel definieren hingegen ein Hobbessches System, in dem jeder gegen jeden im Krieg steht. Das Kennzeichen des Hobbesschen Tiermenschen liegt im anglo-holländischen falschen Verständnis der „menschlichen Natur“, daß jeder des anderen Wolf sei. Das amerikanische System fordert, daß das Finanzsystem selbst geregelt werden muß, um zu verhindern, daß solche Übel wie das anglo-holländische System oder ähnliche Raubsysteme in unserer Republik oder in unseren Beziehungen mit anderen souveränen Nationen wirksam werden können. Franklin Roosevelts Politik veranschaulicht diese Unterscheidung auf die beste Weise.
Das nationale Ziel, jedenfalls das nationale Ziel intelligenter und aufgeklärter Patrioten, ist die Förderung des zunehmenden physischen Wohlstands pro Kopf und Quadratkilometer. Dies bedeutet für diejenigen von uns, die etwas von Wirtschaft verstehen, die Förderung von Wissenschaft und klassischer Kultur in der Entwicklung der Gesellschaft und des einzelnen. Die Förderung besserer Lebensumstände des einzelnen hängt davon ab, die Entdeckung höherer Prinzipien so umzusetzen, daß die Arbeitsproduktivkraft pro Kopf und pro Quadratkilometer steigt. Aus diesem Grund setzen sich intelligente Patrioten dafür ein, einbehaltene Gewinne in den technischen Fortschritt von Produkten und Produktivität zu reinvestieren, wozu sich am besten mittelständische Betriebe unter kreativer Führung eignen, die sowohl in den örtlichen Kommunen wie auch in der Wirtschaft als Ganzer wirken.
Dies bedeutet, daß man die Veränderungen der Produktivität und des Lebensstandards auf örtlicher und regionaler Ebene ständig beobachten sollte. Es bedeutet, in allen diesen Bereichen die Bedeutung des Wachstums der physischen Produktion pro Kopf und pro Quadratkilometer zu betonen. Es bedeutet, primär die physische Produktion in Landwirtschaft, Industrie und der damit zusammenhängenden Forschung und Entwicklung zu fördern. Diese grundlegende Betonung erfordert einen sich ständig verbessernden Standard im geistigen und gesellschaftlichen Leben. Die Nation wächst so durch die Entwicklung der gemeinsamen Mittel zur Verbindung und Koordination einzelner Kommunen zu einem dynamischen Ganzen zusammen - dynamisch im Leibnizschen Sinne, im Unterschied zur kartesischen, mechanistisch-statistischen Denkweise.
Für intelligente Ökonomen dürfte somit klar sein, daß reinvestierte Gewinne, die diesem Ziel dienen, sehr viel geringer besteuert werden sollten als bloßer Konsum oder große Gewinne, die in die Finanzspekulation geleitet werden.
Insgesamt muß wieder ein Regulierungssystem eingerichtet werden, das anstelle ruinösen „freien Handels“ wieder „fairen Handel“ ermöglicht, so wie es unter Franklin Roosevelt versucht wurde. Die Rückkehr zu Grundsätzen des „fairen Handels“ würde die ruinöse Wirkung der pro-monetaristischen Deregulierungsmaßnahmen in den verarmten und bald bettelarmen USA seit den 70er Jahren rückgängig machen. Weg mit den sogenannten liberalen Reformen von 1970 bis 2006, sie haben sich als ungeheurer Fehlschlag erwiesen!
Zunächst wollen wir nun in diesem Aufsatz die eben grob geschilderten verfassungsrechtlichen Argumente aus einem nationalen Blickwinkel betrachten. Weiterhin wollen wir die Anwendung der erwähnten dynamischen Prinzipien zur Lösung der amerikanischen Wirtschaftskrise besprechen. Danach kommen wir auf das Feld der internationalen Beziehungen zu sprechen.
Um eine Bilanz des oben Geschriebenen zu ziehen, sei die strategische Lage folgendermaßen beschrieben.
Oberflächlich gesehen, scheint ein Investitionshaushalt eine einfache Frage der Kosten- und Finanzbuchhaltung zu sein. Doch die Prinzipien, die der kompetenten Gestaltung eines solchen Haushaltes zugrundeliegen, sind zutiefst wissenschaftlich und keineswegs gewöhnlicher Ausdruck finanzieller und ähnlicher Buchhaltung. Wissenschaftliche Komplexizität ist daher unvermeidbar: Während die Bereitstellung einer programmierten Anleihe eine relativ einfache mathematische Aussage ist, sind, wie ich später zeigen werde, die Prinzipien, die vorherbestimmen, ob die Vergabe sich so auswirkt, wie es beabsichtigt ist, eine viel tiefere wissenschaftliche Frage der Dynamik, als sie irgendeine gängige Buchhalterpraktik beantworten könnte. Einen kompetenten Investitionshaushalt aufzustellen, ist deshalb eine Aufgabe im Bereich der Naturwissenschaft, nicht der reinen Buchhaltung. Um dazu die richtige naturwissenschaftliche Methode zu wählen, muß man bestimmte Grundannahmen, die für entsprechende Verhaltenseigenschaften des menschlichen Geistes spezifisch sind, genau beachten.
Erfahrungen mit Diskussionen über Wirtschaftspolitik in oder im Umkreis von Bewertungsfunktionen der Regierungspolitik zeigen uns: Die meisten Betrügereien, in die Gesetzgebungsverfahren hineingerieten, wie der Enron-Schwindel und ähnliche Phänomene, erinnern an die Geschichte der verbitterten Ehefrau, die ihren Kindern sagt: „Ihr bekommt diese Woche nichts zu essen, denn euer Vater hat wieder einmal seinen ganzen Wochenlohn in der Spielhalle durchgebracht, in die er auf seinem Nachhauseweg gelockt wurde.“ Das ist das „Narrengold“ des Glücksspiels, die krummen Dinger, sie sich „Finanzderivate“ und „Hedgefonds“ nennen. Deshalb wird sich dieses Kapitel mit der Natur der wesentlichen Grundannahmen befassen, die hier in Betracht gezogen werden sollten. Fahren wir also fort.
Die meisten Amerikaner heute sind heidnisch; auch die meisten von denen, die sich zum Glauben an Gott bekennen, glauben eigentlich nicht an den in der Schöpfungsgeschichte dargestellten Gott, der Mann und Frau im eigenen Bildnis geschaffen hat. Wenn das Wort „Gott“ ausgesprochen wird, denken die meisten nicht an den lebendigen Schöpfer des Universums, in dem wir leben, das der große, gute Albert Einstein als endlich, aber unbegrenzt beschrieben hat. Praktisch glauben die meisten auch heute noch an eine Gottheit, die eher dem bösartigen olympischen Zeus aus Aischylos’ Der gefesselte Prometheus ähnelt. Die meisten neigen zu einem ähnlichen Glauben wie die Zöglinge Paolo Sarpis, wie Thomas Hobbes. Sie glauben an die Lehre des satanischen Jago aus Verdis Oper Othello, des Jago, der von dem grausamen und bösartigen Hobbesschen Gott spricht, dem er dient.4
Der olympische Zeus versinnbildlicht einen schrecklichen Unterdrücker, der die ewige Folter des Prometheus anordnet, der den Olymp verärgert hatte, weil er den Menschen den Umgang mit dem Feuer (wie heute der Kernenergie) lehrte. Anders als T.H. Huxley und Friedrich Engels in Huxleys Zeit meinten, ist der Mensch kein Affe, auch kein Menschenaffe, sondern ein schöpferisches Wesen, dem das Potential, kreativ zu sein, innewohnt. Im Gegensatz zu Zeus’ furchtbarem Gesetz ist der Mensch ein Abbild des Schöpfers.
Das ist keine Fabel; das ist Geschichte. Es ist auch Theologie. Es ist auch Naturwissenschaft und das Wesen jeder kompetenten Lehre und Ausübung moderner Wirtschaftswissenschaft.
Für uns, die die Wahrheit über die Menschheit wissen, unterscheidet sich der menschliche Verstand von den Eigenschaften aller Tiere. Dieser Unterschied drückt sich im Schöpferischen des menschlichen Individuums aufgrund der einzigartigen Natur seiner Gattung aus; er drückt sich als Fortschritt in der Entdeckung und Anwendung naturwissenschaftlicher Prinzipien aus, wie der Kernspaltungs- und Kernfusionsforschung. Er drückt die wahre Natur der menschlichen Macht und der den Menschen aufgetragenen Mission in diesem Universum aus. In dieser Kreativität erkennen wir etwas Spirituelles, womit angedeutet werden soll, daß sie dem menschlichen Fleisch innewohnt, aber daß sie von einer höheren Seinsqualität eines hochwirksamen Wesens ist, höher als die eines bloßen Tieres, das wir vielleicht zur Ernährung essen. Der sterbliche menschliche Körper ist von der Empfängnis an Gastgeber und Diener eines persönlichen geistigen Wesens, welches die Befähigung zu wahrer Kreativität besitzt. Das ist die Mission, die der Schöpfer der Menschheit aufgetragen hat, um an dem fortgesetzten Werk universeller, ontologisch antientropischer Schöpfung mitzuwirken.
Es gibt verwirrte unhd widersprüchliche Leute, die zwar die Sonne anbeten, aber die Prozesse der Kernspaltung und der Kernfusion, von denen die Existenz unseres Sonnensystems abhängt, hassen. Diese Unglücklichen sind Ausdruck eines ludditischen Hangs zur Perversion, die für so viele in den Reihen der Alt-68er in Amerika und Europa bezeichnend geworden ist, einer Perversion, die viel zu den um sich greifenden Übeln in den USA und der ganzen Welt beigetragen hat.5
Der abergläubische Gnostiker glaubt an ein statisches Universum, das sich nicht entwickelt. Er mißversteht das Universum folglich als eines, dessen Vervollkommnung schon abgeschlossen sei. Für den gnostischen Heiden dieser Glaubensrichtung ist nun alles vorhersehbar, und alles, was kommt, praktisch unausweichlich. Dieser irregeführte Gnostiker glaubt deshalb, weil Gott ein vollkommenes Universum geschaffen habe, habe Gott folglich sogar seine Fähigkeit aufgegeben, das Universum nachträglich zu verändern. Philon von Alexandria und andere warnten implizit, nach Auffassung des delphischen Gnostikers habe Satan keine solchen rechtlichen, prinzipiellen Beschränkungen anerkannt, und somit hätten die Satan-Anhänger eine Lizenz erhalten durch die implizit entropischen statistischen Gesetze - falsche Gesetze, die, wie die tatsächlich satanischen Hedgefonds heute, dazu dienen sollten, dem Willen Gottes Fesseln anzulegen. Diejenigen, die auf diese Weise Vertrauen in Satans Macht setzen, sind große Narren.
Im Gegensatz zu dem brutalen Fatalismus solcher Gnostiker ist das Prinzip anhaltender, antientropischer Schöpfung, wie die Entwicklung des Sonnensystems aus einer einzelnen, sich schnell drehenden jungen Sonne bestätigt, eine Tatsache, im Gegensatz zu einem fixen, entropischen Universum. Das sich immer weiterentwickelnde, immer endliche, aber unbegrenzte Universum des Schöpfers ist ein antientropischer Prozeß ständiger Schöpfung, bei dem mitzuhelfen die Funktion und Pflicht der Menschheit ist. Wir bewegen uns nun zum Mars und darüber hinaus, um das, was wir dort draußen entdecken, besser bewältigen und entwickeln zu können. Die Wissenschaft zeigt uns, daß der Schöpfer ein vollkommen kreatives, aufgeschlossenes Wesen ist, das über eine nicht endende, antientropische Schöpfung regiert. Folglich ist es die uns zukommende Pflicht, jene universellen Missionen auszuführen, die die Hingabe des Schöpfers für uns bedeutet.
Unser Verständnis dieser und ähnlicher Fragen wurde besonders durch das russische Akademiemitglied W. I. Wernadskij gefördert. Er erbrachte den Beweis für drei unterschiedliche Phasenraum-Bereiche: den nichtlebenden Bereich, die Biosphäre und die Noosphäre. Diese drei dynamisch miteinander verflochtenen Phasenräume und die Prinzipien, die sie ausdrücken, sind Ausdruck der folgenden Erwägungen, die in Wernadskijs Beweis enthalten sind und von anderen wichtigen Entdeckungen gestützt werden.
Wernadskij faßte die Belege für lebende Systeme 1935-36 zusammen. Zwar stammen die chemischen Elemente, die an lebenden Prozessen teilhaben, aus dem gleichen Bereich wie die der nichtlebenden Materialien, doch die lebenden Prozesse, die mit der Biosphäre verbunden sind, drücken eine Grundeigenschaft spezifisch dynamischer Organisationsformen von Prozessen aus, die als solche nicht im Bereich der nichtlebenden Prozesse erscheinen. Ähnlich werden in gesellschaftlichen Prozessen zwar Stoffe des unbelebten Bereichs und der Biosphäre benutzt, diese werden aber durch ein dynamisches Prinzip wirksamer Intelligenz organisiert, das in keiner niedrigeren Ordnung lebender Prozesse auftaucht.
Ich wiederhole: Die empirischen Belege, die letztere Unterscheidung beweisen, definieren ein Prinzip der Intelligenz, das sich nicht in der Biologie findet, die wir mit niederen Lebensformen als der des menschlichen Lebens verbinden. Diese höhere Qualität wirksamer Intelligenz unterscheidet den Schöpfer und den einzelnen Menschen ontologisch von den Tieren, denen diese Qualität wirksamer schöpferischer Intelligenz fehlt.
Diese Art der Intelligenz ist die Natur der Menschheit und ihre Mission, wie sie in Genesis 1 in eigenen Worten dargestellt ist. So läßt sich unser Verständnis des großen Prinzips, das in der Präambel der amerikanischen Verfassung verankert ist, verfeinern. Der Menschheit Pflicht ist es nicht, sich dem Universum, so wie wir es vorfinden, anzupassen, sondern es antientropisch zu verbessern. Auf diese Weise soll sie der Vermittler, das Werkzeug des Schöpfers sein. Unsere Mission ist es, die Menschheit und die einzelnen Mitglieder unserer Gattung zu verbessern. Diese prinzipielle Mission geht jeden von uns an; wir haben die Aufgabe, die menschlichen Lebensbedingungen zu verbessern und das Prinzip des antientropischen Prozesses zu bewahren, damit die Menschheit nicht auf schlechtere Existenzbedingungen zurückfällt, als wir sie vorgefunden haben.
Was wir bisher in diesem Kapitel behandelt haben, sollte erneut aufgegriffen werden, da hier die eigentliche Natur des Konfliktes zwischen Vernunft und Wissenschaft auf der einen Seite und formaler Logik auf der anderen deutlich wird. Hier kommt auch das große Prinzip zum Ausdruck, das der Nachfolger von Leibniz,. Gauß und Dirichlet, Bernhard Riemann, in seiner bahnbrechenden Göttinger Habilitationsschrift von 1854 Über die Hypothesen, welche der Geometrie zu Grunde liegen dargestellt hat. In seiner Dissertation sowie in seiner späteren Behandlung der Abelschen Funktionen und in seiner Definition der Dynamik physikalischer Hypergeometrien legte Riemann die Grundlage zur Überwindung der größten Mysterien, die früher das Studium der Volkswirtschaft gewöhnlich vernebelt haben.6
Der durchschnittliche Student von heute verläßt die Hochschule praktisch, ohne im geringsten zu wissen, daß wahren Prinzipien der Geometrie und Physik, die mit dem Namen Sphärik verbunden sind, unter den Pythagoräern und der Schule Platons begründet wurden, bevor aus der sophistischen Lehre Euklids Elemente hervorgingen. Die großen historischen Prinzipien Platons und anderer entstanden wieder als moderne Wissenschaft durch die grundlegenden Entdeckungen des Nikolaus von Kues und seiner Nachfolger in der Renaissance, wie Leonardo da Vinci, Johannes Kepler und deren Nachfolger wie Pierre de Fermat, Leibniz, Gauß, Dirichlet und Riemann - alles vor dem Entwicklungsprozeß von Albert Einsteins Lebenswerk. Bernhard Riemanns Habilitationsschrift von 1854 ebnete so den Weg, daß Riemann selbst seine Vorstellung von der Dynamik der physikalischen Hypergeometrien entwickeln konnte, worauf der konzeptionelle Rahmen einer fähigen modernen Wirtschaftswissenschaft als Teil der Naturwissenschaft grundsätzlich beruht.7
Die Wurzel all dessen läßt sich indes auf Präzedenzfälle zurückverfolgen, die in ihrer Bedeutung der oben erwähnten Definition der Natur von Mann und Frau in Genesis 1 ähneln.
Wenn wir unseren Bürgern eine wahre Wirtschaftswissenschaft aufzeigen, muß es uns gelingen, ihnen wieder eine Sicht der moralischen Realitäten praktischer Ökonomie zur persönlichen Identität als Bürger und Mensch zu machen. Um uns selber zu verstehen, müssen wir von dem engen, neokartesischen Statistik-Hokuspokus der heutigen Finanzmärkte abrücken. Die Beziehung des sterblichen Individuums zum Schöpfer und die Schöpfungsordnung als ganze müssen wieder zum Bezugspunkt werden, um die wahre Identität jedes einzelnen von uns im Rahmen des lebenden Prozesses ständiger Schöpfung zu definieren.
Diese Herangehensweise ermöglichte es dem Bürger, wieder ein festes geistiges Verständnis seiner persönlichen Beziehung zum Werk des Schöpfers zu entwickeln. Man muß dem Bürger helfen, zu erkennen, welche Bedeutung die kurze Zeitspanne seines Lebens für frühere und kommende Generationen hat. Wenn den Menschen auf diese Weise eine wißbare Idee der Unsterblichkeit ihrer leiblichen menschlichen Persönlichkeit faßbar gemacht wird, erlangt man das Gefühl einer unsterblichen Beziehung zwischen dem sterblichen Individuum und dem unsterblichen Schöpfer. Auf diese Weise fördert man ein moralisches Gefühl, das in den Bürgern einer Republik entstehen muß, wenn das Überleben und Gedeihen unserer Nationen für die nächsten Generationen gesichert werden sollen.
Bei den Investitionen, die jetzt getätigt werden müssen, wenn die Zivilisation auf diesem Planeten weiterbestehen soll, muß ein besonderer Schwerpunkt auf Realkapitalinvestitionen liegen, deren hochgerechnete „Lebensdauer“ ein viertel bis ein halbes Jahrhundert und sogar länger ist. Diese Zeitspanne reicht weit über die Lebenserwartung der heutigen Eltern junger Erwachsener hinaus, dennoch müssen die heute Lebenden diese Investitionen tätigen. Die einzige Versicherung, daß sich die Versprechungen der Zukunft für die Lebenden erfüllen werden, liegt darin, daß der Wille dazu fest im Bewußtsein und in der Arbeit der heutigen und zukünftigen Generationen verankert ist. Unsterblichkeit, nicht Besitzgier, ist das einzig ehrliche Motiv des wahren Bürgers einer Republik. Dieses Verständnis von Unsterblichkeit ist etwas anderes als Ruhm, selbst ein Mensch in verhältnismäßig kleinsten Umständen kann es erreichen.
Nochmals: Unsterblichkeit ist nicht Ruhm. Einige der teuersten unsterblichen Geister sind in ihrem Leben mit öffentlichen und privaten Verunglimpfungen überhäuft worden. Unsterblichkeit eines vollendeten Lebens drückt sich in seinem bleibenden Wert für die Menschheit aus. Wenn ein solcher Mensch in seinen Lebensumständen Verachtung, Verrat und Verdammung erfahren hat - wie etwa Jeanne d’Arc -, war sein Wert aus diesem Grund umso größer.
Eine „gesunde“ und damit „vertrauenswürdige“ Vorstellungen von Gewißheiten, die den Tod des sterblichen Individuums überdauern, hat an der gleichen Eigenschaft des Willens teil, die mit universellen physikalischen Prinzipien verbunden ist. Die Fähigkeit, zuversichtlich auf die zukünftigen Ergebnisse heutigen Handelns zu schauen, erfordert eine Beschäftigung mit dem Unterschied zwischen Ideen, die der Erfahrung einzelner Sinnesereignisse entsprechen, und Ideen im Zusammenhang mit wirksamen universellen Prinzipien, denen die Einzelereignisse untergeordnet sind. Keplers ursprüngliche Entdeckung der universellen Gravitation steht für den Begriff des universellen Naturprinzips in der modernen experimentellen Wissenschaft.
Vorstellungen, die universellen physikalischen Prinzipien in der Naturwissenschaft wie auch zulässigen Kompositionsformen der klassischen Kunst und ihren entsprechenden Darstellungsformen entsprechen, bilden das Gefüge der menschlichen Vernunft, die sich so von dem unvollkommenen, niedrigeren Bereich bloßer „Logik“ unterscheidet.
Universelle physikalische Prinzipien, deren ontologische Bedeutung Keplers Entdeckung der Gravitation als Prinzip des harmonischen Aufbaus des Sonnensystems verdeutlicht, haben in bezug auf Wahrhaftigkeit eine nachweislich höhere Autorität als bloße Sinneserfahrungen; aber da sie Prinzipien sind, deren wirksame Existenz experimentell schlüssig bewiesen werden kann, sind sie dennoch selber keine greifbaren Einzelobjekte der Sinneswahrnehmung im gewöhnlichen Sinn.
Entdeckte universelle Prinzipien gehören in eine Kategorie von Erfahrungen, die Kepler als erster definierte, als er die paradoxen Implikationen des Ausgleichskreises untersuchte, der eine ontologisch infinitesimale Reflexion jedes universellen Prinzips zeigte.8 Damit war das physikalische Infinitesimal entdeckt, eine Entdeckung, die Kepler im Experiment gelang und dann Leibniz zu eigenen Entdeckungen anregte: dem Infinitesimalkalkül und dessen Verfeinerung, die als das auf der Kettenlinien beruhende universelle Prinzip der geringsten Wirkung Ausdruck fand (Abbildung 1).
Was Kepler, Fermat und besonders Leibniz als die entscheidenden Grundlagen der neuzeitlichen Physik entwickelten, wird in Riemanns Habilitationsschrift von 1854 weiter verdeutlicht: Nur entdeckbare universelle Naturprinzipien sind das Fundament wirklichen Wissens, und andere experimentelle Erkenntnisse sind jenen experimentell entdeckbaren universellen Naturprinzipien untergeordnet - Prinzipien, die für Riemann Ausdruck der Hypothesen sind, die der physikalischen Geometrie zugrundeliegen.
Zieht man in Betracht, daß dieses Wissen, im Gegensatz zu den Euklidischen Dogmen, in der griechischen Kultur vor dem Tode Platons reichhaltig entwickelt war, erkennt man zwangsläufig die Schwierigkeit, auf die selbst Akademiker mit fortgeschrittener Ausbildung an diesem entscheidenden Punkt stoßen. Diese Schwierigkeit beruht in der Regel auf dem Einfluß jener Irrtümer, die sich auf die Sophisterei in Euklids Elementen zurückführen lassen. Euklids Betrug an der zutiefst antieuklidischen Geometrie, die implizit in Gauß’ und explizit in Riemanns Werk enthalten ist, ist noch heute die beste Illustration, wie die reine Logik zur Zerstörung menschlicher Vernunft führt.
Fortsetzung folgt
Anmerkungen
1. Dies würde (oder wird) in den Kettenreaktionsfolgen eines baldigen Kollapses der amerikanischen Wirtschaft deutlich werden. Ein Kollaps der amerikanischen Wirtschaft bedeutete, daß die USA als Importeur der Welt, insbesondere aus Asien, wegfiele. Er bedeutete auch einen Kettenreaktionskollaps des gesamten Weltwährungs- und -finanzsystems, wenn dieses nicht unmittelbar durch ein System im Stile von Franklin Roosevelt ersetzt würde. Der Rückgang realer Produktivität durch solche kettenreaktionsartigen Effekte allein in Asien ließe die reale produktive Erzeugung pro Kopf auf der gesamten Welt absinken. Betrachtet man somit die Weltwirtschaft als Ganze im Zeitraum 1971-2006, wäre das produktive Potential der Menschheit im Laufe dieser 35jährigen Zeitspanne effektiv geschrumpft.
2. Bernhard Mandeville, Die Bienenfabel oder Private Laster, öffentliche Vorteile, 2. Ausgabe, Frankfurt am Main, 1980.
3. Der Pariser Frieden vom Februar 1763 etablierte das anglo-holländische liberale System als Kern eines Weltimperiums, das sich an das mittelalterliche System der Partnerschaft zwischen der venezianischen Finanzoligarchie und den als antisemitische Schlächter und Moslemhasser bekannten normannischen Rittern anlehnte. Als die venezianische Finanzoligarchie im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts ihre Funktion als adriatische Seemacht einbüßte, machte es Sinn, daß sich jene Venezianer, die den Fußstapfen Paolo Sarpis folgten, nach Norden in die Seestützpunkte in England und den alten Hanseregionen von den Niederlanden bis in die Ostsee umzogen. Das System Sarpis und seiner Anhänger ist bis zum heutigen Tag als Liberalismus bekannt. Das hat nichts mit dem kindisch-romantischen Bild des britischen Imperiums als Produkt einer Monarchie zu tun; diese Monarchie ist seit Wilhelm von Oranien und ganz besonders seit 1714 stets das potentiell entbehrliche Instrument eines schleimpilzähnlichen Gebildes aus verbündeten und konkurrierenden Finanzoligarchen in der Tradition mittelalterlicher Bankiers wie dem Haus Bardi in Lucca gewesen. Die Idee der „Globalisierung“ zur Auflösung der Institution der modernen nationalstaatlichen Republik ist in ihrer Absicht eine ausdrückliche Kopie des mittelalterlichen Systems, das in der Mitte des 14. Jahrhunderts in ein neues finsteres Zeitalter abstürzte.
4. Dieser Monolog erscheint in einer zweiten Fassung der Oper nach einer Überarbeitung durch Verdi auf Anregung Boitos.
5. Was die Vorstellung des individuellen Menschen angeht, ist es die Torheit sogenannter „Fundamentalisten“, daß sie wie Descartes denken, Menschen seien nur Teilchen in einem Gas, die ständig aufeinanderprallen. Lebende Systeme sind niemals kinetisch, sondern immer dynamisch im Sinne des „Dynamik“ -Begriffes, wie wir ihm in den Arbeiten der Pythagoräer, Platons und Gottfried Leibniz’ begegnen. Eine Gesellschaft muß so gestaltet sein, daß sie den Bedingungen des menschlichen Lebens entspricht. Man kann eine schlechte Gesellschaft nicht einfach eins zu eins in eine gute umwandeln; man muß den Grundaufbau der Gesellschaft als Ganzer ändern, genauso wie das US-Verfassungssystem allen Überresten der europäischen Feudaltradition moralisch überlegen ist - sogar heute noch. Um menschliches Leben zu fördern, muß wissenschaftliche und verwandte Kreativität als grundgesetzliches Rechtsprinzip, worauf das Funktionieren einer Gesellschaft beruht, wirksam gefördert werden.
6. Einstein hat gegen Ende seines Lebens am Princeton-Institut in Gesellschaft von Kurt Gödel sein Argument gegen die reduktionistischen Sophistereien auf den berühmten Wissenschaftskonferenzen der 20er Jahre weiter ausgeführt. Er betonte, daß der Kern der Errungenschaften der modernen Naturwissenschaft in der Spanne zwischen den grundlegenden Beiträgen Johannes Keplers und Bernhard Riemanns ruhe. Gödels berühmte Demonstration der Absurdität der Grundprämisse von Bertrand Russells Principia Mathematica im Jahre 1930 (was der wohl autistische John von Neumann und Leute seiner Art Gödel nie wirklich verziehen haben), zeigt die wichtigen Übereinstimmungen von Einstein und Gödel. Das Konzept der Dynamik, das sich in der Entwicklung von Einsteins Denken widerspiegelt, und die Sicht des gleichen Dynamikprinzips, das in der Arbeit Wernadskijs steckt, sind der Schlüssel, um heute die Wirtschaftswissenschaft als Teil der antientropischen Physik praktisch zu meistern. Die Unterscheidung zwischen bloß formalen und wirklich physikalischen Hypergeometrien ist für jede Darstellung von Bernhard Riemanns Werk ausschlaggebend.
7. Riemanns diesbezügliche Arbeiten sind von ihm selbst ausdrücklich mit dem Leibnizschen Begriff der Analysis Situs in Verbindung gebracht worden. Untersucht man Riemanns Behandlung der Analysis Situs, wie sie von Leibniz aufgebracht wurde, muß man darin zwangsläufig die Vorgeschichte dieses zentralen Dynamikbegriffs erkennen, wie er in der pythagoräischen Behandlung der Begrifflichkeiten von Punkt, Linie und Körper enthalten ist, die sich völlig von Euklids Definitionen unterscheiden. Hier spielt Heraklits berühmter Sinnspruch einer Rolle, welcher zu Platons Erörterungen in seinem Parmenides paßt. Das gleiche ist implizit in der De Docta Ignorantia des Nikolaus von Kues enthalten und durchzieht die Methode, mit der Kepler die moderne Astrophysik begründete.
8. Obgleich dies implizit schon in der Arbeit der Pythagoräer, Platons und anderer enthalten ist.
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