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Aus der Neuen Solidarität Nr. 44/2007

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Der Sizilien-Tunesien-Tunnel: Europas Verbindung nach Afrika

Projekte für die Eurasische Landbrücke

Von Dr. Nino Galloni

Der italienische Ökonom Dr. Nino Galloni sprach bei der Kiedricher Konferenz über das Thema „Der Sizilien-Tunesien-Tunnel und die Verlängerung der Eurasischen Landbrücke nach Afrika“.

Die Italienische Agentur für Alternative Energien (ENEA) und die Regionalregierung für Sizilien haben kürzlich eine Machbarkeitsstudie für eine unterirdische Tunnelverbindung durch die Straße von Sizilien mit Abschnitten von bis zu 60 km Länge vorgelegt, um Italien mit Tunesien zu verbinden.

Die Experten schlugen vor, mit dem ausgehobenen Material vier künstliche Inseln entlang der Strecke zu schaffen; auf diese Weise würden auch die Kosten für die Entsorgung dieses Materials gesenkt. Darüber hinaus würden die vier Inseln einen finanziellen Wert für den Betrieb des Tunnels darstellen, da sie zur Bewahrung der lokalen Meeresfauna, für selektive Fischerei und für Qualitätstourismus genutzt werden können.

Der Plan erhält zusätzlichen Wert, wenn man ihn besser in das globale Infrastrukturnetz einbindet, das von der Beringstraße, die Amerika mit Asien und damit auch mit Europa verbindet, bis zum Mittelmeerraum und nach Afrika reicht. Zu diesen Infrastrukturmaßnahmen gehören auch die Brücke über die Straße von Messina und der ca. 37,8 km lange Gibraltar-Tunnel zwischen Spanien und Marokko. Auf diese Weise entstünde ein ununterbrochener Kreislauf für den Transport von Gütern und Menschen entlang der Mittelmeerküste, durch Italien, Frankreich, Spanien, Marokko, Algerien, Libyen, Tunesien und natürlich auch die übrigen Anrainerstaaten.

Die Finanzplanung beruht auf einer Kostenschätzung der ENEA-Forscher und sieht Ausgaben in Höhe von 20 Mrd. Euro vor. Dieses Geld soll durch den Vorverkauf von Mautgebühren aufgebracht werden, die nach Fertigstellung des Projekts weiterverkauft, genutzt oder in Anteile an der staatlichen oder gemischt staatlich-privaten Betreiberfirma umgewandelt werden können. Nach Angaben der Forscher würde es durch die Schaffung der vier Inseln möglich sein, die Bauzeit noch unter die geschätzten 10 Jahre zu senken, da die einzelnen Bauabschnitte so auf höchstens 30 km reduziert werden könnten.

Die Anteils- oder Mautscheine würden zu einem Stückpreis von 100 Euro ausgegeben (und sich innerhalb von 10 Jahren verdoppeln), und für einen LKW durchschnittlicher Größe gelten. Bei einer Verkehrsdichte von einem LKW alle 5 Sekunden in beiden Richtungen, 20 Stunden pro Tag gerechnet, würden sich die 20 Mrd. Euro bei einem konstanten Wert innerhalb von 40 Jahren amortisieren, oder in der Hälfte dieser Zeit, wenn sich die Mautgebühren alle zehn Jahre verdoppeln. Dabei würden die ersten 10 Jahre der Bauzeit entsprechen, die folgenden zehn  Jahre dem ersten Betriebsjahrzehnt.

Das Projekt scheint also tragfähig zu sein, und die Regierungen können private Investoren für das Projekt gewinnen oder Anleihen auflegen, die nicht inflationär wirken, da in 10 Jahren Einnahmen zu fließen beginnen. Man könnte auch entscheiden, die derzeit umlaufenden kurz- und mittelfristigen spekulativen Finanzinstrumente, die ein hohes Insolvenzrisiko bedeuten, zu bündeln und in ein solches langfristiges, reales Projekt zu lenken, das Einnahmen generiert.

Die Staaten und Regierungen können die Mehrheitskontrolle behalten und durch die oben beschriebenen Methoden Kapital aufbringen, ohne zu vergessen, daß ein erheblicher Teil dieses Einkommens durch die Nutzung der Inseln für den Tourismus und den Fischfang erwirtschaftet würde, der auf sizilianischer wie auf tunesischer Seite eine bis ins Altertum zurückreichende, tief verwurzelte Tradition hat.

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Die strategische Bedeutung der Verbindung durch Eisenbahnkorridore
- Neue Solidarität Nr. 44/2007
Skandinavien und die Eurasische Landbrücke
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