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Neue Solidarität
Nr. 32, 8. August 2024

Der „Rat der Vernunft“ nimmt Fahrt auf

Bericht vom 61. Treffen der Internationalen Friedenskoalition am 2. August 2024

Am 2. August fand das 61. wöchentliche Online-Treffen der Internationalen Friedenskoalition (IPC) statt, an den vorangegangenen 60 Treffen haben bereits rund 1200 Personen aus bis zu 40 Ländern teilgenommen. Die Gründerin des Schiller-Instituts und IPC-Initiatorin Helga Zepp-LaRouche erläuterte das Konzept des von ihr vorgeschlagenen „Rates der Vernunft“: Die Idee sei nicht, besonders viele wohlmeinende Menschen zu versammeln, sondern in jedem Land eine Handvoll „Elder Statesmen“ zu finden und zu rekrutieren, die sich für die Entwicklung und Sicherheit aller Nationen und Völker einsetzen, um den Weg für ein neues Paradigma zu ebnen, „das der Würde des Menschen würdig ist“.

In ihrem Lageüberblick zu Beginn erklärte Zepp-LaRouche zum Hintergrund der Morde am Hisbollah-Befehlshaber Fuad Shukr im Libanon und am Hamas-Chefunterhändler Ismail Haniyya in Teheran, nach Ministerpräsident Netanjahus Rede vor dem US-Kongreß gehe die israelische Führung davon aus, daß die USA sie voll unterstützen werden, egal was sie tut. Die Ermordung des wichtigsten Unterhändlers sei ein klares Signal, daß sie nicht vorhaben, zu verhandeln. Für Netanjahu sei ein zusätzliches persönliches Motiv, daß auf ihn Neuwahlen und eine Gefängnisstrafe zukommen, sobald der Krieg endet.

Jetzt zeichne sich ein möglicher Krieg mit dem Libanon ab, die Hisbollah sei jedoch militärisch eine weit stärkere Kraft als die Hamas. Die Zahl der Todesopfer in Gaza betrage viel mehr als 39.000, wie es offiziell heißt, eher 186.000, wie die Medizinzeitschrift The Lancet schätzt, oder sogar 250.000, wie der strategische Analyst John Mearsheimer vermutet.

Bezogen auf den Ukrainekrieg habe die Zeitschrift Foreign Policy gerade einen ausführlichen Beitrag zu der „Option“ veröffentlicht, daß der Westen Präsident Putin ermordet. Zepp-LaRouche warnte: „Das ist eine unheimliche, haarsträubende Diskussion... der Zusammenbruch jeglicher Zivilisation in den internationalen Beziehungen und in der Diplomatie.“

Dr. Mubarak Awad, Gründer der Organisation Nonviolence International, begann mit einem persönlichen Bericht über das Leben im besetzten Jerusalem in den 1940er Jahren; sein Vater wurde von gewalttätigen Zionisten ermordet, und seine Mutter, er und seine Geschwister wurden zu heimatlosen Flüchtlingen. Damit er überleben konnte, brachte die Mutter ihn in ein Waisenhaus. Sie flehte ihn an, keine Waffe zu tragen, um nicht in die „Kultur der Rache“ zu verfallen. Später studierte er in den USA, kehrte nach Palästina zurück und gründete das Palästinensische Zentrum für das Studium der Gewaltlosigkeit, wofür er in Israel zum „Staatsfeind“ erklärt und ausgewiesen wurde. Awad unterstützte den Rat der Vernunft und betonte: „Wir brauchen ein neues Denken“, weil das Prinzip der Rache nicht funktioniert.

Graham Fuller, ehemaliger CIA-Beamter und Islamwissenschaftler, konzentrierte sich auf den neuen Krisenherd Iran: „Einmal mehr stellen wir fest, daß die Vereinigten Staaten völlig unfähig sind, sich im Nahen Osten diplomatisch zu engagieren.“ Die USA müßten sich endlich eingestehen, was für eine große Dummheit es ist, wenn sie sich weigern, mit dem Iran diplomatisch zu verhandeln. Die amerikanischen Diplomaten seien Amateure, die in der Weltlage ein Nullsummenspiel sehen. Das alte Sprichwort „der Feind meines Feindes ist mein Freund“ sei in Wirklichkeit ziemlich unreif und kindisch. Der Grund für die Weigerung zu verhandeln seien „Israel und sein heftiger Widerstand gegen alles, was den Iran stärken könnte... Bibi Netanjahu wünscht sich nichts sehnlicher, als daß die Vereinigten Staaten in einen Krieg zusammen mit Israel gegen den Iran verwickelt werden.“

Prof. Dr. László Ungvári, emeritierter Präsident der Technischen Hochschule Wildau in Brandenburg, betonte: „Frieden, der durch Waffen geschaffen wird, ist kein wirklicher Frieden.“ Er erinnerte daran, daß die Friedensverträge am Ende des Ersten Weltkrieges letztlich den Anstoß für den Zweiten Weltkrieg gaben. Er lobte den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán als „einen der wenigen in Europa, die mit allen führenden Politikern der Welt sprechen können“. Er stellte die Frage in den Raum: Wenn der Westen wirklich Frieden will, warum ist er dann so wütend auf Orbán?

Es folgte ein Auszug aus einem Interview, das Richard A. Falk, emeritierter Professor für internationales Recht an der Universität Princeton und Kuratoriumsvorsitzender des Euro-Mediterranean Human Rights Monitor, dem EIR-Journalisten Mike Billington gegeben hat. Falk stellte fest, es sei extrem schwierig, sich gegen die Mainstream-Medien durchzusetzen und „die grundlegende Art und Weise, wie die Welt organisiert ist, in Frage zu stellen“. Er äußerte sich vorsichtig optimistisch über den vorgeschlagenen Rat der Vernunft. Es gebe bereits einen Rat erfahrener Nobelpreisträger, der aber in den Medien wenig Gehör finde. Man müsse die Mitglieder des Rates sorgfältig auswählen und angemessene Mittel aufbringen. Er schloß: „Alle derartigen Initiativen helfen, es ist einen Versuch wert.“

Jahrestag von Hiroshima und Nagasaki

Zepp-LaRouche sagte, die IPC müsse die weltweite Friedensbewegung einschließlich der anderen von Falk erwähnten Gruppen vereinen: „Solange alle getrennt kämpfen, ist es ein schwerer Kampf. Wenn es vor die UN-Vollversammlung kommt, können wir das Problem der Mainstream-Medien umgehen.“

Als Antwort auf Dr. Awad erläuterte sie den „Oasenplan“ für die wirtschaftliche Entwicklung ganz Südwestasiens. Einige hielten das vielleicht nicht für praktikabel, aber ein solcher Plan im Interesse aller sei unverzichtbar. Auch wenn die Lage derzeit verzweifelt sei, brauche man eine Vision, wohin die Reise gehen muß.

Der US-Kongreßkandidat José Vega bat Dr. Awad, mit ihm zusammenzuarbeiten und seine Erfahrungen mit gewaltfreien Aktionen nach New York in die Bronx zu bringen.

Der Direktor des Eisenhower Media Network, Dennis Fritz, sagte zu Dr. Awad, es sei eine große Ironie, daß ausgerechnet „wir in den USA versuchen, uns als Verfechter der Menschenrechte darzustellen“. Awad antwortete: „Die Führung der Vereinigten Staaten tut mir sehr leid“, weil sie sich anscheinend von einem winzigen Land, Israel, dominieren läßt. Er lobte den „amerikanischen Geist“ der Friedensdemonstranten an den US-Universitäten, von denen viele Juden sind.

Co-Moderator Dennis Speed erinnerte daran, daß die USA durchaus in der Lage seien, Israel Vorschriften zu machen, wenn es ihren Zwecken dient, so wie sie 2020-21 ihren Einfluß dort nutzten, um eine wirtschaftliche Zusammenarbeit mit China zu verhindern.

Ein britischer Journalist schlug vor, den Jahrestag von Hiroshima und Nagasaki zu begehen und die Europäer daran zu erinnern, daß diese Bomben wahrscheinlich auf Deutschland gefallen wären, wenn es nicht vorher kapituliert hätte. Einige deutsche Politiker seien sich dessen bewußt. Whistleblower hätten NATO-Manöver bekannt gemacht, weil diese Manöver die Zerstörung Deutschlands wie selbstverständlich in Kauf nahmen. Bundeskanzler Scholz habe anfangs sogar noch die Lieferung von Helmen in die Ukraine abgelehnt, um eine Eskalation zu vermeiden, und die Lieferung der Taurus-Raketen abgelehnt. Aber jetzt dulde er die Stationierung von US-Langstreckenraketen auf deutschem Boden ohne jede öffentliche Diskussion.

Zepp-LaRouche sagte dazu, diese Entscheidung sei der „Elefant im Raum“. Die EU verhalte sich wie ein reiner Vasall der Anglo-Amerikaner. Sie verwies auf die jüngste „unglaubliche Rede“ Orbáns in Rumänien (siehe Seite 6). Er habe darin gesagt, der Westen habe die Idee des Nationalstaats und die damit verbundenen Werte aufgegeben. Die Kriege in der Ukraine, im Nahen Osten und die Bemühungen um eine Globale NATO im Pazifik seien alle äußerst gefährlich für die Welt.

Zum Abschluß des Treffens forderte Zepp-LaRouche alle Teilnehmer auf, die Aktivitäten auszuweiten:

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