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Neue Solidarität
Nr. 45, 7. November 2019

Chinesisch-französischer Dialog der Zivilisationen:
Ein Schritt vorwärts in Richtung Weltfrieden

In einer zweitägigen Konferenz sprachen französische und chinesische Vertreter über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede ihrer Kulturen.

Am 21.-22. Oktober fand in Paris der „Chinesisch-Französische Dialog der Zivilisationen“ unter der Schirmherrschaft beider Regierungen statt, der an der Chinareise des französischen Präsident Macron vom vergangenen November anknüpfte. Dabei ist von Bedeutung, daß die Veranstaltung in einem Moment stattfand, in dem Präsident Emmanuel Macron eine viel kommentierte Öffnung gegenüber Rußland vollzogen hat, wobei er gleichzeitig erklärte, er werde versuchen, Präsident Putin von China wegzuziehen. Die gesamte Konferenz machte jedoch deutlich, daß die französischen Behörden inzwischen verstanden haben, daß dies unpassend wäre. Stattdessen setzen sie wenigstens äußerlich gegenüber beiden Mächten auf Beschwichtigung und Verständnis.

An den beiden Tagen des Dialoges kamen die meisten Redner, sowohl Franzosen als auch Chinesen, auf den konfuzianischen Geist und die notwendige Eintracht und Zusammenarbeit der Kulturen und Zivilisationen zu sprechen. Am Ende der Sitzung wurde ein „Konsens von Paris 2019“ verlesen, der das Engagement für den Weltfrieden zum Ausdruck brachte: Frankreich und China „arbeiten zusammen, um die Flagge des Multilateralismus im Rahmen des menschlichen Fortschritts hochzuhalten... Unser gemeinsames Ziel ist es, ein harmonisches Zusammenleben zu erreichen – eine Gemeinschaft des Geistes zwischen den Zivilisationen.“

Die Einführungsveranstaltung leitete Du Zhanyuan, Präsident der International Publishing Group, des staatlichen chinesischen Verlags für fremdsprachliche Publikationen. Die vier Hauptreden hielten der Staatsrat und Außenminister Wang Yi, der stellvertretende Leiter des Informationsbüros des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas Jiang Jianguo, der ehemalige französische Ministerpräsident und derzeitige Präsident des Verfassungsrates Laurent Fabius und der ehemalige Außenminister Dominique de Villepin, der vor den Vereinten Nationen eine historische Rede gegen den zweiten Golfkrieg gehalten hatte.

Der Ton war natürlich diplomatisch, aber Fabius legte besonderen Wert auf den gemeinsamen Ansatz der französischen und chinesischen Regierung in der Außenpolitik, wozu Präsident de Gaulle 1964 den Anstoß gegeben hatte. Villepin betonte, Frankreich und China versuchten, „ein Labor für den Weltfrieden“ zu schaffen, insbesondere in Eurasien und Afrika. Jiang Jianguo erinnerte das Publikum daran, daß Präsident Macron Präsident Xi Jinping eine Kopie der ersten französischen Konfuzius-Übersetzung überreicht hatte, worin er ein hervorragendes Zeichen für die Zukunft sehe.

Am Montagnachmittag gab es einen „Dialog der französischen und chinesischen Kultur“ mit Referenten beider Länder; den Vorsitz hatte die ehemalige UNESCO-Direktorin Irina Bukova. Am Dienstag morgen folgten drei weitere Vortragsrunden, in denen französische und chinesische Vertreter über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede ihrer Kulturen und über notwendige Initiativen in diesem Bereich sprachen.

So nützlich eine solche Veranstaltung auch sein mag, hatte sie Defizite sowohl in Bezug auf die Wissenschaft als auch auf Wirtschaft und Kultur. Die Gürtel- und Straßen-Initiative wurde zwar oft erwähnt, aber man hörte nichts über die Konzepte der physischen und menschlichen Wirtschaft, die sie inspirierten, und auch nichts über die notwendige Symbiose von Kultur und einer neuen Weltwährungsordnung. Somit ist es noch ein langer Weg, um aus diesem kleinen Schritt einen großen Fortschritt für Europa und die Menschheit zu machen.

jch