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Neue Solidarität
Nr. 30, 25. Juli 2019

Greta – vor den Karren gespannt

Von Andrea Andromidas

Seit seiner Gründung im Jahr 1968 versucht der Club of Rome, seine unwissenschaftlichen Thesen von den „Grenzen des Wachstums“ unter die Leute zu bringen. Trotz immer neuer Propagandawellen ist es nicht gelungen, die Mehrheit der Weltbevölkerung davon zu überzeugen, allen Fortschrittswillen aufzugeben, den Menschen zu verteufeln und die Begeisterung für wissenschaftliches Forschen zu ersticken. Chinas Belt & Road-Entwicklungsprogramm und die damit verbundene weltweite Aufbruchstimmung ist ein lebendiges Beispiel dafür. Sollte Europa jetzt auf die Idee kommen, sich von Aktionen zivilen Ungehorsams durch die Manege der sogenannten Dekarbonisierung führen zu lassen, wird es schneller als erwartet im Abseits oder vielleicht im Chaos landen.

Es soll hier gezeigt werden, daß das „Greta“-Phänomen nur der Auftakt ist und daß gegenwärtig am Aufbau eines neuen top-down gesteuerten internationalen Klimaaufstands gearbeitet wird, der schon jetzt alle Anzeichen möglicher Radikalität und Gewaltbereitschaft zeigt. Das Ziel ist, die schon lange geplante große Transformation zu einer Ökogesellschaft um jeden Preis durchzusetzen. Im Hintergrund wirksam sind die alten Netzwerke des Club of Rome, alte Thesen, alte Bekannte, alte mörderische Ziele, alte Motive. Neu ist vor allem die als Drehscheibe funktionierende Internet-Plattform „We don’t have time“.

Ingmar Rentzhog und „We don’t have time“

Die Stiftung, die Organisation und die Internet-Plattform „We don’t have time“ sind nicht vom Himmel gefallen. Angeblich erfolgte der Startschuß zu dieser neuen Aktion nach der Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der USA, insbesondere natürlich wegen dessen kritischer Haltung zur Klimahysterie. Der ehemalige amerikanische Vizepräsident Al Gore, der bereits Milliarden für Filme und andere Klima-Propaganda aufwendete, veranstaltet jährlich Konferenzen, bei denen er Hunderte junger Leute zu zukünftigen Klima-Führern ausbildet. Dieser Talentschmiede entsprungen ist auch der junge Finanzmarktunternehmer Ingmar Rentzhog, der sich zum Ziel gesetzt hat, seine jüngst entstandene Internet-Plattform zum größten internationalen Influenzer-Unternehmen in Sachen Klima zu machen, und dabei ist „ Greta“ erst der Anfang. Die bis jetzt veröffentlichten Videos des Unternehmens lassen keinen Zweifel, welche altbekannten Interessen hier verfolgt werden, mit dem allerdings neuen hysterischen Zusatz, daß man nun, nach fünf Jahrzehnten, nicht länger auf die Umsetzung dieser Politik warten könne. Deshalb: „Wir haben keine Zeit“ – und wenn sonst nichts hilft, stellen wir eben mal Kinder an die Spitze.

Bei den ersten Veranstaltungen 2018 hielten altbekannte Vertreter des Nullwachstums die Hauptreden, darunter der nun 77jährige Dennis Meadows, der 1972 Die Grenzen des Wachstums mit publizierte und den die Zeit nun drängt. Einen anderen Vortrag hielt Jeffrey Sachs, auch sehr in Eile: Der Planet stehe kurz vor der Zerstörung, wenn man nicht sofort in den nächsten Jahren die Dekarbonisierung der weltweiten Energiesysteme durchsetze. Dabei ist uns noch gut in Erinnerung, daß schon der junge Jeffrey Sachs in den frühen 90ern des letzten Jahrhunderts nur Unheil stiftete, als er damals als junger Harvard-Ökonom unter der Schirmherrschaft von George Soros in den Ring geschickt wurde, um den Wirtschaftssystemen ehemaliger Ostblockländer die gefürchtete Schocktherapie zu verpassen, die überall dort, wo man sie unter Aufsicht durchführte, nur Chaos brachte.

Chaos ist vielleicht auch jetzt das Ziel. Die Tatsache, daß er am Ende seines Vortrags die Ölindustrie zur Zielscheibe der Aktion erklärt, geht merkwürdig konform mit der gerade im Aufbau befindlichen sogenannten „Extinktion Rebellion“, einer Mobilisierungsmaschine mit erheblichem Gewaltpotential, worauf wir noch zu sprechen kommen. Daneben sieht man auf der Plattform massive Propaganda für sogenannte nachhaltige Investmentfonds, ein Zeichen dafür, daß die allgegenwärtige Finanzbranche mit ihrer Green Economy wie zu erwarten auch hier Pate steht.

Warum keine Zeit mehr? Warum so viel Hysterie?

Es hat ziemlich lange gebraucht, bis die Kreise des Club of Rome verstanden hatten, daß das chinesische Entwicklungsprogramm ein Zukunftsprojekt ist, das nun mittlerweile schon 800 Millionen Menschen aus der Armut holte. Die Belt & Road-Strategie stellt an Attraktivität alles andere in den Schatten, auch den Club of Rome. Besonders für Entwicklungsländer waren schon die Ökomodelle des Club of Rome unnütz, weil sich mit ihnen jahrzehntelang nichts verändert hat.

Nun aber verlangen diese Nullwachstumsanhänger noch eine weitere Steigerung, die „unverzügliche Dekarbonisierung der Energiesysteme“. Selbst Schulkinder könnten verstehen, was das eigentlich bedeutet: Es bedeutet, daß diese Leute die Zeit zurückdrehen wollen – mindestens auf den Stand vor der Verwendung von Dampfmaschinen, zurück in eine Zeit, wo es statt acht Milliarden Menschen nur eine Milliarde gab. Und auch das eilt.

Es ist kein Zufall, daß Prinz Charles, dessen Vater bekannt ist für den öffentlich geäußerten Wunsch, als wiedergeborenes tödliches Virus bei der Bevölkerungsreduktion helfen zu können, bei dem Treffen der Außenminister des Commonwealth am 11. Juli 2019 erklärt: NO TIME – das Klima lasse uns 18 Monate, dann sterbe der Planet.

Bitte erinnern Sie sich, daß die Bundesregierung unter Merkel stets den vom WBGU (Wissenschaftlicher Beirat Globale Umweltveränderungen) im Jahre 2011 vorgelegten „Gesellschaftsvertrag für eine große Transformation“ unterstützt hat, in welchem dazu aufgerufen wird, alles aufzugeben, was man 250 Jahre lang unter Fortschritt verstand:

Und Herr Prof. Schellnhuber, der sich heute unter die Menge der apokalyptisch gestimmten Kinder mischt, formulierte das in einem Interview, das er am 15.3.2017 der Deutschen Welle gab, noch viel drastischer: „...es ist ziemlich umwerfend... zum Beispiel bis 2030 müssen wir den Verbrennungsmotor auslaufen lassen. Und wir müssen den Einsatz von Kohle zur Stromerzeugung komplett ausschalten. Bis 2040 müssen wir wahrscheinlich Beton und Stahl für den Bau durch Holz, Ton und Stein ersetzen... und tun wir das nicht..., es wäre das Ende der Welt, wie wir es wissen, und ich habe alle Beweise...“

Es wird Europa umwerfen, wenn wir diese Pläne zur großen Transformation nicht aufgeben. Die seit den 80er Jahren herumgeisternde Vorstellung von der postindustriellen Gesellschaft hat sich als völlig falsch erwiesen. Die Phantasie vom entmaterialisierten Wachstum auch. Die Idee, daß die Green Economy mit ihren Finanzmarktgewinnen Wohlstand für alle schaffe, war eine Chimäre. Die Vorstellung, daß das Internet der Dinge die Quelle von allem sei, ist ebenso falsch. Die Idee, daß ein dezentralisiertes Energiesystem und Subsistenzwirtschaft mit einer Industrienation zusammenpasse, ist absurd.

„We don’t have time“ ist ein hysterischer Versuch, Kinder vor einen Karren zu spannen, der schon auf dem Weg ins Abseits ist. Es ist der Versuch, noch einmal die ganze Propagandamaschine in Gang zu setzen, um zu retten, was schon gescheitert ist.

Eine neue fanatische Rebellionsbewegung?

Bereits jetzt zeichnet sich ab, daß „We don’t have time“ die Drehscheibe einer systematisch gesteuerten fanatischen Aktionsbewegung ist, die nicht gewaltlos sein wird. Was sich heute schon (neben Prof. Schellnhuber) unter die „Friday for Future“-bewegten Kinder mischt, deutet auf eine diesmal internationale Eskalation im Hambach-Stil. Für den für den 27.9.2019 angekündigten „Earth Day“ stehen neben verschiedenen Freitagsablegern auch Organisationen auf der Liste, die mit Kindern nichts zu tun haben:

Es überrascht auch nicht, daß auf der Web-Seite des IWW eine Broschüre der Heinrich Böll-Stiftung (Aktuell vom 29.11.2018) gepostet ist, welche die Überschrift trägt: „Radical realism for climate justice“, und daß der IWW- Sekretär Russ Spring mit den Worten zitiert wird: „...die Schulstreiks, die XR-Besetzungen und solche Sachen sind ein Anfang, aber wir müssen unsere Anstrengungen dramatisch verstärken...“

Die international auffallend gleichgeschalteten Forderungen der hier genannten Organisationen sind durchgehend gekennzeichnet von apokalyptischen Wahnvorstellungen, die schon jetzt darauf hindeuten, daß man versuchen wird, jede noch so radikale Art von zivilem Ungehorsam mit dem Argument zu rechtfertigen: „Eure Politik will uns auslöschen!!!“

Es verwundert nicht, daß im Umfeld von XR in London bereits die Rede davon war, mit Hilfe eingeflogener ferngesteuerter Drohnen den Flughafen Heathrow lahmzulegen, weil er die größte Quelle von CO2-Emissionen sei. Weiter auf der Liste stehen Blockaden von Brücken, Verkehrsknotenpunkten und Einrichtungen, die fossile Rohstoffe verarbeiten, aber auch Banken und politische Institutionen.

Wir sind gespannt, ob und in welchem Rahmen die European Climate Foundation auch diesen Aktionen wieder finanziell unter die Arme greifen wird.

Konfliktpotential

Der eigentlich potentielle Konflikt entsteht aber nicht aus erneuten Hambach-ähnlichen Aktionen. Der eigentliche Konflikt entsteht aus der Tatsache, daß ganz Asien, allen voran China, aber auch Afrika, Lateinamerika und selbst die Vereinigten Staaten längst die Zukunft ins Auge fassen und sich für den Weg des Fortschritts entschieden haben, während Europa unter Aufbietung sämtlicher Propagandaressourcen trotz bereits offenkundiger Einbrüche darauf besteht, weiter den obsoleten Weg liberaler post-industrieller Phantasien zu gehen.

Präsident Putin wies Anfang Juli bei einem internationalen Wirtschaftstreffen in Jekaterinenburg deutlicher als sonst auf diesen Umstand hin, als er dort sagte:

Außerdem rief er dazu auf, verstärkt in Angriff zu nehmen, was international längst als Lösung all der drängenden Probleme gesehen wird: die schnellere Entwicklung der Kernfusionstechnik.

Das Schlimmste aber ist, daß unsere ideologisierten Politiker in ihrer Blindheit den Zukunftswillen und die Begeisterung für Fortschritt in Asien nicht oder nur ungenügend wahrnehmen. Täten sie das, dann würden sie verstehen, welches enorme Konfliktpotential mit der künstlich geschürten Weltuntergangsstimmung vor der eigenen Tür gerade entsteht.