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Neue Solidarität
Nr. 24, 13. Juni 2019

Aus Wissenschaft und Technik

Die Welt braucht mehr Energie – und die Entwicklungsländer viel mehr!

Die Internationale Energieagentur (IEA) bestätigt in ihrem Bericht World Energy Investment 2019 die Aussagen von EIR und anderen, daß die Welt unter einem großen Energiemangel leidet – ein entscheidender Teil des enormen weltweiten Defizits an grundlegender wirtschaftlicher Infrastruktur. Der am 14. Mai veröffentlichte 130seitige Bericht, der den Öl-, Gas- und Stromsektor abdeckt, stellt zwar den Rückkgang der im Pariser Protokoll geforderten Investitionen in „erneuerbare Energien“ in den Mittelpunkt, belegt aber bei genauer Betrachtung den Mangel an Investitionen im gesamten Energiesektor weltweit. Darüber hinaus wird in dem Bericht die gewaltige Schere bei der Verfügbarkeit von Energie dargestellt: Die Industrieländer profitieren von 85% der weltweiten Energieinvestitionen, nur 15% verbleiben für die übrige große Mehrheit der Menschheit.

Die weltweiten Energieinvestitionen haben sich 2018 im wesentlichen auf dem Niveau des Vorjahres eingependelt und zeigten keinen Anstieg, während die globale Nachfrage „in diesem Jahrzehnt am schnellsten wuchs“. Nach einem Rückgang in den letzten drei Jahren stabilisierten sich die Investitionen im Energiesektor bei 1,8 Billionen Dollar, davon entfielen 775 Mrd. auf Investitionen in die Stromerzeugung. „Die Ausgaben für erneuerbare Energien sind gesunken“, allerdings vor allem wegen sinkender Kosten. „Die Investitionen in die Kernenergie stiegen, und die Zahl der neu ans Netz gegangenen Anlagen hat sich im Jahr 2018 verdreifacht, davon 80% in China.“

Obwohl es nicht hervorgehoben wird, fällt ein Diagramm (auf Seite 23 des Berichts) wegen seiner Implikationen auf: Die IEA zeigt, daß 42% der Energieinvestitionen in Länder mit 16% der Weltbevölkerung flossen, während 45% der Weltbevölkerung (darunter Indien) nur 14% der globalen Investitionssumme aufwiesen. Die Investitionen in Afrika südlich der Sahara sind wegen eines Rückgangs des „Kraftstoffangebots“ sogar um 15% zurückgegangen. Auf den mittleren Sektor (darunter China), mit 41% der Weltbevölkerung, entfielen 44% der globalen Investitionsgelder.

Die Kernenergie wird in dem Bericht im Abschnitt über Erneuerbare Energien behandelt, womit dieser einem wachsenden Trend in der Branche folgt.

So forderten im Vorfeld der „Ministerkonferenz für saubere Energie“ im kanadischen Vancouver Ende Mai Fachverbände aus zahlreichen Ländern in einer gemeinsamen Erklärung, bei den „sauberen Energiequellen“ die Kernenergie mehr zu berücksichtigen. Das zweiseitige Dokument, das von 40 Verbänden unterzeichnet wurde, die 80.000 Arbeitnehmer in der Branche vertreten, wurde am 14. Mai auf dem Internationalen Kongreß über Fortschritte in Kernkraftwerken (ICAPP) in Frankreich vorgestellt. In der Erklärung werden zwar die gängigen falschen Behauptungen über Klimawandel und Dekarbonisierung akzeptiert, aber es wird eine „Verdoppelung der öffentlichen Investitionen in nukleare Forschung, Entwicklung und Innovation innerhalb der nächsten fünf Jahre“ gefordert.

* * *

Kanada: Kleine modulare Kernreaktoren können helfen, Ölsand zu reinigen

Ein Bericht von Experten der kanadischen Regierung und Industrie gelangt zu dem Schluß, daß kleine modulare Kernreaktoren die notwendigen Kapazitäten bieten könnten, um weitgehend emissionsfreie Energie für Ölsandanlagen zu liefern. Dies berichtete die Fachzeitschrift Engineering and Technology am 22. Mai. Der Berater Axel Meisen von der öffentlich finanzierten Organisation Alberta Innovates, die den Bericht mit erstellte, erklärte dazu: „Eine Kernkraftanlage“, etwa ein kleiner modularer Reaktor, „würde Strom, Dampf und Heißwasser erzeugen, und Strom, Dampf und Heißwasser werden benötigt, um das Öl aus dem Ölsand zu gewinnen“.

Die Emissionen von Ölsandanlagen pro erzeugtem Faß Öl sind in den letzten beiden Jahrzehnten zwar zurückgegangen, aber da die Branche insgesamt umweltfreundlicher geworden ist, steigt ihr Anteil an den Emissionen des Öl- und Gassektors in Kanada insgesamt an – nach Angaben des Ministeriums für natürliche Ressourcen von 16% aller Öl- und Gasemissionen im Jahr 2000 auf 39% im Jahr 2016. Die Ölsande machten 10% der gesamten Treibhausgasemissionen Kanadas 2016 aus, berichtete CBC News am 22. Mai.

Kleine modulare Reaktoren sind billiger und lassen sich aus standardisierten Einheiten zusammensetzen, die im Werk erstellt und vor Ort montiert werden. Aufgrund ihrer geringeren Größe erfordern sie weniger komplexe Kühlanlagen sowie kleinere Schutzzonen als große Reaktoren, bei gleichzeitig verbesserten Sicherheitsmerkmalen. Meisen sagte, kleine Kernkraftwerke könnten Erdgas ersetzen, um zwei Prozesse anzutreiben – Heizwasser für den Tagebau und Dampf für die Entwässerung – sowie Strom für Ölsandanlagen liefern, berichtete CBC News.