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Von Lyndon LaRouche, November 2009
Angesichts der Bestrebungen der neokonservativen Kriegspartei in den USA und in der NATO, US-Präsident Donald Trump auf einen Konfrontationskurs gegen Rußland und China festzulegen, ist es um so wichtiger, sich an die Friedens- und Entwicklungsperspektive eines Vier-Mächte-Bündnisses zwischen den USA, Rußland, China und Indien zu erinnern, für die Lyndon LaRouche immer wieder eintrat. Besonders anschaulich formulierte er diese Perspektive im November 2009 in einem Videobeitrag, den er für eine Veranstaltung in Moskau anläßlich eines Wirtschaftsentwicklungsabkommens zwischen Rußland und China erstellte und dessen Text wir hier daher noch einmal abdrucken.
Ich grüße Sie! Seit den Entwicklungen dieses Sommers hat sich die Lage auf der Welt insgesamt deutlich verändert. Nach der Rhodos-Konferenz (Weltforum Dialog der Zivilisationen, 8.-12.10.2009) gab es folgenreiche Vereinbarungen zwischen dem chinesischen Präsidenten und dem russischen Präsidenten, die Ministerpräsident Wladimir Putin später durch ein neues Abkommen mit China zur gemeinsamen Entwicklung Sibiriens erweiterte.
Diese Entwicklungen und ihre Folgen haben den Kurs der Weltgeschichte grundlegend verändert. Bisher war für die Welt die transatlantische Beziehung zwischen Europa und den Vereinigten Staaten bestimmend, nun ist es die Beziehung zwischen den Vereinigten Staaten bzw. dem ganzen amerikanischen Kontinent und den Nationen Asiens über den Pazifik bis zum Indischen Ozean und nach Afrika.
Das bedeutet, daß jetzt das riesige Entwicklungsgebiet vor allem in Nord- und Ostsibirien erschlossen werden kann. Die Zusammenarbeit zwischen China und Rußland bei der Entwicklung dieses Gebiets in Sibirien schafft eine grundlegende Wende in der strategischen Orientierung des ganzen Planeten. Hoffentlich bleibt es auch für die kommenden Generationen bei dieser Wende.
Die reichen Bodenschätze von Ländern wie der Mongolei und Rußlands in Nordsibirien stehen uns nun offen. Diese Entwicklung betrifft sogar die Bevölkerung Afrikas, besonders an der Küste des Indischen Ozeans. Sie betrifft Indien, Südostasien, China und Rußland. Sie bedeutet, daß sich die Weltgeschichte von ihrer transatlantischen Orientierung, die seit Christoph Kolumbus im wesentlichen vorherrschte, zu einer neuen Periode gewandelt hat, in der die Beziehung der Vereinigten Staaten über den Pazifik nach Asien und auch zur Küste Afrikas und Australiens der dominierende Aspekt sein wird – besonders nach Asien mit seinen großen Bevölkerungszentren.
Rußland hat zwar im Vergleich mit China oder Indien keine große Bevölkerung, spielt aber wegen Sibirien eine ganz besondere Rolle. China hat 1,4 Mrd. Menschen, Indien hat 1,1 Mrd. Menschen, auch Indonesien hat eine vergleichsweise große Bevölkerung usw. Jetzt läßt sich das Rohstoff- und Produktionspotential Sibiriens mit den großen Bevölkerungskonzentrationen in China und Indien kombinieren. Rohstoffe und Arbeitskraft kämen hier zusammen, nicht um die Rohstoffe eines Gebiets zu plündern, sondern um es zu entwickeln und auch die Menschen, die an der Entwicklung des Gebietes beteiligt sind, voranzubringen.
So wird die neue Weltwirtschaft aussehen, wenn wir den heute existierenden Gefahren entgehen.
Wir müssen auch unser Denken entsprechend ändern.
Auch wenn es mehrere Generationen dauern wird, ist es für die Zukunft der Menschheit unverzichtbar, daß wir den Mond besiedeln und zu einem Industriezentrum ausbauen, wo die Ausrüstungsgegenstände hergestellt werden, die dem Menschen die Besiedlung des Mars ermöglichen. Während dieser Zeit wird sich das Schicksal der Menschheit grundlegend verändern. Und das Programm, auf das sich Rußland und China jetzt verständigt haben, bildet den Ausgangspunkt dafür.
Jene in den Vereinigten Staaten, die ihre strategische Geschichte kennen, erkennen darin einen fundamentalen Wandel. Die Welt wird keine transatlantische Orientierung mehr haben, sondern eine transpazifische Orientierung bekommen, und das für eine lange Zeit. Denn die Lösung für die heutigen Probleme der Welt liegt darin, die großen Bevölkerungszentren, die unterentwickelt sind, mit einem Prozeß der Erschließung der Rohstoffgebiete Sibiriens und anderswo zusammenzubringen. Davon sollten wir ausgehen.
Wir sollten auch eine Besiedlung des Mars ins Auge fassen, welche dadurch möglich werden wird. Das wird zwar erst in einer Zeit von mehreren Generationen geschehen, denn es müssen noch viele wissenschaftliche Probleme überwunden werden – nicht so sehr, um zum Mars zu fliegen, was wir längst können, sondern um Menschen regelmäßig sicher zum Mars und zurück zu bringen.
Das wird die kommende Geschichtsperiode prägen, vorausgesetzt wir überleben die jetzige Krise.
Allerdings wollten das bestimmte Teile der Welt nicht, zum Beispiel das Britische Empire.
Australien würde allerdings sehr interessiert sein. Es hat große Thorium- und Uranvorkommen, und die Ressourcen sind nicht nur für Australien selbst, sondern auch für seine Nachbarn äußert nützlich, denn Thoriumreaktoren werden in dem Entwicklungsprogramm dieser Zeit eine ganz besondere Rolle spielen.
Doch generell wird von dem, was wir das Britische Empire nennen, massiver Widerstand kommen. Dieses Empire ist nicht die britische Bevölkerung, es hat nur seinen Sitz in London und vertritt gewisse britische Interessen. Tatsächlich ist es das internationale monetaristische System.
Doch das Abkommen zwischen Rußland und China ist der Beginn einer Alternative zu dem monetaristischen System. Es muß zu einem Kreditsystem werden. Statt einer internationalen Währung, die imperiale Macht über die Nationalstaaten und deren Wirtschaft ausübt, d.h. statt eines globalisierten Systems brauchen wir eine Ordnung souveräner Nationalstaaten, die mit Hilfe eines Kreditsystems die Entwicklung des Planeten in Angriff nehmen. In diese Richtung sollten wir gehen. Das ist es, was ich hier bezwecke.
Um diese Aufgabe erfüllen zu können – die Aufgabe, eine solche Entwicklung in Gang zu setzen, wofür die russisch-chinesische Zusammenarbeit ein Anfang ist –, müssen wir die Wissenschaft und Technologie entwickeln, die einer Orientierung zum Mars entspricht.
Die Menschheit ist instinktiv schöpferisch. Kein Tier ist schöpferisch. Nur der menschliche Geist ist kreativ. Das Leben selbst ist zwar immer kreativ, aber nicht bewußt. Selbst die sogenannte unbelebte Natur ist kreativ: Die Evolution der Sternensysteme ist ein kreativer Vorgang. Im Unterschied dazu jedoch ist der Mensch individuell kreativ. Und diese willentliche Kreativität des Menschen wird die Zukunft des Sonnensystems und darüber hinaus prägen.
Um die Ziele zu erreichen, die jetzt vor uns liegen, müssen wir der Menschheit insgesamt eine neue Orientierung geben. Beispielhaft für diese Mission ist die Idee der Mars-Besiedlung. Dazu müssen wir Veränderungen im Sinne des wissenschaftlichen Fortschritts vornehmen, die für die zukünftige Existenz der Menschheit erforderlich sind.
Wir haben viele Probleme hier auf der Erde. Doch wir können diese Probleme nicht umfassend lösen, wenn wir nicht das Sonnensystem als eine Wohnstätte für die Menschheit entwickeln. Wir stehen jetzt davor, dies wissenschaftlich möglich zu machen. Allerdings müssen noch viele wissenschaftliche Entdeckungen gemacht werden, damit der Mensch den Mars besiedeln kann. Das wird erst in einiger Zeit kommen. Wir brauchen aber schon heute den Willen, auf diese Besiedlung des Mars hinzuarbeiten. Wir müssen Generationen junger Leute ausbilden, die sich auf eine solche Aufgabe orientieren. In der nahen Zukunft werden die Kinder geboren werden, die auf die eine oder andere Weise noch vor Ablauf dieses Jahrhunderts an der Marskolonisierung beteiligt sein werden.
Wir müssen der Menschheit wieder einen Daseinszweck geben, für Entwicklung, und das nicht nur auf der gesamten Erde, sondern durch den Einfluß der Erde auch in den angrenzenden Regionen des Sonnensystems und darüber hinaus.
Diese Ziele sind erreichbar. Dazu müssen sicherlich noch viele wissenschaftliche Probleme gelöst werden. Wir haben viele Fragen, aber grundsätzlich wissen wir, daß es innerhalb von zwei oder drei Generationen möglich ist. Wir müssen den Menschen, die unsere Enkel oder Urenkel sein werden, etwas mitgeben, was sie verwirklichen werden. Wenn wir bereits tot und vergangen sind, werden sie in drei oder vier Generationen leben und Gebiete jenseits der Erde selbst kolonisieren. Wir müssen ihnen die Gelegenheit dazu verschaffen. Wir müssen der Gesellschaft schon heute diese Zielsetzung vermitteln, damit unsere Nachfahren in drei oder mehr Generationen diese Kolonisierung leisten können.
Noch haben wir es mit dem alten imperialen System zu tun. Einige mögen mir nicht zustimmen, aber es gibt nur ein einziges Imperium auf dieser Erde, das Britische Empire. Es ist nicht das Imperium der britischen Bevölkerung, es ist das Imperium hinter dem internationalen monetaristischen System.
Die Vereinigten Staaten haben dagegen den Vorteil, daß die USA keine monetaristische Nation sind. Nach unserem Verfassungssystem kennen wir keinen Monetarismus. Wir kennen ein Kreditsystem, so ist es – anders als in Europa – in unserer Verfassung festgelegt. Wie sich bereits bei Präsident Franklin Roosevelt zeigte, liegt unsere entscheidende Rolle als USA darin, eine Abkehr vom monetaristischen System, der eigentlichen Form des Imperialismus, durchzusetzen. Viele Leute sprechen über Imperialismus und benutzen dieses Etikett für viele Dinge, doch meistens ist es wissenschaftlich unsinnig. Es gibt nur eine Art Imperialismus, den wir in der europäischen Geschichte der letzten 3000 Jahre kennen, und das ist der Monetarismus an sich. Diesen gilt es heute zu zerstören.
Die Briten beherrschen den Planeten mit Hilfe des monetaristischen Systems in der Tradition von Keynes u.a. Das muß verschwinden. Doch etwas muß an seine Stelle treten, was bedeutet, zu einem Kreditsystem wie dem der Vereinigten Staaten unter Franklin Roosevelt überzugehen. Das Kreditsystem jeder Nation muß souverän sein, und souveräne Volkswirtschaften müssen auf der Basis fester Wechselkurse miteinander kooperieren. Wir können bei der Schöpfung langfristigen Kredits zusammenarbeiten, um Projekte zu verwirklichen, wie sie das jüngste Abkommen zwischen Rußland und China verdeutlicht.
Jeder, der sich dieser Ziele bewußt ist, wird die Souveränität von Kulturen und Nationalstaaten verteidigen. Wir wünschen uns ein System der Zusammenarbeit zwischen souveränen Nationalstaaten für gemeinsame Ziele, ohne daß die Kultur der betreffenden Nationen angetastet wird.
Wir brauchen eine aufgabenorientierte Vorstellung von den Zielen, die wir in der Zukunft – in zwei oder drei Generationen – erreichen wollen. Wir brauchen eine Vorstellung davon, welche Schritte wir heute tun müssen, um diese Ziele innerhalb von drei Generationen zu erreichen.
Ich meine, wir haben das Potential dazu. Das, was sich jetzt zwischen Rußland und China entwickelt hat, wird nicht aufhören. Es ist möglich, Indien darin einzubinden. Es sollte versucht werden, eine Situation zu schaffen, in der Indien und Pakistan zusammenarbeiten, um sich vor dem zu schützen, was im Zusammenhang mit dem Drogenhandel usw. ausgehend von europäischen Quellen aus Afghanistan kommt.
Es gibt viele Herausforderungen dieser Art. Aber wir können sie lösen, wenn es gelingt, die Übereinkunft zwischen Rußland und China auf eine breitere Basis zu stellen und daraus eine pazifikorientierte Entwicklung des gesamten Planeten zu machen. Gleichzeitig brauchen wir eine Aufgabenorientierung zum Aufbau einer industriellen Basis auf dem Mond, die für die Aufgabe einer Marsbesiedlung unabdingbar ist.
Wenn die Menschheit in ihrer Entwicklung soweit ist, die Besiedlung des Mars in Angriff zu nehmen, und man sicher sein kann, daß das funktionieren wird, dann tritt die Menschheit in eine neue Phase ihrer Existenz ein. Wir sind dann nicht mehr Erdlinge, sondern Menschen des Universums oder, wie man in Rußland sagt, des Kosmos.