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Neue Solidarität
Nr. 40, 5. Oktober 2017

Warnungen von Bankern lösen neue Bail-in-Pläne aus

Angesichts der Zahl neuer Warnungen von Bankern und Finanzinstituten vor einem akut drohenden Finanzkrach fragt man sich, ob sie diesmal bereit sind, vorbeugend zu handeln. Die einzige wirkliche Abhilfe, eine Trennung der Spekulationsblase von der Realwirtschaft durch eine Glass-Steagall-Bankreform, steht jedoch ausdrücklich nicht zur Debatte. Statt dessen wird vermehrt über „Bail-in“-Prozeduren diskutiert, was darauf hindeutet, daß Regierungen und Finanzaufsichtsbehörden das Geld der Steuerzahler stehlen wollen, um das System zu retten.

Zuerst machte in Großbritannien ein Bericht des Adam-Smith-Instituts zum zehnten Jahrestag des Bankrotts der Bank Northern Rock Schlagzeilen, weil darin erklärt wird, daß die „Streßtests“ den wahren Zustand der Banken verschleiern, die in Wirklichkeit heute noch stärker schuldenfinanziert seien als vor zehn Jahren. Der nächste Finanzkrach werde früher oder später kommen, heißt es in dem Bericht (https://www.adamsmith.org/news/accident-bank-waiting-to-happen).

Dann widmete die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in ihrem Vierteljahresbericht ein ganzes Kapitel den „versteckten“ Schulden von bis zu 13 Bio.$ an Devisenderivaten. Die Summe mag im Verhältnis zum nominellen Gesamtwert aller Derivatwetten von 1,2 Billiarden $ klein erscheinen, aber die BIZ macht darauf aufmerksam, daß diese 13 Bio.$ keine nominellen Werte, sondern eigentlich als Derivate getarnte echte Kredite sind. Die Schuld wird nominell als Derivat verbucht, „obwohl sie praktisch ein versicherter Kredit ist, dessen Kreditsumme nach Fristablauf vollständig zurückgezahlt werden muß“, heißt es dort (https://www.bis.org/publ/qtrpdf/r_qt1709a.htm). Das sei ein Hinweis auf „das Risiko einer Schuldenfalle“, wie BIZ-Chefökonom Claudio Borio bei der Vorstellung des Berichts sagte. „Die Zentralbanker wagen nicht, die Zinsen zu erhöhen, aus Furcht davor, was das zur Explosion bringen könnte“, schrieb Ambrose Evans-Pritchard im Telegraph.

Eine mögliche Zinsveränderung ist auch einer von zwölf Bereichen, die in einem neuen Bericht der Deutschen Bank als mögliche Auslöser eines Systemzusammenbruchs aufgelistet werden. Das sei eine „Reise ins Ungewisse“, warnen die Deutsche-Bank-Strategen Jim Reid, Nick Burns, Sukanto Chanda und Craig Nicol. „Die Geschichte legt nahe, daß der Schritt substantielle Folgen hätte, besonders angesichts des erhöhten Niveaus vieler Preise globaler Vermögenswerte.“ Und weiter: „Selbst wenn die Auflösung aufhört, weil entweder die Zentralbanken kalte Füße bekommen oder die Wirtschaft unerwartet schwächelt, werden wir uns dennoch in einer beispiellosen globalen Lage befinden, und in einer, die die Finanzwelt inhärent instabil macht.“

Unterdessen wird in Italien im Zusammenhang mit der Krise der Sparkasse Genua (Carige) über den nächsten Bail-in verhandelt. Der Chef der deutschen Finanzaufsicht Bafin, Felix Hufeld, warnte am 22. September in Frankfurt, hinsichtlich der Summe der für einen Bail-in heranzuziehenden Vermögenswerte von Endkunden komme Deutschland gleich hinter Italien. Hufeld wollte keine Zahlen nennen, sagte aber, dies betreffe Zertifikate und nachrangige Anleihen, die den Kunden wahrscheinlich, ähnlich wie in Italien, unter falschen Versprechungen als angeblich sichere Geldanlagen verkauft wurden.

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