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Neue Solidarität
Nr. 40-41, 6. Oktober 2010

Weg frei für den Wiederaufbau einer zerrütteten Welt

Konferenz. Am 25. September veranstaltete das Schiller-Institut in Berlin eine hocherfolgreiche internationale Konferenz zum Thema „Wiederaufbau der Weltwirtschaft: NAWAPA - Beringstraße - Eurasische Landbrücke“.

Auf der Konferenz des internationalen Schiller-Instituts zum Thema „Wiederaufbau der Weltwirtschaft - NAWAPA, Beringstraße, Eurasische Landbrücke“ am 25. September in Berlin machten die Referenten Helga Zepp-Larouche, Dr. Hal Cooper, Dr. Sergej Tscherkassow, Portia Tarumbwa-Strid und Dipl.-Phys. Veit Ringel klar: Man muß in dieser dramatisch zugespitzten Krise des globalen Systems eine Lösung durchsetzen - nämlich den sofortigen Wiederaufbau der Welt durch große Infrastrukturprojekte und die Nutzung der Kernenergie.

Die Präsidentin und Gründerin des Internationalen Schiller-Instituts, Helga Zepp-LaRouche, machte schon zu Beginn ihres Vortrages klar, daß die Welt heute in einem ganz anderen Zustand wäre, wenn bereits vor 30 oder mehr Jahren all die großen Entwicklungsprojekte wie NAWAPA, Transaqua und die Eurasische Landbrücke, die in Ingenieurbüros bereits komplett ausgearbeitet worden waren, umgesetzt worden wären; hunderten von Millionen Menschen wäre ein qualvoller Tod durch Unterversorgung, Armut und Krieg erspart worden. Sie machte auf den dramatischen Appell ihres Ehemannes, des amerikanischen Ökonomen und Staatsmanns der Demokratischen Partei Lyndon LaRouche, aufmerksam, der erst wenige Stunden zuvor den US-Kongreß eindringlich aufgefordert hatte, den Glass-Steagall-Standard für die Banken per Wahl zu beschließen, damit ein solcher Wiederaufbau der Weltwirtschaft finanziert werden kann (lesen Sie dazu den Bericht über dieses Internetforum in dieser Ausgabe).

Die Lage in den USA wurde von Frau Zepp-LaRouche als eine Existenzkrise beschrieben, in der das Fortbestehen der Nation auf dem Spiel steht. Die Verschuldung betrage bei den US-Bundesstaaten mittlerweile zweistellige Milliardenbeträge, überall werde der Rotstift angesetzt, die Massenarbeitslosigkeit müsse man nach eigenen Berechnungen eher mit 30% als mit den offiziellen 10% beziffern. Das Finanzsystem sei derart angespannt, daß bei einer unkontrollierten Desintegration des Dollars mit einer weltweiten Kettenreaktion zu rechnen sei, die zunächst die Euro-Zone treffen würde, wobei jetzt schon von Italien als dem „nächsten Griechenland“ die Rede sei und Spaniens Schulden sogar größer seien als die Griechenlands.

Wenn das transatlantische System jedoch abstürzen sollte, würden allerdings über kurz oder lang auch China, Rußland, Lateinamerika und Afrika in den Abgrund gerissen. Ein neues Finsteres Zeitalter des ganzen Planeten wäre damit unvermeidbar. Das Hoffen auf eine Kursänderung der US-Politik nach den November-Wahlen sei auf eine Illusion gegründet, und die jüngsten Veränderungen in der Obama-Administration durch die Abgänge diverser Wirtschaftsberater deuten nicht auf eine Besserung der Lage, sondern eher auf eine schnell voranschreitende Desintegration der Exekutive hin, erläuterte Frau Zepp-LaRouche.

Rückkehr zu Roosevelt

Die einzige Chance, die sich in dieser Situation noch biete, sei eine unmittelbare Rückkehr Amerikas zu den Prinzipien Franklin Delano Roosevelts und die Beendigung der Bankenrettungspakete durch die Einsetzung des Glass-Steagall-Gesetzes. Die EU-Kommission stelle die Stellvertretung der Politik des Britischen Empire dar, das nach dem Zweiten Weltkrieg eben keineswegs verschwunden sei, sondern als ein Geflecht internationaler Banken, unabhängiger Zentralbanken, Hedgefonds - mit anderen Worten: als System der Globalisierung - wiedererstarkt sei. Das für Europa typische parlamentarische System biete aus sich selbst heraus keine Möglichkeit, dieses EU-Korsett zu durchbrechen, sagte Frau Zepp-LaRouche, denn in keiner Partei könnten die Mitglieder die notwendige Initiative zeigen, da der Fraktionszwang verhindere, daß Amtseid und Gewissensfreiheit der Abgeordneten und Regierungsmitglieder zum Tragen kämen.

Die amerikanische Notenbank Federal Reserve habe nun voll auf das sogenannte „Quantitative Easing II“ geschaltet. Obwohl bereits etwa 23 Billionen Dollar in die Pleitebanken der Wall Street gepumpt worden seien, habe die Fed eine weitere Bilanzausweitung von zwei Billionen beschlossen. Ähnliches hätten auch die Bank of England, die Bank von Japan und die Europäische Zentralbank getan. Dies laufe letztlich auf eine globale Hyperinflation hinaus.

Deswegen müsse Obama, der diese Politik der Rettungspakete unterstützt, aus dem Amt gejagt werden, und zwar auf dieselbe Weise, wie man Präsident Richard Nixon im Jahre 1971 bei der Watergate-Affäre zum Rückzug gezwungen habe. Erst dann sei es möglich, eine der u.a. von den Abgeordneten Hinchey und Dingell bzw. von den Senatoren McCain und Cantwell ausgearbeiteten Gesetzesvorlagen zur Wiedereinführung des Glass-Steagall-Systems umzusetzen. Dadurch hätte man augenblicklich die beim amerikanischen Volk so verhaßte Wallstreet außer Gefecht gesetzt, und der Staat könne wieder entscheiden, wer gerettet wird und wer nicht. Plötzlich würden umfangreiche staatliche Mittel für Entwicklungsprojekte wie das NAWAPA-Projekt zur Verfügung stehen, bei dem man 3-4 Millionen Menschen, also das Heer der arbeitslosen Ingenieure, Facharbeiter, Jugendlichen und über 50jährigen, wieder beschäftigen könne.

Frau Zepp-LaRouche beschrieb das NAWAPA-Projekt folgendermaßen: Bei NAWAPA sammelt man die ungenutzten Süßwassermengen Alaskas und Kanadas ein, um die Wüsten in Arizona, New Mexiko und vieler weiterer US-Bundesstaaten mit einem 60 km breiten grünen Streifen aufzuforsten und Wasser nach Kalifornien und nach Mexiko zu bringen. In Verbindung mit den Bauarbeiten entstünden auch neue Eisenbahnlinien. Da jeder Tropfen Wasser in seiner Wirkung multipliziert wird, gäbe es mehr Feuchtigkeit, Regenwolken und letztlich neue Wetterzyklen, was eine bewußte Weiterentwicklung der Biosphäre durch den Menschen darstelle.

Dieses Prinzip gelte nicht nur für die USA, Kanada und Mexiko, sondern auch für Sibirien, wo enorme Rohstoffmengen unter Permafrost lagerten, was die Entwicklung neuer Technologien erfordere und was für Rußland, Japan, China und Korea von lebenswichtiger Bedeutung sei. Aber auch Deutschlands Rohstoffsicherheit konstituiere für uns Deutsche ein fundamentales Interesse, bei diesem Projekt mitzuarbeiten; nämlich beim Ausbau der Eurasischen Landbrücke, bei dem Bevölkerungs- und Industriezentren, neue Verkehrsarterien, Schnellbahnen, Autobahnen, neue Energieproduktion und -verteilung und neue Telekommunikationssysteme entstünden. Etwa 100 km breite Infrastrukturkorridore würden Standortbedingungen für neue Entwicklung schaffen, wobei sich die Weiterführung dieser Projekte in Richtung Afrika nahtlos anschließen würde. Die Bewässerung der Sahelzone durch ein System von Kanälen und Flüssen vom Kongobecken in den Tschadsee, aber auch die Auffüllung des Aralsees in Zentralasien wurden in diesem Zusammenhang von Frau Zepp-LaRouche erwähnt.

Mit einer Nationalbank in jedem Staat, die Kredite für entsprechende Teilstücke der Projekte zur Verfügung stellen würde, ergänzt durch multilaterale Abkommen der Staaten, könnten diese Ziele erreicht werden. Man würde die globale Wirtschaftsordnung endlich in Übereinstimmung mit der Schöpfungsordnung aus dem Buch Genesis bringen, also wieder einen Fortschreitungsprozeß von weniger entwickelten hin zu weiter entwickelten Stadien beginnen. Denn der Mensch forme Hypothesen über die Naturgesetze, wobei er richtige Entdeckungen notwendigerweise auf die Wirtschaftsentwicklung anwenden müsse. Die nächste Stufe bei der Eroberung von Kontinenten sei die Raumfahrt.

Der Paradigmenwandel

Meadows und Forrester hätten später zugegeben, daß sie 1971 für ihre fürden Club of Rome erstellte Studie Die Grenzen des Wachstums ein Computermodell so gespeist hätten, daß damit das Ergebnis bereitsfeststand, und man die Rolle des technischen Fortschritts bewußt ausgeschlossen habe.

1971 markierte auch den Beginn der Finanzspekulation durch das Ende des Bretton-Woods-Systems und das Aufkommen der damals gegründeten „Inter Alpha Group“, anfangs eine kleine Bankengruppe, die heute jedoch ein Geflecht aus Hedgefonds und Beteiligungsgesellschaften sei, das mehr oder weniger 70% des weltweiten Bankenhandels kontrolliere. Es war der Beginn des Plans für eine globale Kartellherrschaft, das „Weltunternehmen“, mit welchem der Gründer der Inter-Alpha-Gruppe, Lord Jakob Rothschild, und sein Mitstreiter George W. Ball von Lehman Brothers, ein führender Bilderberger, die Nationalstaaten ablösen wollten. Der Prozeß der „europäischen Integration“ und die Zerstörung der USA seien übrigens die Vorraussetzung dafür, daß dieser Prozeß gelingen könne.

Frau Zepp-LaRouche beschrieb, wie ein systematischer Prozeß der Deregulierung des Finanzsystems folgte, bei dem Alan Greenspan als Direktor des Investmenthauses J.P Morgan das Glass-Steagall-Gesetz angriff und den Gebrauch „kreativer Finanzinstrumente“ anpries. Die tatsächliche Abschaffung des Glass-Steagall-Gesetzes durch Larry Summers 1999 sei nur der letzte Schritt in der ganzen Kette gewesen.

Im Jahr 1971, so schilderte Frau Zepp-LaRouche dem Publikum, habe sie nach einer Frachterreise nach Afrika und China die Überzeugung gewonnen, daß der Zustand der Welt so nicht haltbar sei. Sie sei dann später der Bewegung ihres Ehemannes Lyndon LaRouche beigetreten, der die Dritte Welt durch massive Entwicklungsprojekte, einschließlich des Baus von Kernkraftwerken und Eisenbahnlinien, entwickeln wollte.

Auf einer Bevölkerungskonferenz in Bukarest 1974 habe sie ihren Entwicklungsplan vorgestellt. Auf derselben Konferenz habe Rockefeller zum ersten Mal von der Bevölkerungsexplosion und der Notwendigkeit der Bevölkerungskontrolle gesprochen. Damals beschuldigte Frau Zepp-LaRouche Herrn Rockefeller des Völkermordes, sollte er sein Programm durchsetzen. Allgemein habe damals niemand an eine Überbevölkerung der Erde geglaubt, sondern alle NGOs und Linken nannten diese Thesen das „Rockefeller-Baby“. Der Pradigmenwandel hatte noch nicht allgemein stattgefunden.

Das habe sich erst mit Kissingers Sicherheitsmemorandum NSSM 200 (1974) geändert, in welchem er die Rohstoffe einer ganzen Reihe von Nationen zum Eigentum der USA erklärte und hinzufügte, die US-Regierung hätte das Recht, Druck für Bevölkerungsreduktion auszuüben, und dürfe sogar die „Nahrungsmittelwaffe“ gegen andere Regierungen einsetzen, die nicht kooperieren wollen. Es folgte ein ungeheurer Propagandafeldzug für sogenanntes „nachhaltiges Wachstum“ und „angepaßte Technologie“, der die „grünen Ideen“ zur Ersatzreligion machte.

Prince Charles gründete ein „Business Leaders Forum“ und veranstaltete Konferenzen über die Zukunft der Welt, in der sogenannte „Smart Mayors“ und 400 Topmanager die Welt regieren sollten, fuhr Frau Zepp-LaRouche fort. Im Jahre 1992 habe man auf dem „Erdgipfel“ in Rio de Janeiro erstmals den Betrug des anthropogenen Klimawandels propagiert. In Kopenhagen habe sich 2009 ja auch in vielen Äußerungen gezeigt, daß Bevölkerungsreduktion das eigentliche Ziel gewesen sei.

Das Ganze überlappe sich einerseits mit den Banken, andererseits mit der EU-Kommission. Die Anti-Kernkraft-Demos seien nicht weiter als „Flashmobs“, die von Londoner Fonds finanziert seien. Campact.de, also die Organisation, die den „heißen Herbst“ gegen Kernenergie, Kohlekraftwerke etc. organisiere, werde über die European Climate Foundation von der Children’s Investment Fund Foundation, der Oak Foundation und dem mit Lord Jacob Rothschild verbundenen Arcadia Fund finanziert. Auch Hans-Joachim Schellnhuber, der Berater Merkels und Barrosos in Klimafragen, sitze auf einem hohen Posten in der European Climate Foundation. Es seien also Hedgefonds, Stiftungen und der WWF, die die Finanzierung des heißen Herbstes vorantrieben, und zwar über den Hauptorganisator von Campact.de, Christoph Bautz, der sich im Jahr 2000 das Vorbild für sein Unterfangen in den USA angeschaut habe, nämlich die Organisation Moveon.org des Mega-Spekulanten George Soros.

Frau Zepp-LaRouche beschrieb in ihrem Schlußappell noch einmal den unhaltbaren Zustand der Welt: Auf der einen Seite hungern 1,2 Mrd. Menschen täglich, ein Drittel der Menschheit lebt unter menschenunwürdigen Bedingungen, täglich sterben 4000 Kinder an Wassermangel; auf der anderen Seite ist die Zahl der Milliardäre und Millionäre stark gestiegen. Sie forderte die Gäste auf, an einer Riesenmobilisierung des Schiller-Instituts teilzunehmen, um eine starke Bewegung aus Menschen zu bilden, die sich die Entwicklung der Welt vornehmen würden. 1945 hätten wir Deutschen gesagt, „Niemals wieder“, und nun sei der Zeitpunkt gekommen, an dem die Unterentwicklung der Welt endlich überwunden und das Erwachsenenzeitalter der Menschheit eingeleitet werden müsse.

Der Beringstraßen-Tunnel

Nach Helga Zepp-LaRouches aufwühlender Rede übernahm es der US-Ingenieur und Infrastrukturexperte Dr. Hal Cooper, das Projekt des Beringstraßen-Tunnels und der sich daran anschließenden Eisenbahnstrecken vorzustellen. Die Beringstraße, so Cooper, sei ein kritischer Verbindungspunkt, durch dessen Entwicklung man eine politische und wirtschaftliche Neuausrichtung der Welt erreichen könne. Bereits 1845 habe der Gouverneur des Staates Colorado, William Gilpen, Eisenbahnverbindungen von den USA über Kanada und Alaska nach Asien gefordert; im Jahre 1906 habe sogar bereits ein russisch-französisch-amerikanischer Investor 6 Mio. US-Dollar für eine Machbarkeitsstudie und 50 Mio. für die Konstruktion des Tunnels mobilisiert, jedoch sei die ganze Sache mit dem Beginn des ersten Weltkriegs begraben worden. Der Erste Weltkrieg, so Cooper, habe die Wirkung gehabt, die Zusammenarbeit der eurasischen Nationen an großen Eisenbahnprojekten effektiv zu sabotieren.

Der eigentliche Tunnel unter der Beringstraße würde durch Granit und Sandstein in etwa 60-80 Meter Tiefe gebaut und schließe den Bau einer Gaspipeline von Rußland nach Alaska, und den Bau supraleitender Stromleitungen für verlustfreie Übertragung elektrischen Stroms ein. Der Bau einiger Kraftwerke könne die 2000 MW elektrischen Strom für die Eisenbahn, aber auch für die örtliche Wirtschaft generieren. Der Tunnel sei insbesondere für den Gütertransport wichtig, wofür alle Bergbauprodukte wie Gold, Blei und Steinkohle in Frage kämen. Der 100 km lange Tunnel würde etwa 25 Mrd. Dollar kosten, die 1500 km lange Eisenbahnstrecke zwischen Egvekenot in Sibirien und Fairbanks in Alaska weitere 45 Mrd. Dollar. Die Zeit- und Kostenersparnis durch die Verringerung der Transportwege mache das System aber weitaus günstiger als das heute bestehende System aus Frachtschiffen.

Das ganze Unterfangen, sagte Herr Cooper, würde insgesamt etwa 700.000 - 1,2 Mio. Arbeitsplätze schaffen, und würde die heute noch abgelegenen Regionen Alaska und Tschukotka in ein neues Wirtschaftszentrum verwandeln. China und seine Partner würden bereits an Streckenanbindungen durch Kasachstan, Usbekistan, Turkmenistan, Iran, Türkei, Myanmar, Indien und Pakistan bauen. Erst im vergangenen Monat habe man die Strecke von Istanbul nach Islamabad eingeweiht, was sich als Teil der Eurasischen Landbrücke direkt an die Beringstraßenstrecke anschließen ließe.

Ein solches, über Land führendes System, so Cooper, würde erstmals die Situation schaffen, in der die Nationen nicht voneinander isoliert und gegeneinander manipulierbar seien. Wenn LaRouches Ziel eines Vier-Mächte-Abkommens umgesetzt werde, dann verfüge man über ein Welt-Eisenbahnsystem von Kap Horn bis zum Kap der guten Hoffnung, wodurch nicht nur die Schaffung von Wohlstand in allen betroffenen Ländern möglich werde, sondern auch die Macht der anglo-holländischen Oligarchie endlich beendet werden könne.

Die Rohstoffe Sibiriens

Dr. Sergej Tscherkassow vom Staatlichen Geologischen Wernadskij-Museum der Russischen Akademie der Wissenschaften sprach daran anschließend über Infrastrukturprojekte, Rohstoffe und den Bergbau entlang der Transsibirischen Eisenbahn, der Baikal-Amur-Magistrale und der neu zu errichtenden Verbindung zur Beringstraße. Die Gründe, warum man diese langen Eisenbahnstrecken zu bauen begann, wie beispielsweise die zwischen 1890 und 1916 entstandene Transsibirische Eisenbahn, seien politische und wirtschaftliche gewesen. Der Postweg zwischen Moskau und Wladiwostok betrug im Zarenreich ca. 3 Monate, oft sogar 5-6 Monate. Einige Städte besaßen bereits Industrien, und was habe näher gelegen, als diese Städte miteinander zu verbinden. Die Strecke zwischen Krasnojarsk und Irkutsk beträgt etwa 1000 km, die Gesamtstrecke von Moskau nach Wladiwostok etwa 9500 km, der zwischen 1890 und 1916 gebaute Teil zwischen Tscheljabinsk im Ural und Wladiwostok etwa 7000 km. Die schwierigste Strecke sei die Umfahrung des Baikalsees gewesen, die im Schnitt fünfmal teurer gewesen sei als die restliche Strecke.

Entlang der Strecke sind industrielle Zentren errichtet und Rohstoffvorkommen entwickelt worden, was unter anderen Umständen nicht wirtschaftlich gewesen wäre. Da der Bau der gesamten Strecke unter den Bedingungen des 19. Jahrhunderts, also ohne die heute zur Verfügung stehenden technischen Hilfsmittel, ausgeführt worden sei, grenze das ganze Projekt an ein Weltwunder, sagte Dr. Tscherkassow. Die neu entdeckten Silber- und Golderz-Provinzen seien im Vergleich teilweise größer als die Fläche Deutschlands. Man müsse nun bestimmen, wie die unentdeckten Rohstoffe verteilt seien, wobei längst nicht alle Gegenden untersucht worden seien und es noch viel zu entdecken gebe.

Tscherkassow sprach sich deutlich gegen die Annahme aus, die Rohstoffe der Erde seien erschöpft. Es heiße immer wieder, ein bestimmtes Metall sei in fünf Jahren erschöpft. Aber der Radius der Erde betrage 6300 km, wobei man in Rußland bislang weitgehend nur an der Oberfläche, kaum tiefer als 400 Meter arbeite, während man in Deutschland über 2 km tiefe Uranschächte und in Südafrika 4 km tiefe Schächte habe. Der Vorrat an mineralischen Schätzen sei noch unüberschaubar groß. In seiner 2006 erstellten „Enzyklopädie der größten Rohstoffvorkommen der Welt“ sind lediglich 1244 Lager verzeichnet, das seien weniger als 1% der bekannten Vorkommen. Zum Abbau der Grundmetallarten brauche man große Fabriken, wie z.B. in Norilsk, wo 100.000 Einwohner leben und arbeiten. In ganz Jakutien, das so groß sei wie Westeuropa, lebten nur 950.000 Menschen. Man müsse Menschen motivieren, dort hinzuziehen, um dort unter den unwirtlichen Bedingungen zu arbeiten.

Transaqua-Projekt in Afrika

Die Vizepräsidentin des Schiller-Instituts, Portia Tarumbwa-Strid, erhob in ihrer Rede die Entwicklungspolitik zum „moralischen Imperativ“ und forderte eine neue Ära der Brüderlichkeit der Nationen, um die gemeinsamen Ziele, zu denen auch sauberes Trinkwasser und Nahrung für alle gehörten, umzusetzen. Die internationale Gemeinschaft habe heute versagt, da statistisch gesehen alle sechs Sekunden ein Kind an Hunger sterbe und in Tschad und Niger 20 Mio. Menschen vor dem Hungertod stünden, während, angetrieben durch Spekulation auf Rohstoffmärkten, die Inflation der Nahrungsmittelpreise heute sogar höher liege als 2008, als die weltweiten Hungerproteste losbrachen.

Die Europäer müßten umgehend tun, was die Chinesen bereits tun, nämlich ein „NAWAPA für Afrika“ durchsetzen. Wichtig dabei sei die Fertigstellung des Jonglei-Kanals im Sudan, von dessen 360 km Gesamtlänge in den Jahren 1978-84 lediglich 260 km gebaut worden seien. Der Jonglei-Kanal sei wichtig, um das Versumpfungsproblem des Nils zu beheben, um gleichzeitig die Malariaepidemien der Region zu lösen und die Landwirtschaft Sudans zum „Brotkorb für ganz Afrika“ auszubauen. Sobald die vom Britischen Empire geschürten künstlichen Konflikte in Afrika beendet würden, könne man sich den Problemen der hohen Müttersterblichkeit, den Ausbrüchen von Cholera, TBC, Meningitis, Masern und Malaria endlich ernsthaft widmen. Im übrigen sei, so Frau Tarumbwa-Strid, die Sahara gar nicht so trocken wie sie oberflächlich aussehe, Satellitenbilder zeigten unterirdische Seen und Flüsse, die Wasser für viele hundert Jahre bereitstellen könnten.

Eine weitere Aufgabe sei die Bändigung der wilden Flüsse, die bis heute nicht schiffbar seien und keine hydroenergetische Nutzung aufwiesen. Allein das Kongo-Becken habe als zweitgrößte Niederschlagsregion der Welt ein gigantisches Potential. Durch die Umleitung von 100 Mrd. m³ Wasser jährlich - was 5% des Wassers im Kongobecken entspricht -, die über einen 2400 km langen schiffbaren Kanal zum Tscharifluß und anschließend weitere 800 km nach Niger und Tschad in den Tschadsee geleitet werden, könne man 12-17 Mio. Hektar Land fruchtbar machen und 100 Mio. Menschen mit landwirtschaftlichen Produkten und Strom versorgen.

Frau Tarumbwa-Strid stellte dann exklusives Material des italienischen Ingenieurs Dr. Vichi vor, der dieses Transaqua genannte Projekt konzipiert hatte und sagte, daß seit 30 Jahren alle Technologien und Informationen für den Bau panafrikanischer Infrastrukturprojekte zur Überwindung der chronischen Unterentwicklung vorhanden seien. Es sei der Mangel an politischem Willen, der die Umsetzung bislang verhindert habe. Durch das Transaqua- Projekt würden in Afrika ein riesiger Arbeitsmarkt und lokale Entwicklungsmodelle entstehen. Die bislang ungenutzt verstrichenen 30 Jahre hätten einen hohen wirtschaftlichen, politischen und menschlichen Preis zur Folge gehabt.

Weiterhin, sagte Frau Tarumbwa-Strid, habe Afrika kein kontinentales Eisenbahnnetz, unzählige Ernten würden verfaulen, ohne je einen Markt erreicht zu haben. Sie machte sich deshalb für den Bau nuklearer Wasserentsalzungsanlagen und den Betrieb eines Transrapid-Streckennetzes stark, damit der heute sterbende schwarze Kontinent in 2-3 Generationen ein in Licht badendes Paradies sein wird.

Die Schuld an der Unterentwicklung Afrikas trügen nicht die Afrikaner, sondern das internationale Finanzsystem, das in Projekte wie das vom Club of Rome favorisierte „Desertec“ investiere. Desertec sei gar nicht „grün“, sondern bedeute im Gegenteil die Ausrottung ganzer Insektenspezies und die Unbrauchbarmachung fruchtbaren Landes, wobei der Strom gar nicht in Afrika verbleiben, sondern nach Europa geliefert werden solle. Das sei der falsche Weg, so Tarumbwa-Strid. Viel eher solle man die Politik Otto von Bismarcks wiederbeleben, der von Simbabwes Informationsminister beim EU-Gipfel 2009 genannt wurde, als er sagte, Deutschland brauche eine Führungsperson wie Otto von Bismarck, der für die Vereinigung der Völker und für die Überwindung von Unrecht gekämpft habe. Frau Merkel solle sich an der deutschen Geschichte orientieren.

Auf jeden Fall werde, so sagte Frau Tarumbwa-Strid, die Politik der EU heute als noch schlimmer empfunden als die Politik der Kolonialzeit. Die einzige Hoffnung auf Gerechtigkeit für Afrika sei der Hochtechnologietransfer nach Afrika. Der deutsche produktive Mittelstand solle Aufträge für Teilaspekte des Transaqua-Projekts übernehmen und junge Menschen für solche Aufgaben des 21. Jahrhunderts als Ingenieure, Facharbeiter, Wissenschaftler und Maschinenbauer qualifizieren. Hätte man das bereits in den achtziger Jahren getan, wären junge Afrikaner heute nicht als die HIV-, Kindersoldaten- und Flüchtlingsgeneration bekannt. Das Jahr 2010 Jahr sei nun das Jahr des moralischen Erwachsenwerdens der Menschheit, und die Europäer sollten dabei sein.

Rettet die Kernenergie

Zuletzt gab der Diplom-Physiker Veit Ringel, der lange Jahre am Zentralinstitut für Kernforschung Rossendorf der Akademie der Wissenschaften der DDR gearbeitet hat, einige persönliche Einschätzungen zur Situation um die Kernenergie ab. Durch die jetzigen propagandistischen Veröffentlichungen in diversen aktuellen Zeitschriften werde unserem Land und unserer Wirtschaft großer Schaden zugefügt. Mit den neusten Reaktormodellen, wie beispielsweise dem Kugelhaufenreaktor, sei eine Kernschmelze physikalisch nicht mehr möglich, und Fragen der Endlagerung überwiegend leicht zu klären.

Herr Ringel betonte, er habe 30-40 Jahre lang radiopharmazeutische Produkte mit dem 10-MW-Reaktor in Rossendorf hergestellt, ohne daß es einen ernsthaften Unfall gegeben habe. Mit ihrem Know-how hätten sie im übrigen auch nach der Wiedervereinigung noch in der Weltspitze weiterarbeiten können. Die 17 deutschen AKWs seien im übrigen immer noch stark unter den ersten 10 der 440 weltweit laufenden Reaktoren vertreten. Doch die Luft gehe uns langsam aus, denn es gebe zu wenige nachkommende Techniker, und die auf Halbwahrheiten und Halbwissen basierende Stimmung trüge das Ihrige dazu bei, daß über das Thema nicht mehr tiefer nachgedacht werde.

Dabei sei Strahlung eine Sache der Dosis und nicht an sich schlecht; im Gegenteil hätte sich das Leben ohne ionisierende Strahlung gar nicht entwickeln können. Im übrigen werden radioaktive Substanzen nicht nur physikalisch, sondern auch biologisch abgebaut und ausgeschieden.

Deutschland habe die besten Anlagen überhaupt entwickelt, wie z.B. die Wiederaufbereitung und das Wiederverwenden des Waffenplutoniums in Brennstäben, wobei man beides aus politischen Motiven verboten habe. Sollte die Politik Trittins, Künasts und Gabriels so weiter gehen, werde Deutschland um die Früchte der wissenschaftlichen und technischen Arbeit seiner Ingenieure, Wissenschaftler und Techniker gebracht.

Man sollte statt dessen den Hochtemperaturreaktor bauen, ihn zur Wasserentsalzung in Afrika und seine Prozeßwärme für die Kohleverflüssigung nutzen. Am Ende zitierte Herr Ringel noch den ehemaligen Greenpeace-Direktor Patrick Moore, der sagte, daß keiner seiner Kollegen eine wissenschaftliche Ausbildung gehabt habe und daß es ihnen, ohne wissenschaftliche Objektivität, einfach nur auf die politische Anti-Haltung ankam. Herr Ringel äußerte seine Anerkennung, daß er es mit einem Auditorium zu tun habe, das die Probleme erkannt habe und über einen Lösungsweg zum Aufbau der Welt verfüge.

Stephan Ossenkopp

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