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Neue Solidarität
Nr. 33, 12. August 2009

Was ist die philosophische Grundlage des Kreditsystems?

Aus dem Beraterstab des US-Präsidenten kam eine Frage nach den Ideen, die der notwendigen Reorganisation des Weltfinanzsystems zugrunde liegen müssen.

Frage vom Vorsitzenden eines Ausschusses einer Gruppe von Wirtschaftsberatern der Regierung an der Stanford-Universität: „Herr LaRouche, die Arbeit mit der Tripel-Kurve zur Analyse der US-Wirtschaft hat uns sehr deutlich gemacht, daß sich die gegenwärtige Krise schon seit 40 Jahren aufgebaut hat. Alle unsere Studien zeigen, daß sich die US-Wirtschaft im Grunde schon etwa seit 1966, spätestens 1967 in einem ununterbrochenen Niedergang befindet. Wir stützen diese Einschätzung darauf - und Sie sollten uns korrigieren, wenn wir uns da irren -, daß an dem Punkt der Verschleiß und Verfall der alten Infrastruktur größer wurde als die Reparaturen und der Bau neuer Infrastruktur.

Das ist nicht nur so geblieben, es hat sich sogar noch beschleunigt. Das wurde offensichtlich dadurch vertuscht, daß es insbesondere nach den Ereignissen 1970-71 eine atemberaubende Beschleunigung des Wachstums der Berge von [Finanz] Papieren gab. Ich könnte hier detaillierter auf unsere Studien eingehen, aber soweit ich weiß, werden wir ja im Herbst Gelegenheit haben, das umfassend zu diskutieren. Hier genügt es, zu sagen, daß wir zu dem Schluß gekommen sind - und ich muß zugeben, daß dies nur mit großem Zögern geschehen ist -, daß das gegenwärtige System nicht mehr zu reparieren ist.

So schwierig das bereits war - was uns nun bevorsteht, ist eine noch größere Aufgabe. Wir sehen ein, daß es keinen brauchbaren mathematischen Ansatz für den Entwurf einer neuen [Finanz-] Architektur gibt. Zu unserem Leidwesen gehen damit mehrere Jahrzehnte theoretischer Arbeiten in der Makroökonomie vor die Hunde, aber wie dem auch sei: Können Sie etwas über die methodologischen oder philosophischen Fragen sagen, um die es in der Auseinandersetzung mit einem monetären System im Vergleich mit einem Kreditsystem geht? Denn ich fürchte, wenn wir uns über diesen Aspekt des Unterschiedes über die bloß technischen Unterschiede hinaus nicht vollkommen im Klaren sind, dann laufen wir Gefahr, jede neue Architektur, die wir aufzubauen versuchen, zu verpfuschen.”

LaRouche: Wir haben zwei sehr wichtige Beispiele dafür, wie man diese Dinge technisch betrachten sollte. Oder genau genommen, drei. Denn wir haben den Fall der Ecole Polytechnique in Frankreich - als Nachfolger der großen Revolution in Frankreich unter Jean-Baptiste Colbert und der großen militärischen Revolution zu Beginn des 18. Jahrhunderts beim Bau solcher Festungen wie Belfort in Frankreich. Das war der Präzedenzfall. Der wichtigste Motor war Frankreich; tatsächlich war Frankreich vom 16. bis zum 19. Jahrhundert der wichtigste Motor der Wissenschaft in der gesamten europäischen Zivilisation.

Tatsächlich war das auch ein Resultat der Wirkung von Karl dem Großen... für den Aufbau des Kanal- und Straßennetzes in Frankreich und ganz Europa. Das System der schiffbaren Wasserstraßen, das, wenn ich mich nicht irre, erst im Jahr 1994 vollendet wurde, als endlich die Verbindung zwischen der Donau und dem Rhein hergestellt wurde. Es hat bis dahin gedauert, aber die innere Entwicklung dieses Territoriums in Europa - das alte Territorium Karls des Großen - war das Resultat dieser einen Entwicklung. Wenn Sie zur Volkszählung und anderem bei Karl dem Großen zurückgehen: Das war der Beginn der Idee der modernen Wirtschaft...

Diese französische Entwicklung war - trotz Ludwig XIV. und ähnlicher Probleme - entscheidend für die Vereinigten Staaten. Die französische Wissenschaft war die unmittelbarste Verbindung, vor allem durch die Wirkung des Westfälischen Friedens, aber auch schon vorher - das geht zurück bis auf Ludwig XI. Der Beginn der Wissenschaft, nach Karl dem Großen, fand statt bei Ludwig XI. Der erste moderne Nationalstaat, Frankreich, wurde unter der Führung Ludwigs XI. aufgebaut.

Der zweite moderne Nationalstaat, der von Heinrich VII. [von England], entstand unter dem Einfluß Ludwigs XI., und die Entwicklung der modernen Volkswirtschaft ging vor allem von diesen beiden Zentren aus. Auch andere Länder hatten ihre Technik - sowie die großen Leistungen einiger großer Wissenschaftler -, aber das waren die wesentlichen Triebkräfte. Das ist der natürliche Weg, auf dem es uns in der europäischen Kultur gelang, die Wirtschaft zu entwickeln: die grundlegende Infrastruktur, die untrennbar ist von der Idee der Entdeckung wissenschaftlicher Prinzipien.

Das sind die Dinge, mit denen wir uns im „Keller“ [der wissenschaftlichen Arbeitsgruppe der LaRouche-Jugendbewegung] befassen - Forschung und ähnliches. Und man arbeitet auf die Entwicklung des Geistes hin, mit der Frage, wie man das Territorium eines Landes entwickeln kann.

Infrastruktur und Produktion

Wir haben zum Beispiel derzeit in den Vereinigten Staaten nur sehr kümmerliche Produktionskapazitäten übrig. Der Ruin der Überreste der Autoindustrie ist eine nationale Katastrophe. Mein Ansatz, vor allem seit 2005, als wir dieses Programm vorlegten, war es, die Autoindustrie mit den Standorten und Regionen, wo wir Autos produziert haben, zu einer breiteren Industrie auf der Grundlage von Maschinen- und Anlagenbau umzurüsten - wir brauchen nicht so viele Autos, wir haben schon zuviel davon. Wir brauchen Massenverkehrsmittel, und wir brauchen eine größere Dezentralisierung der Bevölkerung und der Produktion. Und weniger Automobile. Man sollte nicht so viel auf das Auto als Verkehrsmittel setzen! Wir brauchen leistungsfähige Massenverkehrsmittel.

Dazu kommen die Wasserwege. Wir haben den Missouri und auch den nördlichen Mississippi niemals richtig ausgebaut. Das System des Ohio zerfällt. Wir haben die Wasserwege der westlichen Ebenen niemals entwickelt. Sehen sie sich den Grundwasserspiegel des Ogallala an. Das Land sinkt ab, weil das Grundwasser aufgebraucht wird.

Wir brauchen auch mehr Strom. Wir brauchen mehr Kernkraftwerke. Darunter geht es nicht. Wir können Erdgas oder künstliches Gas, das aus Wasser synthetisiert wurde, vor Ort als Treibstoff für Fahrzeuge und ähnliches verwenden. Wir sollten das auch als Treibstoff für Flugzeuge einsetzen, es ist viel besser als die anderen Treibstoffe, die wir heute gewöhnlich verwenden.

Noch einmal: Wir brauchen Flußsysteme, wir brauchen Massenverkehrsmittel, wir brauchen neue Eisenbahnen, und das sehr bald. Langfristig brauchen wir ein Magnetbahnnetz, nicht nur für Passagiere, sondern auch für Fracht. Hochwertige Fracht muß effizient transportiert werden, man kann sie nicht per Schiff transportieren. Man muß sie schnell und rechtzeitig ans Ziel bringen, sonst sind die Kosten für die Produktion zu hoch, wenn sie zu lange unterwegs sind.

Es gibt also viele Dinge, die wir tun können, um die Anlagen, Werke und Standorte, die jetzt Automobile produzieren, sinnvoll einzusetzen und zu beschäftigen. Sie könnten umgerüstet werden, um vieles anderes zu bauen, wie es in Detroit früher war: Flugzeuge, Kanäle - alles mögliche. Diese Autoindustrie war im Zweiten Weltkrieg ein Bereich moderner Technik, wo fast alles produziert wurde, das man nur produzieren konnte.

Wir brauchen also neue Massenverkehrsmittel und diese anderen Dinge. Gleichzeitig erhalten wir dieses produktive Potential und die Geisteskräfte der Menschen, die sonst arbeitslos wären und Not leiden würden. Wir erhalten diese Standorte als lebensfähige Gemeinden, die sinnvolle Dinge schaffen, einschließlich einer guten Bildung für die Menschen vor Ort. Das sollte man tun. Später werden wir wieder zur Fertigung von Produkten im großen Stil zurückkehren. Wir werden durchkommen. Aber die Hauptsache ist, die Menschen jetzt in Arbeit zu halten. Haltet sie produktiv beschäftigt und qualifiziert für Fortschritte.

Und jetzt schließen wir sogar Schulen! Die Schulen haben zwar in letzter Zeit nicht viel getaugt, sie wurden in den letzten 40 Jahren immer schlimmer. Aber jetzt machen wir sie ganz zu, inmitten von Chaos, was noch schlimmer ist.

Die grundlegende Investition wird es also sein, die infrastrukturelle Grundlage für die Wirtschaft und die Produktion aufzubauen, die wir für die Zukunft der Menschheit brauchen. Das wird uns beschäftigt halten. Und das bedeutet, daß die Investitionen, die wir ausgeben, nicht verschwendet sein werden. Was man derzeit macht, ist nur Schein-Beschäftigung, es ist Verschwendung.

Das sollte unsere Orientierung sein. Wir müssen in Zeiträumen über 50 Jahre denken. Man muß in Begriffen wie der Lebensdauer der infrastrukturellen Entwicklung denken. Und daraus folgt, daß wir einen guten wirtschaftlichen Motor brauchen.

Was wir brauchen, ist ein System langfristiger Regierungskredite zu 1,5-2% Zins. Wir können damit gleich ab der ersten Minute anfangen, wenn wir das System in die Konkurssanierung geschickt haben: noch an dem Tag, an dem wir das gegenwärtige Bankensystem einer Konkurssanierung nach Glass-Steagall-Richtlinien unterzogen haben, und in dem Augenblick, indem wir meinen Vorschlag für einen systematischen Schutz der Eigenheimbesitzer und Banken umsetzen und die Vertreibung der Menschen aus ihren Häusern stoppen. Wir werden dann wird eine stabile Grundlage haben, und die wird uns als Sprungbrett dienen, um weitere Dinge in Gang zu setzen.

Dieser Ausgangspunkt wird vor allem die Infrastruktur sein. Wir werden jede Qualifikation nutzen, die für die notwendige Infrastruktur irgendwie von Bedeutung ist. Wir werden über einen Zeitraum von 50 Jahren investieren, wir werden Kredite zu 1,5-2% als Bundeskredit vergeben, der über Banken und durch öffentliche Institutionen zur Verfügung gestellt wird, um in den Bau solcher Dinge zu investieren. Wir werden 50 Jahre brauchen, bis wir an einen Punkt kommen, an dem wir sagen können: „Wir haben das Problem gelöst.“

Aber in der Zwischenzeit, während wir dieses Problem lösen, werden wir leben, wir werden Fortschritt haben und als Grundlage unseren Optimismus behalten. So müssen wir das sehen. Wir können es tun. Wir müssen das Geld regulieren. Wir müssen viele Dinge regulieren.

Und übrigens, eines, was wir tun können, ist, die ganze Wall Street zu schließen. Die brauchen wir nämlich nicht!