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Beim 9. Petersburger Dialog vom 14.-16. Juli in München herrschte zwischen Deutschland und Rußland eine beispiellose Übereinstimmung der Interessen, nachdem die meisten früheren Konferenzen von geopolitischen Reibungen überschattet waren. Der Grund hierfür liegt auch in den Folgen der Weltfinanzkrise für die Realwirtschaft in beiden Ländern, die voneinander abhängig sind - Deutschland ist für die Russen der wichtigste Lieferant von industriellem Know-how, Maschinen und Anlagen, während Rußland den Deutschen Erdgas liefert. So lautete das passende Motto der Münchener Konferenz „Wege aus der Krise“.
Bei den verschiedenen Arbeitssitzungen sowie den Plenarsitzungen zu Beginn und Ende der Konferenz betonten Vertreter beider Seiten, der einzige Ausweg aus der gegenwärtigen Krise liege in einer Erneuerung der industriellen Zusammenarbeit zum Wiederaufbau der Realwirtschaft. Klaus Mangold vom einflußreichen Ostausschuß der deutschen Industrie kritisierte bei dieser Gelegenheit den angeblichen Gewinn, den das Bankhaus Goldman Sachs gerade gemeldet hatte: Dies sei ohne jede Bedeutung für die Realwirtschaft, die von ständig neuen Katastrophenmeldungen erschüttert werde. So verzeichneten viele deutsche Maschinenbauer einen Auftragsrückgang aus dem Ausland um 70% oder mehr, die deutschen Industrieexporte nach Rußland schrumpften im ersten Quartal 2009 um 30%.
Industriemanager aus beiden Ländern räumten ein, daß das Globalisierungsdogma vom freien Markt versagt habe, und forderten die Regierungen auf, einen Rahmen zu schaffen, um den Ausbau der bilateralen Industriekooperation zu sichern. In dem Zusammenhang wurde sehr begrüßt, daß die staatliche deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau gerade eine Sonder-Exportgarantie über 500 Mio. Euro angekündigt hatte.
Die diesjährige Konferenz war auch insofern bemerkenswert, als zwei Themen angesprochen wurden, mit denen sich in den letzten Jahren nur die LaRouche-Bewegung befaßt hatte:
1. Der Vorsitzende des Dialogs auf deutscher Seite, der ostdeutsche Christdemokrat Lothar de Maizière, sagte in seiner Eröffnungsrede, nachdem die Ostdeutschen 1989-90 das Ende eines Systems (des sozialistischen) miterlebt hätten, spürten sie nun sehr direkt, daß die gegenwärtige weltweite Krise eine Krise des ganzen Systems sei - während viele Westdeutsche immer noch meinten, es handele sich nur um eine Krise innerhalb des Systems.
2. Horst Teltschik, der 1989-90 Leiter des Bundeskanzleramtes war, erklärte, Deutsche wie Russen spürten sehr die „verpaßte Chance von 1989“ (so lautet zufällig der Titel eines Buches von Helga Zepp-LaRouche). In dieser Zeit schwerer Krise sei ein neuer Impuls notwendig, um den Weg zu einer engen wirtschaftlichen und politischen Zusammenarbeit zu bereiten, was vor 20 Jahren leider versäumt worden sei.
Der Vizechef des staatlichen russischen Energiekonzerns Gasprom, Waleri Golubjew, äußerte sich ähnlich. Nicht nur im Energiesektor seien aus „den deutsch-russischen Beziehungen praktisch euro-asiatische geworden“, die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern sei für den gesamten Rest der Landmasse zwischen Asien und Europa von entscheidender Bedeutung. Wenn sich dies so anhört wie typische Themen der LaRouche-Bewegung, so ist das nicht überraschend, denn viele Teilnehmer der Münchener Konferenz - besonders aus der Russischen Akademie der Wissenschaften - sind schon seit einigen Jahren mit den Ideen von Lyndon und Helga LaRouche vertraut.
sas