[an error occurred while processing this directive] |
|
|
| Kernthemen | Suchen | Abonnieren | Leserforum |
|
Aus der Neuen Solidarität Nr. 5/2008 |
|
|
|
Eine Intervention der BüSo in die Debatte um die Schließung der Nokia-Fabrik in Bochum.
Die Entscheidung des Vorstands des finnischen Telekommunikationskonzerns Nokia, seine Mobiltelefonproduktion in Bochum aus Kostengründen zu schließen und nach Rumänien zu verlegen, entfachte einen Sturm der Entrüstung in der deutschen politischen Landschaft. Wie man verfolgen konnte, waren führende Politiker hoch erregt über die Schließungspläne und kündigten Widerstand an. Den vermeintlichen Höhepunkt fand die Bewegung in dem Streik der Belegschaft mit anschließender Demonstration vor dem Werk in Bochum am 22. Januar, wo sich zahlreiche andere Verbände und Vereine zur Solidaritätsbekundung einfanden.
Mitglieder der BüSo kamen hinzu, um die Teilnehmer der Demonstration aus dem kollektiven Trauertal herauszuführen, in welches sie eindeutig unweigerlich hineinschritten. Denn von produktiven Lösungen hätte niemand gesprochen, wäre die BüSo nicht vor Ort gewesen. Es fand sich zwar eine Einigkeit unter allen anwesenden Bewegungen, die Schließung zu verurteilen und zu vermeiden. Lösungen wurden aber praktisch keine vorgetragen. Sie gipfelten vielmehr in Forderungen von der sog. „extrem linken“ Seite nach der Verstaatlichung der Fabrik.
Die BüSo war präsent mit Umhängeschildern mit der Aufschrift: „Nokia braucht ein Weltraumprogramm!“, die für viele verdutzte Gesichter und neugierige Griffe nach unseren Flugblättern sorgte. Denn wer erwartet in solch einem erhitzten Umfeld tatsächlich neue Ideen? Vielmehr lag es in der Luft, daß die Fabrik verloren ist, und diese Demo ein letzter Protest dagegen war. So entlarvten sich die anderen Vereine und Parteien letztendlich als Trittbrettfahrer, die ein Bestreben hatten, an dem Medienrummel teilnehmen zu dürfen, ohne tatsächlich für eine politische Änderung einzustehen. Oskar Lafontaine ließ es sich nicht nehmen, beim Protestzug der Partei Die Linke im Blitzlichtgewitter der Fotografen persönlich Hand anzulegen und das Protestbanner mitzutragen. Die Demonstration endete mit einer Kundgebung, wo verschiedene Gewerkschafts- und Politikfunktionäre reichlich Möglichkeit hatten, in sich wiederholender Rhetorik ihre schier überschäumende Wut zu bekunden. Eine Steigerung gab es nur im Geräuschpegel, der teilweise erschreckende Maße annahm.
Die BüSo stellte weitab von der Kundgebung einen Infotisch auf, um mit den vernünftigen Leuten sprechen zu können, die die Veranstaltung früh verließen, da sie ihren Unsinn einsahen. Mit den Worten: „Haben Sie die Nase voll vom Meckern? Können wir jetzt vernünftig über politische Lösungen sprechen?“ wurden die Abgänger zu Diskussionen angeregt. Dabei handelt es sich bei unserem Vorschlag, Nokia für ein Weltraumprogramm zu gewinnen, keineswegs um Zynismus.
Ähnlich wie der amerikanische Politiker Lyndon LaRouche den amerikanischen Kongreß dazu bringen möchte, die insolventen Autofabriken Amerikas umzurüsten, um die dahin rostende Infrastruktur der USA wieder aufzubauen und zu verbessern, lassen sich auch Fabrikanlagen wie die von Nokia zur Herstellung von wichtiger Hochtechnologie zum Fortschritt der Menschheit nutzen. Mobiltelefone sind zwar praktisch, doch es gibt Technologien, die wesentlich wichtiger wären. Wie können wir effizient den Energiebedarf von fast sieben Milliarden Menschen decken, ohne Hochtechnologiekapazitäten zur Verfügung zu haben? Und eines sollte auch nicht vergessen werden: Als Nokia 1988 die jetzt Handys produzierende Fabrik in Bochum kaufte, wurden dort noch Fernsehgeräte der Marke „Graet“ hergestellt. Als sich das als nicht mehr zukunftsträchtig herausstellte, wurde die Produktion, mit Hilfe staatlicher Subventionen, ab 1993/94 auf Handys umgestellt, d.h. eine Produktionsumstellung ist für dieses Werk noch nicht einmal etwas neues.
Mit einem Weltraumprojekt wie die Besiedlung des Mars gäbe es die Möglichkeit eines „Kaltstarts“ der depressiven Produktivwirtschaft Europas, die dann neuartige Technologien hervorbringen würde, deren Nutzen für die Steigerung des Lebensstandards aller Menschen noch gar nicht absehbar wäre. Für solche Ideen bedarf es lediglich des politischen Willens, denn auch die Globalisierung war eine politische Entscheidung und in keiner Weise unvermeidbar.
Ilja Karpowski
|
| Kernthemen | Suchen | Abonnieren | Leserforum |