|
|
|
| Kernthemen | Suchen | Abonnieren | Leserforum |
|
Aus der Neuen Solidarität Nr. 25/2007 |
|
|
|
Lyndon LaRouche hielt beim EIR-Forum am 6. Juni in Rom den folgenden Vortrag.
Da unser Zeitplan sehr eng ist, will ich mich auf drei wesentliche Aspekte begrenzen und sie kommentieren, um die Darstellung der erwähnten Punkte zu vervollständigen.
Zuallererst ist das Weltsystem in seiner jetzigen Form hoffnungslos bankrott. Es wird niemals einen Aufschwung unter dem gegenwärtigen Weltwährungs- und -finanzsystem geben: Das wird nie geschehen. Nur ein neues System könnte überleben. Und nur mit einem neuen System könnten Europa oder die Vereinigten Staaten oder die Welt als ganzes überleben.
Man kann niemals eine präzise mathematische Prognose des Datums, wann ein unausweichlicher Finanzkollaps passieren wird, abgeben, weil es mannigfaltige Handlungen des freien Willens gibt, die den Lauf der Geschichte verändern und eine schlimme Situation noch schlimmer machen können - als eine Möglichkeit, den Kollaps zu verhindern. Falls man einen Kollaps, der an sich unvermeidbar ist, verhindern will, sollte man am besten etwas tun, um das System zu verschlimmern, wie das seit 1987 getan wurde, als wir tatsächlich einen Zusammenbruch im Stile von 1929 erlebten.
Zum Beispiel sind die Vereinigten Staaten von Amerika im Augenblick intern unregierbar. Im selben Maßstab ist jede Regierung in West- und Mitteleuropa zum jetzigen Zeitpunkt unregierbar. Sie sind unregierbar, weil die dominierende Macht heutzutage in der Welt durch Hedgefonds verkörpert wird. So lange man die Hedgefonds-Operation zuläßt, die zum großen Teil eine britische Operation ist, die über Orte wie den Cayman-Inseln ausgeführt wird, solange kann man das Schicksal von Nationen in Bezug auf den Kollaps nicht bestimmen.
Man hat eine Lage, die man mit dem Europa in der Mitte des 14. Jahrhunderts vergleichen kann, als das Bankhaus Bardi in einem hoffnungslosen Bankrott zusammenbrach. Die einzige Lösung besteht darin, ein neues Währungssystem zu schaffen. Nun sind aber alle europäischen Systeme monetäre Systeme, sie funktionieren in solch einem Fall nicht. Man kann nicht irgend eine Form von Wirtschaft auf einem monetären System, in dem das Geld unabhängig von der Regierung ist, aufbauen.
Seit 1971-72 wurde die Welt durch Geld gelenkt, nicht die Welt des Geldes durch Regierungen. Was die USA betrifft, wir haben eine Lösung dafür in unserer Geschichte: Die Vereinigten Staaten haben verfassungsmäßig kein monetäres System, nicht im Sinne der europäischen monetären Systeme. Das US-System ist ein Kreditsystem und kein Währungssystem. Die gesetzmäßige verfassungsgemäße Ausgabe von Geld in den Vereinigten Staaten ist ein Akt durch den Kongreß. Dieses Geld wird als eine Form von Kredit eingesetzt, mit dem man dann ein Bankensystem fördern kann. Das war die grundsätzliche Herangehensweise von Franklin Roosevelt im März 1933, als er sein Amt antrat. Davor war ein Drittel der US-Wirtschaft als Folge der ‚Hoover-Depression’, tatsächlich aber als Folge der gesamten Politik der zwanziger Jahre, zusammengebrochen.
Unter Roosevelt, wie früher unter Präsidenten, die in solch einer Weise gehandelt hatten, bestand die Hauptfunktion des staatlichen Kredits - in der Form von Staatsschulden, die als Kredite eingesetzt wurden -, darin, sowohl großangelegte Investitionen in langfristige Infrastrukturentwicklung, als auch bestimmte Kategorien von Investitionen im privaten Sektor zu fördern. Der andere entscheidende Aspekt bei der US-Wirtschaft, damit sie funktionert und das Geld richtig eingesetzt wird, ist der, daß sie eine regulierte Wirtschaft ist. Man unterbindet den Geldfluß im freien Umlauf zur Bestimmung von Werten. Man benutzt verschiedene Formen der Regulierung, wie z. B. Zölle, um die Währung in einem rationalen Werteverhältnis zur Wirtschaft als ganzer zu halten.
Man kann eine Volkswirtschaft nicht steuern, wenn die Primärzinsen für Darlehen der Regierungen und anderer Einrichtungen 1,5 bis 2 % übersteigen. Ansonsten legt man langfristig die Tendenz für eine Inflation. Und wenn man Inflation hat, werden der Wert des Geldes und alles andere zur Hölle fahren. Wenn man Geld mit einem festgelegten Zinsfuß verleiht, den sich die Leute leisten können oder der für die Wirtschaft gewinnbringend ist, muß man vermeiden, daß die Inflation die Kosten für die Schulden hochtreibt. Sonst stranguliert man die Wirtschaft. Im Falle der Vereinigten Staaten stellten wir fest, daß man ein Währungssystem mit festen Wechselkursen haben muß, ansonsten kann man nicht die schädlichen Effekte der Schwankungen im internationalen Handel vermeiden.
Nach Roosevelts Tod wurden viele Fehler gemacht in der Art, wie das Währungssystem der Vereinigten Staaten gelenkt wurde. In aller Kürze; Roosevelt wollte das fortführen, was die Vereinigten Staaten als das weltweit größte Währungs- und Wirtschaftssystem, das es je gab, entwickelt hatte; aber unter Kriegsbedingungen wurde dieses System zum Bau einer Kriegsmaschinerie genutzt, die zur Niederlage Hitlers notwendig war.
Allerdings ist eine Kriegswirtschaft keine gute Wirtschaft, sie produziert nicht den Nettowert dessen, was man dafür ausgibt. Aber wir haben in den Vereinigten Staaten als Teil dessen, was Roosevelt bis zum Ende des Krieges leistete, die größte produktive Maschine, die die Welt jemals sah, aufgebaut. Roosevelt wollte die Kriegsmaschinerie, ihre Produktivität, zum nationalen wie auch zum internationalen Nutzen umrüsten, um eine kaputte Welt wieder aufzubauen.
Nach Roosevelts Tod fing Truman, der ein Handlanger der Briten war, einen Konflikt mit der Sowjetunion an. Dies schuf wieder eine Lage, die einer Kriegswirtschaft glich, die Welt belastete und viele andere Probleme schuf. Zur selben Zeit wurde von London aus eine faschistische Bewegung in den Vereinigten Staaten aufgebaut, die Eisenhower den „militärisch-industriellen Komplex“ nannte.
Trotz dieser Probleme und der Irrtümer, die dafür verantwortlich waren, funktionierten die US-Wirtschaft und das US-System bis zum Attentat auf Kennedy, über den gesamten Zeitraum vom Kriegsende bis zum Tod von Kennedy. Seit Kennedys Tod und mit dem Beginn des Indochina-Krieges, der uns ruinierte, den Auswirkungen des Krieges und dem Entstehen der 68er, fingen die Vereinigten Staaten und das Weltsystem an, zu zerfallen. Mit Nixons Entscheidung oder genauer, mit George Shultz’ Entscheidung im Jahr 1971-72, ein Währungssystem mit schwankenden Wechselkursen ins Leben zu rufen, fuhr die ganze Weltwirtschaft zur Hölle.
Im Oktober 1987 erlebten wir einen Krach an den Aktienmärkten wie 1929. Greenspan traf die für ihn typische Entscheidung, zu einem wildem spekulativen Währungssystem überzugehen, das die Weltwirtschaft ruinierte und uns von einem Stadium der Depression wie im Jahr 1987 in eine Zusammenbruchskrise des gesamten Weltsystems führte, was der jetzige Stand der Dinge ist.
Wenn man die Auswirkung der Ausgaben für den Vietnamkrieg mit einbezieht, hatten wir über den gesamten Zeitraum seit 1971-72 unter dem Währungssystem der schwankenden Wechselkurse zusätzlich noch einen politischen Prozeß, den man das „68er“-Phänomen nennt, der in Wirklichkeit ein Wandel von einer produktiven zu einer rein spekulativen Wirtschaft einleitete. Die Zahl der produktiven Arbeitskräfte brach, physisch gemessen pro Kopf und pro Quadratkilometer, auf der ganzen Welt ein.
Trotz dem, was in China und zu einem gewissen Grad in Indien passierte, sind Indien und China eigentlich langfristige Mißerfolge. Sie sind Gesellschaften des asiatischen Modells, in dem die unteren 80% der Bevölkerung fast wie Tiere behandelt werden. In beiden Fällen gibt es eine Zunahme der oberen 20% der Einkommensklassen, einschließlich einer Schicht von Superreichen, aber die unteren 80% haben an Einkommen eingebüßt, sogar im Vergleich zu den sogenannten Verbesserungen und Vorteilen dieser Ökonomien auf dem internationalen Markt.
Ich möchte zwei Dinge als Lösungen oder Teillösungen zum gegenwärtigen Stand der Dinge betonen: Zuallererst habe ich vorgeschlagen, daß die Vereinigten Staaten, Rußland, China und Indien einen Initiativblock bilden und sich auf die Einrichtung eines neuen internationalen Währungssystem einigen. Ich schlage das vor, weil diese drei Partner - ich zählte Rußland, China und Indien auf - die einzigen drei Nationen sind, die unabhänigig genug sind und die wahrscheinlich eine solche Initiative unterstützen würden. Keine Regierung in West- und Mitteleuropa würde die Unterstützung solch einer Maßnahme auch nur in Betracht ziehen. Aber wenn sich diese vier Mächte auf diesen Vorschlag einigen könnten, wird es funktionieren. Diesen Vorschlag habe ich den Verantwortlichen in den USA und den Regierungen der anderen drei relevanten Staaten erklärt.
Bei meiner letzten Reise nach Moskau haben wir den zweiten Schritt getan. Vor einigen Jahren, als meine Frau Helga das Verständnis der Eurasischen Landbrücke zu einem System von Transport- und Entwicklungssträngen ausbaute, führte sie eine Diskussion mit einem Freund vom Mitsubishi-Institut in Japan. Wir sahen uns dessen Ausführungen zur Eurasischen Landbrücke genau an, das Tunnel-Brückensystem von Sibirien bis Alaska, das der Grundstein für ein weltweit durchgängiges Verkehrssystem werden soll, wobei ich kurzfristig auf ein Magnetschwebebahnsystem, anstatt auf ein Rad-Schiene-Eisenbahnystem abzielen würde.
Das ist notwendig, wenn man sich die Lebensbedingung der Völker Chinas, Indiens und anderer asiatischer Ländern vor Augen führt. Diese Länder sind in sich instabil, trotz des oberflächlichen Anscheins eines Erfolgs. Die Masse von Armen in diesen Ländern ist eine politisch-ökonomische Zeitbombe. Ohne groß angelegte Entwicklungsprogramme kann man nicht viel für sie tun.
Es gibt im nördlichen Teil Asiens unter der Erde gewaltige Ressourcen: In einem Umfeld von Hochtechnologie, die ein Transportsystem benötigt, können wir mit bekannten Technologien und den Fähigkeiten, die wir haben, diese Gegenden in Rohstoffquellen, mit denen wir die Probleme angehen können, verwandeln.
Helga und ich sind über mehrere Jahre hinweg mehrfach an Rußland herangetreten und haben Unterstützung für eine solche Sibirienpolitik gesucht - für diese Politik zur Entwicklung Sibiriens. Neulich hat eine Konferenz in Rußland, auf der eine Botschaft von mir verlesen wurde, diese Politik angenommen - mit ganz spezifischen Betonungen. Man will eine Eisenbahnverbindung einrichten, die von Eurasien zum amerikanischen Kontinent, zum gesamten amerikanischen Kontinent, führt. Natürlich würde eine andere Verbindung nach Afrika führen, damit ein weltweites Transportsystem aufgebaut wird, ein Transportnetz für die Entwicklung der Welt. Die Regierung von Wladimir Putin hat neulich ihre Unterstützung angedeutet und tritt in dieser Frage an die Vereinigten Staaten heran. Mir wurde berichtet, auch wenn ich das bisher noch nicht anderweitig bestätigt bekam, daß Putin bei der jetzigen Konferenz der G-8 diesen Punkt oder dieses Vorhaben ansprechen wird.
So sieht die Welt aus, in der wir leben. Wir können das Weltwährungssystem einer Reorganisation unterziehen, vorausgesetzt, daß wir genaue Pläne haben, die das notwendig machen und die es zum Funktioneren bringen werden. Andernfalls, ohne solche Vorschläge, wartet auf uns sehr bald ein dunkles Zeitalter.
Lesen Sie hierzu bitte auch:
Wie man über den Kapitalismus hinausgeht - Neue Solidarität Nr. 25/2007 Kehren wir zu Hamiltons Ökonomie zurück! - Neue Solidarität Nr. 25/2007 LaRouche im Dialog mit südamerikanischen Gewerkschaftern - Neue Solidarität Nr. 25/2007 LaRouches Vision einigt Italiens Rechte und Linke - Neue Solidarität Nr. 24/2007 Schriften von Lyndon H. LaRouche 1981-2006 - Internetseite des Schiller-Instituts Was Lyndon LaRouche wirklich sagt - Internetseite der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo) Internetseite des LaRouche-Aktionskomitees - in englischer Sprache |
|
| Kernthemen | Suchen | Abonnieren | Leserforum |