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Aus der Neuen Solidarität Nr. 17/2007

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Der Kult der Oligarchie

Von Lyndon H. LaRouche, Jr.
- Zweiter Teil -

Die folgende Schrift mit dem Titel „Der Gore von Babylon“ erschien im englischen Original am 16. März 2007.

2. Das moderne „oligarchische Modell“

Die Gegenwart des Bösen als System in den bekannten menschlichen Zivilisationen kennen qualifizierte Historiker am besten unter dem Namen „oligarchisches Modell“ - das Gesellschaftsmodell, das man beispielsweise mit dem antiken Babylon und dem Achämenidenreich verbindet. Man beschreibt es auch zutreffend als das „asiatische Modell“, gegen welches das antike Griechenland kämpfen mußte, um seine bedrohte Zivilisation gegen imperiale Kräfte in Kleinasien zu verteidigen. Als die Jugend Athens vom Sophismus des delphischen Gaia-, Apollo- und Dionysoskults verdorben und schon eine ganze Generation junger Athener aus einflußreichen Familien korrumpiert war, trieben diese „68er“ des antiken Griechenlands - Sophisten wie Thrasymachos und Glaukon - Athen unter Perikles in einen Plünderungsfeldzug gegen andere Teile der griechischen Kultur. Auf diese Weise zerstörte sich Athen weitgehend selbst, auch durch das Verbrechen des Justizmordes an Sokrates, das eine (fast Sarpische) Organisation von Liberalen, die „Demokratische Partei Athens“, beging.

Trotz Platons großer moralischer, wissenschaftlicher und staatsmännischer Führung erlangte Griechenland nach dem Peloponnesischen Krieg nie wieder den Stand, den Athen vor dem Verfall unter Perikles eingenommen hatte - nie, bis zum heutigen Tage!13 Dennoch lebte das Erbe des klassischen Griechenlands von Sokrates und Platon fort, hauptsächlich dank des Christentums, bis es im 15. Jh. wieder glorreich in Erscheinung trat: beim großen ökumenischen Konzil zu Florenz 1439, in der Entstehung der modernen nationalstaatlichen Republik und den Methoden der modernen Naturwissenschaft, die unter der Führung des größten treibenden Genies jener Zeit, Nikolaus von Kues, entwickelt wurden.

Aus dieser Renaissance gingen die ersten souveränen, dem Gemeinwohl verpflichteten Staaten Europas hervor: Frankreich unter Ludwig XI. und England unter Heinrich VII. Leider kehrten mit dem Erstarken Venedigs nach dem Fall Konstantinopels und den nachfolgenden Ereignissen unter dem antisemitischen spanischen Großinquisitor Tomàs de Torquemada die Relikte der oligarchischen, ultramontanen Ordnung des Mittelalters wieder zurück. Im darauffolgenden Jahrhundert gelang es der europäischen Zivilisation, sich dank der Anregungen des Kardinals Nikolaus von Kues über den Atlantik und in andere Teile der Welt auszubreiten. Dabei definierte sie sich als Konflikt zwischen dem Gemeinwohlerbe des großen ökumenischen Konzils von Florenz und dem reformierten oligarchischen Modell Venedigs unter dem Liberalismus Paolo Sarpis und seiner anglo-holländischen Anhänger.14

Die Entwicklungen von 1789-1815 in Europa hinterließen eine Welt, die von zwei gegensätzlichen Erzeugnissen der englischsprachigen Kultur beherrscht wurde: dem hauptsächlich von den Vereinigten Staaten vertretenen Amerikanischen System der politischen Ökonomie und dem von der Finanzoligarchie beherrschten anglo-holländischen liberalen System. Um diesen Konflikt in den englischsprachigen Systemen - das Erbe des Amerikanischen Systems gegen die liberalen Systeme - dreht sich im wesentlichen die gesamte Weltgeschichte seit Februar 1763 bis heute.

In dieser Zeit waren und sind die beherrschenden kulturellen Kräfte der Welt gespalten, zwischen dem eigentlichen anglo-holländischen liberalen System - dem maßgeblichen oligarchischen System der heutigen Welt - und dessen bisher einzigem ernstzunehmenden Rivalen, dem Amerikanischen System der politischen Ökonomie, für das Namen wie Benjamin Franklin, Alexander Hamilton, John Quincy Adams, Abraham Lincoln und Franklin D. Roosevelt stehen.

Wie ich wiederholt betont habe, führte der Sieg der USA unter Präsident Lincoln gegen die Südstaaten-Marionette des britischen Lord Palmerston nicht nur zum Aufstieg der USA zur nationalstaatlichen Weltmacht, er bewegte auch Nationen auf dem eurasischen Kontinent und anderswo, sich der Idee des Amerikanischen Systems der politischen Ökonomie als Alternative zur weltweiten imperialen Herrschaft des anglo-holländischen, liberalen Währungs- und Finanzsystems anzuschließen - so z.B. Deutschland unter Bismarck, das Rußland Mendelejews und Japan.

Die große Weltpolitik und die mit ihr verbundenen weltweiten Kriege drehten sich seit der Schlacht von Gettysburg 1863 und vor allem seit 1865-77 um einen sog. „geopolitischen“ Konflikt zwischen der herausgeforderten Übermacht des anglo-holländischen liberalen Systems der Seeherrschaft und den Rivalen des britischen Imperialismus vor allem auf dem amerikanischen Kontinent und Eurasien. Die besondere Bedeutung dieses chronischen globalen Konflikts liegt darin, daß das anglo-holländische liberale Währungs- und Finanzsystem ein Produkt des langen Laufs oligarchischer Herrschaft seit dem Peloponnesischen Krieg ist.

Betrachten wir uns den unmittelbaren Ausdruck dieses Konflikts in der heutigen Zeit.

Shultz, Kissinger & Rohatyn

Für diejenigen, die sich die Mühe machen, die Fakten zu studieren, liegt es auf der Hand, daß der Plan für die spätere „68er-Generation“ das Ergebnis einer bis heute anhaltenden Überzeugung anglo-holländischer liberaler Fanatiker war - z.B. des Roosevelt-Hassers Felix Rohatyn und seiner Kumpane George Shultz und Henry Kissinger beim Pinochet-Putsch und den Schlächtereien im Rahmen der Operation Condor. Diese Verbrechen in Südamerika waren Teil ihrer festen Absicht, sicherzustellen, daß es in den USA nie wieder einen Präsidenten wie Franklin Roosevelt geben würde.

Aus dem gleichen Grund bin ich bei der liberalen Oligarchie persönlich verhaßt, besonders seit ich Ende 1971 Professor Abba Lerner, einen Fürsprecher des Kongresses für kulturelle Freiheit, zu einer denkwürdigen Debatte im New Yorker Queen’s College herausforderte. Denn ich bin nicht nur entschlossen, an Roosevelts Rückkehr zum Amerikanischen System der politischen Ökonomie aus dem von Coolidge und Hoover hinterlassenen Schrotthaufen anzuknüpfen, ich habe mich auch als „schlagkräftiger Anwalt“ dieser Sache erwiesen, wie ein enger Mitarbeiter Lerners, Professor Sidney Hook, nach meinem Erfolg über Lerner in jener Debatte kommentierte. Wegen meiner Erfolge und Beinaheerfolge, wie sie meine Gegner sahen, betrachten mich maßgebliche Kreise in den USA und anderswo als gefährlich kompetent, besonders nach der SDI-Angelegenheit, die sie mir bis zum heutigen Tage nicht verziehen haben.

Diejenigen, die für die unter dem Namen Kongreß für Kulturelle Freiheit (CCF) bekannte Massengehirnwäsche für Europa eingesetzt wurden, benutzten gezielt den moralisch verkommenen Existentialismus von Horkheimer, Adorno und Arendt, den Kollegen des ehemaligen Nazi-Professors Martin Heidegger (an der Universität Freiburg), sowie des berüchtigten Paris Review von John Train, Teddy Goldsmith u.a. Das läßt eindeutig auf die Absichten und Methoden schließen, mit denen ein Teil der zwischen 1945 und 1956 geborenen Generation aus der Angestelltenschicht dazu vorkonditioniert werden sollte, den offen faschistischen Geist der „68er“ und der heutigen „Umweltbewegung“ zu schaffen.

Der Plan der Feinde des Erbes von Präsident Franklin Roosevelt war, die Nachkriegsgeneration, vor allem aus besseren oder gutbürgerlichen Familien, systematisch mit sophistischem Denken wie der „Informationstheorie“ und dem existentialistischen Dogma der „autoritären Persönlichkeit“ zu verderben, damit das entstand, was bei den Unruhen 1968 auf die Straßen von amerikanischen Großstädten, Paris, Berlin usw. gelangte. Diese und ähnliche Tatsachen aus der Zeit belegen, daß es sich um eine ganz bewußte Massengehirnwäsche der leichtgläubigen Opfer der „68er-Generation“ handelte.

Mitte 1968, nach einem zweiten Streik an der New Yorker Columbia University im späten Frühjahr 1968, wurde mir bewußt, daß dies auf lange Zeit von Bedeutung wäre. Anders als der erste Streik erkannte ich in dieser zweiten Eruption auf dem Campus in soziologischer Hinsicht eine Neuauflage des Berliner Straßenbahnstreiks (November 1932) vor Hitlers Machtergreifung, als Kommunisten und Nationalsozialisten fast wöchentlich das Parteibuch wechselten. Damals in Berlin wie im Frühjahr 1968 und danach in den USA, West- und Mitteleuropa erlebte man die Doktrin dionysischer Gewalt, aus der die Nazis und ähnliche politische Bewegungen und Revolutionen geboren werden - wie etwa die Gewalt der „Antifa“ im heutigen Deutschland. Im Sommer 1968 habe ich in dem Aufsatz Die neue Linke, soziale Kontrolle und Faschismus meine Beobachtungen vom Frühjahr und Sommer 1968 dokumentiert.

Die Mark-Rudd-Fraktion der Studentengruppe Students for a Democratic Society (SDS) als „links“ oder gar „linksextrem“ zu bezeichnen, ginge am Ziel vorbei. Vergleicht man die gewaltbereiten Bewegungen, die während der Zeit der Terrormorde der Baader-Meinhof-Bande etwa in Hamburg hervorgebracht wurden, mit der rechten Brut vom gleichen Stammbaum in Sachsen und Berlin heute, sollte uns dies daran erinnern, daß in der Französischen Revolution das Erkennungszeichen des mörderischen Jakobinermobs im Paris der 90er Jahre des 18. Jhs. die Phrygische Mütze war - das terroristische Markenzeichen der Anhänger des zivilisationsfeindlichen Dionysoskults von Delphi.

Was zählt, ist, was man wirklich will, nicht, welche kurzzeitige Rolle man sich im tobenden Mob aussucht; sonst wird man nur benutzt, ob man weiß, was man tut oder nicht.

Gore und das Rezept für Faschismus

Die Gefahr heute ist, daß unter der Roosevelt-feindlichen Beeinflussung der 68er-Generation durch sozio-kulturelle Programme, der viele der zwischen 1945 und 1956 Geborenen unterzogen wurden, in der Gestalt der extremistischen Gefolgschaft des ehemaligen Vizepräsidenten Al Gore der Kern einer faschistischen politischen Strömung entstanden ist. Gores ideologische Typen zeigen in der Hinsicht alle wesentlichen Eigenschaften der anglo-holländischen Liberalen und ihrer Weggefährten im amerikanischen Finanzkapital, die aus den „ökologischen“ (d.h. „eugenischen“) Kulten der 20er und 30er Jahre Hitlers Faschismus schufen.

Was Gore im Namen des „Umweltschutzes“ als „grünen Genozid“ für Schwarzafrika betreibt, ist ein Nachhall der Eugenik, mit deren Hilfe die faschistischen Bewegungen der 20er und 30er Jahre aufgebaut wurden. Die Folgen sieht man am Einfluß des britischen Premierministers Tony Blair und seines engen Verbündeten Gore als US-Vizepräsidenten auf die amerikanische Afrikapolitik für Uganda, Sudan und andere Länder in der jüngeren Vergangenheit.

Entgegen einer verbreiteten Legende waren die Patrioten, die die Vereinigten Staaten als Verfassungsrepublik entwarfen, keineswegs „Linke“ oder Jakobiner, sondern Republikaner in der Tradition der großen Renaissance des 15. Jahrhunderts, der Zeit der Gründung der modernen Naturwissenschaft durch Nikolaus von Kues wie auch der ersten Gemeinwohl-Republiken unter Ludwig XI. in Frankreich und Heinrich VII. in England. Die US-amerikanische Republik war insofern einzigartig, als sie sich an die Spitze der Bestrebungen stellte, dieses System nationalstaatlicher, dem Gemeinwohl verpflichteter Republiken auf dem amerikanischen Kontinent einzupflanzen - in weiser Entfernung von den oligarchischen Systemen, die Europa damals kulturell beherrschten und es zum Großteil heute noch tun.

In dieser spezifisch amerikanischen Tradition bewahrte Präsident Franklin Roosevelt die Welt vor der mehr oder weniger dauerhaften Hölle einer Herrschaft des oligarchischen Systems, das Adolf Hitler vertrat - und das trotz all der Harrimans und anderer anglophiler oligarchischer Typen, die aus der Tradition der amerikanischen Tories der Britischen Ostindiengesellschaft von 1763 abstammten.15

Nach dem Tod Präsident Franklin Roosevelts wurden wir in den USA, West- und Mitteleuropa zerstört, wie der Sophismus das Athen des Perikles zerstört hatte. Eine ganze Generation der gehobenen Mittelschicht aus den Jahrgängen 1945-56 wurde systematisch mit dem neuen, Roosevelt entgegengesetzten Sophismus verdorben. Die Anhänger Bertrand Russells und andere betrieben vorsätzlich diese Gehirnwäsche, um die heute noch tonangebende Nachkriegs-68er-Generation hervorzubringen. Dieser Plan, unser Land zu verderben, ist seit 1968 größtenteils aufgegangen. Verglichen mit Mitte der 60er Jahre ist Amerika heute eine ausgeschlachtete, zerstörte Nation.

Al Gore im besonderen ist ein pikaresker Ausdruck des Wesens des oligarchischen Modells, das man in der Geschichte der USA auf Verräter wie den Gründer der Bank von Manhattan, Aaron Burr, den von Lord Shelburne gedeckten Kumpan des britischen Außenamtschefs Jeremy Bentham, zurückverfolgen kann. Diese Verbindung zu Gore zeigt sich am deutlichsten im Südstaatenrassismus und der „ökologischen“ (d.h. eugenischen) Haltung des Tennesseers gegenüber den Bewohnern und Nationen Schwarzafrikas, die er mit dem britisch-imperialen fabianischen Premierminister Tony Blair teilt.

Die Torheit erklärt sich in Gores Fall allerdings weniger aus zu vielen Pfefferminz-Whisky-Drinks (Mint Julip) des Südstaatlers als vielmehr der Umgebung an sich. Viel erinnert noch heute an die Auftragsschreiber-Mentalität, die in den 70er Jahren die Südstaatler Gore, Newt Gingrich, der Neojakobiner, und das abstoßende Ehepaar Toffler gemeinsam hatten. Man könnte sagen: Al Gore ließe sich vielleicht aus dem Sumpf herausholen, aber wie bekommt man den Sumpf aus Al Gore heraus?

Wenn ich Gore hier scheinbar zuviel negative Ehre gebe, beachte man bitte, daß alles Gesagte der Wahrheit entspricht, aber auch, daß ich um der Wahrheit willen den Schwerpunkt darauf legen muß, wo er hingehört. Gore ist im Grunde bloß ein entbehrlicher Laufbursche, nicht der Chef. Man muß bloßstellen, was für ein widerlicher Kerl dieser Gore ist, aber den eigentlichen Zorn muß man sich für die globalen Finanzkreise aufsparen, die die Architekten der unmittelbaren faschistischen Gefahr für die Welt heute sind. Das sind, wie Felix Rohatyn, Finanzinteressen desselben Schlages wie Hitlers Förderer Montagu Norman von der Bank of England und Hjalmar Schacht von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, die zusammen mit vielen anderen anglo-amerikanischen, holländischen, französischen u.a. Finanzkreisen das Hitlerregime schufen. Ganz ähnlich wurden heute die Hedgefonds geschaffen, deren Zentrum auf den britischen Cayman Islands liegt. Wir müssen ganz ernst nehmen, was Gore repräsentiert - aber wir dürfen ihn nicht als Sündenbock für die wahrhaft bösartigen Herren durchgehen lassen, denen er, ähnlich wie das programmierte Aufziehspielzeug Gouverneur Arnold Schwarzenegger, lediglich zu Diensten ist. Dieses Mal dürfen Finanzkreise wie jene, die Hitler groß machten, der Verantwortung für ihre Verbrechen nicht entgehen.

Der wichtigste Feind der heutigen Zivilisation ist das oligarchische Modell, das schon das klassische Athen dazu brachte, sich selbst zu zerstören. Auf ganz ähnliche Weise sind die USA schon größtenteils zerstört worden durch die Schwachköpfe in der Regierung, die zuließen, daß das Land erst in den Krieg in Indochina und jetzt unter einem geistig benachteiligten G.W. Bush jun. in den Krieg in Südwestasien hineingezogen wurden. Durch diese Kriege läßt man unsere Republik sich selbst zerstören, ganz so wie die oligarchische Fraktion zur Zeit des Perikles Athen zur Selbstzerstörung durch den Peloponnesischen Krieg bewegte.

Das bringt uns zum Thema der Oligarchie als solchem.

Zeus’ oligarchisches Modell

Das heutige oligarchische Modell, ist ein Echo des Römischen und Byzantinischen Reiches, des mittelalterlichen ultramontanen Systems venezianischer Finanziers und der normannischen Ritterschaft und des anglo-holländischen liberalen Weltsystems, das heute noch sein Zentrum in London hat. Diese imperialistischen Systeme beruhten darauf, daß die Mehrheit der menschlichen Bevölkerung nicht als Menschen im Sinne von Genesis 1:26-31, sondern auf rechtlichen Status wilder oder gezähmter Tiere gehalten wurden. Das wesentliche Merkmal dieses Systems ist nicht die Monarchie als solche, sondern die Oligarchie: ein von verbündeten Oligarchien geteilter Verhaltenskodex, ein Arrangement, unter welchem die Mehrheit der Menschheit quasi auf der Stufe von Tieren gehalten wird, gehütet als lahme Packesel oder gejagt als wilde Bestien.

Aischylos’ Drama Der gefesselte Prometheus gibt das Wesen dieses oligarchischen Systems wider. Aischylos macht die Frage des Rechts am wesentlichen Unterschied zwischen Mensch und Tier fest. Die Frage des Rechts liegt in den besonderen Fähigkeiten des menschlichen Individuums - nicht nur der Fähigkeit, ein universelles Naturprinzip wie das Prinzip des Feuers, der Kernspaltung oder der Gravitation zu entdecken, sondern auch, das Wissen um das entdeckte Prinzip zum Wohle des Menschengeschlechtes einzusetzen.

Wie der olympische Zeus stürmt der wütende Oligarch: „Ihr werdet nichts dergleichen entdecken! Ihr werdet euch so verhalten, wie wir es wüschen, und nichts tun, das nicht den Gewohnheiten eurer Vorfahren entspricht!“ Folglich ist Prometheus (dt. der „Vorausdenkende“, d.h. Wissenschaft) das Wesen, das Zeus am meisten haßt und fürchtet. Deswegen haben wir die heutigen „Simon Legrees“ (s. den Roman Onkel Toms Hütte) wie Al Gore und andere, welche die Bevölkerung halb wahnsinnig machen und dazu treiben, die wirtschaftliche Grundlage zu zerstören, von der ihr Leben und das ihrer Kinder abhängt.

Heute „frei zu sein“ bedeutet, sich von den bösartigen Absichten eines Al Gore zu befreien - besonders wenn man selbst von schwarzer Hautfarbe ist.

So schrieben die olympischen Gesetze der amerikanischen Sklavenhalterstaaten vor, jeden Sklaven, der Lesen und Schreiben lernte, sowie jeden, der dem Sklaven half, es zu lernen, umzubringen. Auf der anderen Seite konzentrierte sich Frederick Douglass auf den Kern des Sklavereisystems, ihm ging es um die Fähigkeit und das Recht des wahrhaft menschlichen Individuums, den Schatz wissenschaftlichen und klassisch-kulturellen Wissens früherer Generationen zu entdecken und zur Verbesserung der ganzen Menschheit praktisch zu entwickeln und anzuwenden. Der Sklave, der nur körperlich gegen die Tyrannei rebelliert, mag zwar für den Augenblick körperlich frei sein, ist es jedoch nicht geistig. Um frei zu sein, muß man zuallererst menschlich sein, also jene schöpferischen Kräfte der Naturwissenschaft und klassischen Kultur empfinden und ausdrücken, die das wirklich freie Individuum vom Schimpansen unterscheiden.

Aischylos’ Gefesselter Prometheus verweist somit auf die äußerst wichtige Frage, die man zutreffend als „Naturrecht“ in der Gesellschaft bezeichnet. Die Entdeckung eines „naturrechtlichen“ Prinzips drückt sich zum Vorteil der menschlichen Gattung aus in der Fähigkeit des einzelnen, eine experimentell gültige Entdeckung eines universellen naturwissenschaftlichen oder vergleichbaren künstlerischen Prinzips zu machen und anzuwenden, ein Potential, das den Menschen absolut von den Tieren unterscheidet.16 Wir sprechen daher von der Noosphäre, einem Bereich, dessen kennzeichnende Eigenschaften völlig außerhalb des Bereiches der Tierökologie liegen.

Kompetente Wirtschaftswissenschaft ist deshalb dem von Wernadskij definierten Begriff der Noosphäre untergeordnet. Vor diesem Hintergrund drückt sich kompetente Wirtschaftswissenschaft nicht als Funktion monetärer Prozesse, sondern als Funktion realwirtschaftlicher Prozesse aus.

Bei alldem ist jedoch der Begriff des ontologisch Infinitesimalen entscheidend. Das ist der wesentliche Unterschied zwischen einem Mensch und einem Tier - oder einem Menschen, der in einen tierischen Geistes- und Verhaltenszustand getrieben wurde. Johannes Keplers Entdeckung eines harmonisch definierten physikalischen Prinzips der Gravitation, welches die Verhältnisse der Körper innerhalb des Sonnensystems ordnet, veranschaulicht ein solches Infinitesimal. Den Kern dieser Arbeiten bilden seiner Werke Die Neue Astronomie und Weltharmonik, die Kepler auf der Grundlage von De Docta Ignorantia und anderer relevanter Schriften des Kardinals Nikolaus von Kues zur Methode der modernen Naturwissenschaft entwickelte.

Um jedoch die uns hier beschäftigende Frage in den relevanten technischen Begriffen auszudrücken, wiederhole ich, was ich an anderer Stelle wiederholt als Definition geäußert habe:

Um die entsprechenden Funktionen der modernen Naturwissenschaft in Hinblick auf die physische Ökonomie zu verdeutlichen, müssen wir das Gebäude der Euklidischen Geometrie und seiner Resultate ganz umstürzen. Das wurde eigentlich schon erreicht durch Bernhard Riemanns Entwicklung eines antimechanistisch-statistischen, dynamischen Systems physikalischer Hypergeometrien, wie sich dies in dem von W.I. Wernadskij entwickelten Begriff der jeweiligen Dynamik der Biosphäre bzw. Noosphäre reflektiert.

Unter Dynamik sollte man die implizit axiomfreie, voreuklidische Methode mathematischer Physik verstehen, die sog. Sphärik, die man mit den Pythagoräern und anderen Kreisen um Sokrates und Platon verbindet. Das Wirkprinzip der Sphärik, von den Pythagoräern Dynamis genannt, wurde durch Gottfried Leibniz, wie oben bereits erwähnt, als Dynamik wiederbelebt, um den Unsinn der mechanistisch-statistischen Methode Descartes’ und der Empiristen allgemein auszumerzen. Leibniz’ von Riemann aufgegriffene Definition steht im Mittelpunkt der Arbeiten Wernadskijs und ist rückblickend, wie Albert Einstein andeutet, die eigentliche Methode Keplers.

Man behalte diese Definition im Auge; ich werde ihre Implikationen im folgenden weiter  erläutern.

Man konzentriere sich zunächst auf die von Kepler entdeckte Funktion universeller Gravitation als ontologisches Infinitesimal. Dieses entdeckte Prinzip, wie es für die harmonische Komposition des Sonnensystems im einzelnen ausgearbeitet wurde, ist ein Prinzip, das in seiner Grundbedeutung das ganze Universum wirksam einschließt. Es läßt das Universum als aktual, ontologisch endlich, doch ohne äußere Begrenzung erscheinen. Das allgegenwärtige Wirken der Gravitation drückt sich daher im einzelnen, ontologisch, als Infinitesimal aus. Auf dieser Grundlage verlangte Kepler von den zukünftigen Mathematikern, einen mathematischen Kalkulus solcher ontologischer Infinitesimale zu entwickeln. Vor allem die neocartesischen Empiristen wie D’Alembert, Euler und Lagrange wollten solche Infinitesimale untersagen. Carl F. Gauß holte in seiner Doktorarbeit 1799 die Infinitesimale implizit zurück in den physikalischen komplexen Bereich. Riemann tat dies seit der Veröffentlichung seiner Habilitationsschrift 1854 explizit.

Die entscheidende Bedeutung der vorangehenden Reihe von Definitionen ist, daß der Unterschied zwischen Mensch und Tier ontologisch in diesem Begriff des Infinitesimalen liegt, wie ich ihn gerade beschrieben habe. Alle entdeckten und noch entdeckbaren universell wirkenden physikalischen Prinzipien, die das typisch menschliche Verhalten definieren, das bei niederen Lebensformen nicht existiert, treten im menschlichen Handeln als Ausdruck solcher Infinitesimale auf.

Die Entdeckung eines solchen universellen Naturprinzips durch den Menschen drückt sich qualitativ auf zweierlei Art aus. Es geschieht entweder einfach als passive Entdeckung der Existenz eines Prinzips oder als qualitative Veränderung der Form und Wirkung menschlichen Verhaltens durch die Anwendung dieses entdeckten Prinzips.

Es gibt auch zwei Arten solcher universeller Prinzipien. Sie drücken sich entweder in Form direkter physischer Einwirkung des Menschen auf die Natur aus oder in Form von Kompositionsprinzipien klassischer Kunst, als implizit revolutionärer Fortschritt in den sozialen Beziehungen. Das Verhältnis zwischen Keplers Entdeckung harmonischer Prinzipien in der Astronomie, den Harmonien des Periodensystems der Elemente usw., ist die eine Qualität; die ironische Beziehung zwischen der Keplerschen harmonischen Dynamik und den Grundlagen von Johann Sebastian Bachs Kompositionsmethode verdeutlicht die andere Qualität. Wissenschaftliche Entdeckungen leiten die Hand - klassische Kunst in Musik, Poesie und Drama leitet die Seele.

Nachdem das zusammenfassend zu diesen Punkten gesagt ist, wenden wir uns zwei verschiedenen, doch eng miteinander verflochtenen Gegenständen zu. Der Zweck dieser kurzen Exkurse ist, aufzuzeigen, wie man die schlimmen Folgen von Gores Ideologie voraussehen und vermeiden kann. Die wichtigste dieser Betrachtungen betrifft die Natur des ontologisch aktualen Infinitesimals, das einem Prinzip des Universums entspricht - sei es ein Prinzip realwirtschaftlicher Praxis als solcher oder eines der sozialen Beziehungen.


Anmerkungen

13. Das Blutbad der Athener an der Bevölkerung der Insel Melos ist dasjenige historische Ereignis, dasjenige Verbrechen, das damit vergleichbar ist, wie die USA mit „Golf von Tonkin“-Zwischenfällen und George Bushs Lügen über den Krieg in Südwestasien in Kriege gezogen werden, die sie in die Selbstvernichtung führen.

14. Kolumbus wurde ausdrücklich von der von Nikolaus von Kues entwickelten Perspektive inspiriert und geleitet, Ozeane zu überqueren, um Teile menschlicher Kulturen jenseits von Europa einzubeziehen.

15. Der Triumph der Britischen Ostindiengesellschaft beim Pariser Frieden im Februar 1763 spaltete die führenden politischen Kreise in den amerikanischen Kolonien in Patrioten und amerikanische Komplizen der Ostindiengesellschaft um Richter Lowell. Die im Februar 1763 eingeleitete neue britische Imperialpolitik führte dann zur Amerikanischen Revolution. Siehe auch Anton Chaitkin, Treason in America, und H. Graham Lowry, How The Nation Was Won.

16. Aus diesem Grunde sind die Naturwissenschaften, so wie Platon und Kepler sie verstanden, sowie das Prinzip von Komposition und Aufführung klassischer Kunst in der Praxis etwas völlig anderes als die sog. „populäre Kultur“.

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Der Kult der Oligarchie - Erster Teil
- Neue Solidarität Nr. 16/2007
Goebbels läßt grüßen
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Wie „rasserein“ muß Ihr Garten sein?
- Neue Solidarität Nr. 16/2007
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- Neue Solidarität Nr. 16/2007
Schriften von Lyndon H. LaRouche 1981-2006
- Internetseite des Schiller-Instituts
Was Lyndon LaRouche wirklich sagt
- Internetseite der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo)

 

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