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Aus der Neuen Solidarität Nr. 34/2005

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"Diese Leute sind zu allem fähig"

Lyndon LaRouche warnt vor US-Vizepräsident Cheneys Kriegsplänen

Lyndon LaRouche gab am 17. August dem libanesischen Fernsehsender "NewTV SAT" ein halbstündiges Live-Interview. Es folgen Auszüge aus dem Gespräch mit Maria Maalouf in der Talkshow "Bila Rakib".

LaRouche: Guten Abend.

LaRouche: Es gibt keine Hinweise darauf, daß der Iran bisher die Kapazitäten dazu entwickelt hat. Das schließt nicht aus, daß jemand diese Kapazitäten liefern könnte, aber soweit wir wissen und von offiziellen Stellen der UNO hören, deutet nichts darauf hin, daß der Iran davor steht, eine Kernwaffe zu entwickeln.

LaRouche: Das ist ein sehr heißes Thema, das wir oft angesprochen haben. Wir sagten, wenn Israel im Nahen Osten Kernwaffen hat, muß man das nicht berücksichtigen, wenn man über die Nichtverbreitung redet? Es ist eine große Gefahr.

LaRouche: Ich glaube, die Gefahr kommt von anderer Seite. Es gibt Leute hier in den Vereinigten Staaten, die einen Krieg wollen, so wie im Irak. Ob an dem Vorwand, den sie dazu benutzen, etwas Wahres daran ist oder nicht, ist ihnen egal. Cheneys Hintermänner wollen jetzt einen Krieg gegen den Iran anfangen - auch wenn rationale Leute in Europa und anderswo das nicht wahrhaben wollen. In den USA könnte ein Terroranschlag stattfinden, vielleicht im September, und Cheney hat gedroht, den Iran anzugreifen, wenn solche Anschläge stattfinden. Das bereitet uns allen große Sorge. Es ist eine große Gefahr.

Wir haben den Irakkrieg angefangen. Wir hätten das nicht tun sollen. Es wurden Lügen benutzt, um uns in den Krieg zu drängen. Auch jetzt werden Lügen benutzt, aber auch die Drohung eines neuen 11. September, um Amerika in einen unprovozierten Angriff gegen den Iran zu treiben. Das ist gefährlich. Es könnte die ganze Welt in die Luft jagen.

LaRouche: Weder Rußland noch China wollen Streit mit den Vereinigten Staaten. Aber sie verstehen, ebenso wie Europäer, beispielsweise Bundeskanzler Gerhard Schröder: Es darf über diese Frage des Atomprogramms des Iran nicht zum Krieg kommen. Ein solcher Krieg bedeutete die Hölle auf Erden, und es darf nicht dazu kommen. Das ist ihre Sicht, und es ist auch meine. Wir sind uns vielleicht nicht in einigen Einzelheiten einig, aber grundsätzlich ist das die Einstellung aller vernünftigen Menschen auf der Welt.

Aber in den Vereinigten Staaten herrscht Hysterie, weil die Angst wächst, daß in Washington, New York oder anderswo eine Atombombe eingesetzt werden könnte ...

LaRouche: Es gibt in Amerika und auch in den britischen Geheimdiensten eine Gruppe, die wir die "Löffelverbieger" nennen, weil sie äußerst exzentrische, fanatische Leute sind. Cheney steht ihnen sehr nahe. Diese Leute sind zu allem fähig. Ich halte sie für klinisch verrückt. Auch andere halten sie für verrückt, z.B. der frühere CIA-Chef Bill Colby und die meisten hohen Militärs. Aber solange Cheney Vizepräsident ist, bilden sie eine Macht in dieser Regierung. Das ist unser Problem.

LaRouche: Das ist es. Man kann natürlich nicht genau den Tag vorhersagen, an dem so etwas geschehen wird. Aber man kann vorhersehen, was den zeitlichen Rahmen bildet ... Es besteht eine unmittelbare Gefahr, ab Anfang August bis in den September hinein, daß es zu einer Folge von Zwischenfällen kommt. Einige Leute innerhalb der USA - solche "Löffelverbieger" - wären fähig, einen Terroranschlag in den Vereinigten Staaten zu provozieren oder zu organisieren, und der würde dann als Vorwand dienen, den Iran zu bombardieren. Und dabei würden auf Cheneys Anordnung hin Kernwaffen auch eingesetzt. Das ist die Gefahr.

LaRouche: Es handelt sich um besondere Typen von Kernwaffen, die dazu entwickelt wurden, tief eingebunkerte Stellungen zu treffen. Es gibt mehrere solche tief eingebunkerte Stellungen im Iran. Es wären zahlreiche Ziele im Iran, die jeweils aus der Luft oder mit Raketen angegriffen würden, zum Teil auch mit Mini-Nukes. Das ist durchgeplant.

Ich meine, wenn es dazu kommt, dann wird der Iran explodieren. Die ganze Region wird außer Kontrolle geraten. Man setzt damit eine Kettenreaktion in aller Welt in Gang, die nicht mehr angehalten werden kann. Denn wir stehen auch vor einer unglaublichen Finanzkrise. Und unter solchen Bedingungen - eine soziale Krise, ein sich ausweitender Krieg und ein atomarer Angriff auf den Iran - wäre die in ihrer Wirkung auf die Welt unberechenbar. Deshalb muß das verhindert werden.

LaRouche: Ich glaube nicht, daß Osama bin Laden eine Schlüsselrolle spielt. Osama bin Laden wurde als Al-Qaida-Figur von den britischen und amerikanischen Geheimdiensten aufgebaut, u.a. auch von George Bush senior, dem Vater des heutigen Präsidenten. Er wurde als Aktivposten der USA für die Afghansi-Operation aufgebaut, und ich wüßte nicht, warum er nicht immer noch ein Werkzeug von Teilen der anglo-amerikanischen Nachrichtendienste sein soll.

Insofern ist er ein Faktor, denn man kann ihn benutzen, soweit er noch direkt oder indirekt von anglo-amerikanischen Diensten gelenkt ist. Aber die Bedrohung geht nicht von ihm aus. Eine solche Bedrohung kann nach meinem Dafürhalten nur von Komplizen in sehr hochrangigen Teilen des amerikanischen Establishments ausgehen - den Elementen, die ich als die "Löffelverbieger" bezeichnen würde. Das sind verrückte Leute, die einen Anschlag auf die Vereinigten Staaten selbst anzetteln würden, um die Vereinigten Staaten zu einer Politik wie Luftangriffen auf den Iran zu provozieren. Das ist die Gefahr.

LaRouche: Nicht wirklich, nein. Die Vereinigten Staaten verfügen über hergebrachte Institutionen, die sehr verantwortungsbewußt sind. Ich stehe einigen dieser Institutionen von der Haltung her und praktisch sehr nahe.

Aber auf der anderen Seite gibt es Leute, die verrückt sind. Das sind die Leute in der CIA und anderen Institutionen, die Bill Colby angegriffen hat. Vor allem auch am [Kernwaffen-]Stützpunkt Offutt in Nebraska. Einige Generäle, Vier-Sterne-Generäle und andere von dieser Art, wie Boykin, sind verrückt. Die Militärfraktion, die die Verhöre in Guantanamo und in Abu Ghraib leitete, gehört in diese Kategorie. Das ist eine besondere Gruppe, die seit dem Zweiten Weltkrieg die ganze Zeit in unseren Institutionen existiert hat.

Sie sind gefährlich. Sie haben Macht, sie haben Einfluß. Die meisten Leute in unseren Institutionen sind gegen sie. Dies ist also keine Operation der Vereinigten Staaten in dem Sinne, daß es die Institutionen der Nation tun. Es ist eine Minderheit innerhalb unserer Institutionen, mit der Cheney & Co. verbunden sind.

Meine Meinung ist: Wir müssen Cheney aus dem Vizepräsidentenamt entfernen, um den Faktor, der eine solche Ungeheuerlichkeit entfesseln könnte, aus dem Weißen Haus zu entfernen ...

Aber unsere Institutionen bemühen sich noch nicht wirklich, diese Leute zu verjagen. Ich betone immer wieder: Wir müssen diese Leute aus den Institutionen unserer Regierung entfernen. Denn wenn die das Sagen über die nuklearen Einrichtungen und ähnliches haben, dann werden sie diese auch für ihre Zwecke einsetzen, auch wenn wir übrigen das nicht wollen.

Wir haben es im Irak gesehen. Die Mehrheit unserer Streitkräfte, die Mehrheit unserer Experten, wollte den Krieg gegen den Irak nicht. Wir wurden hineingetrieben, weil einige Leute schwach waren, aber vor allem durch Lügen und weil die Leute um Bush in der Regierung die Übermacht hatten. Und Blair war natürlich genauso verantwortlich.

Es gibt kein vernünftiges Motiv, solche Kriege zu führen - keinen Grund, den ein normaler Mensch verstehen würde. Wir stehen am Rande der größten Finanzkrise der Neuzeit. Das ist unser großes Problem. Die Finanzkrise schafft, wie schon beim Aufstieg des Faschismus in den 20er und 30er Jahren, die Bedingungen, unter denen ein paar Verrückte mit der unsicheren Lage spielen und uns in Abenteuer treiben wollen, so wie es Mussolini und Hitler taten...

Wir haben in Afghanistan ein Chaos angerichtet, und im Irak auch... Wir müssen weiter denken und erkennen, daß unser Ziel in der Region Stabilität und Frieden sein muß. Die ganze Region kann durchdrehen. Wir brauchen Stabilität und Frieden in Südwestasien.

Ich bin überzeugt, wenn wir die richtige Regierung in den Vereinigten Staaten haben, können wir uns zusammen mit unseren Freunden in Europa an die Völker des Nahen Ostens wenden und einen Frieden aushandeln. Dann müssen wir uns aber auch anhören, was sie zu sagen haben. Wenn wir bereit sind, zusammenzuarbeiten, dann bin ich überzeugt, daß wir Frieden haben können...

LaRouche: Es gibt keine Provokationen, keinen Grund von iranischer Seite. Der Grund ist, daß bestimmte Leute in London und den Vereinigten Staaten es so wollen! ...

Natürlich gibt es Anlaß zur Sorge, wenn es in immer mehr Teilen der Welt Kernwaffen gibt. Es ist eine berechtigte Sorge, zu fragen, ob der Iran Kernwaffen entwickeln will. Aber das ist nicht der Grund für das, was vorgeht, auch wenn das behauptet wird.

Der wahre Grund ist, diese Leute wollen einen Krieg. Sie brauchen keinen Grund ...

Es gibt keine strategischen Faktoren im Iran oder in der Region, die eine solche Kriegsdrohung rechtfertigen oder heraufbeschwören.

Denken Sie an Hitlers Einmarsch in Polen: Hitler wollte in Polen einmarschieren. Nicht, weil Polen eine Bedrohung für Deutschland gewesen wäre, sondern weil Hitler den Krieg wollte. Was tat er? Er ließ ein paar Leute als polnische Soldaten ausstaffieren und einen Grenzzwischenfall provozieren, für den dann Polen verantwortlich gemacht wurde. Unter diesem Vorwand begann dann der Zweite Weltkrieg mit dem Einmarsch in Polen. Damit sollten die Briten in den Krieg gezogen werden. Es gab keinen "polnischen" Grund, es gab keine Gefahr für Deutschland, es gab keinen staatlich motivierten Grund, diesen Krieg zu beginnen. Der Krieg begann, weil bestimmte Leute ihn wollten.

LaRouche: Die Gefahr besteht auf jeden Fall ... Sie wollen den Libanon schon wieder destabilisieren [wie in den 70er Jahren], um ihre Operation in der gesamten Region voranzubringen. Wir versuchen, das zu verhindern ...

Es gibt wohl niemand in Europa, der bei Verstand ist, der nicht alles tun würde, um eine Einmischung im Libanon zum jetzigen Zeitpunkt zu verhindern. Wenn der Libanon zusammenbricht, wäre dies ein Faktor der Instabilität der Region. Die Türkei wäre betroffen. Alle Teile der Region wären davon betroffen. Es wäre ein neuartiger Nahostkrieg, der alles übersteigt, was wir bisher gesehen haben! Wir alle wissen, daß wir Frieden im Libanon brauchen, und wir müssen akzeptieren, was immer das libanesische Volk entscheidet, weil das die Bedingung dafür ist, daß es seinen inneren Frieden erhält. Das müssen wir unterstützen ...

LaRouche: Hariri war eine positive Figur. Er war mit den Saudis verbunden und arbeitete sehr stark an der finanziellen Seite des Wiederaufbaus im Libanon mit - dem Versuch, sich von den bisherigen Verhältnissen zu erholen. Ich glaube, Hariri wurde zur Zielscheibe, weil seine Ermordung den Libanon destabilisieren würde - zu einem Zeitpunkt, als wichtige Verhandlungen geführt wurden. Ich glaube nicht, daß er irgendetwas Bestimmtes getan hat, was den Anschlag internationaler Kräfte herausforderte. Er war ein Opfer, einfach weil seine Ermordung es möglich machte, eine Destabilisierung des Libanon zu erreichen...

 

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