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EIR veranstaltete am 20. November eine internationale Expertenrunde zu der akuten Krise um Venezuela
Mitte November hat sich die Lage um Venezuela und ganz Südamerika dramatisch zugespitzt. In der Karibik versammelte sich eine mächtige US-Streitmacht – darunter der Flugzeugträger USS Gerald R. Ford – für gemeinsame Manöver mit Trinidad und Tobago vom 16. bis 21. November, und Kriegsminister Pete Hegseth schrieb am 13. November in den sozialen Medien, die Trump-Regierung ziele nicht nur auf einen Regimewechsel gegen die venezolanische Regierung von Nicolás Maduro: „Die gesamte westliche Hemisphäre ist Amerikas Nachbarschaft – und wir werden sie schützen.“ Der fadenscheinige Vorwand für die Völkerrechtsverletzung ist die „Bekämpfung des Drogenhandels“.
Angesichts dieser gefährlichen Entwicklung berief das Nachrichtenmagazin Executive Intelligence Review (EIR) kurzfristig ein Internetforum ein, um ein internationales Verbrechen gegen die Menschlichkeit – einen weiteren nutzlosen Krieg – abzuwenden. Unter dem Motto „Präsident Trump: Tun Sie das nicht! – Eine alternative amerikanische Politik für die Karibik“ sprach eine internationale Expertenrunde aus Brasilien, Guyana, Venezuela, Mexiko, Deutschland und den Vereinigten Staaten. Die Vorträge und Diskussionen wurden simultan ins Spanische, Französische und Deutsche übersetzt und (in englischer Sprache) live auf YouTube übertragen.
Die EIR-Chefredakteurin und Mitinitiatorin der Internationalen Friedenskoalition (IPC), Helga Zepp-LaRouche, betonte zur Einleitung: „Wir sind hier versammelt, um eine Analyse der Gefahren zu erstellen, die entstehen, wenn die Vereinigten Staaten weitermachen und eine Regimewechsel-Operation in Venezuela durchführen – aber wir wollen auch darlegen, wie die Welt aus dieser Krise herauskommen kann.“
Die angesehenen Redner widerlegten nicht nur die Behauptung, die venezolanische Regierung sei eine „terroristische Vereinigung“, die mit ihrem Drogenschmuggel die Vereinigten Staaten bedrohe, was als Vorwand für den beabsichtigten „Regimewechsel“ dient. Sie deckten auch auf, daß der eigentliche Grund für den Militäreinsatz der verzweifelte Versuch ist, Chinas Zusammenarbeit mit Ländern wie Peru bei großen Entwicklungsprojekten zu sabotieren. Ein herausragendes Beispiel für solche Entwicklungsprojekte sei der neue Hafen von Chancay in Peru, der modernste der westlichen Hemisphäre. Solche Projekte und, was noch wichtiger ist, das Denken dahinter werde bald die Integration der Volkswirtschaften und Nationen Süd- und Mittelamerikas ermöglichen, so die Experten. Sie warnten Präsident Trump auch dringend, eine Militärintervention in Venezuela könne für die USA zu einem ähnlichen Alptraum werden wie die Kriege in Vietnam und in Afghanistan.
Einer der Teilnehmer des Seminars war Donald Ramotar, ehemaliger Staatspräsident von Guyana, einem Nachbarland Venezuelas, der am 25. Oktober eine gemeinsame Erklärung von zehn ehemaligen Staats- und Regierungschefs karibischer Nationen veröffentlicht hat.1 Sie fordern eine Rücknahme des militärischen Aufmarschs, „um eine Beeinträchtigung von Frieden, Stabilität und Entwicklung in unserem regionalen Raum zu vermeiden, die das Potential hat, die Region in Konflikte zu ziehen, die nicht von uns verursacht wurden“.
Ray McGovern verlas eine Erklärung der von ihm mitgegründeten Veteran Intelligence Professionals for Sanity (Geheimdienstveteranen für Vernunft, VIPS) in der sie Trump warnen: „Sich blindlings in einen unprovozierten Krieg gegen eine lateinamerikanische Regierung zu stürzen, selbst wenn diese durch jahrelange US-Sanktionen mit ,maximalem Druck‘ geschwächt ist, birgt die Gefahr einer Eskalation, die Rußland in den Konflikt hineinziehen könnte.“2
Diego Sequera aus Venezuelas Hauptstadt Caracas, ein bekannter Enthüllungsjournalist und Kolumnist für die venezolanische Publikation MisionVerdad, wies daraufhin, daß sich die US-Aggression nicht auf Venezuela beschränkt, sondern die gesamte Region bedroht.
Beto Almeida aus Rio de Janeiro, Mitgründer des iberoamerikanischen Senders Telesur und Beiratsmitglied des seit 1908 bestehenden brasilianischen Presseverbands (Asociacion Brasileira de Prense), betonte, Trump sei für eine neue US-Politik gewählt worden, aber man könne die Industrie nicht wiederbeleben, indem man den nächsten Krieg beginnt. Wenn die USA ihre verlorene Größe zurückgewinnen wollen, sollten sie die Wirtschaft wieder aufbauen, anstatt Kriege zu führen. Warum könnten sie dazu nicht mit den BRICS zusammenarbeiten? Es gebe auch keinen Grund, warum die USA Venezuela nicht mit Respekt behandeln und mit ihm zusammenarbeiten sollten.
Dennis Small aus Washington, Iberoamerika-Redakteur des Executive Intelligence Review zeigte anhand verschiedener Grafiken auf, daß Venezuela keine außergewöhnliche Rolle im internationalen Drogengeschäft spielt. 90% der in die USA geschmuggelten Drogen gelangten nicht durch kleine Schiffe ins Land, sondern in Containern über normale Grenzübergänge. Vor allem stehe an der Spitze über den verschiedenen Drogenkartellen die Finanzwelt der Londoner City und der Wall Street, gegen die US-Regierung aber nichts tue, weil sonst das finanzielle Kartenhaus einstürzen würde. Als Alternative präsentierte Small wesentliche Projekte der „Weltlandbrücke“ in der Karibik und in Iberoamerika.
Diane Sare, ehemalige Kandidatin für den US-Senat im Staat New York, betonte, Trump zerstöre durch seine Kriegspolitik seine eigene Basis – seine Angriffe auf seine bisherigen Unterstützer Marjorie Taylor Green und Thomas Massie erinnerten sie an Shakespeares König Lear, der seine einzige loyale Tochter Cordelia verbannt.
In der Diskussion wurde wiederholt auf die negative Rolle von US-Außenminister Marco („Narco“) Rubio hingewiesen, der auch Nationaler Sicherheitsberater ist und dadurch den Informationsfluß zum Präsidenten kontrolliert. Ein weiterer Diskussionspunkt war die Bedeutung der „Monroe-Doktrin“, die ursprünglich die jungen amerikanischen Republiken vor dem Zugriff der europäischen Kolonialmächte schützen sollte. US-Präsident Teddy Roosevelt habe sie jedoch so interpretiert, daß die Länder Südamerikas der Hinterhof der Vereinigten Staaten seien, und das sei noch heute die Politik der Neokonservativen.
Den Mitschnitt der Veranstaltung finden Sie im Youtube-Kanal von EIR.
Anmerkungen
1. https://thewardpost.com/former-heads-of-caricom-states-call-for-the-caribbean-as-a-zone-of-peace/
2. https://consortiumnews.com/2025/11/05/vips-memo-what-wider-war-in-venezuela-would-bring/
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