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Von Alexander Hartmann
Gipfeltreffen. Putin und Trump sollten ein amerikanisch-russisches Großprojekt starten, um eine positive Zukunftsvision zu schaffen.
Während diese Zeilen geschrieben werden, erwartet die ganze Welt gespannt das Gipfeltreffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, das am 15. August kurz nach Redaktionsschluß dieser Ausgabe in Anchorage in Alaska stattfindet. Helga Zepp-LaRouche, die Initiatorin der Internationalen Friedenskoalition (IPC), beschrieb am 13. August in ihrem wöchentlichen Internet-Dialog die Ausgangslage folgendermaßen:
„Als Präsident Trump sein Amt antrat, gab es große Erwartungen, daß er sein Wahlversprechen halten würde, den Krieg in der Ukraine innerhalb von 24 Stunden zu beenden und die Beziehungen zu Rußland zu normalisieren. Heute, mehr als ein halbes Jahr später, stehen viele Hoffnungen in Frage, weil – das muß man fairerweise sagen – einige Leute enorme Anstrengungen unternehmen, um zu verhindern, daß Trump das erreicht, was er angekündigt hatte. Das ist die sogenannte ,Koalition der Willigen‘ in Europa, die den Krieg in der Ukraine mit allen möglichen Argumenten verlängern will.“
Zepp-LaRouche erläuterte dann ihre eigenen jüngsten Initiativen, „denn wir betrachten dieses Ereignis nicht nur als passive Beobachter“:
Dies erläuterte sie in ihrem Internet-Dialog am 13. August: „Da uns das Schicksal gewissermaßen eine Chance liefert, indem dieser Gipfel in Alaska stattfindet, erinnert uns das an eine Kampagne, für die wir uns jahrzehntelang engagiert haben, nämlich die Möglichkeit, über die Beringstraße, die nur eine kurze Strecke von weniger als 100 km weit ist, Alaska mit Rußland zu verbinden. Wir haben uns für den Bau eines Tunnels, einer Brücke oder beides eingesetzt – einen Korridor, der den eurasischen Kontinent mit Amerika verbindet. Es war eines der Lieblingsprojekte meines verstorbenen Mannes Lyndon LaRouche, und wir haben viel dafür getan. Wir haben auch an Diskussionen in Rußland darüber teilgenommen.“
Die ersten Reaktionen auf diesen Offenen Brief waren „sehr interessant: Wir erhielten positive Rückmeldungen aus Rußland, Mexiko und Brasilien. Auch in der Vergangenheit hatten viele Länder Interesse an einer Teilnahme an einem solchen Projekt bekundet. Denn der Beringstraßen-Korridor würde potentiell nicht nur die riesigen Öl- und Gasvorkommen und Seltenen Erden Alaskas erschließen, sondern auch den Fernen Osten und Sibirien für die Entwicklung öffnen. Ein Großteil davon liegt unter Permafrostboden, aber dort findet man alle Elemente des Periodensystems, sodaß es eine riesige Ressource nicht nur für Rußland wäre, sondern auch für jedes Land, das hier investieren möchte. Das war auch schon mehrfach Thema auf dem Wirtschaftsforum in Wladiwostok.“
Tatsächlich zeigt nicht nur Rußland Interesse an der Beringstraßen-Verbindung, sondern auch China. 2010 wurde Dr. Viktor Rasbegin, der stellvertretende Vorsitzende des Russischen Rats für das Studium der Produktivkräfte (SOPS) auf der Shanghaier Weltausstellung „Expo 2010“ für den Entwurf des „interkontinentalen multimodalen Transporttunnels“ der Beringstraße zwischen Sibirien und Alaska mit dem Großen Preis für Innovation ausgezeichnet, für den sich über hundert Projekte beworben hatten.
Spätestens seit 2014 denken auch chinesische Eisenbahningenieure über die Anforderungen für einen Tunnel unter der Beringstraße nach, um eine „Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke China-Rußland-Alaska-Kanada-USA“ zu bauen. Im Mai 2014 skizzierte Wang Mengshu, einer der bekanntesten Tunnel- und Eisenbahningenieure Chinas, in einem Interview mit der Beijing Times Chinas ehrgeizige Gesamtpläne für den Bau transkontinentaler Hochgeschwindigkeitsbahnen weltweit. Die vierte der von ihm genannten transkontinentalen Hauptstrecken erregte internationale Aufmerksamkeit: die Idee, Eurasien mit Kanada und den Vereinigten Staaten zu verbinden.
Wang berichtete, die Planung für eine etwa 13.000 km lange Strecke habe begonnen, „die im Nordosten [Chinas] beginnt und nach Norden durch Sibirien bis zur Beringstraße führt, den Pazifik durch einen Tunnel nach Alaska unterquert, dann von Alaska nach Kanada und schließlich in die Vereinigten Staaten verläuft… Wenn das Projekt fertiggestellt ist, müssen Menschen von China in die Vereinigten Staaten nicht mehr fliegen. Sie können mit dem Hochgeschwindigkeitszug fahren und dabei die Landschaft vieler Länder entlang der Strecke genießen. Bei einer geplanten Geschwindigkeit von 350 km/h können Passagiere mit dem Hochgeschwindigkeitszug in weniger als zwei Tagen die Vereinigten Staaten [südlich Kanadas] erreichen.“
Als der 2019 verstorbene US-Eisenbahnexperte Hal Cooper, der sich jahrzehntelang mit dem Schiller-Institut für den Bau eines Tunnels unter der Beringstraße einsetzte, damals von Wangs Interview hörte, erklärte er gegenüber der russischen Nachrichtenagentur RIA Novosti, es bestünden zwar weiterhin politische Hindernisse für eine Zusammenarbeit zwischen China, Rußland und den USA, „aber nach dieser Ankündigung der chinesischen Seite kann das nicht mehr unterbunden werden. Es wird nie wieder unter den Teppich gekehrt werden.“
Sieben Monate später erklärte Wang in einem Interview mit der New York Times am 18. Dezember 2014, die Unterquerung der Beringstraße sei „nicht nur ein Wunsch und Traum der chinesischen Eisenbahnfachleute, sondern auch der Eisenbahningenieure in Rußland, Kanada und den USA, mit denen ich gesprochen habe. Die technologischen Entwicklungen der letzten Jahre im Bereich Hochgeschwindigkeitsbahnen und Unterwassertunnel machen dies möglich. Es ist ein Traum, aber ein Traum, der in greifbarer Nähe liegt.“
Die New York Times wollte wissen, wie die Chancen stehen, daß diese große Idee jemals umgesetzt wird. Wang antwortete: „Das hängt ganz von der Politik ab, denn die Technologie haben wir. Es hängt davon ab, ob die Regierungen der vier Länder zusammenarbeiten können, um diesen Traum zu verwirklichen und unseren Kindern dieses erstaunliche Vermächtnis zu hinterlassen… Einige Regierungen geben ihre Ressourcen lieber für Kriege aus. Ich denke, der Bau einer Eisenbahn ist viel sinnvoller, als Kriege zu führen.“
Leider gibt es auch heute noch Regierungen, die ihre Ressourcen lieber für Kriege ausgeben, und in ihrem Lager herrscht Panik bei dem Gedanken, Putin und Trump könnten in Alaska zu einer Verständigung kommen und eine dauerhafte Zusammenarbeit einleiten. Insbesondere das „Globale Britannien“ (dem auch ein Großteil der US-Politik, Medien und Geheimdienste zuzurechnen ist) mobilisiert auf alle erdenkliche Weise, um das zu sabotieren.
So verfaßte Andrew Roth, ein geopolitischer Schreiberling beim Londoner Guardian, eine Kolumne mit dem vielsagenden Titel „Trump allein mit Putin ist eine vorprogrammierte Katastrophe – wie das letzte Treffen zeigte“. Nach Roths verdrehter Logik bestand die „Gefahr“ des Treffens zwischen Trump und Putin im Juli 2018 in Helsinki darin, daß sie zusammenarbeiten wollten, um Kriege zu beenden und eine Grundlage für friedliche Beziehungen zu schaffen.
Am 13. August versammelten sich die Spitzen der europäischen „Ablehnungsfront“ (teils in Person, teils virtuell) zu einem von Bundeskanzler Merz eiligst einberufenen Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj, um in Bezug auf das Trump-Putin-Treffen ihre „roten Linien“ zu ziehen. Die anschließende gemeinsame Erklärung von Präsident Macron (Frankreich), Ministerpräsidentin Meloni (Italien), Bundeskanzler Merz, Ministerpräsident Tusk (Polen), Premierminister Starmer (Großbritannien), EU-Präsidentin von der Leyen und Präsident Stubb (Finnland) zeigt jedoch, daß sie in Wahrheit nur wenig Mittel haben, auf die weitere Entwicklung Einfluß zu nehmen, wenn sich Trump und Putin einigen. So sahen sich die Europäer, die immer wieder lauthals verkündet hatten, mit Putin könne man nicht verhandeln, nunmehr gezwungen, Trumps Bemühungen, durch Verhandlungen mit Putin das Sterben in der Ukraine zu beenden, ausdrücklich zu „begrüßen“, obwohl sie in Anchorage nicht mit am Tisch sitzen.
Merz erklärte anschließend, die Europäer hätten weitere Sanktionen für den Fall vorbereitet, daß der Gipfel ihre Forderungen nicht erfüllt; diese Forderungen sind insbesondere eine sofortige Waffenruhe und „robuste Sicherheitsgarantien für die Ukraine“. Auch solle unmittelbar nach dem Gipfel ein Treffen einberufen werden, wo die Ukraine mit am Verhandlungstisch sitzt. Über territoriale Fragen könne man diskutieren, aber zuerst müsse der Konflikt an der derzeitigen Frontlinie eingefroren werden.
Der Sprecher des russischen Außenministeriums, Fadejew, antwortete darauf laut NTV, man halte Europas Initiative und Vorschläge für „unbedeutend“.
Was die Sprachrohre der Kriegspartei nicht sehen oder nicht wahrhaben wollen, ist, daß es längst eine völlig neue Dynamik auf der Welt gibt, auf die der amerikanische Präsident – der süchtig nach Erfolg ist – reagieren muß. Diese Dynamik ist zum wesentlichen Teil das Ergebnis jahrzehntelanger Bemühungen des amerikanischen Staatsmannes Lyndon LaRouche, seiner Frau, der Gründerin des Schiller-Instituts, Helga Zepp-LaRouche, und ihrer Mitarbeiter auf der ganzen Welt. Die neue Dynamik wird geprägt von den BRICS-Plus-Staaten, die auf keinen Fall eine Rückkehr zu einem kolonialen Modell auf der Welt zulassen wollen und die gemeinsam erkannt haben, daß sie sich nicht länger den törichten Forderungen einer globalen Minderheit beugen müssen.
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