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Neue Solidarität
Nr. 32-33, 7. August 2025

Eine harmonische Entwicklung aller Nationen

Von Prof. Zhang Weiwei

Prof. Zhang Weiwei, Professor für internationale Beziehungen an der Fudan-Universität hielt am 12. Juli in der Berliner Konferenz des Schiller-Instituts den folgenden Vortrag. (Übersetzung aus dem Englischen, Zwischenüberschriften wurde von der Redaktion hinzugefügt.)

Zunächst einmal vielen Dank an Madame Zepp-LaRouche; das war eine so inspirierende Rede, die wir gerade gehört haben. Ich hoffe, daß die Konferenz bei der Umsetzung dieser Ideen Erfolg haben wird… Das Thema der Konferenz ist die Zusammenarbeit zwischen den BRICS und Europa zur Umsetzung des Oasenplans und der Agenda 2063 für Afrika.

Wie wir alle wissen, ist die Welt der Multipolarität bereits da; es ist eine multipolare Welt. Nehmen wir die BRICS als Beispiel, so ist ihr Gesamt-BIP nach Kaufkraftparität bereits viel größer als das der G7; es macht fast 40 % des weltweiten BIP aus, verglichen mit den 33 % der G7. Aber wir sollten hart daran arbeiten, diese multipolare Weltordnung wirklich zu schaffen. Ich denke, unsere heutige Diskussion zu diesem Thema ist Teil dieser Bemühungen, eine Art Infrastrukturarchitektur für eine multipolare Welt aufzubauen. Das ist nicht einfach, aber wir müssen uns anstrengen.

Was nun die BRICS und Europa betrifft, so könnte ich mich vielleicht auf die schwierigen Beziehungen zwischen China und Europa konzentrieren. In der Tat gibt es bereits einige trilaterale Projekte, an denen China, Europa und Afrika beteiligt sind. Einige wurden bereits abgeschlossen. Frau Zepp-LaRouche hat zum Beispiel das Projekt des Inga-Staudamms erwähnt, ein riesiges Projekt, das ein Erfolg ist.

Europa ist nicht mehr autonom

Aber im Großen und Ganzen sind wir nicht so optimistisch. Was wir bisher von Seiten der EU sehen, ist ein tief verwurzeltes Mißtrauen. Aus allen möglichen Gründen ist Europa aus chinesischer Sicht heute nicht mehr so autonom, geschweige denn unabhängig. Wie sogar Präsident Macron zugab, ist es zu einer Art Vasallenstaat der Vereinigten Staaten geworden. Sie versuchen also, den amerikanischen Interessen zu dienen und nicht den europäischen Interessen. Für Menschen außerhalb Europas ist das so klar, so offensichtlich, daß es dem gesunden Menschenverstand widerspricht: Sie sind nicht unabhängig, Sie schaden Ihren eigenen Interessen.

Ich werde Ihnen ein Beispiel geben. Dank der Bemühungen Chinas, seine eigene Sicherheit zu gewährleisten, haben wir einen Selbstversorgungsgrad bei Energie von 85% erreicht. Aber in Europa liegt er immer um die 40%, in Deutschland sogar unter 40%. Bei einem solchen Energieautarkiegrad kann man eigentlich die Bombardierung und Zerstörung der Nord Stream Pipeline nicht tolerieren und keinerlei Untersuchung durchführen; das ist reine Augenwischerei. Das ist inakzeptabel. Es untergräbt vor alle, die deutsche Industrie, das verarbeitende Gewerbe und Europa als Ganzes.

Aber wenn Sie sich die chinesische Initiative für die Belt and Road Initiative ansehen, dann ist das bereits eine Investition von über 1 Billion Dollar, von der ein Drittel für Afrika bestimmt ist. China hat über 10.000 km Eisenbahnstrecken gebaut oder modernisiert, und wir haben über 100 Häfen für Afrika gebaut. Das ist also Infrastruktur. Doch aus der Sicht der EU geht es um geopolitische Rivalität – China gegen Europa.

Aus chinesischer Sicht ist es ganz einfach: Es gibt einen riesigen Infrastrukturindex für die Entwicklung Afrikas, und China hatte diesen Wettbewerbsvorteil. Lassen Sie uns also über das diskutieren, was wir die Drei Gemeinsamkeiten nennen – gemeinsam diskutieren, gemeinsam bauen, gemeinsam profitieren. Das kommt in Afrika gut an.

Europas Fehler

Aus chinesischer Sicht hat die EU als Ganzes mindestens zwei große Fehler gemacht, wenn wir Europa betrachten.

Der eine war 2011, als der Arabische Frühling ausbrach. Wir in China – mich eingeschlossen – sagten voraus, daß der Arabische Frühling zum Arabischen Winter werden würde. Er wird die europäischen Interessen und auch die westlichen Interessen untergraben. Aus dem Arabischen Frühling wurde also der Arabische Winter und die Flüchtlingskrise, die so viel Interesse in Europa weckte.

Der zweite Fall ist der Aufstieg der afrikanischen Wirtschaft; das ist gut. Im Großen und Ganzen ist das eine positive Sache.

Aber ein weiterer Aspekt, den wir nicht ignorieren können, ist das hohe Bevölkerungswachstum. In den 1950er Jahren war die europäische Bevölkerung doppelt so groß wie die afrikanische Bevölkerung. Jetzt ist die afrikanische Bevölkerung doppelt so groß wie die europäische. In den kommenden Jahren wird sie sogar noch höher sein. Es müssen also Arbeitsplätze in Afrika geschaffen werden, die Afrika dabei helfen, seine eigene einheimische Industrie zu entwickeln.

Das ist es, was China für Afrika tut. Wir bauen gerade ein regionales Netz von Luft-, Land- und sonstigen Verkehrsverbindungen auf, regionale Systeme für Afrika. Wenn Sie in der Vergangenheit von Westafrika, z.B. Ghana, nach Kenia in Ostafrika reisen wollten, mußten Sie über London fliegen, weil das Kolonialsystem alles bestimmte. Aber die chinesische Philosophie lautet: Vereinigen und gedeihen, nicht spalten und ruinieren. Lassen Sie uns also dieses regionale Verkehrsnetz aufbauen, das auf dem Prinzip basiert, gemeinsam zu diskutieren, gemeinsam zu bauen und gemeinsam zu profitieren. Es funktioniert gut, es ist auf dem Weg dorthin.

Warum also beteiligen sich die europäischen Unternehmen nicht an diesen Projekten? Es geht um Geopolitik, es geht um die eine Menschheit, und gemeinsam zu profitieren ist auch in Ordnung. Das ist also wirklich ein Konsens. Es liegt in Ihrem eigenen Interesse, sich der BRI anzuschließen, anstatt daß wir Sie zwingen, sich diesem Projekt anzuschließen. Egal, ob es sich um europäische Unternehmen, russische Unternehmen, amerikanische Unternehmen oder afrikanische Unternehmen handelt – es ist freiwillig.

Doch hier liegt das Problem: Alles wird durch die geopolitische Rivalitätsperspektive betrachtet, durch die Brille der Demokratie gegen die Autokratie. Das ist extrem dumm und hat mit der realen Welt nichts zu tun.

Chinesischer „Machergeist“

Lassen Sie uns versuchen, ein wenig optimistisch in die Zukunft zu blicken. Zumindest denke ich an das, was China für Afrika und vielleicht auch für andere Länder des globalen Südens getan hat und tun kann.

Die chinesische Philosophie ist sehr stark von der Tradition dessen geprägt, was wir den „Machergeist“ nennen. Die Dinge müssen gemacht werden. Ich würde also sagen, China handelt, und die EU oder Europa redet.

Die Europäer sind zum Beispiel dafür bekannt, daß sie debattieren, diskutieren und die ganze Idee des Green New Deal mit großem Tamtam vorantreiben. Aber in China ist es bereits geschehen. Er ist mehr oder weniger abgeschlossen. Das ist eine sehr gute Nachricht für die ganze Welt, für alle, die etwas gegen den Klimawandel tun wollen. Im vergangenen Jahr – 2024 – hat China sein Ziel der Kohlenstoffreduzierung erreicht. Die CO2-Emissionen begannen im letzten Jahr um 1,6 % zu sinken, während die chinesische Wirtschaft, gemessen an der Kaufkraft, bereits die größte ist und ihr Wachstumstempo von etwa 5% pro Jahr beibehalten hat. Es ist die größte Produktions- und Handelsnation der Welt. Trotzdem haben wir es geschafft, daß die CO2-Emissionen insgesamt gesunken sind.

Aber die chinesische Regierung ist sehr vorsichtig; sie hat das nicht bekanntgegeben, weil es nur 1,6% sind. Bis zu diesem Jahr wird sie diesen Wert beibehalten oder verdoppeln, so daß wir bis 2030 eine Trendwende erreichen und bis 2060 kohlenstoffneutral sein werden. Wir tun dies also auf eine sehr ehrliche und bodenständige Weise, mit einem Fünfjahresplan nach dem anderen.

Wie wir sehen können, produziert China heute etwa 2/3 der Solarpaneele, Elektrofahrzeuge und erneuerbaren Energien für China und die Welt als Ganzes. China ist der größte Exporteur von Elektroautos. Folglich ist der ganze Kampf gegen den Klimawandel vielleicht mit dem chinesischen Modell möglich. Erstens werden die Anlagen und Geräte, die für den Kampf gegen den Klimawandel benötigt werden, in China hergestellt. Sie sind für Afrika und viele andere Länder erschwinglich. Das ist also transformativ, es verändert das Spiel, es ist revolutionär. Aber was wir brauchen, ist der kollektive Wille, dies zu tun.

Das zweite gute Beispiel, das ich anführen möchte, sind die von Frau Zepp-LaRouche mehrfach erwähnten Bemühungen – der Oasenplan, den das Schiller-Institut bereits in den 1970er Jahren vorgelegt hat. Doch heute ist es möglich, die Bemühungen zur Bekämpfung der Wüstenbildung in Afrika oder im Nahen Osten mit Hilfe von Technologien und grüner Finanzierung zu verwirklichen.

Ich gebe Ihnen ein Beispiel. China hat ein riesiges Projekt zur Urbarmachung der Taklamakan-Wüste abgeschlossen. Sie ist eine der größten Wüsten der Welt und hat die Größe von Deutschland. Sie wurde mit einem grünen Gürtel umgeben. Das war eine gewaltige Anstrengung, die 46 Jahre dauerte. Innerhalb dieses Grünen Gürtels gibt es sogenannte Photovoltaik-Farmen, auf denen Millionen von Solarzellen installiert sind, um erneuerbare Energie zu erzeugen. Und darunter befindet sich eine dürreresistente Vegetation. So ist Xinjiang heute einer der größten Getreideproduzenten Chinas – Weizen und Mais. Das ist ein unglaublicher Erfolg.

Die lächerlichste Geschichte in den westlichen Medien, auch in den deutschen Medien, ist die über Xinjiang. Für Chinesen ist das so lächerlich, daß man darüber nur lachen kann. Wir glauben, daß diese Medien im Dunkeln tappen, was auch immer sie tun. Jedes Jahr kommen mindestens 200 Millionen Besucher aus China nach Xinjiang. Alles in allem ist es also eine sehr erfolgreiche Geschichte.

Das bedeutet auch, daß, wenn wir eine Sicherheitsstruktur in Afrika oder im Nahen Osten haben, chinesische Ausrüstung, chinesische Technologien und grüne Finanzen sehr gut laufen. Es ist der größte grüne Finanzierungsmarkt der Welt. Wir können zusammenarbeiten, um den Oasenplan in die Tat umzusetzen.

Abschließend möchte ich noch sagen, daß hinter diesem Plan sehr wichtige chinesische Ideen stehen. Die bekannteste ist natürlich Xi Jinpings Idee, eine gemeinsame Zukunft für die Menschheit zu schaffen. Wir lehnen die amerikanische Formel „mit am Tisch oder auf der Speisekarte“ kategorisch ab. Nein, das ist die Welt des Krieges; das ist keine echte menschliche Welt.

Und auch die Idee, die ich erwähnt habe, die westliche Idee, das Teile und Herrsche, erscheint uns sehr dumm. Wir sollten Einigkeit und Wohlstand fördern. Das haben wir in den letzten Jahrzehnten in China getan, und jetzt propagieren wir es in der ganzen Welt. Ich denke, mit all diesen hoffentlich positiven Nachrichten können wir diese Konferenz zu einem größeren Erfolg machen.

Ich danke Ihnen vielmals.

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