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Neue Solidarität
Nr. 2, 9. Januar 2025

Die Hoffnung liegt bei den Menschen

Von Chandra Muzaffar

Chandra Muzaffar ist Gründer und Präsident der Internationalen Bewegung für eine gerechte Welt (JUST) mit Sitz in Malaysia.

Können Sie sich einen Völkermord vorstellen – im Fernsehen übertragen, überall auf der Welt? Wir sind alle Zeugen davon. Und doch sind wir nicht in der Lage, etwas zu tun, um ihn zu stoppen.

Und es ist so offensichtlich, was die Ursache dieses Völkermords ist. Es ist im Grunde nicht nur Israel, wohlgemerkt, sondern die Vereinigten Staaten wollen ihre beherrschende Stellung in dieser Region der Welt, in Westasien sichern. Die Vereinigten Staaten wollen keinen unabhängigen, souveränen palästinensischen Staat. Sie haben diese Idee nie unterstützt, oder? Das haben sie nicht. Israel auch nicht. Einige andere westliche Länder haben sich zu dieser Idee bekannt, aber im Grunde geht es um Kontrolle und Dominanz.

Die Frage ist, ob wir das ändern können. Das Bewußtsein dafür wächst. Ja, die Menschen sind sich dessen bewußt, aber ich bin mir nicht sicher, ob wir es in naher Zukunft ändern werden. Zu diesem wachsenden Bewußtsein hat in gewisser Weise auch Gaza beigetragen. Wie hat es dazu beigetragen? Aufgrund dessen, was in Gaza passiert ist, kennen die Menschen zum ersten Mal das wahre Gesicht Israels, insbesondere viele Menschen im Westen. Für uns ist das nichts Neues. Aber viele Menschen im Westen wissen jetzt, wie Israel wirklich ist und wofür es steht.

Und darüber hinaus kennen viele Menschen die Verbindung zu den USA und wissen, wofür die USA stehen. Sie werden sich der US-Hegemonie und ihrer Funktionsweise sehr bewußt. Die Herausforderung besteht jedoch darin, das zu ändern. Das wird noch lange dauern. Bewußtsein ist hilfreich, und dann, nachdem sich das Bewußtsein entwickelt hat, wäre die nächste Stufe die Fähigkeit, sich zu organisieren, zu mobilisieren und institutionelle Veränderungen herbeizuführen.

Aber die Hoffnung liegt bei den Menschen. Ich habe das Gefühl, daß die einfachen Menschen letztendlich die Hoffnung verkörpern. Und wenn ich sage „einfache Menschen“, dann meine ich nicht nur die Menschen im Globalen Süden. Es sind auch die Menschen im Globalen Norden.

Deshalb finde ich es gut, worum sich das Schiller-Institut, die LaRouche-Bewegung, im Norden bemüht, in den westlichen Ländern: Es versucht, die Menschen zu sensibilisieren und versucht, mit Ländern in anderen Teilen der Welt zusammenzuarbeiten. Das ist wichtig. Ich glaube nicht, daß wir von hier aus in der Lage wären, im Norden einen Bewußtseinswandel herbeizuführen oder die Menschen zu mobilisieren oder zu aktivieren. Mit „wir“ meine ich Menschen wie uns aus dem Globalen Süden. Wir werden dazu nicht in der Lage sein. Aber wir können im Süden das tun, was wir tun sollten. Im Norden hingegen muß diese Aufgabe von Gruppen im Norden übernommen werden, und letztendlich müssen dann diese Gruppen im Norden und im Süden zusammenarbeiten, um den Wandel herbeizuführen.

Genau das versucht JUST. Darauf gehe ich im zweiten Teil meines Vortrags ein, in dem es um die Weltlage geht. Es ist eine Herausforderung, auch nur zu versuchen, eine Rolle zu spielen. Wir sind nur eine kleine, winzige Stimme inmitten dieser Herausforderung, aber diese Stimme wird noch gehört werden, wenn einige von uns nicht mehr da sind. Ich hoffe, daß diese Stimme weiter gehört wird, denn die Herausforderung ist sehr groß.

Ich denke, der sehr vorsichtige und durchdachte Ansatz der BRICS-Staaten – der fünf Gründungsmitglieder und der anderen, jetzt vier weiteren BRICS-Mitglieder, und 13 weitere, die vielleicht im nächsten Jahr dazukommen – ist ein guter Ansatz. BRICS sollte sich nicht zu schnell erweitern. Sie sollten vorsichtig sein. Sie sollten sehr bedachte Schritte unternehmen, einen nach dem anderen, und langsam sicherstellen, daß die Gruppe wirklich global ist, was bedeutet, daß sie am Ende nicht nur aus Ländern des Südens bestehen sollte. Es muß den Westen mit einbeziehen. Man kann zwar die Strategie verstehen, daß es zunächst der Globale Süden ist, aber es muß den Westen mit einbeziehen.

Ich sage das aus einem sehr guten Grund. Wenn man sich ansieht, was in Bezug auf Gaza passiert ist, dann befinden wir uns in Gaza an einem sehr wichtigen Wendepunkt. Die meisten Massendemonstrationen, die für die Menschen in Gaza stattfanden, wurden im Westen, im Globalen Norden abgehalten. Das gibt Ihnen eine Vorstellung davon, wie die Situation ist. Es gibt ein gewisses Verständnis unter den Menschen im Globalen Norden. Es gibt eine Bereitschaft zu handeln, sich zu zeigen, und ich denke, das ist ein sehr gutes Zeichen.

Ich hoffe also, daß dies in den kommenden Monaten und Jahren zu einer Bündelung der Bemühungen, zu einer Kombination von Unternehmungen führen wird. Aber wir müssen verstehen, daß dies eine langfristige Herausforderung ist. Es ist nichts, was innerhalb der nächsten ein oder zwei Jahre erreicht werden kann. Es wird Zeit brauchen. Wir sollten alle darauf hinarbeiten, und am Ende könnte es eine Art globale Bewegung der Menschheit, der gesamten Menschheitsfamilie sein, für eine Welt mit mehr Gerechtigkeit, mehr Gleichheit, mehr Freiheit und mehr Integrität.

Das wäre das Ziel – all die Dinge, über die die Menschen oft gesprochen haben, die wir aber nie wirklich erreicht haben. Manchmal klingt es sehr heuchlerisch, wenn Menschen über einige dieser Werte und Grundsätze sprechen, während sie sie in Wirklichkeit ständig verletzen. Aber jetzt müssen wir dafür sorgen, daß BRICS anders wird: daß sie Dinge tun, die dem Leben der Menschen einen echten Sinn geben, daß langsam und stetig echte Veränderungen erfolgen, und das ist wichtig. Das wäre meine Antwort bis dahin.

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