Produktive Kreditschöpfung 
  Neues Bretton Woods
  Glass-Steagall
  Physische Wirtschaft
  Kernenergie
  Eurasische Landbrücke
  Transrapid
  Inflation
  Terror - Cui bono?
  Südwestasienkrise
  11. September und danach
  Letzte Woche
  Aktuelle Ausgabe
  Ausgabe Nr. ...
  Heureka!
  Das Beste von Eulenspiegel
  Erziehungs-Reihe
  PC-Spiele & Gewalt 
  Diskussionsforum
  Wirtschaftsgrafiken
  Animierte Grafiken
[an error occurred while processing this directive]
Folgen Sie uns auf
acebook
Neue Solidarität
Nr. 50, 12. Dezember 2024

Eurasische Korridore kommen der Welt zugute

Zentralasien auf dem Weg zu Konnektivität und Entwicklung

Die positiven Auswirkungen der Ost-West-Verkehrskorridore in Eurasien sind bekannt. Von der Transsibirischen Eisenbahn im Jahr 1904 über die Eurasische Eisenbahn, die 1991 das russische und das chinesische Netz verband, bis hin zu den Korridoren der 2013 gestarteten Belt-and-Road-Initiative (BRI) sind die Vorteile für den Güterverkehr und die Wirtschaftstätigkeit unbestreitbar. Tausende von Zugüberfahrten finden inzwischen jährlich zwischen China, Europa und dazwischen liegenden Punkten statt.

Ergänzt werden diese Ost-West-Routen durch das wachsende Potential der Nord-Süd-Korridore. Der China-Pakistan-Wirtschaftskorridor (CPEC) und der Internationale Nord-Süd-Transportkorridor (INSTC) verbinden Binnenregionen mit dem Arabischen Meer, dem Indischen Ozean und weiter und eröffnen neue Wege für Handel und Entwicklung.

© EIR
Abb. 1: Der China-Pakistan-Wirtschaftskorridor (CPEC) und der Internationale Nord-Süd-Transportkorridor (INSTC)

CPEC: Der China-Pakistan-Wirtschafts­korridor (CPEC) ist das größte Entwick­lungs­projekt der gesamten BRI und steht kurz vor der Fertigstellung. Die Gesamt­investition wird auf 62 Milliarden Dollar geschätzt. Der 3000 km lange Korridor erstreckt sich südwestlich vom west­chinesischen Kaschgar durch Pakistan bis zum Hafen Gwadar am Arabischen Meer. Er wird über 2,3 Millionen neue Arbeits­plätze schaffen, und Kraftwerke am Korridor werden mehr als ein Viertel des pakistanischen Strombedarfs decken. Ein Blick auf die Karte macht seine geo­ökono­mische Bedeutung deutlich (siehe Abbildung 1).

INSTC: Ein zweiter Nord-Süd-Korridor, der sich derzeit in der Entwicklung befindet, ist der Internationale Nord-Süd-Transport­korridor (INSTC). Er führt zunächst auf dem Seeweg vom indischen Hafen Mumbai am Arabischen Meer zum iranischen Hafen Chabahar – nur 200 km westlich von Gwadar in Pakistan. Von dort aus verlaufen Eisenbahnlinien in nordwestlicher Richtung durch den Iran, entlang der Westküste des Kaspischen Meeres und weiter nach Moskau und St. Petersburg, insgesamt 7200 km. Um das Netz zu vervollständigen, fehlt im Iran eine mit 64 km vergleichsweise kurze Schienenverbindung, der alternative Schiffsverkehr über das Kaspische Meer läuft jedoch bereits.

Nach der Fertigstellung wird die Strecke von Indien nach Rußland nur etwa 20 Tage beanspruchen, halb so viel wie heute der Transport durch den Suezkanal, die Straße von Gibraltar und die umstrittenen Gewässer der Nord- und Ostsee, wo die Nord-Stream-Pipelines sabotiert wurden. Die Transportkosten werden entlang der INSTC um 30% niedriger sein.

Vollmitglieder des INSTC sind: Indien, Iran, Rußland, Aserbaidschan, Armenien, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Türkei, Ukraine und Oman. Rußland hat 2023 auch Pakistan eingeladen, dem INSTC beizutreten, was Pakistan 2024 annahm. Das wird dazu beitragen, die Voraussetzungen für eine verbesserte Zusammenarbeit – statt Konkurrenz – zwischen CPEC und INSTC zu schaffen und hoffentlich auch die historischen Spannungen zwischen Indien, China und Pakistan abzubauen.

An der Kreuzung dieser eurasischen Transportlinien werden wichtige Verbindungen in den fünf zentralasiatischen Ländern und in Afghanistan gebaut und geplant, deren Verbesserungen die Wirtschaft dieser Länder ankurbeln und den Lebensstandard und die Produktivität steigern können. Afghanistan ist gegenwärtig das Land mit der weltweit dritthöchsten Zahl an Flüchtlingen im Ausland, über 6,5 Millionen. Etwa drei Millionen Bürger Usbekistans arbeiten im Ausland und schicken Geld nach Hause. Durch Zusammenarbeit beim Aufbau der Länder der Region können diese Menschen zurückkehren.

Zusammengenommen könnten diese Initiativen die Wirtschaftslandschaft der Region völlig neu gestalten.

Konnektivität im Herzen Eurasiens

Mehrere im Bau oder in Planung befindliche Verkehrsverbindungen könnten die zentralasiatisch-afghanische Region auf eine neue Ebene heben. Kasachstan, das als Drehscheibe für den eurasischen Schienenverkehr zwischen China und Europa dient, ist jetzt schon ein Beispiel für die positiven Auswirkungen.

Eisenbahnstrecke China-Kirgisistan-Usbekistan: Diese Strecke, die sich vom Westen der chinesischen Provinz Xinjiang nach Usbekistan und weiter erstreckt, war bisher nur mit Hilfe von Lastwagen zu bewältigen, weil in Kirgisistan ein Teilstück der Bahnlinie fehlt. Jetzt wird das wichtige fehlende Verbindungsstück gebaut – gemeinsam finanziert von China und Kirgisistan –, und bald wird die gesamte Bahnstrecke in Betrieb sein, was eine erhebliche Verbesserung der regionalen Anbindung bedeutet.

Eisenbahnkorridor der Fünf Nationen (FNRC): Dieser seit langem geplante Korridor führt durch den Iran, den Norden Afghanistans, Tadschikistan, Kirgisistan und China. Am westlichen Ende ist er noch nicht ausgebaut, aber die Bahnverbindung Khaf-Herat ist in Betrieb und verbindet Westafghanistan mit dem Iran. Auch das östliche Ende des FNRC ist funktionsfähig, da China über die Bahnstrecke China-Kirgisistan-Usbekistan erreichbar ist. Im Mai 2024 fuhr der erste afghanische Zug Richtung Westen durch den Iran in die Türkei.

© Islamisches Emirat Afghanistan, 2024
Abb. 2: Afghanische Darstellung der Transafghanischen Eisenbahn.

Transafghanische Eisenbahn: Diese in Planung befindliche, 573 km lange Eisenbahnstrecke soll Usbekistan über Afghanistan mit Pakistan verbinden. Der Korridor würde dann über den China-Pakistan-Wirtschaftskorridor (CPEC) bis zum Indischen Ozean weiterführen (Abbildung 2). Die drei Länder haben sich im Grundsatz auf den Bau geeinigt und führen Machbarkeitsstudien durch. Offen sind aber noch die Finanzierung sowie weitere neue Investitionen.

Im November 2023 wurde auf einer außergewöhnlichen Konferenz in Kabul unter dem Motto „Operation Ibn Sina: das kommende afghanische Wirtschaftswunder“ ein Überblick über die Entwicklung in allen Wirtschaftssektoren gegeben. Die dreitägige Veranstaltung, die vom afghanischen Ibn Sina Forschungs- und Entwicklungszentrum mitorganisiert wurde, brachte mehr als 550 Teilnehmer zusammen, darunter Regierungsbeamte, Experten sowie ein Team des Schiller-Instituts, um über Wirtschaftsprojekte und allgemein die Zusammenarbeit zu diskutieren. Das Ibn Sina Forschungs- und Entwicklungszentrum schlägt eine Nord-Süd-Zusammenarbeit bei konkreten Projekten vor. (Sovereign Afghanistan Seeks Economic Growth Amidst Eurasian Integration, PDF, EIR, Nr. 34/2024).