Produktive Kreditschöpfung 
  Neues Bretton Woods
  Glass-Steagall
  Physische Wirtschaft
  Kernenergie
  Eurasische Landbrücke
  Transrapid
  Inflation
  Terror - Cui bono?
  Südwestasienkrise
  11. September und danach
  Letzte Woche
  Aktuelle Ausgabe
  Ausgabe Nr. ...
  Heureka!
  Das Beste von Eulenspiegel
  Erziehungs-Reihe
  PC-Spiele & Gewalt 
  Diskussionsforum
  Wirtschaftsgrafiken
  Animierte Grafiken
[an error occurred while processing this directive]
Folgen Sie uns auf
acebook
Neue Solidarität
Nr. 50, 12. Dezember 2024

Das Grand-Inga-Wasserkraftprojekt

© CIA (gemeinfrei)
© Wikimedia Commons/Alaindg (CC BY 2.5)
Abb. 1: Das Grand-Inga-Wasserkraftprojekt (GIHP) liegt in der Nähe der Kongomündung (roter Pfeil) [oben].
Abb. 2: Eine reichliche Stromversorgung ist der erste Schritt zur großan­ge­legten wirtschaftlichen Entwicklung. Abgebildet ist der Staudamm Inga I, mit dem Zuführungs­kanal für Inga II im Vordergrund.
© Wikimedia Commons/Sémhur (CC BY-SA 4.0)
Abb. 3: Standorte der Wasserkraftwerke
Inga I und II und (noch in Planung) Inga III. In der linken Bildhälfte der geplante Stausee des Grand-Inga-Projekts.








Abb. 4: Das Grand-Inga-Projekt nach der Fertigstellung [unten].
© Regierung der DR Kongo

Das Grand-Inga-Wasserkraftprojekt (GIHP) befindet sich in der Demokra­ti­schen Republik Kongo (DR Kongo), etwa 225 km flußabwärts von der Hauptstadt Kinshasa und etwa 150 km flußaufwärts von der Mündung des Kongo, wo er in den Atlantischen Ozean fließt, wie in Abbildung 1 dargestellt.

Das Projekt wurde Ende der 1950er Jahre konzipiert und im Laufe der Jahre konzep­tionell erweitert, ausgehend von den ursprünglichen Plänen für die Wasser­kraft­werke Inga I und Inga II, die in den 1970er Jahren gebaut wurden und weiter­hin in Betrieb sind (Abbildung 2). Die riesige Erweiterung Inga III ist die erste Phase von sechs weiteren Staudämmen, deren Bau nun in sieben Phasen geplant ist.

Der Kongo ist der tiefste Fluß der Welt (bis zu 220 Meter) und mit einer Länge von etwa 4700 km der neuntlängste. Er fließt durch Tansania, Kamerun und den Norden Angolas, durchquert den Westen Sambias, die Zentralafrikanische Repub­lik, die Republik Kongo und die DR Kongo. Er ist der zweitgrößte Fluß der Welt in Bezug auf die durchschnittliche Wasserführung – er speist den Atlantik mit 41.000 Kubikmetern pro Sekunde. Zum Vergleich: Der größte Fluß, der Amazo­nas, hat eine Wasserführung von über 175.000 Kubikmetern pro Sekunde, der Mississippi 17.000 und der Rhein 2000.

Der Kongo schlängelt sich auf dem größten Teil seiner Reise langsam in Richtung Atlantik, wird aber plötzlich in enge Schluchten und Klammen gezwängt, was die Strömung in der letzten Phase stark beschleunigt. Kurz vor dem Ende fällt der Fluß auf einer Strecke von 14,5 km um 96 Meter ab. Allein auf dieser Strecke – die an der breitesten Stelle 3,2 km breit ist – könnte man nach Schät­zungen mindestens 39,6 Gigawatt mecha­nische Energie und fast ebensoviel elekt­rische Energie erzeugen. Einige Schät­zungen liegen noch viel höher. Dank dieser einzigartigen geologischen Besonderheit könnte das GIHP sowohl Staudämme als auch Laufwasserkraft­werke (Turbinen im Fluß, für die kein Damm gebaut werden muß) nutzen, um diese enorme Energiemenge zu erzeugen.

Abbildung 3 zeigt die Standorte der ersten beiden Wasserkraftwerke, Inga I (350 MW, seit 1972 in Betrieb) und Inga II (1,4 GW, seit 1982 in Betrieb), die aller­dings beide aufgrund politischer Unruhen und Baufälligkeit nicht mit voller Leistung betrieben werden können.

Das Grand-Inga-Projekt wird nach seiner Fertigstellung, wie in Abbildung 4 darge­stellt, die größte Wasserkraftanlage der Welt sein – mit einer doppelt so hohen Kapazität wie der aktuelle Rekordhalter, der gewaltige Drei-Schluchten-Damm am Jangtsekiang in China. Die erzeugte Energiemenge entspräche mehr als einem Drittel des Stroms, der heute in ganz Afrika erzeugt wird.

Das GIHP hat die Unterstützung der Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika (SADC), der Neuen Partnerschaft für Afrikas Entwicklung (NEPAD), des Southern African Power Pool (SAPP) und des Weltenergierats, um die Stabilität in der DR Kongo und in der Region zu erhöhen. Insbesondere NEPAD fördert die regionale wirtschaftliche Integration und hat den Inga-III-Staudamm mit seinem Potential für neue Arbeitsplätze, Steigerung des Handels und Wirtschaftswachstum ins Rampenlicht gerückt.

Im Mai 2013 schlossen die Regierungen Südafrikas und der DR Kongo einen Vertrag über das GIHP, der Zusammenarbeit beim Bau von Inga III vorsieht und Südafrika zum Hauptabnehmer des erzeugten Stroms macht. Die DR Kongo ratifizierte den Vertrag 2014.

Auf dem Pariser Klimagipfel im Juni 2023 forderten die Präsidenten Cyril Ramaphosa von Südafrika und Felix Tshisekedi von der DR Kongo die versammelten Staatsführer der Welt auf, in das Grand-Inga-Staudammprojekt zu investieren. Ramaphosa verwies auf die geschätzte Leistung von 40.000 MW und betonte: „Laßt uns jetzt Geld auf den Tisch legen und gemeinsam sagen, daß wir dieses Megaprojekt in Angriff nehmen werden – ein Megaprojekt, das letztlich Strom für bis zu 12-15 afrikanische Länder erzeugen wird.“