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Neue Solidarität
Nr. 49, 5. Dezember 2024

Das eigentliche Migrationsproblem: Völkermord

Der einzige Ausweg aus der Migrationskrise, mit der die Vereinigten Staaten und Europa zu kämpfen haben, besteht darin, den vorsätzlichen wirtschaftlichen Völkermord durch die Politik der Londoner City und der Wall Street gegenüber dem Globalen Süden zu stoppen. Beispielhaft für diese malthusianische Politik ist die berüchtigte Aussage des einflußreichen Agronomen und Brzezinski-Schützlings William Paddock, der 1975 über Mexiko sagte: „Schließt die Grenze und schaut zu, wie sie schreien... Sie müssen ihre Bevölkerung sowieso um die Hälfte reduzieren. Schließt die Grenze und schaut zu, wie sie schreien.“ Auf die Frage, wie die Bevölkerung so drastisch sinken sollte, antwortete Paddock: „Mit den üblichen Mitteln: Hungersnot, Krieg und Seuchen.“

Die treibende Kraft der heutigen Migrationsströme ist die bewußte Zerstörung der Realwirtschaft der Länder des Globalen Südens. Die Fähigkeit, eine wachsende Bevölkerung bei steigendem Lebensstandard zu versorgen – die „potentielle relative Bevölkerungsdichte“, wie es Lyndon LaRouche nannte –, wurde systematisch auf ein Niveau reduziert, das unter der derzeitigen Bevölkerungszahl liegt, und das bereitet den Boden für Hunger, Krankheit, Krieg und Massenflucht.

Im folgenden betrachten wir dazu das Beispiel der Migration in die Vereinigten Staaten anhand einiger grundlegender demographischer Daten. Im Jahr 2023 gab es in den USA etwa 47,8 Millionen Einwanderer bei einer Gesamtbevölkerung von 335 Millionen, das sind etwa 14,3% der Gesamtbevölkerung. Dieser Prozentsatz ist seit 1970, als er bei 4,7% lag, stetig gestiegen, aber er ist kein historischer Höchststand. Während der großen Einwanderungswelle von 1860 bis 1910 wurde 1890 mit 14,8% der Gesamtbevölkerung ein Höchststand erreicht. Die USA waren damals eindeutig in der Lage, einen großen Zustrom von Einwanderern aufzunehmen – und davon zu profitieren. Warum nicht auch heute?

Von den 47,8 Millionen Einwanderern sind weniger als ein Viertel, 11 Millionen, „nicht autorisierte Einwanderer“ (auch „undokumentierte“ oder „illegale Ausländer“ genannt). Diese Zahl, die sich aus der Zahl neuer Migranten, wieder abgewanderter Personen, der Todesfälle und der Legalisierung einiger Zuwanderer errechnet, erreichte 2007 mit 12,2 Millionen ihren Höchststand; nach dem finanziellen und wirtschaftlichen Absturz 2008 fiel die Zahl stetig auf 10,2 Millionen im Jahr 2019. Inzwischen ist sie wieder gestiegen. Die Zahlen sind jedoch nicht für alle Länder einheitlich: Der Rückgang ab 2008 entfiel fast ausschließlich auf Mexikaner, deren Zahl in diesem Zeitraum stark zurückging (von 6,9 Millionen auf 4,0 Millionen), während die Zahl der Einwanderer aus der übrigen Welt weiterhin deutlich anstieg.

Darüber hinaus wurden 2023 weitere 3,2 Millionen Migranten an der Grenze aufgehalten und an der Einreise in die USA gehindert, gegenüber 2,8 Millionen 2022 und 2,0 Millionen 2021. Die Mehrheit der Aufgegriffenen – vielleicht sogar 90% – sind Mittelamerikaner aus dem sog. Nördlichen Dreieck, Guatemala, El Salvador und Honduras.

Diese Menschen fliehen vor der Hölle. Laut einer 2019 in der mexikanischen Zeitung El Economista veröffentlichten Studie waren 2018 in El Salvador 66% der Arbeitnehmer in der informellen Wirtschaft beschäftigt, in Guatemala 71% und in Honduras 72%. „Informeller Sektor“ ist eine höfliche Umschreibung für die von Drogen und kriminellen Banden beherrschte Schattenwirtschaft, wo „Beschäftigung“ oft Prostitution, Straßenverkauf, Betteln und ähnliches bedeutet. Aus der Sicht einer produktiven physischen Wirtschaft handelt es sich um versteckte Arbeitslosigkeit. Die reale Arbeitslosigkeit in den Ländern des Nördlichen Dreiecks in Mittelamerika liegt zwischen 50 und 80%. In Honduras leben 51% der Bevölkerung in extremer Armut, in Guatemala sind es 46% und in El Salvador 13%.

Die Gewalt der Drogenkartelle und Banden ist ein weiterer Schlüsselfaktor für die verzweifelte Auswanderung. 2023 lag die Mordrate in Honduras bei 31 pro 100.000 Einwohner, in Guatemala bei etwa 17 pro 100.000, in El Salvador lag sie im Jahr 2020 bei 20 pro 100.000, ist aber seitdem deutlich gesunken. In ihrer Gesamtheit betrachtet, stellen die Verhältnisse in der Region einen vorsätzlichen Völkermord dar.

© EIR

Abb. 1: Mexiko: Nahrungsmittel­produktion
pro Kopf,
1961-2022
(1981 = 100%)
© EIR

Abb. 2: Mexiko: Nahrungsmittel­verbrauch
pro Kopf
(1981 = 100%)

Betrachten wir nun Mexiko näher und konzentrieren uns dabei auf nur einen Schlüsselaspekt der physischen Wirtschaft dieses Landes: die Produktion der vier Grundnahrungsmittel des Landes, gemessen in physischen Einheiten (kg pro Kopf), nicht in Geldbeträgen. Nach einer relativen Stabilität von 1960 bis 1980 begann Mexikos Erzeugung dieser Grundnahrungsmittel (und die landwirtschaftliche Erzeugung im weiteren Sinne) zu sinken, als auf die patriotische Regierung von José López Portillo (1976-82) mehrere Präsidenten folgten, die sich der Freihandelspolitik der Wall Street unterordneten. Wie Abbildung 1 zeigt, ist die Pro-Kopf-Produktion von Bohnen (Index 1981 = 100) von 1981-2022 um 59% gesunken, die von Reis um 81% und die von Weizen um 39%! Nur bei Mais gab es einen minimalen Anstieg um 3%. Das zeigt, in welch erschreckendem Ausmaß Mexikos Fähigkeit zerstört wurde, genügend Lebensmittel zu produzieren, um sich selbst zu ernähren.

Selbst wenn man Lebensmittelimporte berücksichtigt, ist der Gesamtverbrauch dieser Grundnahrungsmittel zwischen 1981 und 2022 (die grünen und rosa Balken in Abbildung 2) gesunken: Bohnen um 68%, Reis um 49% und Weizen um 6%. Nur der Pro-Kopf-Verbrauch von Mais stieg aufgrund umfangreicher Importe um 37%.

Kein Wunder also, daß Millionen verzweifelter Mexikaner über die Grenze getrieben wurden, um zu versuchen, sich und ihre Familien zu ernähren. Der dritte, rote Balken in Abbildung 2 zeigt, wie hoch der Pro-Kopf-Verbrauch gewesen wäre, wenn nicht Millionen legale und illegale Migranten das Land verlassen hätten, um vor der wirtschaftlichen Ausbeutung des Landes durch die Wall Street in den letzten 30 bis 40 Jahren zu fliehen (siehe Tabelle).

Auswanderung aus Mexiko und Zentralamerika (Stand: 2023)

Land

Bevölkerung

in den USA
1. Generation

(Mio.)       (%)

in den USA
1.-3. Generation

(Mio.)       (%)

Mexiko

128,5

11,0

8,6

38,0

29,6

Guatemala

17,8

1,1

6,3

1,9

10,8

Honduras

10,6

0,8

7,5

1,1

10,4

El Salvador

6,4

1,5

23,4

2,6

40,6

Tabelle: EIR

Die Folgen sind dramatisch. Über 11 Millionen Mexikaner der ersten Generation leben in den USA, das entspricht 8,6% der mexikanischen Bevölkerung von 128,5 Millionen im Jahr 2023. Wenn man die zweite und dritte Generation der mexikanisch-stämmigen US-Amerikaner hinzurechnet (die Folge früherer Migrationsströme), sprechen wir von insgesamt 38 Millionen Menschen – fast 30% der Gesamtbevölkerung Mexikos. El Salvador ist ein noch extremerer Fall: Etwa ein Viertel der Salvadorianer der ersten Generation lebt in den USA, und wenn man alle drei Generationen berücksichtigt, steigt die Gesamtzahl auf über 40%.

Nun stellen Sie sich zum Vergleich vor, wie diese Region aussehen würde, wenn die USA, China und andere Länder bereits gemeinsam den Grundstein für den Bau einer Hochgeschwindigkeitsbahn von Panama durch Mittelamerika nach Mexiko und in die Vereinigten Staaten gelegt hätten, als Rückgrat eines industriellen Entwicklungskorridors, der für die verzweifelte Bevölkerung der Region Millionen produktive Arbeitsplätze schafft, wofür sich die LaRouche-Bewegung seit langem einsetzt. Stellen Sie sich vor, welche anderen großen Entwicklungsprojekte – wie der gerade in Peru eingeweihte Hafenkomplex Chancay – in ganz Südamerika und dem Karibischen Becken auf den Weg gebracht werden könnten, wenn die Vereinigten Staaten und China diese Aufgabe gemeinsam in Angriff nähmen. Die große Mehrheit der Mexikaner und Mittelamerikaner, die aus ihren Heimatländern fliehen, würden sicherlich lieber dort bleiben, um ihre Familien zu ernähren und an der Entwicklung ihrer Länder mitzuarbeiten. Dies würde auch zu einem starken Anstieg der US-Kapitalgüterexporte in die Region führen, und in den USA würden zahlreiche gutbezahlte, produktive Arbeitsplätze entstehen, die für die Produktion dieser Exporte erforderlich sind.

Kurz gesagt, eine moralische Lösung der Migrantenkrise ist auch aus Sicht der Wissenschaft der physischen Ökonomie die beste Lösung.

eir