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ABLAUF (alle Zeiten MEZ)
Samstag, 7. Dezember
Panel 1, 15-18 Uhr: Die strategische Krise: Neuer und letzter Weltkrieg oder ein neues Paradigma der einen Menschheit?
Redner aus BRICS-Ländern, den USA und Europa
Panel 2, 19-22 Uhr: Die großen Projekte zur Überwindung der Migrantenkrise; die neuen, hochwertigen Produktivkräfte der Weltwirtschaft
Referenten aus BRICS-Ländern, den USA und Europa
Sonntag, 8. Dezember
Panel 3, 15-18 Uhr: Die wissenschaftlichen Triebkräfte
der
physischen Wirtschaft heute
Panel 4, 19-22 Uhr: Die Schönheit der Kulturen der Welt:
ein Dialog zwischen den Zivilisationen
Es wird eine Simultanübersetzung in Deutsch, Spanisch
und Französisch (über Zoom) angeboten,
Anmeldung hier.
Die Konferenz wird auch (im englischen Originalton)
live im Internet übertragen.
Die Entscheidung der Regierung von Präsident Biden kurz vor Ende ihrer Amtszeit, der Ukraine Angriffe mit amerikanischen ballistischen ATACMS-Raketen auf russisches Territorium zu gestatten, angefangen mit Zielen in der Region Kursk, bringt die Welt in akute Gefahr, möglicherweise sind wir nur noch Tage von einer unaufhaltsamen strategischen Eskalation entfernt. Da diese Raketen, ebenso wie die deutschen Taurus und die britischen Storm Shadows, nicht von den Ukrainern allein bedient werden können, sondern dazu Spezialisten aus NATO-Ländern benötigt werden, bedeutet dies, daß wir uns in dem Moment, in dem sie eingesetzt werden, in einem direkten Krieg der NATO gegen Rußland befinden.
Es sind genau solche Eskalationen – wie der Einsatz immer leistungsfähigerer Waffen aus dem kollektiven Westen in der Ukraine – auf die der russische Präsident Putin reagierte, indem er im September eine Änderung an Moskaus Nukleardoktrin ankündigte und sie am 19. November unterzeichnete: Ein Atomwaffeneinsatz als Reaktion auf einen Angriff, der die Souveränität Rußlands bedroht, ist auch gestattet, wenn dieser Angriff von einem nicht-nuklearen Staat erfolgt, aber von einer Atommacht unterstützt wird. Putin hat dies präzise erläutert:
„...Die aktualisierte Version des Dokuments soll eine Aggression gegen Rußland durch irgendeinen nichtnuklearen Staat, an der jedoch irgendein Nuklearstaat beteiligt ist oder die von einem solchen unterstützt wird, als gemeinsamen Angriff gegen die Russische Föderation betrachten... Wir werden eine solche Möglichkeit in Betracht ziehen, sobald wir zuverlässige Informationen über einen massiven Einsatz von Luft- und Weltraumangriffswaffen und deren Überschreiten unserer Staatsgrenze erhalten.“
Er fuhr fort: „Ich meine damit strategische und taktische Flugzeuge, Marschflugkörper, unbemannte Luftfahrzeuge, Hyperschallflugzeuge und andere Flugkörper. Wir behalten uns das Recht vor, im Falle einer Aggression auch dann Atomwaffen einzusetzen..., wenn der Feind mit konventionellen Waffen eine kritische Bedrohung für unsere Souveränität darstellt.“1
Die ATACMS-Entscheidung der Biden-Regierung überschreitet eindeutig diese rote Linie. Dennoch ignorieren westliche Politiker und sogenannte Militärexperten immer noch die russische Warnung und phantasieren davon, daß „Rußland blufft“, „Rußland militärisch besiegt“ werden kann usw. In einer Art Wahnvorstellung ignorieren sie die Tatsache, daß Rußland heute die stärkste Atommacht der Welt ist und deshalb nicht auf dem Schlachtfeld besiegt werden kann. Vielmehr könnte es sehr wohl kurzfristig passieren, daß ein thermonuklearer Weltkrieg alles Leben auf dem Planeten vernichtet.
Gleichzeitig eskaliert die Krise in Südwestasien. Israels Militäraktion im Gazastreifen, die vom Internationalen Gerichtshof (IGH) und vom Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) als mutmaßlicher Völkermord eingestuft wird, hat zu einer Hungerkatastrophe geführt, die das Leben von 400.000 Palästinensern bedroht. Die internationale Gemeinschaft sieht im wesentlichen nur tatenlos zu. Der Libanon erlebt nun ein ähnliches Schicksal. Wenn dieser Krieg auf den Iran übergreift und dessen Nuklearanlagen angegriffen werden, würde dieser Krieg schnell auch Großmächte hineinziehen. Dann stünden wir auch hier an der Schwelle zu einem globalen Atomkrieg.
Die alte unipolare Welt ist zerfallen, und der Versuch, die Entstehung einer multipolaren Welt aufzuhalten, ist zwecklos. Das ist der Hauptgrund für die strategische Krise.
Im Oktober fand im russischen Kasan das jährliche Gipfeltreffen der BRICS-Staaten statt, an dem die neun BRICS-Mitgliedstaaten und 13 neue Partnerstaaten (sowie weitere Gäste) teilnahmen, die 4,7 Milliarden Menschen bzw. 57% der Weltbevölkerung vertreten. Diese Länder sind entschlossen, 500 Jahre Kolonialismus zu überwinden und eine neue gerechte Weltwirtschaftsordnung, neue Entwicklungsplattformen sowie ein neues Kreditsystem und einen neuen Handelsmechanismus zu schaffen, um ihre Abhängigkeit vom Rohstoffexport zu überwinden, eine vollständige Wertschöpfungskette in ihren Ländern zu entwickeln und Armut und Unterentwicklung für immer hinter sich zu lassen.
Warum freuen sich die Mächte im Westen nicht über diese fantastische Perspektive? Weil der Westen eine tiefgreifende kulturelle Krise durchlebt – der Westen ist vom Weg abgekommen –, und weil das westliche Finanzsystem unter einer tödlichen Spekulationsblase von 2 Billiarden Dollar leidet, die zu einer globalen Entvölkerung zwingt.
Wenn wir das Übel der Geopolitik, das im 20. Jahrhundert zu zwei Weltkriegen geführt hat, nicht überwinden, dann besteht die Gefahr, daß sich die Welt in zwei entgegengesetzte Blöcke spaltet: eine Globale NATO auf der einen Seite und eine Globale BRICS-Plus-Mehrheit auf der anderen Seite. In dem Fall wären wir nicht nur mit einem wirtschaftlichen Chaos konfrontiert, sondern auch mit der akuten Gefahr eines globalen nuklearen Flächenbrands.
Der offensichtliche und einfache Ausweg aus der Gefahr durch Krieg und Konfrontation besteht darin, die Länder des kollektiven Westens – die europäischen Nationen, aber auch die USA – zu überzeugen, die Konfrontation zu beenden und Formen der Zusammenarbeit mit dieser wachsenden Globalen Mehrheit zu finden. Wenn der Westen mit den BRICS-Staaten zusammenarbeitet und dem Globalen Süden bei der Industrialisierung hilft, können wir nicht nur den geopolitischen Machtkampf stoppen, sondern auch die Flüchtlingskrise auf die einzig mögliche humane Weise überwinden – indem wir Bedingungen schaffen, unter denen die Menschen, die jetzt Flüchtlinge sind, die Perspektive haben, sich am Aufbau ihrer Heimatländer zu beteiligen. Anstatt Millionen von Menschen dazu zu verdammen, sich auf einen Todesmarsch durch die Sahara zu begeben, im Massengrab Mittelmeer zu ertrinken oder in Flüchtlingslagern zu landen, die Papst Franziskus als Konzentrationslager bezeichnet hat, oder im Marsch durch viele Länder Hunger, Drogenbanden und Terrorismus ausgesetzt zu sein, nur um dann an der mexikanisch-amerikanischen Grenze zurückgewiesen zu werden, müssen wir ihnen helfen, ihre Nationen zu industrialisieren.
Wir fordern die Vereinten Nationen oder die BRICS auf, einen funktionierenden Dialog zwischen den BRICS und den Ländern des Westens zu initiieren (da die G20 diese dringende Herausforderung vernachlässigt) und ihre Absicht zu erklären, im Globalen Süden kurzfristig 1,5 bis 2 Milliarden neue, produktive Arbeitsplätze und bis 2050 insgesamt 3 Milliarden neue, produktive Arbeitsplätze zu schaffen. Eine solche Ankündigung, gefolgt von konkreten Schritten zur vollständigen Elektrifizierung aller Länder Afrikas, Asiens und Lateinamerikas und dem sofortigen Beginn bahnbrechender Infrastruktur- und anderer Entwicklungsprojekte, wäre eine starke Botschaft, um ein Zeitalter der Hoffnung einzuläuten.
Der Bau des größten Tiefwasserhafens in Lateinamerika, des Hafens von Chancay in Peru, mit der Aussicht auf den Bau einer Bi-Ozeanischen Eisenbahn, die den Atlantik und den Pazifik verbindet, ist ein solches Projekt, ebenso der Bau des Grand Inga Dam und das Transaqua-Projekt, die zur Bewässerung und Industrialisierung etlicher Länder im Herzen Afrikas beitragen werden.
Um die Kriegsgefahr endgültig zu überwinden, müssen wir eine neue internationale Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur schaffen, die die Interessen jedes einzelnen Landes auf der Welt berücksichtigt. Das sollte in der Tradition des Westfälischen Friedens stehen, der 150 Jahre Religionskriege in Europa beendete, weil die Kriegsparteien erkannten, daß es niemanden mehr geben würde, der am Leben bliebe, wenn die Kämpfe fortgesetzt würden. Wieviel mehr gilt das im Zeitalter der thermonuklearen Waffen!
Um der Menschheit eine solche neue Architektur vorzustellen, veranstaltet das Schiller-Institut am 7. und 8. Dezember eine internationale Online-Konferenz mit führenden Vertretern und Experten des kollektiven Westens und des Globalen Südens, um die Prinzipien zu erörtern, auf denen eine solche Architektur beruhen muß. Wir werden auch ein Beispiel für den Dialog der Kulturen und Zivilisationen geben, mit wunderschönen Darbietungen großer Kunst aus verschiedenen Nationen, um den Weg zu einer Zivilisation aufzuzeigen, die nicht auf Haß, sondern auf Liebe basiert.
Anmerkung