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Es ist keine Übertreibung zu sagen, daß die Welt gerade die schwerste Krise ihrer Geschichte erlebt, und sei es nur deswegen, weil die Existenz und der so gut wie sichere Einsatz von Atomwaffen zur Vernichtung der Menschheit führen würde, wenn einer der regionalen Kriege zu einem Weltkrieg eskaliert.
Es ist nicht zu erwarten, daß die Präsidentschaftswahlen in den USA diese Gefahr beseitigen werden. Je nachdem, wer die Wahl gewinnt, könnte es zu einer Erleichterung in dem einen oder anderen Aspekt kommen, aber die Ursache der gesamten Krise, nämlich das falsche Axiom der Geopolitik, wird bestehen bleiben.
Am 30. Oktober veröffentlichte der UNRWA-Generalkommissar Philippe Lazzarini auf X seinen Brief vom 28. Oktober an den Präsidenten der UN-Vollversammlung und leitete ihn mit folgenden Worten ein: „Wenn wir heute in die Gesichter von Kindern in Gaza blicken, von denen wir wissen, daß einige von ihnen morgen sterben werden, löst sich die regelbasierte internationale Ordnung in einer Wiederholung der Schrecken auf, die zur Gründung der Vereinten Nationen geführt hatten, unter Verletzung der Verpflichtungen, ein Wiederauftreten dieser Schrecken zu verhindern.“
Die historische Parallele ist eine scharfe Anklage, aber wer könnte das Gegenteil behaupten?
Das Völkerrecht wird unter der zerfallenden „regelbasierten Ordnung“ begraben, aber Orwellsche Doppelzüngigkeit und Doppelmoral verschleiern auch den systemischen Charakter der Krise. Wohin sind wir gekommen, wenn der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán Beweise dafür vorlegen kann, daß die EU-Kommission einen „Regimewechsel“ gegen einen ihrer Mitgliedstaaten anstrebt? Während dieselbe EU-Kommission bescheinigt, daß die Ukraine Fortschritte bei der Erfüllung der Voraussetzungen für einen EU-Beitritt macht, und dabei die Annullierung von Wahlen und das Verbot von Parteien und Religionen einfach ignoriert? Und wenn dieselbe EU-Kommission Georgien mit dem Ende aller Verhandlungen droht, wenn es nicht mit Rußland bricht?
Ist Rußland „isoliert“, wenn in Kasan Vertreter des Großteils der Weltbevölkerung zusammenkommen, hoffnungsvolle Pläne für die Zukunft auf der Grundlage der Fünf Prinzipien der friedlichen Koexistenz schmieden und an langfristigen Entwicklungsplänen mitwirken? Und wer ist es, der sich selbst isoliert, wenn bei einer Abstimmung in der UN-Generalversammlung die Aufhebung der US-Sanktionen gegen Kuba mit 187 zu 2 Stimmen gefordert wird und nur die USA und Israel für deren Beibehaltung stimmten?
Wenn wir das Übel der Geopolitik, das im 20. Jahrhundert zu zwei Weltkriegen geführt hat, nicht überwinden, dann besteht die Gefahr, daß sich die Welt in zwei getrennte Blöcke teilt, eine globale NATO auf der einen Seite und eine globale BRICS-Plus-Mehrheit auf der anderen Seite. In diesem Fall droht uns nicht nur wirtschaftliches Chaos, sondern auch die unmittelbare Gefahr eines globalen nuklearen Flächenbrandes.
Das Gipfeltreffen der BRICS-Staaten in Kasan stellt einen Meilenstein in den Bemühungen dar, die Ära von 500 Jahre Kolonialismus für immer zu überwinden und eine gerechtere Weltwirtschaftsordnung zu schaffen, die Armut und Unterentwicklung überwindet und weltweit Länder mit mittlerem Einkommen hervorbringt.
Die offensichtliche und einfache Möglichkeit, die Gefahr von Krieg und Konfrontation zu überwinden, besteht darin, die Länder des kollektiven Westens – die europäischen Nationen und auch die USA – davon zu überzeugen, mit dieser wachsenden Globalen Mehrheit zusammenzuarbeiten. Wenn der Westen mit den BRICS zusammenarbeiten und dem Globalen Süden bei der Industrialisierung helfen würde, könnten wir nicht nur den geopolitischen Konkurrenzkampf beenden, sondern auch die Flüchtlingskrise auf die einzig humane Art und Weise überwinden: nämlich Bedingungen schaffen, unter denen die Menschen, die jetzt Flüchtlinge sind, statt dessen die Perspektive haben, sich am Aufbau ihrer Heimatländer zu beteiligen.
Damit dies möglich wird, müssen wir eine neue internationale Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur schaffen, die die Interessen jedes einzelnen Landes auf der Erde berücksichtigt, in der Tradition des Westfälischen Friedens, der 150 Jahre Religionskrieg in Europa beendete, weil die Kriegsparteien erkannten, daß niemand mehr am Leben sein würde, wenn die Kämpfe fortgesetzt würden. Wieviel mehr gilt das im Zeitalter der thermonuklearen Waffen!
Um eine solche neue Architektur auf den Tisch zu bringen, plant das Schiller-Institut am 7. und 8. Dezember eine Internetkonferenz mit führenden Vertretern und Experten des kollektiven Westens und des Globalen Südens, um über die Prinzipien zu diskutieren, auf denen sie basieren muß. Gleichzeitig wollen wir auch mit schönen Darbietungen großer Kunst ein Beispiel für den Dialog der Kulturen und Zivilisationen geben, um den Weg zu einer Zivilisation aufzuzeigen, die statt auf Haß auf Liebe basiert.
7.-8. Dezember 2024, von ca. 15:00 Uhr MEZ bis 22:00 Uhr MEZ
Weitere Informationen zum Programm und eine Registrierungsseite finden Sie auf der Internetseite des Schiller-Instituts.