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Neue Solidarität
Nr. 43, 24. Oktober 2024

Schaffen wir ein neues Entwicklungsparadigma!

Eine BRICS-Konferenz in Lima mit mehr als 500 Studenten, Professoren, Diplomaten und anderen Gästen sorgt für Optimismus.

Der Optimismus war fast mit Händen greifbar, als sich am 3. Oktober im Auditorium der Zentralbibliothek der San-Marcos-Universität in Perus Hauptstadt Lima mehr als 500 Studenten, Professoren, Diplomaten und andere Gäste versammelten, um über die Rolle der BRICS bei „Entwicklungsstrategien und Mechanismen für die Zusammenarbeit in der multipolaren Welt“ zu diskutieren. Es war eine von fast 200 offiziellen internationalen BRICS-Veranstaltungen im Rahmen der rotierenden BRICS-Präsidentschaft Rußlands im Jahr 2024, in diesem Fall veranstaltet von der russischen Botschaft in Peru, der San-Marcos-Universität und dem peruanischen Schiller-Institut. Die Botschafter von fünf BRICS-Staaten in Peru – Rußland, Brasilien, China, Ägypten und Indien – hielten persönlich Reden, der südafrikanische Botschafter in Chile per Internet. Weitere Beiträge und Grußworte kamen von Jeri Ruffner, Präsidentin der San-Marcos-Universität (der ältesten Universität auf dem amerikanischen Kontinent, gegründet 1551), vom stellvertretenden BRICS-Chefunterhändler Rußlands Pawel Knjasew, der Leiterin des russischen BRICS-Expertenrats Viktoria Panowa, der Gründerin des Schiller-Instituts Helga Zepp-LaRouche und vielen anderen Experten aus Indien, Ägypten, Brasilien, Italien und Peru.

Diese Veranstaltung war ein klares Signal: Die BRICS, deren Mitgliederzahl stetig wächst, verkörpert die Bestrebungen der Globalen Mehrheit. Chaos, Instabilität, Armut und Kriege auf der heutigen Welt müssen enden und durch neue Institutionen ersetzt werden, die den Bedürfnissen der Völker gerecht werden. Wir repräsentieren verschiedene Kulturen und Zivilisationen, aber das ist keine Schwäche, sondern unsere Stärke. Und wir sehen sehr optimistisch das Potential, die Welt zum Besseren zu verändern! – Das war die eigentliche Botschaft fast aller Reden.

„Die BRICS sind tatsächlich zum Kern der sich wandelnden Weltordnung geworden“, erklärte Dr. Panowa. „Wir tun Dinge, die niemand von uns erwartet hätte.“ Sie wandte sich direkt an die Hunderte von Studenten, die im Auditorium in Lima saßen, und alle, die online zuhörten (mit Simultanübersetzung auf Spanisch und Englisch): „Ich spreche gerade zu Ihnen von unserer laufenden BRICS International School, die seit 2017 regelmäßig stattfindet. Ich hoffe, daß Ihre Schüler und Studenten, Ihre Jugend, beim nächsten Mal teilnehmen werden. Diese Schule umfaßt jetzt nicht nur BRICS-Mitglieder, sondern insgesamt 36 Länder... Es gibt mit Sicherheit eine Gruppe von Ländern, die ein faires internationales System sehr unterstützt und dafür zusammenarbeiten könnte.“

Auch der chinesische Botschafter in Peru, S.E. Song Yang, sagte, in der BRICS-Gruppe sei noch Platz für Peru und für viele andere Länder – und er ergänzte schmunzelnd, bisher hätten die BRICS „noch kein spanischsprachiges Mitglied“. In einer Welt zunehmender Unordnung und Konflikte spielten die BRICS eine stabilisierende und positive Rolle, betonte er. Zu den notwendigen globalen Veränderungen gehörten eine Reform der internationalen Finanzarchitektur und die Einrichtung eines Sicherheitssystems für alle Länder, denn „Sicherheit ist unteilbar, und kein Land hat das Recht, Sicherheit auf Kosten anderer zu suchen“.

Zwei der peruanischen Redner – Luis Vásquez von dem von Lyndon LaRouche gegründeten Magazin EIR und der Vertreter Perus beim BRICS-Kommunalforum, Walter Heredia – forderten ausdrücklich den Beitritt Perus zur BRICS. Vásquez erläuterte, welche großen Infrastrukturprojekte erforderlich sind, um Länder aus der Armut zu befreien. Als Beispiel nannte er die Verbindung des riesigen peruanischen Hafenprojekts Chancay, das mit chinesischer Hilfe kurz vor der Fertigstellung steht, mit anderen südamerikanischen Staaten durch einen bi-ozeanischen (transkontinentalen) Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnkorridor zwischen der Atlantik- und Pazifikküste des Kontinents. Vásquez betonte weiter, man brauche eine globale finanzielle Umstrukturierung, um die Welt von der 2,1 Billiarden Dollar großen Spekulationsblase zu befreien. Lyndon LaRouches Vorschlag aus dem Jahr 1975 für eine Internationale Entwicklungsbank sei dafür ein Modell, das man studieren sollte.

Indiens Botschafter, S.E. Vishvas Vidu Sapkal, betonte, die Neue Entwicklungsbank (NDB) der BRICS sei das beste Beispiel für die bereits erzielten Erfolge der Gruppe – und noch viele weitere würden folgen. Der indische Experte Nilanjan Ghosh, Direktor des Center for New Economic Diplomacy, der später das Wort ergriff, betonte besonders, wie Indiens Kapazitäten in Forschung und Entwicklung allen BRICS-Staaten zugute kommen könnten, da Innovation und technischer Fortschritt seien für die wirtschaftliche Entwicklung von zentraler Bedeutung sind.

Michele Geraci, ehemaliger Staatssekretär im italienischen Ministerium für Wirtschaftliche Entwicklung und Architekt des Abkommens seines Landes über den Beitritt zur chinesischen Gürtel- und Straßen-Initiative von 2019 (das die Regierung Meloni später aufgab), lenkte die Aufmerksamkeit darauf, wie Chinas Entwicklungsstrategie wesentlich dazu beiträgt, afrikanische Länder aus der Armut zu befreien, indem es beim Aufbau der Infrastruktur hilft und in Produktionsunternehmen investiert, die Arbeitsplätze schaffen. Geraci machte auch eine pointierte politische Ansage an Europa: „Statt daß arme Migranten in unsere europäischen Länder kommen und ausgegrenzt werden, besteht die Rolle Chinas und der Neuen Seidenstraße in Afrika darin, wirtschaftliche Entwicklungschancen zu schaffen, damit die Menschen nicht mehr auswandern.“

Aber erst die Gründerin des Schiller-Instituts, Helga Zepp-LaRouche, stellte das Publikum in Peru und aller Welt vor die umfassendste strategische Herausforderung:

Anschließend zitierte sie aus der historischen Rede des indonesischen Präsidenten Sukarno auf der Bandung-Konferenz 1955:

Zu den weiteren hochrangigen Rednern auf der Konferenz in Peru gehörten: Igor Romantschenko, Botschafter Rußlands in Peru; Clemente Baena Soares, Botschafter Brasiliens in Peru; Ahmed Bakr, Botschafter Ägyptens in Peru; George Monyemangene, Botschafter Südafrikas in Chile; Marta Fernández, Leiterin des brasilianischen BRICS Policy Center; und Carlos Aquino, Direktor des Zentrums für Asienstudien an der San-Marcos-Universität.

Dennis Small