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Neue Solidarität
Nr. 39, 26. September 2024

China in der Vergangenheit und heute

Prof. Wolf-Dietrich Karl-Rückert präsentierte vor der Impulswelle Zürich seine Erinnerungen, Ansichten und Einsichten über China.

Heute ist es wichtiger denn je, Chinas Mentalität und Denken zu begreifen – ein großes Thema für uns Westeuropäer, werden wir doch fast täglich mit bösen und bedrohlichen Warnungen vor dem riesigen Reich mit seinen 1,4 Milliarden Menschen zugeschüttet. Der Vortrag des weitgereisten Chinakenners Prof. Wolf-Dietrich Karl-Rückert, der am 14. September auf Einladung der Schweizer Gruppe Impulswelle in Zürich (www.impulswelle.ch) über dieses Thema referierte, machte sehr deutlich: Ein Chinese will keinen Krieg führen, früher nicht und heute nicht. Sein größtes Interesse ist: Wie kann ich mit wem handeln, wie kann ich es schaffen, daß ich mir dies und jenes kaufen kann und es mir und meiner Familie gut geht? In der über 6000jährigen Geschichte Chinas gab es keinen einzigen Angriffskrieg. Die Zuhörer im wohlgefüllten Raum waren fasziniert von Rückerts fesselnden Erzählungen aus seinem Leben und seinen Erfahrungen. Nach einer kleinen Pause gab es noch eine ausgedehnte und sehr lebhafte Diskussion.

Rückert berichtete, wie er in den 70er Jahren als Schweißer von Wien nach Nordkorea ging, wo er unter Kim Il-sung Rohre für eine Düngemittelfabrik zusammenbaute, und wie er von dort nach China zu Mao geholt wurde. Dort hatte er 60.000 Arbeiter für den Bau einer großen Chemieanlage unter sich. Er selbst lernte Tausende von Schweißern an, organisierte Unterricht und den Bau von Schulen.

Wenige Tage nach Maos Tod ließ ihn dessen fanatische Witwe in Dunkelhaft werfen, und nach drei Monaten holte man ihn heraus, um ihn zu erschießen. Das Exekutionskommando zielte schon auf ihn, da setzte ein Soldat das Gewehr ab, es entstand ein Tumult. Der Soldat sagte: „Das ist mein Lehrer, ich schieße nicht auf meinen Lehrer!“ Und das ganze Kommando wurde abgeblasen. Nach insgesamt sechs Monaten Dunkelhaft war der hünenhafte Mann von 95 kg auf 47 kg abgemagert und konnte nicht mehr stehen und gehen.

Doch danach ging es für ihn erst richtig los, seine größte Aufgabe wartete auf ihn: Deng Xiaoping ließ ihn nämlich zur Rekonvaleszenz nach Beidaihe bringen, dem Erholungsort der chinesischen Führung am Meer, und dort diskutierten Deng und Rückert in langen Gesprächen am Strand über Ideen für den Aufbau Chinas. Hier machte Rückert dem neuen führenden Staatsmann klar, daß der Mensch ein Wesen des Universums ist, nicht nur der Erde, daß er den Weltraum erkunden und nutzen muß, um eine Zukunft zu haben in diesem Universum, denn es gibt da draußen viele Gefahren – Meteoriten etc. –, die die Erde bedrohen können. Später las Rückert dann in einer Zeitung: „Deng, der Vater der chinesischen Raumfahrt“ und bemerkte: „Aha!“

Er hatte selbst mit Wernher von Braun bei der NASA am Apollo-Projekt mitgearbeitet und gründete später die Österreichische Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt, er war der Präsident, eines der Mitglieder war von Braun. Rückert betont heute bei jeder Gelegenheit:

Und hier kam er auf die Schweiz zu sprechen und beschwor seine schweizerischen Zuhörer: „Bleibt bloß standhaft, verteidigt eure Neutralität, laßt euch weder in diesen Krieg noch in die EU hineinziehen. Die Schweizer Basisdemokratie und ihre Unabhängigkeit sind sehr bedeutsam.“

Und zum Krieg in der Ukraine: „Wem nutzt das? Die fortschreitende Zerstörung der Ukraine? Nutzt es den Ukrainern? Wenn man die Briten und ihr zerstörerisches Talent betrachtet, sieht man: hier ist nur das gut, was ihnen selber nützlich ist. Also wem nützt der Krieg wirklich?“

Den Buckingham Palace nannte er den „Haschpalast“, denn dieses Empire sei durch den Opiumhandel groß und reich geworden. Und dann solle man an den Zweiten Weltkrieg denken: Auf einen (!) deutschen Soldaten kamen 6,5 Tonnen Bomben, die nach den Plänen des Kommandeurs der britischen Bomberflotte, „Bomber Harris“, auf deutsche Städte abgeworfen wurden, darunter Dresden und Hamburg – „da waren doch nur Frauen und Kinder und Verwundete“.

Was der Chinese macht, habe einen völlig anderen Charakter: „Der will Handel treiben und sein Land sichern, und es geht den Menschen darum, etwas aufzubauen und darum, wie es den einzelnen besser geht. Der Chinese ist kein Soldat. Sie bauen und bauten die Mauer, weil sie ihre Ruhe haben wollen für ihr Land, ihre Menschen.“

Rückert betonte hier die Bedeutung der chinesischen Zeichen, denn China hat es als einziges Land der Erde geschafft, daß alle ihre 144 verschiedenen Sprachen sich untereinander verstehen können – dank der chinesischen Schriftzeichen. Er sagte, wenn ein Franzose einem Deutschen einen Brief schreibt, „dann versteht der gar nix“. Aber jeder Chinese müsse von Kindesbeinen an diese Schriftzeichen lernen, der Bauer auf dem Land kann vielleicht 1500, der Schriftgelehrte über 10.000, aber diese Zeichen erlauben die gegenseitige Verständigung.

Rückert legt den Gästen dringend ans Herz, von dieser 6000 Jahre alten Kultur zu lernen – eine Erkenntnis, die kürzlich auch Roger Köppel von der Weltwoche seinen Lesern ans Herz gelegt hat2 – und gemeinsam mit China für Völkerverständigung und Frieden einzutreten. Und insbesondere die gesamte Waffenproduktion umzuwandeln in eine friedliche Wirtschaftsproduktion.

Caroline Hartmann


Anmerkungen

1. Zitat aus Wolf-Dietrich Karl-Rückert, Bis an den Strand von Beidaihe, E.I.R. 2024,
https://www.eir.de/produkt/buch-bis-an-den-strand-von-beidaihe/

2. Siehe Roger Köppel, „Keine Angst vor China“, https://weltwoche.de/story/keine-angst-vor-china/
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