|
|
Während Dänemark und Schweden alle Ermittlungen eingestellt haben und Washington jede ernsthafte Untersuchung verhindern will, hat Deutschland nun einen Haftbefehl gegen einen Taucher erlassen, der verdächtigt wird, zwei Sprengsätze platziert zu haben, die am 26. September 2022 die Ostsee-Pipeline zwischen Rußland und Deutschland zerstörten. Der Haftbefehl richtet sich gegen einen ukrainischen Tauchlehrer, der laut der britischen Tageszeitung The Guardian „Wolodymyr S.“ heißt – kein Witz.
Zwei weitere Verdächtige, ein Mann und eine Frau, sind Medienberichten zufolge ebenfalls ukrainische Tauchlehrer, gegen sie liegt aber noch kein Haftbefehl vor. Die drei Verdächtigen sollen mit gefälschten Ausweispapieren gereist sein, darunter rumänische und bulgarische Pässe sowie ein gestohlener Ausweis eines ukrainischen Soldaten. Man vermutete, daß sich der Verdächtige Wolodymyr S. in Polen versteckt hielt, inzwischen soll er jedoch das Land verlassen haben und zuletzt bei der Einreise in die Ukraine gesehen worden sein, als Deutschland die Festnahme beantragte, so polnische Beamte.
Die deutschen Behörden sollen zahlreiche Beweise gegen Wolodymyr S. gesammelt haben, darunter Unterlagen über gemietete Boote und sogar ein Foto seines Gesichts, das am 8. September 2022 von einer Radarkamera in der Nähe des deutschen Endpunkts der Pipelines bei Rügen aufgenommen wurde. Aber selbst ein Establishment-Blatt wie die Washington Post meint, die Geschichte hätte „viele Löcher“ und das gemietete Boot, die 15-Meter-Yacht Andromeda, könnte lediglich ein „Köder“, eine Ablenkung sein.
Das Wall Street Journal veröffentlichte am 15. August als „Exklusivstory“ auf der Titelseite eine noch haarsträubendere Geschichte. Die Schlagzeile lautet „Ein Saufabend, eine gemietete Yacht: die wahre Geschichte der Nord Stream-Pipeline-Sabotage“. Der Untertitel heißt: „Private Geschäftsleute finanzierten die kleine Operation, die von einem hochrangigen General beaufsichtigt wurde: Präsident Selenskyj genehmigte den Plan und versuchte dann erfolglos, ihn abzublasen.“
Diesem Märchen des WSJ zufolge wurde die ganze Sache „in einer durchzechten Nacht im Mai 2022 geboren“. Bei dem Anschlag habe man auf teure U-Boote, Drohnen und Satelliten verzichtet, so daß die ganze Operation nur 300.000 Dollar gekostet habe, und die hätten betrunkene reiche Geschäftsleute bereitgestellt, die an dem Saufgelage teilnahmen. Das Journal spricht von einer „öffentlich-privaten Partnerschaft“ ohne Beteiligung von Geheimdiensten. Angeblich war Präsident Wolodymyr Selenskyj persönlich dabei und hat den Plan in betrunkenem Zustand gebilligt, ihn dann aber später auf Bitten der CIA abgesagt. Sein Oberbefehlshaber, General Walerij Saluschnyj, habe aber den Befehl mißachtet und den Plan in die Tat umgesetzt. Saluschnyj ist heute ukrainischer Botschafter in Großbritannien.
Das WSJ behauptet, alle wichtigen beteiligten Personen befragt zu haben, weshalb keine weiteren Nachforschungen erforderlich seien. Es könne aber keine „harten Beweise“ vorlegen, weil die Beteiligten alles nur mündlich vereinbart hätten, um nichts Schriftliches zu hinterlassen.
Der ehemalige Chef des deutschen Auslandsgeheimdienstes BND, August Hanning, äußerte seinerseits im Videokanal der Tageszeitung Die Welt die Vermutung, daß Präsident Selenskyj bei der Zerstörung der Pipeline mit dem polnischen Präsidenten Andrzej Duda zusammengearbeitet hat. Er meinte, es sei offensichtlich, daß der Anschlag vom ukrainischen Geheimdienst mit starker logistischer Unterstützung aus Polen verübt wurde. Solche Entscheidungen würden auf höchster Ebene getroffen, und deshalb glaube er, daß es eine Absprache zwischen Selenskyj und Duda gab.
Interessant ist, daß in allen diesen Darstellungen Präsident Selenskyj eine zentrale Rolle zugeschoben wird. Das veranlaßt Beobachter zu der Frage, ob man sich im Westen darauf vorbereitet, Selenskyj als Sündenbock fallenzulassen und ihn durch eine andere Marionette zu ersetzen?
Experten von EIR haben frühzeitig darauf hingewiesen, daß jede kompetente Untersuchung mit den öffentlichen Erklärungen der damaligen US-Vize-Außenministerin Victoria Nuland am 27. Januar 2022 und von Präsident Joe Biden am 7. Februar 2022 ansetzen muß: „Nord Stream 2 wird so oder so nicht vorankommen“ (Nuland) und: „Wenn Rußland einmarschiert…, wird es kein Nord Stream 2 mehr geben. Wir werden dem ein Ende setzen.“ (Biden) Keine acht Monate später, am 26. September 2022, wurden die Pipelines gesprengt.
Der bekannte Enthüllungsjournalist Seymour Hersh erklärte in einem Beitrag auf seiner Substack-Webseite vom 8. Februar 2023, die Operation gegen die deutsch-russischen Pipelines sei von Anfang bis Ende von den USA gesteuert gewesen. Hersh beschrieb sogar, wie die Spezialtaucher im Tauch- und Rettungszentrum der US-Marine bei Panama City in Florida ausgebildet wurden.1
Helga Zepp-LaRouche veröffentlicht am 9.2.2023 zu Seymour Hershs Enthüllungen eine international verbreitete Presseerklärung. Darin hieß es:
„Angesichts dieser Ungeheuerlichkeit muß Deutschland sofort handeln! Ich fordere, daß es eine umfassende Untersuchung zu den Enthüllungen Seymours Hershs im Bundestag gibt! Ich fordere gleichzeitig die Bundesregierung auf, von der US-Regierung Rechenschaft zu verlangen. Die Bundesregierung hat die verfassungsmäßige Aufgabe, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden. Die Zerstörung von Energieinfrastruktur trifft das Fundament unseres Lebensstandards und unserer wirtschaftlichen Stabilität.
Der Bundesregierung darf es nicht gleichgültig sein, daß Deutschland und seine Menschen die Opfer der Geopolitik einer besessenen Kriegsfraktion sind, die nicht nur die Zerstörung ihrer ,Alliierten‘, sondern sogar einen dritten Weltkrieg und die potentielle Auslöschung der Menschheit in Kauf nimmt.“2
Diese Worte gelten heute mehr denn je, da die Gefahr einer atomaren Konfrontation zwischen den Supermächten immer näher rückt. Die Wahrheit muß auf den Tisch, mit irgendwelchen Ablenkungsgeschichten ist weder Deutschland noch der Menschheit geholfen.
efi/alh
Anmerkungen
1. Siehe auch Joe Biden sprengte Nord Stream, weil er Deutschland nicht traute, Interview mit Seymour Hersh,
Berliner Zeitung vom 14.2.2023.
2. „Nord-Stream-Enthüllungen untersuchen – den atomaren Dritten Weltkrieg
stoppen!“, Internetkonferenz des Schiller-Instituts am 23. Februar 2023. Siehe
die Dokumentation der Beiträge, Hintergründe und Folgen der Nord-Stream-Anschläge,
Neue
Solidarität Nr. 11/2023.